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Aktuelle Themen Was ist eigentlich normal? Nur was die Mehrheit denkt und tut?

Karl
Karl
Administrator

Re: Was ist eigentlich normal? Nur was die Mehrheit denkt und tut?
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 15.01.2014, 00:32:37
Wahrscheinlich ist schon der Ansatz mit den Vokabeln "normal" und "unnormal" für die Diskussion unpassend.
geschrieben von Adam
Mein Thementitel deutet in die gleiche Richtung. Leider ist das nicht so von allen verstanden worden. Ich bin auch der Meinung, dass die Anwendung der Begriffe "normal" oder "unnormal", "natürlich" oder "unnatürlich" in der Debatte nicht verwendet werden sollten. Wenn aber z. B. ein Papst Benedikt und mit ihm viele andere bei Homosexualität von "unnatürlich" sprechen oder gesprochen haben (auch in dem parallelen Thread, der Anlass für meine Neueröffnung war), dann macht es durchaus Sinn darauf hinzuweisen, dass dies Unsinn ist und Homosexualität von Evolutionsbiologen durchaus als "gewollt" und "natürlich" angesehen wird. Die biologischen Zusammenhänge sind komplexer als von denen gedacht, die Sexualität nur im Dienste der Fortpflanzung sehen. Sexuelle Orientierung hat sehr viel mit dem Aufbau sozialer Bindungen und damit mit dem inneren Zusammenhalt der Gesellschaft zu tun.

Diesen Bindungskitt zu einem gewissen Prozentsatz auch zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern zu verwenden, hat sich offenbar bewährt, sonst wäre Homosexualität nicht in allen menschlichen Populationen präsent.

Ich lasse mich übrigens gerne als "Fachidiot" beschimpfen (das warst nicht Du) und verkneife mir eine Antwort unter Weglassung von "Fach", weil ich weiß, dass es Leser geben wird, die meine Argumentation verstehen werden und für diese ist es mir wert, mir die Mühe des Schreibens zu machen.

Karl
Crimmscher
Crimmscher
Mitglied

Re: Was ist eigentlich normal? Nur was die Mehrheit denkt und tut?
geschrieben von Crimmscher
als Antwort auf Karl vom 15.01.2014, 09:00:33
Nur mal zur Entspannung!

Treffen sich zwei normale Jäger!

Als man sie im Wald liegend fand, hatte jeder von ihnen den Brunftschrei eines Plathirsches als Klingelruf auf dem Handy.

So spielt das Leben!

grinse Crimmscher
Medea
Medea
Mitglied

Re: Was ist eigentlich normal? Nur was die Mehrheit denkt und tut?
geschrieben von Medea
Von den Elefanten, Hyänen, Wölfen ist bekannt, daß sich in
die Betreuung des Nachwuchses auch ältere Geschwister oder
Tanten einbringen, aber ob Biologen daraus auch haltbare Schlüsse für
die menschliche Population herleiten können?

Höchst kompliziert das Ganze.

M.

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Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Was ist eigentlich normal? Nur was die Mehrheit denkt und tut?
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Karl vom 15.01.2014, 09:00:33
....... Die biologischen Zusammenhänge sind komplexer als von denen gedacht, die Sexualität nur im Dienste der Fortpflanzung sehen. Sexuelle Orientierung hat sehr viel mit dem Aufbau sozialer Bindungen und damit mit dem inneren Zusammenhalt der Gesellschaft zu tun.
........
Diesen Bindungskitt zu einem gewissen Prozentsatz auch zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern zu verwenden, hat sich offenbar bewährt, sonst wäre Homosexualität nicht in allen menschlichen Populationen präsent.

Karl
geschrieben von karl


Was für mich in dem Zusammenhang interessant ist, ist die Tatsache, dass es in der Neuzeit bis Mitte des 19. Jahrhunderts keinen überlieferten Begriff für gleichgeschlechtliches Empfinden gab.
Die Endung -sexuell des Wortes homosexuell führt dazu, dass es vielfach nicht im Sinne gleichgeschlechtlicher Artung erfasst und verstanden wird, sondern im Sinne einer sexuellen Handlung.

Zitat

„Tatsächlich wirft die Bekanntschaft mit der Literatur der Antike ein äußerst verblüffendes Problem für den Geisteswissenschaftler auf, das den meisten Personen, die unvertraut mit den Klassikern sind, nicht in den Sinn käme: ob die Dichotomie, die durch die Termini »homosexuell« und »heterosexuell« unterstellt wird, überhaupt mit irgendeiner Realität korrespondiert. […] Das Bewusstsein über Gründe der Unterscheidung folgt auf das Verlangen zu unterscheiden. Die Frage, wer »schwarz«, »farbig« oder »Mulatte« ist, beunruhigt nur Gesellschaften, die von rassistischen Vorurteilen beeinträchtigt sind […]. In der antiken Welt kümmerten sich so wenige Menschen darum, ihre Zeitgenossen auf der Basis des Geschlechts zu kategorisieren, zu dem sie sich erotisch hingezogen fühlten, dass keine Dichotomie gebräuchlich war, um diese Unterscheidung auszudrücken.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Homosexualit%C3%A4t
– John Boswell

Mareike
ehemaligesMitglied33
ehemaligesMitglied33
Mitglied

Re: Was ist eigentlich normal? Nur was die Mehrheit denkt und tut?
geschrieben von ehemaligesMitglied33
als Antwort auf Medea vom 15.01.2014, 11:38:30
huhuu, medea, jetzt wurde so viel über normalität
geschrieben, das kommt mir nicht mehr normal vor.
dieser thread ist auf großes interesse gestoßen, weil
jeder von uns anders normal ist und sollte jetzt bald
mit der erkenntnis enden, dass toleranz angefragt ist.
jetzt rege ich mal ein neues thema an, darüber hat
jeder auch seine meinung, "was bedeutet glück für die
normalos?"
"Mit dem Glück ist das ja auch immer so eine Sache. Die einen meinen, dass jeder seines Glückes Schmiedes sei. Die anderen finden, dass wenn man dem Glück hinterher nachjagt, würde man es nur vor sich herjagen und wieder andere meinen, dass man sich schon glücklich schätzen könne, wenn man kein Unglück habe. Bedeutet Glück die Ansammlung vieler kleiner Glücksmomente, die einen kurzfristig glücklich machen oder ist es erstrebenswert ein rundum-dauerhaftes-Glücksgefühl zu erlangen, also eine Lebenszufriedenheit zu haben? Heute geht es ja sowieso eher ums Erleben (hach, was hatten wir für einen schönen
Urlaub! hach, was haben wir für tolle Leute kennengelernt! hach, was
waren wir lecker essen)... Da könnte ich aus dem Stegreif hundert
Sachen aufzählen.
Hach, was haben wir für ein tolles Forum, lache,

witta
pippa
pippa
Mitglied

Re: Was ist eigentlich normal? Nur was die Mehrheit denkt und tut?
geschrieben von pippa
Zählte ich auf, was ich alles für unnormal halte, würde mich die Mehrheit -auch hier- vermutlich federn und vierteilen.

Gestern vernahm ich im Fernsehen, dass es allein in Niedersachsen 6000 intersexuelle Menschen gibt. Das wusste ich bisher nicht (ich meine, dass es so viele betrifft).

Sind diese Menschen nun unnormal?

Für mich jedenfalls nicht.

Pippa

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Monja_moin
Monja_moin
Mitglied

Re: Was ist eigentlich normal? Nur was die Mehrheit denkt und tut?
geschrieben von Monja_moin
als Antwort auf pippa vom 15.01.2014, 14:29:33
Zählte ich auf, was ich alles für unnormal halte, würde mich die Mehrheit -auch hier- vermutlich federn und vierteilen.

Gestern vernahm ich im Fernsehen, dass es allein in Niedersachsen 6000 intersexuelle Menschen gibt. Das wusste ich bisher nicht (ich meine, dass es so viele betrifft).

Sind diese Menschen nun unnormal?

Für mich jedenfalls nicht.

Pippa


Das es so viele betrifft, war mir auch nicht bewußt.
Möglich ist, daß es inzwischen so viele Betroffene gibt ist wahrscheinlich, weil man früher diese Menschen gleich nach der Geburt "Zwangsoperierte" und somit einem Geschlecht zuordnete. Inzwischen wehren sich viele dagegen, weil die Zuordnung (oder wie man es nennen könnte) oft willkürlich erfolgte.

Interessante Berichte dazu gibt es unter anderen hier:

Braunschweiger Zeitung

Stern

Tageschau.de

Monja.
mane
mane
Mitglied

Re: Was ist eigentlich normal? Nur was die Mehrheit denkt und tut?
geschrieben von mane
als Antwort auf adam vom 15.01.2014, 00:32:37

Die Gesellschaft hat im Privatbereich das meiste akzeptiert, sie will aber zugestanden haben, daß die Heteros bei der Überbetonung der Sexualität in der Öffentlichkeit, wie etwa beim Christopher Street Day, peinlich berührt sein dürfen.
adam
geschrieben von adam


Hallo Adam,

es darf auch hier nicht verallgemeinert werden. Es gibt weder "die" Heteros, die peinlich berührt sind, noch wird beim Christopher Street Day von allen Teilnehmern ihre Sexualität "überbetont" zur Schau gestellt.

Es ist auch eine politische Veranstaltung und abseits der Parade findet man viele Aktivisten, die informieren und aufklären.
Der eigentliche Sinn dieser bunten Veranstaltung liegt in dem Ereignis von 1969 begründet, als die Polizei eine gewalttätige Razzia in einem Club, der für sein homosexuelles Publikum bekannt war, in der Chrispher Steet in New York durchführte.

Heute gehen anlässlich des Christopher Street Day Homosexuelle, Bisexuelle, Transgender und ihre Freunde zu Tausenden auf die Straße, haben Spaß und zeigen die Vielfalt ihrer Art zu leben - und demonstrieren für eine Verbesserung der rechtlichen Seite.

Daneben gibt es viele Tausend heterosexuelle Zuschauer, die dieses bunte Treiben genießen, welches in der Regel friedlich abläuft, wie die Polizei berichtet. Hier wird kein Alltagsleben der Homosexuellen abgebildet, genauso wenig wie an Karneval. Nur ein kleiner Teil sind solche "Paradiesvögel", wie hier gesehen, im realen Leben.

Video vom Christopher Street Day in Köln 2013
olga64
olga64
Mitglied

Re: Was ist eigentlich normal? Nur was die Mehrheit denkt und tut?
geschrieben von olga64
als Antwort auf pippa vom 15.01.2014, 14:29:33
Ich finde es sowieso seltsam, wenn eine Menschengruppe sich selbst als "normal" einstuft (was immer die darunter verstehen wollen) und andere diskreditieren, in dem sie sie als anormal beurteilen. Grosser Quatsch - wie ich finde.
Verunsichernd finde ich derzeit die Gegenbewegung in Baden-Württemberg, wo das Kultusministerium lediglich die berechtigte Forderung anstellt, in den Schulen besser über die verschiedenen (Lebens)-Formen auch in bezug auf die Sexualität zu informieren. Dies betrifft dann ja Bereiche wie Biologie, Gesellschaftsunterricht usw.
Die Gegner, ein Lehrer aus dem Schwarzwald, haben mittlerweile fast 150.000 Stimmen gesammelt, um dagegen zu opponieren und geben als Grund an, damit würde für Homosexualität geworben werden und ausserdem seinen Homosexuelle und Bisexuelle vermehrt Alkoholiker und hätte eine geringere Lebenserwartung.
Umgekehrt darf man fragen, ob der in den Schulen praktizierte Religionsunterricht auch eine Werbeveranstaltung ist - wie es dann aber sein kann, dass so viele Atheisten die Schulen verlassen, bzw. unter uns leben.
Auch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass BW ein sehr konservatives Land ist, wundere ich mich aber doch über diese "Gegenströmung" in diesem bisher einzigen Land, das grün-rot regiert wird. Olga
adam
adam
Mitglied

Re: Was ist eigentlich normal? Nur was die Mehrheit denkt und tut?
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 15.01.2014, 09:00:33
Sexuelle Orientierung hat sehr viel mit dem Aufbau sozialer Bindungen und damit mit dem inneren Zusammenhalt der Gesellschaft zu tun.

Diesen Bindungskitt zu einem gewissen Prozentsatz auch zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern zu verwenden, hat sich offenbar bewährt, sonst wäre Homosexualität nicht in allen menschlichen Populationen präsent.
geschrieben von karl


Ich gebe Dir recht und komme selbst zu dem Ergebnis, daß es keinen Anspruch auf Normalität überhaupt gibt.

Näher gehe ich nicht darauf ein, weil ich keine Lust mehr habe, mir aus Nullkapito, zum xten mal, vorwerfen zu lassen, ich sei ein falsch sozialisierter Rentner und könne deshalb nicht mitreden.

--

adam

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