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Aktuelle Themen Welche Ansichten können Philosophen zu "corona" beitragen?

aixois
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RE: Welche Ansichten können Philosophen zu "corona" beitragen?
geschrieben von aixois
als Antwort auf olga64 vom 22.06.2020, 17:01:02

Das Problem der Polarisierungen und der Abwesenheit (bis auf wenige allseits bekannte Ausnahmen) der  Intellektuellen (nicht nur der Philosophen) in der ("geitig entleerten") Mitte des politischen Diskurses wird von Ulrike Ackermann in ihrem kürzlich erschienenen Buch (das Schweigen der Mitte) mal wieder thematisiert.

Es geht dabei nicht nur um die Frage "Corona", sondern auch -allgemeiner - um eine Debattenkultur wo, mangels Masse (?), immer die gleichen Protagonisten von den Medien eingeladen werden, die sich dann, oft in bipolarer Konfrontation, gegenseitig 'delegitimieren'.

Mehr als 'neue' Philosophen, braucht das Land "neue , antitotalitäre Intellektuelle", so scheint es. aber die machen sich offenbar rar.

schorsch
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Mitglied

RE: Welche Ansichten können Philosophen zu "corona" beitragen?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf olga64 vom 22.06.2020, 17:01:02

Nicht alle Philosophen; ich zum Beispiel sage dazu einfach mal nichts!

P.S. Und da alle meine Bücher ja verkauft sind, kann ich mir das Schweigen leisten......(;-))))

caya
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RE: Welche Ansichten können Philosophen zu "corona" beitragen?
geschrieben von caya
Welche Ansichten können Philosophen zu "corona" beitragen?

WOW, spannend!!!!  freu mich!!!!

Entspannt hab ich mich zurück gelehnt und gespannt  habe ich angefangen zu lesen,  weil mich die Fragen um Corona und die Antwoten aus philosophischer Sicht interessiert hätten.

Wohlgemerkt ich meine angewandte Philosophie, sozusagen die Philosophie im Alltag. Die, die dazu da ist, einem geistig durchschnittlich ausgestatteten Menschen, die Ansichten über ein globales Thema irgendwie erklärbar zu machen.

Die klugen Abhandlungen über alles nur nicht über Corona aus philosophischer Sicht ließen mich zwar bewundernd staunen aber meine Augen immer müder werden und letztlich , es war ja auch schon Mitternacht, habe ich aufgegeben zu lesen und werde nun weiter auf meine eigenen philosophischen  Gedanken zurückgreifen müssen.

Vielleicht erschließen sich mir neue Erkenntnisse ??? Manche Menschen wissen ja, daß jeder Mensch die  Antworten auf alle Fragen in sich trägt ...... aber das ist ein ganz anderes Thema 😉

Bis dahin Gute Nacht und weiterhin einen gepflegten Austausch ;-)   Ich schau nochmal rein, vielleicht.......

Caya

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Mitglied_69e81d4
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RE: Welche Ansichten können Philosophen zu "corona" beitragen?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf schorsch vom 22.06.2020, 18:58:23

Auflage? Eigenverlag? Du ein Philosoph?

Hm,
wieso hab ich das noch nicht gemerkt....
Tine
 

RE: Welche Ansichten können Philosophen zu "corona" beitragen?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
IMG_20200724_221628.jpg
Kann Chomsky auch als Philosoph betrachtet werden?...nicht nur Sprachwissenschaftler und Aktivist.
Ich denke "ja", es gibt fließende Übergänge.
....aber wo ist der Zusammenhang mit Corona?
Das Zitat stammt ja aus einem früher von ihm erschienenen,sehr lesenswerten Buch. Für mich jedenfalls erschließt sich dieser immer mehr.

Aber...leider....er ist auch nur ein weißer/weiser Mann,was ihn in den Augen vieler disqualifizieren dürfte.
RE: Welche Ansichten können Philosophen zu "corona" beitragen?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.07.2020, 10:13:51

Ich fürchte, Du nimmst dir den Chomsky da, wo du ihn brauchst. Denn so, wie ich dich kenne, schätzt du seine Beiträge über die Apartheitspolitik Israels ganz bestimmt nicht.
Du hast schon bei milderer Kritik an Israel große Aufschreie veranstaltet.


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schorsch
schorsch
Mitglied

RE: Welche Ansichten können Philosophen zu "corona" beitragen?
geschrieben von schorsch

"Welche Ansichten können Philosophen zu "corona" beitragen?"

Mir wäre lieber, sie würden etwas dagegen beitragen! ):-((

Federstrich
Federstrich
Mitglied

RE: Welche Ansichten können Philosophen zu "corona" beitragen?
geschrieben von Federstrich

Ich habe schon vor einiger Zeit Jürgen Habermas dazu gelesen, der sich zu Beginn der Krise (10.4.2020) wie folgt geäußert hat und dem ich mich in Teilen anschließe.

Er meinte: "Eines kann man sagen: So viel Wissen über unser Nichtwissen und über den Zwang, unter Unsicherheit handeln und leben zu müssen, gab es noch nie."[...]
"Zudem bezieht sich die Unsicherheit nicht nur auf die Bewältigung der epidemischen Gefahren, sondern auf die völlig unabsehbaren wirtschaftlichen und sozialen Folgen. In dieser Hinsicht – so viel kann man wissen – gibt es, anders als beim Virus einstweilen keinen Experten, der diese Folgen sicher abschätzen könnte."

Als Besonderheit der Corona-Krise sieht er: "Unsere komplexen Gesellschaften begegnen ja ständig großen Unsicherheiten, aber diese treten lokal und ungleichzeitig auf und werden mehr oder weniger unauffällig in dem einen oder anderen Teilsystem der Gesellschaft von den zuständigen Fachleuten abgearbeitet. Demgegenüber verbreitet sich jetzt existentielle Unsicherheit global und gleichzeitig, und zwar in den Köpfen der medial vernetzten Individuen selbst."

Und folgert(e), dass in der Corona-Krise "die Anstrengung des Staates, jedes einzelne Menschenleben zu retten, absoluten Vorrang haben muss vor einer utilitaristischen Verrechnung mit den unerwünschten ökonomischen Kosten, die dieses Ziel zur Folge haben kann."
F.
https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/juergen-habermas-coronavirus-krise-covid19-interview-13642491.html

RE: Welche Ansichten können Philosophen zu "corona" beitragen?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.07.2020, 10:32:11

Ist das eine "Kritik"/"Beurteilung"/"Verurteilung"/...meiner Person oder eine Kritik an der Aussage?

Wenn du dich auf den Beitrag der ORR zur Gedenkveranstaltung in Israel beziehst,dass es nicht an Deutschland/Steinmaier läge, wenn es unwürdig zugegangen wäre,sondern an Israel, dann hast du recht....Ich bin immer noch empört....und die vor dem Parlament ausgestellte Asche von verbrannten KZ Menschen empört mich ebenfalls immer noch.


Aber geht es darum?
Ja,vielleicht doch!

aixois
aixois
Mitglied

RE: Welche Ansichten können Philosophen zu "corona" beitragen?
geschrieben von aixois
als Antwort auf Federstrich vom 25.07.2020, 10:53:53

Jens - Christian Rabe (SZ vom 23/07/2020) resümiert zu dieser Fragestellung eine Analyse der Zeitschrift
Information Philosophie :

" .... Zu keinem Thema, [...]  hätten sich in den Medien zuletzt in so kurzer Zeit so viele Vertreter des Fachs geäußert. Das stimmt sicher. Umso auffälliger ist allerdings auch, wie gering die Originalität und Substanz der Wortmeldungen war.
Es ist ein einziger fröhlicher Einerseits-andererseits-Brei, garniert mit Banalitäten aller Art aus dem Handbuch für Sonntagsreden [...]  es wäre wünschenswert, die deutschen Philosophinnen und Philosophen, die ja eine hohe Meinung von sich haben, läsen sich die Sammlung ihrer Corona-Beiträge aufmerksam durch. Geht man mit demselben kritischen Bewusstsein daran, das die Philosophie in ihren besten Momenten gelehrt hat und lehrt, liest sie sich in ihrem intellektuellen Gehalt nämlich doch arg dürftig.
"


Diese Ansicht teile ich weitgehend. 
Denn wenn die Philosophie ihren eigenen Ansprüchen gerecht werden möchte, dann gilt es, zeitnah Antworten und Orientierung zu geben und nicht zu warten bis alle wichtig erscheinenden Informationen vorliegen.
Die Empfehlung von  Habermas, dass die "wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Experten [...] sich mit unvorsichtigen Prognosen zurückhalten" sollten, sollte aber  keine Entschuldigung der Philosophie sein, auch in Wartestellung zu gehen.
Welche Disziplin, wenn nicht die Philosophie, sollte in der Lage sein, mit Unsicherheit und wissenschaftlichem Dissens umzugehen ?

Die Philosphen sind jetzt gefordert, kurzfristig, um bei wichtigen Entscheidungen zu helfen. Aber auch bei absehbaren, zeitlich nicht hoch virulenten, Fragestellungen ist es angesagt, Klarheit  und richtungsweisende Antworten zu geben wie beim (im Gegensatz zur Pandemie absehbar katastophalen)
Klimawandel oder der Digitalisierung/'künstlichen' Intelligenz.
Zumal risikoethische Überlegungen und die Ursachen der Problemkomplexe (Nida Rümelins Sorge um das Fortbestehen einer funktionierenden "Weltwirtschaft") miteinander zusamen hängen oder sich gar gegenseitig bedingen (100 % Kontaktvermeidung = 0 % Weltwirtschaft ?) .

Ich brauche keinen Habermas zu der Erkenntnis, dass sich die virusbedingte existenzielle Unsicherheit simultan auf der ganzen Welt verbreitet. Mir wäre eine Philosophie lieb, die uns sagt, wie es mit dem "Weitersägen" des Astes steht, auf dem wir sitzen, bevor wir "krachend in die Tiefe" (Brecht Exil ) rauschen . Philosophisches 'Köpfeschütteln' ist nicht genug.



 


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