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Aktuelle Themen Zeitgeschichte: Zum Todestag von Ferdinand Lassalle

hafel
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Zeitgeschichte: Zum Todestag von Ferdinand Lassalle
geschrieben von hafel

Vor 146 Jahren stand F. Lassalle in meiner Geburtsstadt Leipzig in einem verrauchten Versammlungslokal vor den Delegierten aus dem deutschen Landen, um den "Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein" aus der Taufe zu heben --- den Vorläufer der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands.

Was wäre, würde heute der Praktiker und gesegnete Rhetoriker Lassalle im Bundestag stehen?
Er würde mit Sicherheit der SPD neues Leben einhauchen, die verzagte und verkümmerte Partei an ihren Wurzeln erinnern, an ihren Geschichtsoptimismus und ihre Erfolge. Er wäre im heutigen Bundestag, den der alte Sozialdemokrat H.J. Vogel einen "gottbegnadeten Agitator" nannte, der geborene Oppositionsführer. Ich denke, er würde den smarten CSU-Baron zu G. mit Verweisen auf Hegel und Heraklit schwindlig reden und Angela Merkel hätte Lassalle rein rhetorisch sowieso im Sack.

Was könnte Lassalle heute noch seiner Partei geben?
Heinrich Heine bescheinigte Lassalle eine auf Irrsinn grenzende Willenszähigkeit. Er würde in der Sozialdemokratie wieder den Glauben an den Sozialstaat verankern. Den bürgerlichen Liberalen seiner Zeitepoche warf er dagegen ihre "Nachtwächterideen" vor. Gleiches würde Lassalle wohl auch heute der FDP entgegen schleudern.

Lassalle war der Meinung, dass wir alle Arbeiter sind. Alle, insofern wir nur eben den Willen haben, uns in irgendeiner Weise der menschlichen Gesellschaft nützlich zu machen. Ihm ging es nicht wie Marx nur um die Arbeiterklasse alleine.

Freilich würde Lassalle die "unteren und Ärmeren" nicht paternalistisch betreuen wollen. "So lange ihr nur ein Stück schlechte Wurst und ein Glas Bier habt, merkt ihr gar nicht, dass euch etwas fehlt. Das kommt von eurer verdammten Bedürfnislosigkeit", hielt er 1863 den Arbeitern in Leipzig wütend vor.
Den neuen deutschen Niedriglöhnen und Teilzeitbeschäftigungen, den Leiharbeitern und jungen Lamentierern, die Praktikum an Praktikum reihen und sich geduldig ausbeuten lassen, würde er wohl Gleiches sagen. Lassalle würde Solidarität einfordern, natürlich organisiert, natürlich von der SPD.

Das sind aber alles Träume. Deutschlands Sozialdemokratie wird derzeitig von mittelmäßig Begabten und redlich Bemühten geführt. 2013 jährt sich das Gründungsdatum von Ferdinand Lassalles "Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein" zum 150ten Mal. 2013 ist auch das Jahr der nächsten Bundestagswahl. Ohne einen neuen Lassalle wird die SPD wohl wieder zweitklassig bleiben.

Hafel
Mitglied_81b4260
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Re: Zeitgeschichte: Zum Todestag von Ferdinand Lassalle
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hafel vom 31.08.2010, 00:25:06
Ein Sarrazin in dieser Partei mit den Vorschlägen von Kaltduschen, Pullover und Würstchendiät ist eine Karikatur des Anliegens einer sozialdemokratischen Partei.
Wenn allerdings geglaubt wird, in einem durch Aushungern des "arbeitslosen", niveaulosen, und geistig inferioren Menschen eine Masse für linke Revolutionen zu finden, der irrt sich.
sysiphus
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Re: Zeitgeschichte: Zum Todestag von Ferdinand Lassalle
geschrieben von sysiphus
Privatkorrespodenz zwischen Marx und Engels, 1862, (MEW 30, 257).

Karl Marx an Friedrich Engels:

"Der jüdische Nigger Lassalle, der glücklicherweise Ende dieser Woche abreist, hat glücklich wieder 5000 Taler in einer falschen Spekulation verloren ... Es ist mir jetzt völlig klar, daß er, wie auch seine Kopfbildung und sein Haarwuchs beweist, von den Negern abstammt, die sich dem Zug des Moses aus Ägypten anschlossen (wenn nicht seine Mutter oder Großmutter von väterlicher Seite sich mit einem Nigger kreuzten). Nun, diese Verbindung von Judentum und Germanentum mit der negerhaften Grundsubstanz müssen ein sonderbares Produkt hervorbringen. Die Zudringlichkeit des Burschen ist auch niggerhaft."

Apropos Sarrazin, der könnte sich wohl eine sehr dicke Scheibe von Marxens Rassismus abschneiden.

"Sie haben die noch bessere Erfahrung gemacht, daß sie, die Deutschen und die Skandinavier, die beide zu der gleichen großen Rasse gehören, nur den Weg für ihren Erbfeind, den Slawen, bereiten, wenn sie miteinander streiten, statt sich zu verbinden." Marx, 1853 (MEW 9, 248).

Genosse Friedrich Engels soll auch noch zu Wort kommen:

"Auf die sentimentalen Brüderschaftsphrasen, die uns hier im Namen der kontrerevolutionären Nationen Europas dargeboten werden, antworten wir, daß der Russenhaß die erste revolutionäre Leidenschaft bei den Deutschen war und noch ist; daß seit der Revolution der Tschechen- und Kroatenhaß hinzugekommen ist und daß wir, in Gemeinschaft mit Polen und Magyaren, nur durch den entschiedensten Terrorismus gegen diese slawischen Völker die Revolution sicherstellen können ... Dann Kampf, 'unerbittlicher Kampf auf Leben und Tod' mit dem revolutionsverräterischen Slawentum; Vernichtungskampf und rücksichtslosen Terrorismus - nicht im Interesse Deutschlands, sondern im Interesse der Revolution!" Engels, 1849 (MEW 6, 286).

sysiphus...

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Mitglied_81b4260
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Re: Zeitgeschichte: Zum Todestag von Ferdinand Lassalle
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf sysiphus vom 31.08.2010, 13:39:53
Klingt fast so also ob er dir leid täte, dass diese "klare" Sprache dem "Klartexter" S. nicht mehr gestattet ist.
sysiphus
sysiphus
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Re: Zeitgeschichte: Zum Todestag von Ferdinand Lassalle
geschrieben von sysiphus
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.08.2010, 13:47:51
Sind mit "diese klare Sprache" die kaum zu glaubenden rassistischen Äußerungen der beiden Überväter des Kommunismus gemeint? Dem "Klartexter" S. ist nicht mehr gestattet, was Marx und Engels sehr wohl gestattet war?

Mir ist es recht, wenn Leute ihre Meinungen äußern, egal ob rechts- oder linksextremistisch oder Glaubensfundamentalistisch. Das gibt mir die Möglichkeit mir meine Meinung zu den jeweiligen Menschen zu bilden und ist auf jeden Fall besser als wenn Taqiyya für so eine Beurteilung herhalten müßte.

Naja, wer ist schon Herr Sarrazin an dem sich nun alle derart echauffieren, dass es Stefan Kuzmany dazu inspiriert hat in einem SPIEGEL-Artikel zu schreiben: "Hochverehrtes Publikum, sehen Sie nun den unglaublichen Thilo Sarrazin, wie er mit seinen hart am Rassismus schrammenden Thesen durch den brennenden Reifen der Medienaufmerksamkeit springt."

Wenn es fast so klingt als ob er mir leid täte der Sarrazin, dann hat das möglicherweise mit schlechtem Hören zu tun, oder die Batterie des Hörgeräts tut es nicht mehr.

sysiphus...
carlos1
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Re: Zeitgeschichte: Zum Todestag von Ferdinand Lassalle
geschrieben von carlos1
als Antwort auf sysiphus vom 31.08.2010, 13:39:53
"Russenhaß die erste revolutionäre Leidenschaft bei den Deutschen war und noch ist; daß seit der Revolution der Tschechen- und Kroatenhaß hinzugekommen ist und daß wir, in Gemeinschaft mit Polen und Magyaren, nur durch den entschiedensten Terrorismus gegen diese slawischen Völker die Revolution sicherstellen können ..." Friedrich Engels


Ja, sysiphus. das war nach der 1848er Revolution und im Zeitalter der Restauration. Da gab Zar Nikolaus I. den Ton in Europa an. Da war Russland reaktionär bis zum Äußersten. Aber zimperlich in der Sprache waren sie wirklich nicht. Wir müssen auch nichts von ihnen lernen.

c.

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