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Aktuelle Themen Zum "AUS" von Märklin

hafel
hafel
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Zum "AUS" von Märklin
geschrieben von hafel
Für alte Eisenbahnen von Märklin zahlen Sammler auf Auktionen Höchstpreise. Für aktuelle Modelle im Laden auch. Der schwäbische Modellspielzeughersteller verfügt somit über eine treue und vor allem zahlungskräftige Fan-Gemeinde und hat damit keinen vergleichbaren Wettbewerber. Deshalb unterliegen seine Produkte keinerlei Preiskampf im Einzelhandel. Bessere Voraussetzungen für ein stabil planbares Geschäft gibt es eigentlich nicht. Trotzdem hat das 150 Jahre alte Traditionsunternehmen gestern beim Amtsgericht Göppingen das Insolvenzverfahren beantragt.

Nach einer langen und immer quälender verlaufenden Durststrecke ist die Firma mit ihrer Produktpalette zum Feinsten vom Feinsten was deutsche Ingenieurkunst hergibt, zählt , pleite. Die hauptsächlichen Gründe liegen weit zurück und sind eigentlich einfacher Natur. Verspielt haben den Betrieb vor allem und vor Jahren schon die diversen Eigentümerfamilien, die sich nie über eine gemeinsame Geschäftspolitik einig werden konnten. Mitte der 80er Jahre lernte ich persönlich Claudius Märklin kennen und war er der letzte "Vertreter" des Märklin-Clans der noch zu dem Unternehmen stand. Der Rest der Familie wollte nur Geld sehen.

Dagegen dürfte sich der von Namen und Know-how angelockte Finanzinvestor Kingsbridge lediglich mit den Produktkosten auf der Schwäbischen Alb schlicht und einfach verrechnet haben.
Dem Insolvenzantrag zum Trotz ist Märklin keinesfalls tot. In der Marke steckt dermaßen viel Potenzial, dass ihr Erhalt eine unternehmerische Herausforderung par excellence darstellt.

Wäre zu sehr zu hoffen, dass das letzte Familienunternehmen dieser Branche, die Firma Fleischmann in Nürnberg, eine bessere nachhaltige Geschäftspolitik betreibt. Horst Fleischmann ist auch in den Rentenjahren.

--
hafel
niederrhein
niederrhein
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Ein Aspekt dazu ...
geschrieben von niederrhein
als Antwort auf hafel vom 05.02.2009, 10:05:44
Ein Aspekt dazu ...
(Danke für die ausführlichen Informationen)


[...] Trotzdem hat das 150 Jahre alte Traditionsunternehmen gestern beim Amtsgericht Göppingen das Insolvenzverfahren beantragt. [...] Dagegen dürfte sich der von Namen und Know-how angelockte Finanzinvestor Kingsbridge lediglich mit den Produktkosten auf der Schwäbischen Alb schlicht und einfach verrechnet haben. [...] hafel



Mehr durch Zufall registrierte ich vor einigen Jahren die bedrohliche Lage der Firma Märklin (ich kam in meiner Kindheit nie in den Genuß einer elektrischen Eisenbahn) und die Übernahme durch einen Finanzinvestor, von dem es damals - einige Tage nach der Nachricht von der Übernahme - in der FAZ hieß, daß er für die nächsten Jahre mit einer jährlichen Rendite von 25 Prozent rechne.
Mit meinem wirtschaftswissenschaftlichen Laienverstand dachte ich damals schon: Wie will er das erreichen?
Mit einer Mehrproduktion/ einem Mehrverkauf von 20 bis 30 Prozent? (Dagegen sprach allein die demographische Entwicklung, das veränderte Spielverhalten der Kinder und Jugendlichen!)
Durch (Massen)Entlassungen?
Durch technische und organsatorische Rationalisierung?
Erweiterung der Produktpalette?

Oder sollte hier das übliche Spielchen ablaufen: Finanzielle "Ausplünderung", Verscherbeln der bekannten Filetstücke ... dann Verkauf des Restes?

Wie überhaupt mich interessieren würde, welches Ergebnis diese Übernahme durch Finanz-Heuschrecken insgesamt bisher erzielt haben? Wievielen erfolgreichen Übernahmen stehen erfolglose Übernahmen gegenüber? (Erfolgreich nicht im Sinne der Finanzinvestoren, sondern im Hinblick auf Arbeitsplätze und Gesamtergebnis einer Firma)

Die Bertha
vom Niederrhein


P.S. Auf die verschiedenen aktuellen Kommentare in den bekannten Zeitungen hinzuweisen, ist wohl hier müßig ... man erreicht alles im/übers Internet.
eko
eko
Mitglied

Re: Zum
geschrieben von eko
als Antwort auf hafel vom 05.02.2009, 10:05:44
@ hafel:

Es ist zu hoffen, dass Märklin erhalten bleibt, aus ist die Firma ja noch nicht.

Eine kleine Berichtigung möchte ich angeben:

Der Sitz von Märklin ist Göppingen. Göppingen liegt aber im Filstal und nicht auf der Schwäbischen Alb. Die ist zwar benachbart, aber eben nur benachbart. Allerdings ist in der Nähe von Göppingen auch der Hohenstaufen, auf dem die Reste der staufischen Burg noch zu sehen sind. Von dort aus sind die Hohenstaufer in die Welt gezogen. (--
eko

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eliza50
eliza50
Mitglied

Re: Zum
geschrieben von eliza50
als Antwort auf hafel vom 05.02.2009, 10:05:44
Früher war eine Märklin-Eisenbahn der Wunsch fast eines jeden Jungen (und des Vaters). So hat mein Sohn seine Märklin in den Original-Kartons verpackt, fachgerecht gelagert und als der erste eigene Sprößling in dem Alter war, in dem man sich für das Spielzeug interessieren sollte, aufgebaut. Doch nach anfänglicher Euphorie des Enkels, kam bald der Wunsch nach X-Box, dann Playstation und Wii. Und da man mit den Dingern auch noch mit den Kumpels übers Internet spielen kann, interessiert sich keiner mehr für die Märklin. Ich glaube, ein Standbein reichte für Märklin nicht aus, um in der heutigen Zeit überleben zu können. Da bedarf es immer wieder marktgängiger Innovationen. Agfa-Gevaert z.B. hatte ja auch zu spät die Bedeutung der Digitalfotografie erkannt.
--
eliza50
eleonore
eleonore
Mitglied

Re: Zum
geschrieben von eleonore
als Antwort auf eliza50 vom 05.02.2009, 11:52:17
ein zusätzliches problem ist beim märklin, sind die abenteuerlich hochgeschraubte preise, die knebelverträge mit händler, die aus eigene tasche -zig tausend € zahlen für die märklin schaukästen, und gewisse umsatz erzielen müßen, sonst verlieren die ihre märklin liefer verträge.

viele käufer versorgen sich mit hochwertige märklin artikel inzwische über ebay.

ebenso als problem empfinde ich, die sortiment, es ist schlicht zu groß.

--
eleonore
rolf †
rolf †
Mitglied

Re: Zum
geschrieben von rolf †
als Antwort auf hafel vom 05.02.2009, 10:05:44
Dann mußt du wohl auf solche Modelle zurückgreifen:

--
rolf

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hafel
hafel
Mitglied

Re: Zum
geschrieben von hafel
als Antwort auf eko vom 05.02.2009, 11:44:03
@ eko: "Göppingen liegt aber im Filstal und nicht auf der Schwäbischen Alb. Die ist zwar benachbart, aber eben nur benachbart.

Ach eko )))) hab etwas Nachsicht mit den Geographiekenntnissen eines Nordlichts.
--
hafel
Linta
Linta
Mitglied

Re: Zum
geschrieben von Linta
als Antwort auf eliza50 vom 05.02.2009, 11:52:17

Nicht nur Jungs und Väter interessierten sich für
Märklin.
Als Kind begeisterte ich mich schon für die Eisenbahn und
bekam eine Anlage die einen sehr großen Teil des
Speichers in unserem Haus einnahm. Mit Begeisterung habe ich bis vor wenigen Jahren noch damit gespielt.

Diese Anlage hat mich durch mein ganzes Leben hindurch
begleitet.
Aus Platzgründen gab ich sie vor einiger Zeit ab und beschäftige mich jetzt nur noch mit TrainSim.

Schade, schade, um dieses alte Unternehmen Märklin.
n.
baerliner
baerliner
Mitglied

Re: Zum
geschrieben von baerliner
als Antwort auf Linta vom 05.02.2009, 16:30:25
Meine Märklin HO-"Anlage" wurde so etwa vor 50 Jahren begonnen. Im Wohnzimmer wurden dann zur Freude meiner Mutter die Anlagen eines Schulfreundes und meines Onkelvaters zusammengebaut und stand so über etliche Wochen. Jeder war für seinen "Kreis" verantwortlich, damit es nicht zu Unfällen kam. Da die Züge ja damals nicht digital gesteuert waren, musste die Sicherheit über Blockabschnitte gesteuert werden. Natürlich wurden die Weichen schon mal so gestellt, dass ein Zug aus einem Kreis in einen andern geleitet wurde, kurz bevor darin ein Zug vorbeifuhr. Wegen der unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Züge musste der Kreisinhaber dann versuchen, ein passendes Signal auf rot zu stellen, denn eine automatische Blocksteuerung hatten wir nicht vorgesehen. Und manchmal war er nicht schnell genug, so dass der Zug trotz roten Signals aufgrund seiner Geschwindigkeit das Signal überfuhr. Und dann hatte er so seine Probleme, einen Auffahrunfall zu vermeiden

Meine Anlage hatte ich auch in meinem Keller für meine Enkel aufbewahrt, aber bisher ist Fehlanzeige. Und inzwischen wurde die Anlage (im Wesentlichen die alten Loks und Wagen) aus den Umzugskartons gestohlen. Die Hausratsversicherung hat mir rund die Hälfte des von mir ermittelten Wertes ersetzt.

Vom Schadensabwickler habe ich übrigens erfahren, dass ich bessere Karten gehabt hätte, wenn im Keller eine für jeden sichtbare Anlage gestanden hätte statt der Aufbewahrung in den Umzugskartons. Die Anlage hätte sich dann in Gebrauch befunden. Merkwürdige Bedingungen, aber so ist das eben.

Jetzt habe ich mir mal eine Anfängerpackung mit einer digitalen Lok bei ALDI gekauft, die es mal im Sonderangebot herabgesetzt gab, als Märklin schon mal vor der Insolvenz stand.

Übrigens habe ich heute in einem ein paar Tage alten Handelsblatt gelesen, dass mit ein Grund für die Insolvenz ist, dass die Qualität der Märklin-Erzeugnisse rapide gesunken ist. Abgesehen davon, dass die z.B. noch jedes Schräubchen selbst gedreht haben. Und die Produktpalette war viel zu groß.
--
baerliner
Linta
Linta
Mitglied

Re: Zum
geschrieben von Linta
als Antwort auf baerliner vom 05.02.2009, 20:15:27

Oh, das ist aber sehr ärgerlich mit dem Diebstahl!

Als ich mich kleiner setzte konnte ich meine riesige
Anlage wenigstens kompl. sehr hoch verkaufen an einen
Liebhaber, der sie selbst in ihre Einzelteile zerlegte.

Tränchen hat es mich gekostet aber inzwischen komme ich
ganz gut mit TrainSim klar und Platz sparend ist es halt auch.

n.

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