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Aktuelle Themen Zum Dauerstreik der Lokführer-Gewerkschaften

hafel
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Zum Dauerstreik der Lokführer-Gewerkschaften
geschrieben von hafel

Die Debatte um den Lokführerstreik –speziell bei uns in Schleswig-Holstein bei der "Nord-Ostsee-Bahn" (NOB) nervt zunehmend all diejenigen, die auf die Bahn angewiesen sind.
Dieser Streik dauert schon, mit täglichen Unterbrechungen, fast ein dreiviertel Jahr – voll auf Kosten der Reisenden.

In Schleswig-Holstein werden vom Landesverkehrsministerium die Strecken in einem Wettbewerb ausgeschrieben und ist es somit nicht sehr verwunderlich, dass die NOB diese Ausschreibungen nun zunehmend verliert -- wer nicht fährt, kann auch keinen Verkehr anbieten.
So verliert die NOB unter anderem die Strecke Kiel-Husum, die nun an die DB zurück geht. Auch die lukrative Strecke Hamburg - Westerland ist nur noch befristet vergeben. Obwohl diese Tatsache den Gewerkschaftsbossen voll bekannt sein dürfte, rufen sie ständig wieder zum Streik auf. Ich bin durchaus der Meinung, dass gleiche Arbeit gleichen Lohn verdient. Nur wenn sich diese Forderung wirtschaftlich nicht durchsetzen lässt, muss es andere Lösungen geben als ein Unternehmen kaputt zu streiken. Zu anderen Lösungen reicht die Denke der Gewerkschaft vermutlich nicht.

Ich bin fassungslos über so viel Unverstand, denn damit schaffen sich die Gewerkschafter selber ab. Entlassungen und Kündigungen werden nun bei der NOB notwendig sein. Welch ein großes Eigentor der Gewerkschaftler hier geschossen wird.
Weltfremder kann man seine Forderungen nicht mehr eintreiben.

Hafel
ingo
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Mitglied

Re: Zum Dauerstreik der Lokführer-Gewerkschaften
geschrieben von ingo
als Antwort auf hafel vom 16.09.2011, 12:16:24
Um die Situation bei der NOB beurteilen zu können, müsste man wohl sehr tief einsteigen. Ich habe mir zumindest mal die Mühe gemacht und eine Gewerkschaftsveröffentlichung der GDL von deren Seite rauszusuchen (einen Link dazu kann man nicht setzen). Wenn nur 80 % dessen, was dort steht, nicht gewerkschaftlich gefärbt ist, kann ich die Hartnäckigkeit durchaus verstehen. Die Bahn gehört zu einem französischen Konzern, der eine "Schlichtung" wahrscheinlich scheut, wie der Teufel das Weihwasser. Wenn man solchen Firmen in Grundsatzforderungen nachgibt, hat man auf immer verloren.

Zitat GDL:

GDLAm 12. September ab 2.30 Uhr Streiks bei der NOB

Pressemitteilung - 11.09.2011

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ruft die Lokomotivführer der Nord-Ostsee-Bahn (NOB) am Montag, dem 12. September 2011 ab 2.30 Uhr zu einem Arbeitskampf auf. Gleichzeitig hat die GDL die Zugbegleiter der Nord-Ostsee-Bahn zu einem Sympathiestreik aufgerufen. Das Ende der Streiks wird die GDL gesondert bekannt geben.

Trotz massiver Arbeitskampfmaßnahmen der Lokomotivführer bei der NOB, an denen sich zuletzt auch die Zugbegleiter mit einem Sympathiestreik beteiligt haben, verweigert das zum französischen Großkonzern Veolia Environnement gehörende Unternehmen weiterhin Verhandlungen zu inhaltsgleichen Rahmenregelungen verknüpft mit dem Haustarifvertrag und einem Betreiberwechseltarifvertrag. Für die GDL ist es absolut nicht nachvollziehbar, warum die NOB der Aufforderung der GDL, die Schlichtungsvereinbarung zu unterzeichnen, nicht nachkommen will.
Fragwürdiger Bestechungsversuch

Nach dem erfolglosen Versuch, das Scheitern der Verhandlungen öffentlich der GDL anzulasten, greift der Arbeitgeber nun zu anderen Mitteln: In einem Rundschreiben vom 9. September 2011 stellt die Geschäftsführung den Beschäftigten für jeden Tag, an dem sie im September und Oktober nicht streiken, 100 Euro brutto zusätzlich in Aussicht. Die Zahlung ist ausdrücklich davon abhängig, „dass Sie sich an dem Streik bzw. Sympathiestreik überhaupt nicht beteiligen“, wie es in dem Schreiben heißt. Und weiter: „Zugführer/innen oder Kundenbetreuer die bei einem Sympathiestreik ihre Arbeit niederlegen, erhalten bei Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit im noch laufenden Lokführerstreik keine EUR 100,- pro Streiktag.“

„Mit dieser Aktion verspielt die NOB-Geschäftsführung auch noch den letzten Rest ihrer Glaubwürdigkeit bei den Mitarbeitern“, so der Vorsitzende des GDL-Bezirks Nord Lutz Schreiber. Doch der Arbeitgeber täusche sich gewaltig, wenn er ernstlich glaube die Beschäftigten kaufen zu können. „Das steigert ganz im Gegenteil die Bereitschaft der Mitglieder, auch weiterhin kämpferisch für ihre berechtigten Forderungen einzutreten“, so der Bezirksvorsitzende. Und weiter: „Statt das Geld für fragwürdige Bestechungsversuche zu verpulvern, sollte der Arbeitgeber lieber das bereits von der GDL unterzeichnete Exemplar der Schlichtungsvereinbarung selbst unterzeichnen und an die GDL zurücksenden. Dann gilt es einen Vorsitzenden zu finden und das Verfahren kann beginnen.“
GDL hat einen langen Atem

In den letzten Tagen sind bereits einige Züge der NOB auf Grund von akutem Personalmangel nicht gefahren. Auf drei von vier Linien müssen auch ohne Streikmaßnahmen vereinzelt Busse eingesetzt werden. Schreiber: „Der von der GDL und ihren Mitgliedern vor Ort vehement geforderte Betreiberwechseltarifvertrag, der unter anderem auch verlässliche Zugleistungen beim Wechsel von Betreibern im Verkehrssektor bringt, hätte dieses Szenario verhindern können.“

Doch nun wird dieser Prozess schleichend zu Lasten von Bahnreisenden umgesetzt. Bereits seit 5. September müssen sechs Zugleistungen, die eigentlich die NOB zu erbringen hätte, durch die DB Regionalbahn Schleswig-Holstein gefahren werden. Weitere Zugleistungen werden in Kürze folgen. Und dass, obwohl die NOB diese Leistungen eigentlich bis Mitte Dezember fahren sollte. Genau an dieser Situation bei der NOB zeigt sich, wie wichtig für alle Beteiligten eine vertragliche Regelung des Überganges von Verkehrsleistungen ist.

„Wir haben einen langen Atem, wenn es um die Umsetzung der berechtigten Interessen unserer Mitglieder geht. Bleibt die NOB bei ihrer sturen Haltung, wird sie sich in der kommenden Jahreszeit sehr warm anziehen müssen“, so Schreiber mit Blick auf die nächsten Wochen.



hafel
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Re: Zum Dauerstreik der Lokführer-Gewerkschaften
geschrieben von hafel
als Antwort auf ingo vom 16.09.2011, 13:40:03
@ Ingo:


Mir sind die Probleme bekannt, da ich diesen Streik aus mehreren Gründen eingehend beobachte. Es gibt zum einen nur auch eine Sicht der Betroffenen, nämlich der Reisenden, die im Regional-Berufsverkehr auf diese Bahn angewiesen sind. Sie müssen sich täglich informieren ob und wann überhaupt ein Zug fährt. Für diese Gruppe ist unterdessen die Gewerkschaft ein "rotes Tuch".

Und was "warm anziehen" angeht, so mag das ja schön klingen, nur ist es nicht ein Eigentor, wenn ich einen Betrieb kaputt streike? Die NOB wird auch die nächsten Ausschreibungen verlieren und dann im Netz verschwinden, was bedeutet, dass Entlassungen ausgesprochen werden.

hafel

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clara
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Re: Zum Dauerstreik der Lokführer-Gewerkschaften
geschrieben von clara
als Antwort auf hafel vom 16.09.2011, 14:53:19
Du hast völlig Recht, Hafel, für die Westküste kommt der Streik einer mittleren Katastrophe gleich. Viele Menschen pendeln zum Arbeitsplatz nach Hamburg und sind auf pünktliche Ankunft angewiesen. Ein Bekannter wollte sich bei der NOB informieren, wann, wie und ob Züge verkehren. Auf der Homepage steht lakonisch, die Telefone seien überlastet, man solle sich den eingerichteten Basisfahrplan ansehen. Dies habe ich getan und werde daraus nicht schlau. Alles ist sehr verwirrend und wenig kundenfreundlich. Ich glaube, dahinter steckt Absicht.

Auf jeden Fall müssen Lokführer gleich bezahlt werden, egal, bei welcher Firma sie arbeiten!
Die NOB setzt auf zunehmenden Unwillen und Unverständnis der Bahnnutzer zu Ungunsten der Lokführer. Bin gespannt, wer am längeren Hebel sitzt.

Clara
rolf †
rolf †
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Re: Zum Dauerstreik der Lokführer-Gewerkschaften
geschrieben von rolf †
als Antwort auf clara vom 16.09.2011, 15:27:52
Der lachende Dritte könnte die DB sein.
Das Problem der zu entlassenden Mitarbeiter erscheint mir hochgespielt, da die DB ja auch keine großen Reserven vorhält, also bei Übernahme der Strecken auch die Mitarbeiter übernehmen wird.
Ausgebildete Lokführer etc. füllen ja zum Glück noch nicht die Listen der "Jobcenter".
hafel
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Re: Zum Dauerstreik der Lokführer-Gewerkschaften
geschrieben von hafel
Ich habe mal einen "alten Thread" von September vorgeholt.

Heute ist der 100ste Tag in Folge eines nervigen Bahnstreiks.

Bei diesem Streik, der Reisende auf das Äußerste nervt, geht es schon lange nicht mehr um Löhne. Die NOB hatte bereits im März ein gutes Angebot vorgelegt und hat damit den Forderungen der GDL entsprochen.

Knackpunkt sind die utopischen Forderungen der GDL nach einer Übernahmegarantie des Personals bei einem Betreiberwechsel.

Und hier frage ich mich im Ernst, welches Unternehmen kann garantieren, dass Personal bei einem Wechsel vom neuen Betreiber übernommen zu werden? Es ist allen vorher bekannt – auch den Lokführern – dass die Strecken in Schleswig-Holstein aller 10 Jahre vom Land neu ausgeschrieben werden.

Viele Pendler wenden sich entnervt vom Schienenverkehr ab. Dieser Streik wird voll auf dem Rücken der Fahrgäste getragen.

Doch zum Glück rennt auch den vollkommen irren Gewerkschaftsbossen die Zeit davon. Waren es zu Beginn noch über 50 Lokführer, die sich am Arbeitskampf beteiligten, so ist die Streikwilligkeit auf 20 zusammen geschrumpft.

Ein sehr unrühmliches Jubiläum: der 100te Streiktag der NOB

Hadfel
clara
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Re: Zum Dauerstreik der Lokführer-Gewerkschaften
geschrieben von clara
als Antwort auf hafel vom 28.10.2011, 13:25:46
Besonders verfolgt habe ich diesen Streik in letzter Zeit nicht mehr. Es ist ja so, dass die Streikbrecher zunehmen und die betroffenen Fahrgäste unmutig werden. Schlimmm gerade auf der Strecke HH - Westerland.
Nur so viel ist bedenklich: Die NOB als letzte bestreikte Privatbahn setzt nun Ersatzpersonal von wo anders ein und muss dieses zusätzlich vor Angriffen der noch Streikenden schützen lassen. So habe ich die Meldung verstanden. Nun kommen eben menschliche Aspekte zum Vorschein.

Clara

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