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olga64
olga64
Mitglied

RE: Strafmündigkeitsalter
geschrieben von olga64
als Antwort auf Edita vom 21.03.2023, 19:56:38
Ich würde Plattformen wie FB, TikTok, Telegram und wie sie sonst noch alle heißen für unter 16- Jährige sperren, auf unsere Kindergärten und Schulen können wir uns leider nicht verlassen, sie haben viel zu wenig Personal, sie halten kaum den ganz normalen Bildungsauftrag ein, wie sollen sie dann noch Sozialkompetenz vermitteln, zumal - wie man es von der Schule in Heide annehmen muß, die Lehrer selber damit überfordert sind und den Fall in der Schule bis jetzt totschweigen! 


Edita
Wir sollten jetzt auch nicht übertreiben - m.E. ist es nach wie vor nicht so weit,dass alleJugendlichen die schlimmsten Dinge begehen und es ist sicher nicht zielführend, sofort wieder "nach dem Staat" zu rufen.

Manche DiskutantInnen lassen hier durchblicken, dass "früher alles besser war" - aber diese Vorstellung existiert meist nur in der Fantasie der Erziehenden; ob die damaligen Kinder es auch so beurteilen würden?
Damals wurden "Kinder" später volljährig; es gab noch die Prügelstrafe in den Elternhäusern und übrigens - auch damals gab es schon Jugendgefängnisse und auch ERziehungsheime in die Kinder eingeliefert wurden, die Dinge machten,die nicht so gut waren wie es manche heute in ihrer Erinnerung pauschal für eine ganze Generation sehen möchten (als ein Art Entlastung für die eigene Aufgabe).

Wie lange haben Eltern und Schule heute noch Zugriff auf Kinder, d.h., deren Erziehung und Vorbereitung auf eine hoffentlich gute ERwachsenen-Welt? Das hört m.E. spätestens mit 16 Jahren auf (bei manchen noch früher), weil sie sich dann bei ihren Altersgenossen und Gruppen orientieren und sich dort ihre Vorbilder suchen; Elternhäuser sind dann meist nur noch peinlich und auch Grosseltern werden für die angenehmen Dinge des Lebens genommen usw.
Plattformen wie FB usw. können m.E. nicht generell für sehr junge Menschen gesperrt werden - aber soviel ich weiss, können die Eltern das, in dem sie auf dem Handy Sperren für ihre Kinder einrichten.
Aber das hat dann für sie auch die Folge,dass sie selbst abstinenter mit sog. sozialen Medien umgehen sollten (siehe Vorbild!) und sich mehr um ihre Kinder kümmern müssen.
Es ist ja wirklich so,dass man Familien erleben kann bei Ausflügen oder im Restaurant, wo alle an einem Tisch tiefgebeugt über dem Handy sitzen und sich ansonsten anschweigen.
Diese Änderungsaufgabe dann auf Lehrer oder Kita-ErzieherInnen schieben zu wollen, ist schon auch armselig. Wie sollen die das schaffen bei zB. 30 SchülerInnen ,was Eltern bei einem oder zwei Kindern nicht gelingt?

Sind wir wirklich bessere Menschen geworden, weil es zur Zeit unserer Kindheit (also Nachkriegszeit) z.B. keine Fernseher gab? Beobachten wir uns doch selbst, wie wir z.B. in diesem Forum miteinander umgehen. Mal angenommen, einige Enkel von Mitgliedern würden mal diese oft unwürdigen Streitereien mitbekommen - würden sie uns als Vorbilder akzeptieren? Ich bezweifle das sehr. Olga
olga64
olga64
Mitglied

RE: Strafmündigkeitsalter
geschrieben von olga64

..... und jetzt kommen die Trittbrett-FahrerInnen: in Mittelfranken ohrfeigten 13-15-jährige einen Lehrer und ein Mädchen. Dann zogen sie in einen Park und attackierten ein weiteres Mädchen in diesem Alter, bis Erwachsene eingeschritten sind.
Eine der derbsten SchlägerInnen ist strafmündig- . Wird interessant, was sie zu erzählen hat - die darf vernommen werden, aber vermutlich nur im Beisein ihrer Eltern. Olga

novella
novella
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RE: Strafmündigkeitsalter
geschrieben von novella

Mir kommt in dieser  Diskussion die Rolle von Eltern viel zu kurz.
Die Einzige und Erste, die das explizit erwähnte, war Enya, die schon vor Tagen schrieb: " Will man eine tiefgreifende Veränderung in diesem Bereich anstreben, heisst es, das Übel an der Wurzel zu packen.
Will heissen, dass gesellschaftliche Normen, die so peu à peu bis zur Auflösung aufgeweicht worden sind, wieder eingeführt und befolgt werden müssen."
Die Wurzel des Übels liegt in der frühen Kindheit, in der Familie, in der ERZIEHUNG durch die Eltern oder die Familie ganz allgemein. Erziehung, also Lenkung der Kinder in bestimmte soziale Richtungen wie Höflichkeit, Anerkennung von natürlichen Autoritäten, Akzeptanz von gesellschaftlichen Normen, die ein geregeltes Miteinander ermöglichen. Und nicht "Erziehung" hin zu rücksichtslosem Egoismus bis hin zum Ausleben der eigenen Gelüste.
Erziehung darf auch nicht nur Kitas, Schulen etc. überantwortet werden, sondern sie hat schon zu Hause zu erfolgen.
Erziehung ist durchaus nicht gleichbedeutend mit Unterdrückung. Und Erziehung beginnt bei den Eltern. Statt in endlose Jammerei zu verfallen, wie schwer es die Eltern heutzutage haben, sei daran erinnert, dass wir immerhin noch in einer Wohlstandsgesellschaft leben und dass wir nicht, weil wir alle so furchtbar arm sind, deshalb keine Erziehungsarbeit leisten können.  (Wenn allerdings auch schon die Eltern nicht "erzogen" worden sind, ... Woher soll es kommen?)
Jeder Mensch hat Pflichten der Gesellschaft gegenüber, ob wir es gutheißen oder nicht. Sonst ist kein Leben in gesellschaftlichem Frieden möglich.
Wenn allerdings immer wieder gesagt wird, dass Strafen nichts nützen, dann sind das billige Ausreden für Nichts-Tun.


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Lenova46
Lenova46
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RE: Strafmündigkeitsalter
geschrieben von Lenova46
als Antwort auf novella vom 24.03.2023, 12:19:39

Zitate:

"Jeder Mensch hat Pflichten der Gesellschaft gegenüber, ob wir es gutheißen oder nicht. Sonst ist kein Leben in gesellschaftlichem Frieden möglich.

Wenn allerdings immer wieder gesagt wird, dass Strafen nichts nützen, dann sind das billige Ausreden für Nichts-Tun."

Zitiert wurde @Novella

Meinung von @Lenova46 dazu:

Die gesellschaftlichen Zeiten haben sich radikal verändert.
Das Modell der aufopfernden Mutter, die sich um Haushalt und Kindererziehung kümmert, ist überholt.
Dank Gesetze werden auch die Väter mit in die Kindererziehung eingebunden.

Hier kommen verständlicherweise keine jungen Eltern zu Wort, an die ja der Appell mit der Verantwortung gegenüber den Kindern ergeht.

Erziehungsmaßnahmen können nicht nur immer kritisiert werden und von der Schule z. B. in das Elternhaus verlagert werden. Die Überforderung der Eltern haben wir während der Corona-Pandemie gesehen.
Sicher tragen Eltern für ihre Kinder eine grundsätzliche Verantwortung.

Wir machen es Erziehern schwer ihren Aufgaben und Pflichten nachzukommen. Dieser Bereich Kinder und Familie wird nicht ausreichend gefördert. Das ist nun leicht von mir dahin geschrieben. 

Wer sagt, dass Strafen nichts nützen? Dieser Einwand ist mir unbekannt. Vielleicht ist er auch im Kommentar zu wenig konkretisiert. 
Glücklicherweise gibt es keine Prügelstrafe mehr.  



 

vivienne
vivienne
Mitglied

RE: Strafmündigkeitsalter
geschrieben von vivienne
als Antwort auf novella vom 24.03.2023, 12:19:39

Hallo @novella,

für eine gesunde Entwicklung brauchen Kinder vor allem verlässliche Bezugspersonen, die sie lieben,  denen sie bedingungslos vertrauen können und die ihnen als Vorbilder Halt und Orientierung geben... Nur wachsen viele Kinder leider in sozialen Verhältnissen auf, wo es gerade daran fehlt.

vivienne

olga64
olga64
Mitglied

RE: Strafmündigkeitsalter
geschrieben von olga64
als Antwort auf vivienne vom 24.03.2023, 13:17:06
Hallo @novella,

für eine gesunde Entwicklung brauchen Kinder vor allem verlässliche Bezugspersonen, die sie lieben,  denen sie bedingungslos vertrauen können und die ihnen als Vorbilder Halt und Orientierung geben... Nur wachsen viele Kinder leider in sozialen Verhältnissen auf, wo es gerade daran fehlt.

vivienne
Vivienne - Novella - und andere:

Das ist richtig,dass Kinder verlässliche Bezugspersonen benötigen. Aber es ist auch bekannt ,dass Kinder in den Familien generell sehr gefährdet sind. Und sie waren es vermutlich immer. Nur heute wird - was ich richtig finde - umfassender darüber berichtet und es ist transparenter, wenn Kinder misshandelt, missbraucht werden und ihre Entwicklung nicht so gefördert wird, wie es sehr nötig wäre.
Auch ich störe mich seit längerem daran, wenn Eltern versuchen, ihre Erziehungspflicht und -rolle in die Schule zu verlagern. Zum einen wäre dies viel zu spät, wenn man erst  auf ca 6-jährige beginnt, pädagogisch einzuwirken und vorher evtl. noch für Missstände die Kita-ErzieherInnen verantwortlich machen möchte. Wie sollen die etwas bei sehr vielen Kindern schaffen, was Eltern anscheinend bei einem Kind nicht möglich ist? Das Kind erzieherisch begleiten in die Welt der Erwachsenen - dafür stehen dann sowieso nur maximal 15 Jahre zur Verfügung, weil sich die Kinder dann von den Elternhäusern entfernen, ihre eigene Identität suchen und sich anderweitig orientieren. Das war immer so und wird immer so sein und ist auch völlig richtig so.

Wenn Kinder in sozialen, prekären Verhältnissen aufwachsen, wird es oft zu spät erkannt (das war auch früher schon so), weil diese Familiengeschichten,die besonders auffällig sind, im Verborgenen stattfinden und Kinder aufgrund ihrer hohen Loyalität meist erst dann sprechen, wenn die Misshandlungen körperlich erkannt werden und dann gemeldet werden müssen.

Aber was geschieht jetzt mit den beiden Mädchen,die gemordet haben? Werden deren Eltern für sie als Bezugspersonen weiterhin verfügbar sein oder werden sie es ihnen nie verzeihen, dass sie auch deren Leben von einem Tag auf den anderen in tiefste Abgründe stürzten? Und werden diejenigen,die jetzt für diese Kinder verantwortlich sind, ihnen helfen können, damit sie doch noch irgendwann ein einigermassen gutes Leben führen können?
Solche Kinder kommen ja nicht als Mörder auf die Welt - diese entsetzliche Entwicklung bei einem Kind hat auch gesellschaftliche Gründe und auch darüber sollten wir intensiv nachdenken. Olga

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ingo
ingo
Mitglied

RE: Strafmündigkeitsalter
geschrieben von ingo
als Antwort auf olga64 vom 24.03.2023, 18:27:56

@olga64: """ Aber es ist auch bekannt ,dass Kinder in den Familien generell sehr gefährdet sind. """

Wenn Du meine Beiträge der letzten 10 Jahre zu dieser Themengruppe gelesen hast, weißt Du, dass ich die teils unsägliche Erziehungsentwicklung in den Elternhäusern für vieles verantwortlich mache, sowohl in der sog. Unter- als auch in der sog. Oberschicht. Aber ich wieder spreche Dir bei Deiner o.a. Behauptung vehement. Du kannst nicht ernsthaft "generell" gemeint haben. Hast Du Dich vielleicht nur falsch ausgedrückt?

olga64
olga64
Mitglied

RE: Strafmündigkeitsalter
geschrieben von olga64

Ist es wieder geschehen?

In einem Heim für gefährdete Kinder im Alter von 3 - 16 Jahren in Wunsiedel (Bayern) wurde ein 10-jähriges Mädchen tot aufgefunden. Im Focus der Ermittlungen stehen drei Buben im Alter von 11 - 16 Jahren,die ebenfalls in diesem Heim untergebracht sind.
Es dringen noch wenige Informationen der ermittelnden Staatsanwaltschaft und Polizei an die Öffentlichkeit, auch weil Kinder in diesem Alter unter besonderem Schutz stehen, bzw. die 11-jährigen nicht strafmündig sind und somit auch nicht vernehmungsfähig.
Aufgrund der bayerischen Osterferien war das Heim auch nicht vollbelegt; die Kapazität der Unterzubringenden beträgt normalerweise ca 90 Kinder. Alle, die dort leben, sind irgendwann schon negativ aufgefallen, bzw. stammen sie aus prekären Familien und wurden aufgrund diverser Vorfälle diesen vom Jugendamt entzogen. Olga

Edita
Edita
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RE: Strafmündigkeitsalter
geschrieben von Edita
als Antwort auf olga64 vom 05.04.2023, 19:05:28

Das beschäftigt mich auch schon eine Weile, wie kann es sein, daß solch junge Kinder nachts auf den Stockwerken nicht beaufsichtigt werden??? 
Jungen und Mädchen nachts zusammenkommen können, und sowieso auch ein Sechzehnjähriger nachts mit 11- Jährigen zusammenkommen kann???
Gestern die Horrormeldung aus Erfurt und heute das, nicht zu fassen, die Gewaltbereitschaft der Kinder ist beängstigend!


Edita

olga64
olga64
Mitglied

RE: Strafmündigkeitsalter
geschrieben von olga64
als Antwort auf Edita vom 05.04.2023, 19:16:11

Ja, liebe Edita - es ist beängstigend.
Aber als ehemalige Internatsschülerin in einem bayerischen Kloster, wo ebenfalls all  das verboten war, was Du schilderst, weiss ich aus meiner Erinnerung noch sehr, sehr gut,dass gerade diese Dinge hochinteressant waren und es auch zu den Mutproben gehörte, gegen Verbote zu verstossen.
Wir wussten sehr genau, wann die Aufsichts-Nonne unseren Schlafsaal kontrollierte und aufsuchte und wie lange dann ihre weitere Runde dauerte. Und in der Zwischenzeit machten wir all den Unfug und ignorierten Verbote, wie es pubertierende Kinder wohl immer schon getan haben.
Gesprochen darüber haben wir natürlich nur in unserer Gruppe und wen wir hier aufnahmen, die musste vorher strenge Prüfungen ablegen. Olga
 


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