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andere gesellschaftliche Themen USA erklären "Juneteenth" zum Feiertag

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USA erklären "Juneteenth" zum Feiertag
geschrieben von Via

Präsident Biden unterzeichnete ein Gesetz, das den 19. Juni zum landesweiten Feiertag erklärt, zum Gedenken an das Ende der Sklaverei.

Er sagte: "Große Nationen ignorieren ihre schmerzhaftesten Momente nicht, sie umarmen sie."

Kamala Harris äußerte sich etwas pragmatischer: "Wir sind weit gekommen und wir haben einen weiten Weg vor uns, aber heute ist ein Tag des Feierns."

Über dieses "Umarmen" würde ich gerne mehr erfahren, denn ich verstehe es nicht.
Und ob dieser Gedenktag etwas bewirken kann im Umgang miteinander?

Hier die ganze Meldung
VG - Via

 

Karl
Karl
Administrator

RE: USA erklären "Juneteenth" zum Feiertag
geschrieben von Karl
als Antwort auf Via vom 19.06.2021, 10:00:34

Liebe Via,

es ist auf jeden Fall ein sehr positives Zeichen. Dieses Datum ist eines Feiertags würdig. Biden zeigt, dass seine Administration den Auftrag der Wähler ernst nimmt, die gespaltene Nation zu versöhnen.

Karl

RE: USA erklären "Juneteenth" zum Feiertag
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Via vom 19.06.2021, 10:00:34
Über dieses "Umarmen" würde ich gerne mehr erfahren, denn ich verstehe es nicht. Und ob dieser Gedenktag etwas bewirken kann im Umgang miteinander?
geschrieben von Via
Nach einigen Jahren USA/Canada verstehe ich das schon.
Etwas arg verallgemeinert, es muss auch nicht für immer und jeden gelten, sind halt meine Beobachtungen - in Kurzform.

Das System in USA tickt anders als wir das glauben bei uns zu kennen - und der USA überstülpen zu können. No Way!

Um in einer USA-Firma überhaupt an der Sekretärin vorbeizukommen, brauchst du mindestens einen Ing, besser einen Doc. Andere bleiben 'draußen'. Welchen Titel ich habe, werde ich nie verraten, das war auch nie nötig. Ich wurde weitergereicht; das muss hier ausreichen, aber IBM war ein Türöffner.

Somit gibt es zwei 'Arten Menschen' in USA, diejenigen, die etwas (zB Ausbildung) vorweisen können - und eben die die sowas nicht können.
Deswegen sehen wir da zwei Schichten. Eine Schicht sind die Manager; die andere Schicht sind die Tu-er. Die vom Manager gesagt kriegen: Um 12:05 und 20 Sekunden haust du da mit dem Hammer drauf. Der haut garantiert genau dann mit dem Hammer drauf; denn (nur?) das kann er. Und er weiß, daß wenn er das nicht täte, er brotlos wäre.
Das heißt nun aber keinesfalls, daß ein ausgebildeter Manager der fachliche Guru ist; der kann die größte Flasche sein, und mit seiner Anweisung den allergrößten Mist verzapfen (lassen). Aber er hat den Titel, und damit Recht und Befugnis.
Für den Hammer wurden (bisher) vorrangig Farbige 'genommen'. Die hatten schon aufgrund ihres Umfeldes (Ghetto) kaum eine andere Chance. Hatten gar einen anderen Wortschatz, einen eigenen 'Sprachraum'. Zu dem Wortschatz stelle ich unten einen Clip ein.

Bis bemerkt wurde, Hoppla, der Manager kann ja viel mehr Mist bauen, als der mit dem Hammer. Der mit dem Hammer kann ja mehr Brauchbares, als jener 'stolze' Manager.
So wendete sich das Blatt langsam aber sicher.
Heute schneller, auch wegen der vielen Ungemach letzter Monate.
Und der Manager begriff, daß er den mit dem Hammer nötiger hat als sein eigenes Wissen.
So gehen beide aufeinander zu.

Info über diese Sache und über Kolonisation / Sklavenhandel ist keine leichte Sache zu verdauen.
Ich rate, falls wirklich Interesse besteht, erst mal sein Eigenes Fell abzuhärten.
Schon das ist wirklich sehr Harter Tobak.
Die Welt sieht danach garantiert ganz anders aus.
Die Geschichte Liberias'und Agyptens ist auch interessant.

Mein Beitrag ist bewusst kurz und hoffentlich einleuchtend gehalten.
Sonst müsste ich eine ellenlange Dissertation schreiben, die hier sowieso keiner lesen würde.
Amerika ist immer noch das Freie Land schier unbegrenzter Möglichkeiten - auch für 'Unbetitelte'. Aber ohne Titel bist du erst mal Niemand. Und bist du noch dazu gunkler Hautfarbe, dann bist du überhaupt Niemand. Erst mal.

Zusatzbemerkung
Was andere Gemeinschaften betrifft, sollten wir uns nicht mal ansatzweise einbilden, die Weisheit mit Schöpflöffeln gefuttert zu haben. Es liegt am AusbildungsSystem, was aus einer Nation wird/wurde.
Die Ausbildung war /´(ist?) im 'Osten' weit besser und effektiver als zB in DE. Wenn auch deren Möglichkeiten praktischer Anwendung begrenzt waren/sind.

Ich kann da nur empfehlen, sich nach der GrundAusbildung (bis vielleicht 3. GrundschulJahr) um eigene Möglichkeiten effektiver (Weiter)Bildung selbst zu bemühen; denn geschenkt wird einem nie etwas.

Ich habe nie irgendwelche Schwierkeiten mit Andersfarbigen gehabt - und die mit mir auch nicht.
Die Farben sind interessant, und Mensch kann ohne weiteres unbefangern darüber sprechen oder auch anfassen - sofern 'der Larry' nicht rausgehängt wird. Dann wärest du automatisch ein 'ganz Fremder'.

Nie werde ich vergessen, daß mir am Frankfurter Hauptbahnhof (nach Monaten USA-Aufenthalts) das Münzgeld für die Straßenbahn fehlte - und mir ein wirklich pottschwarzer GI die Fahrt ungefragt schenkte.
 

 

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RE: USA erklären "Juneteenth" zum Feiertag
geschrieben von Via
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 21.06.2021, 18:08:48

Erstmal vielen Dank für die Ausführungen eines externen Insiders, auch das Video ist Spitze und die Kommentare sind bemerkenswert!
Die Abhandlung von planet wissen kenne ich, harter Tobak! 

Davon abgesehen waren die deutschen Kolonialherren auch nicht gerade zimperlich bei der Umsetzung ihres "Herrschaftsanspruchs" in ihren Kolonien, die sie mit Inkrafttreten des Versailler Vertrages allesamt wieder verloren.
Die Begründung war „Deutschlands Versagen auf dem Gebiet der kolonialen Zivilisation: Deutschland habe den von ihm beherrschten Gebieten keinen Fortschritt, sondern vor allem Krieg und Zwangsarbeit gebracht".

An anderer Stelle wurde bereits über die Entschädigungszahlungen für den Völkermord an den Herero und Nama im heutigen Namibia (ehemals Deutsch-Südwestafrika) diskutiert, das will ich hier nicht aufwärmen. Nur - es brauchte 100 Jahre bis zu dieser Entscheidung und ist immer noch umstritten. 

Sieht so das "Umarmen der schmerzhaften Momente einer großen Nation" aus?
VG - Via
 

RE: USA erklären "Juneteenth" zum Feiertag
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Via vom 21.06.2021, 20:13:05
An anderer Stelle wurde bereits über die Entschädigungszahlungen für den Völkermord an den Herero und Nama im heutigen Namibia (ehemals Deutsch-Südwestafrika) diskutiert, das will ich hier nicht aufwärmen. Nur - es brauchte 100 Jahre bis zu dieser Entscheidung und ist immer noch umstritten. 

Sieht so das "Umarmen der schmerzhaften Momente einer großen Nation" aus?
VG - Via
 
geschrieben von Via
Was sollten das faktisch für Entschädigungen sein, wenn das Geld dafür (damals) von dem geknechteten Volk selbst erarbeitet, aber 'abgeliefert' wurde?
Eine nicht-funktionierende Generation kann später nicht mehr 'auf Schwung gebracht' werden, wenn sie ausgebeutet wurde. Und muss sie gegen jede andere Gemeinschaft deshalb verlieren, bzw in ihrem Land darben.
So einfach sollten sich die ehem 'Herren' es sich nicht machen dürfen. Sie müssten deswegen SÄMTLICHE ihrer Güter an die ehem Ausgebeuteten ausliefern. Und dann noch 'Entgangenen Gewinn' obendrauf packen. Selbst dann wäre ein richtiger Ausgleich fraglich.
Das wäre gerecht. Aber mach das mal publik, wirste des Lebens nicht mehr froh.

Manche Sachen können einfach nicht wieder gutgemacht oder entschädigt werden.
jeweller
jeweller
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RE: USA erklären "Juneteenth" zum Feiertag
geschrieben von jeweller
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.06.2021, 01:51:20

Speziell nicht, wenn man viele Gesetze und Vorschriften, wie in Deutschland üblich,
politisch beachten muss.😁

LG Hubert

 Spitzkoppe  Wüste NAMIB 

img122.jpg


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schorsch
schorsch
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RE: USA erklären "Juneteenth" zum Feiertag
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Via vom 19.06.2021, 10:00:34

Mich stört einzig der Ausdruck "Feiertag". Gedenktag würde mir passender scheinen.

Via
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RE: USA erklären "Juneteenth" zum Feiertag
geschrieben von Via
als Antwort auf schorsch vom 22.06.2021, 15:19:04

Arbeitnehmer freuen sich über einen zusätzlichen freien Tag, aber kann er wirklich etwas bewirken?

Ich denke dabei an den Tag der deutschen Einheit, der ursprünglich am 17. Juni zum Gedenken an den Volksaufstand 1953 in der DDR zum gesetzlichen Feiertag erklärt wurde.
Für zerrissene Ost-West-Familien war er von großer Bedeutung.

Nach der Wiedervereinigung wurde der 3. Oktober zum Feiertag, deklariert als Tag der Deutschen Einheit (mit großem D). Nach meinem Empfinden entfacht er nur jedes Jahr neu eine längst nicht mehr zeitgemäße Ost-West-Diskussion.

Wer erinnert sich z. B. noch daran, dass in den Nachkriegsjahren der zweite Sonntag im September zum Gedenktag für die Opfer des Faschismus in Deutschland erklärt wurde? Wobei ein Sonntag sicher nicht so viel Aufmerksamkeit erhält wie ein gesetzlicher Feiertag.

Mit Beginn des Kalten Krieges wurde der Tag in der DDR zum offiziellen Gedenktag erhoben und in der Bundesrepublik aufgegeben - für mein Verständnis ein Armutszeugnis. Seit 1990 gibt es in Berlin zumindest wieder den „Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung“.

Was soll geschehen? Gedenken daran, dass es Sklaverei/Opfer des Faschismus gegeben hat, oder Feiern, dass Sklaverei/Faschismus überwunden wurde?

Ohne immer wiederkehrende Aufklärung über die Bedeutung solcher Tage für nachfolgende Generationen bewirken sie mMn nicht viel. Der Tag wird uns von der initiierenden Regierung zur Verfügung gestellt, aber ihm Bedeutung zu verleihen, liegt in der Verantwortung jedes einzelnen von uns, dem etwas daran liegt, der Geschichte Leben einzuhauchen und moralische Verantwortung zu zeigen.

Vielleicht gelingt es den Amerikanern mit diesem neuen Feier- oder Gedenktag, ich wünsche es ihnen!
VG - Via






 

aixois
aixois
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RE: USA erklären "Juneteenth" zum Feiertag
geschrieben von aixois
als Antwort auf Via vom 22.06.2021, 16:14:40

Du hast recht !

Den OdF Tag, den es bis heute ja gibt nur eben unter dem Namen Tag der Erinnerung und Mahnung , wie du ja erwähnt hast, kennt heute keiner mehr, dabei ist er bundesweit als Gedenktag auf dem Kalender. Ein paar Reden, Kränze in Berlin vielleicht oder isoliert an ein paar anderen  Gedenkorten, mehr läuft da nichjt. 

Dafür gibt es ja den 'Volkstrauertag' , bei  aber in erster Linie den ehrenvoll im 'Feld' gebliebenen  Gefallenen, den deutgschen Soldaten,  gedacht wird, weniger deren Opfer oder gar besonders den Opfern des Faschismus (ein Wort, das eher in das Vokabular der Linken zu finden ist).

Der Nutzen solcher Tag ist meist auf den arbeitsfreien Tag begrenzt (wenn es nicht ohnehin ein Sonntag ist). Zumindest könnte ein solcher Tag herangezogen werden, um zu Erinnern, um Bilder und Fakten ins Bewusstsein zu bringen oder in Erinnerung zu rufen, der Umgang damit , du sagst es, ist die Sache jedes Einzelnen, der aber nie sagen kann, er habe von solchen Schandtaten, Moralkatastrophen nichts gewusst.

Warum aber in diesen Tagen - zumindest soweit ich das mitbekommen habe - kein namhafter Deutscher an Gedenkfeiern zum 22.06.1941 in einem der Opferländer der Vernichtungsoperation Barbarossa teilgenommen hat, vermag ich nicht zusagen.

Weder fand eine besondere Staatsgedenkfeier (als solche zähle ich eine Ausstellungseröffnung nicht, aber man hätte beides kombinieren können) noch eine Gedenksitzung des Parlaments statt, wie ich es für den 80. Jahrestag (an dem es noch möglich ist die allerletzten Zeitzeugen zu hören, zu erleben) für durchaus angemessen gehalten hätte.

Sollte da etwa das Gedenken der Opfer, Opfer der tagespolitischen Großwetterlage geworden sein ?

 

Via
Via
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RE: USA erklären "Juneteenth" zum Feiertag
geschrieben von Via
als Antwort auf aixois vom 22.06.2021, 17:02:19
Warum aber in diesen Tagen - zumindest soweit ich das mitbekommen habe - kein namhafter Deutscher an Gedenkfeiern zum 22.06.1941 in einem der Opferländer der Vernichtungsoperation Barbarossa teilgenommen hat, vermag ich nicht zusagen.

Weder fand eine besondere Staatsgedenkfeier (als solche zähle ich eine Ausstellungseröffnung nicht, abver man hätte beiddes kombinieren können) noch eine Gedenksitzung des Parlaments statt, wie ich es für den 80. Jahrestag (an dem es noch möglich ist die allerletzten Zeitzeugen zu hören, zu erleben).
Sollte da etwa das Gedenken der Opfer, Opfer der tagespolitischen Großwetterlage geworden sein ?

 
Auch mir ist dieser Tag entgangen.
Tröstlich zumindest eine Meldung aus Quickborn, immerhin ...

Rote Nelken wurden auf den Grabsteinen der in Quickborn gestorbenen russischen Kriegsgefangen zum Gedenken niedergelegt.
...
15 russische Soldaten wurden vor rund 80 Jahren in Quickborn beigesetzt. Sie waren Kriegsgefangene und starben aufgrund der Arbeits- und Unterbringungsbedingungen.
...
Rund 5,7 Millionen russische Soldaten wurden im Zweiten Weltkrieg Kriegsgefangene. Etwa 3,3 Millionen von ihnen starben.

Einfach nur traurig!
VG - Via

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