Forum Wissenschaften Anthropologie / Psychologie „Es gibt keine Depressionen“

Anthropologie / Psychologie „Es gibt keine Depressionen“

„Es gibt keine Depressionen“
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Die Überschrift des thread habe ich von einem Interview mit Peter de Jonge übernommen, einem Professor für Psychologie und Psychiatrie. Es klingt erst einmal sehr vernünftig, was er sagt. Sicherlich ist die Psyche zu komplex, um sie in ein Schema von Diagnosen einzusortieren. Sicherlich wäre es angemessen, ein Problemlösung für Individuen zu finden, wie er es ausführt.

Doch wie sieht die Realität der Betroffenen aus? Wie lange dauert es im Durchschnitt, bis Menschen mit psychischen Problemen einen Therapieplatz finden? An meinem Wohnort und der weiteren Umgebung ist es etwa ein dreiviertel Jahr. Mancherorts warten Betroffene sogar noch länger. Die meisten Therapeuten führen keine Wartelisten mehr, weil sie Patienten immer nur vertrösten. Wir ein Platz frei, dann bekommt ihn der nächste der anruft. Glücksspiel statt angemessener Behandlung kranker Menschen.

In der Theorie hört sich das alles ganz toll an, was ein Professor da so erzählt. Nur hilft es den Betroffenen nicht die Bohne.
Re: „Es gibt keine Depressionen“
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 15.06.2017, 10:43:16
Sicherlich ist die Psyche zu komplex, um sie in ein Schema von Diagnosen einzusortieren. Sicherlich wäre es angemessen, ein Problemlösung für Individuen zu finden, wie er es ausführt.
Stimmt. Das schreibt Bessel van der Kolk in seinem Buch "Verkörperter Schrecken" auch.
Aber selbst wenn ein Kassentherapeut das anbieten wollte, würde die Kasse das nicht akzeptieren. Da muss alles gut verwaltbar sein: Feste Diagnose, klinisch reine Therapieform. So was kriegt man allenfalls bei privat bezahlten Therapeuten.

Der Linktipp beschreibt die Situation perfekt.
Allerdings muss ich manchen Betroffenen vorhalten:
Natürlich wäre es gerecht, wenn sie die Behandlung von der Kasse bezahlt bekommen, die bei ihnen so viel Beiträge abkassiert. Aber wenn es sich leisten kann, Privathonorare zu zahlen, ist es dann nicht besser, das Geld zu investieren, als monatelang oder gar jahrelang zu leiden? Manche begreifen das nie, andere erst, wenn sie so fertig sind, dass sie unkritisch werden und sogar zu Quacksalbern gehen.

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