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Anthropologie / Psychologie Freiheit, Verantwortung und Freundschaft

daddy60
daddy60
Mitglied

Re: Freiheit, Verantwortung und Freundschaft
geschrieben von daddy60
als Antwort auf Mareike vom 20.04.2013, 15:50:09
Stimmt, Veränderungen gab es immer, man hat ja dazu gelernt, Erfahrungen gemacht.

Nun frage ich Dich mal so nebenbei, was hat sich denn großspurig geändert?

Das System teile und "herrsche" von den Urzeiten der menschlichen Geschichte bis heute wurde doch nur ein wenig angepasst.
Sklavenhandel gab es nicht nur früher, gibt es auch heute trotz angeblicher "Neuerungen" z.B. noch. Nur man erkennt diese Form von Sklavenhandel nicht mehr so deutlich!

Die Erziehungsmethoden wurden auch nur modernisiert.
Ebenso die Art Abhängikeiten zu erschaffen und aufrecht zu erhalten.

Selbst gewisse "Wissenschaften" wurden nur verfeinert, zweckmäßig angepasst.

So spielt weder Geld, noch Zweck, noch Moral irgendeine Rolle, wenn es um etwas geht das ich mal unter dem Sammelbegriff "Militär" einordne.

Die wissenschaftlichen Anstrengungen sind ebenso wie die finanziellen fast unbegrenzt. Nicht nur das, sie bleiben immer möglichst geheim und werden fast niemals für die Menschheit nützlich, ähnlich wie wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Raumfahrttechnologie.

Verändert zum Besseren hat sich all das dem militärischen zuzuordnenden überhaupt nicht. Im Gegenteil, es wurden präzisere Waffensysteme entwickelt, egal was das gekostet hat um was zu tun?

Nicht menschliche Vernunft hat sich wesentlich verbessert, sondern das "beherrschen" nicht nur von Märkten, Interessen, Finanzen, Macht und Einflussnahme.

Alles ist zunehmend "käuflich" geworden. Notfalls helfen Stiftungen nicht nur dazu den Mainstream in die gewünschte Richtung zu bringen, sondern auch die Bildungseinrichtungen wunschgemäß zu formen.

Geld regiert die Welt!
yuna
yuna
Mitglied

Re: Freiheit, Verantwortung und Freundschaft
geschrieben von yuna
als Antwort auf qilin vom 20.04.2013, 04:11:59
Auch das 'unter einen Baum legen und einfach sein' erfordert einen Willen und Entschluss, ob man
sich dessen bewusst ist oder nicht. Man hat das 'Einfach Sein' nicht - und wehrt sich dagegen...
Wir sind nun mal so gestrickt dass wir weiterleben wollen - nicht nur als Individuum, auch als Spezies
- und dafür muss man z.B. essen, sich fortpflanzen und sich vor Gefahren schützen.
Wir haben aber die Freiheit, das nicht zu tun...


So eng habe ich das gar nicht gesehen mit dem einfach unter einem Baum liegen.
Ich dachte dabei an die Tierwelt - sie fressen und sie leben. Sie sind einfach da. Und es funktioniert. Es fließt. Wie Wasser in einem Bach.
Der Mensch funktioniert in meinen Augen nicht. Er scheint mir mehr noch das genaue Gegenstück zu sein. Tier und Pflanzenwelt = Ordnung, nachvollziehbar, strukturiert. Mensch = Chaos, irrational, orientierungslos und das obwohl er einer Ordnung zu unterstehen scheint.


Die Großnasen kennen, obwohl ihr Weltbild kugelförmig ist und sie ihre Erde kreis-bewegt sehen,
keinen Kreislauf, sie kennen nur die dümmliche gerade Linie. Sie glauben verbissen daran, daß alles
sich ständig ändern muß, und selbst die Vernünftigeren sind nicht von der Meinung abzubringen, daß,
wenn etwas sich ändert, es auch besser wird. Hat die Welt schon so einen Aberglauben gesehen? (...) Sie ändern ja nur ihre Umgebung, nicht sich selber. (...)

Ich erkenne Parallelen. Interessant zu lesen, danke. :)
qilin
qilin
Mitglied

Re: Freiheit, Verantwortung und Freundschaft
geschrieben von qilin
als Antwort auf yuna vom 20.04.2013, 16:58:54
Ich dachte dabei an die Tierwelt - sie fressen und sie leben. Sie sind einfach da. Und es funktioniert. Es fließt. Wie Wasser in einem Bach.
Der Mensch funktioniert in meinen Augen nicht. Er scheint mir mehr noch das genaue Gegenstück zu sein. Tier und Pflanzenwelt = Ordnung, nachvollziehbar, strukturiert. Mensch = Chaos, irrational, orientierungslos und das obwohl er einer Ordnung zu unterstehen scheint.
geschrieben von yuna

Ja und nein - der Mensch hat die Freiheit, chaotisch und orientierungslos zu sein - wie Safranski in dem Thread
'Dichter seines Lebens' Nietzsche zitiert, unter sein Niveau abzusinken und zur 'Bestie' zu werden - er hat aber
auch die Freiheit, gezielt etwas aufzubauen, das ihn überdauert. Auch das ist immer wieder geschehen - selbst
ohne weltumspannendes oder transzendentes Ziel...

() qilin

(Kao-tai ist Erzähler und Hauptfigur in Rosendorfers 'Briefe in die chinesische Vergangenheit' - sehr empfehlenswert! )

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Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Freiheit, Verantwortung und Freundschaft
geschrieben von Mareike
Noch mal den Blick zurück zum Eingangsbeitrag und zur Frage der Verantwortung:

" Wir machen Sie für Ihre Taten auch verantwortlich, wenn Ihr Wille nicht frei ist.

Wir machen Menschen für die Einstellung verantwortlich, die Sie uns gegenüber zeigen.

... kleinere Reaktionen, ein bisschen böse sein oder Ihnen die Freundschaft kündigen, können allein dadurch gerechtfertigt sein, dass Sie ein Mensch sind, der mir gegenüber eine Einstellung hat, die ich als unmoralisch empfinde.

Wir diskutieren hier über Verantwortung. Sie sprechen ständig über das Verantwortlich-Machen, wir aber über das Verantwortlich-Sein.
Dabei sind das zwei verschiedene Dinge, Machen und Sein ist doch nicht dasselbe!

Scanlon: In meiner Theorie steht die Beziehung im Vordergrund, in diesem Fall die Freundschaft. Vielleicht hat der Alkohol den Freund nur enthemmt, etwas zu tun, das er auch nüchtern tun wollte, sich aber nicht traute. Ich erfahre also etwas über seine Einstellung mir gegenüber.

ZEIT CAMPUS: Und weil er nicht loyal zu mir ist, beende ich die Freundschaft.

Scanlon: Oder Sie vergeben ihm. Jemandem zu vergeben ist meist aber nur möglich, wenn der Schuldige seinen Fehler eingesteht.
Das ist das Signal, dass das Verhalten nicht zu den Dingen gehört, die ihn als Person ausmachen.

http://www.zeit.de/campus/2011/02/Sprechstunde-Scanlon/seite-2

Verhalten und Person ...

Welche Dinge machen mich denn zur Person?

Mareike
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Freiheit, Verantwortung und Freundschaft
geschrieben von schorsch
als Antwort auf yuna vom 20.04.2013, 16:58:54
Wie viele Grossnasen wohl einer gekannt hat, dass er sich dieses Urteil erlauben konnte?

Ich bin ein (1) Mensch. Ich habe Eigenschaften, die hundertmillionen andere auch haben. Ich habe aber auch solche, die vielleicht einmalig sind.

Es würde mir nie einfallen zu behaupten, die Kurznasen seien alle gleich und/oder gleichgeschaltet, nur weil ich hin und wieder eine Gruppe von ihnen in einem Bahnhof an mir vorbeirauschen sehe und höre.
qilin
qilin
Mitglied

Re: Freiheit, Verantwortung und Freundschaft
geschrieben von qilin
als Antwort auf schorsch vom 21.04.2013, 10:14:49
Kao-tai ist wie bereits bemerkt eine literarische Figur, der der Autor Rosendorfer in einem zwar
bedenkenswerten, aber kaum bierernst gemeinten Roman seine Gedanken in den Mund legt...

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