Forum Wissenschaften Anthropologie / Psychologie Nachdenken über eine Gesellschaft, die aus (fast) unfehlbaren Menschen bestünde

Anthropologie / Psychologie Nachdenken über eine Gesellschaft, die aus (fast) unfehlbaren Menschen bestünde

erafina
erafina
Mitglied

Re: Nachdenken über eine Gesellschaft, die aus (fast) unfehlbaren Menschen bestünde
geschrieben von erafina
als Antwort auf miriam vom 12.02.2013, 09:05:03
Da muss aber ein großer Unterschied bei den Menschen bestehen:

wenn Du sagst, es wird Dir immer wichtiger streibare, interessante Kommunikation zu betreiben, kommt es mir vor, als seist Du eine der wenigen Ausnahmen von der Regel.

Ich hatte bisher das Gefühl, dass Unterschiede immer mehr verwischen, weil der Zug zur eigenen Meinung verloren geht. Vielleicht fehlt die Kraft, oder kontroverse Inhalte werden angesichts des Großen Ganzen unwichtig. Eine gewisse Müdigkeit beherrscht viele Menschen, oder eben auch einfach das Empfinden, dass es keinen Sinn macht, kontroverse Diskussionen zu führen.

Ob das langweilig werden würde, wenn unfehlbare Menschen auf unfehlbare Menschen treffen würden? Glaube ich nicht. Es wird einige geben, die es genießen, wenn ihre Auffassung bestätigt ist - und so entspannt sein, weil nichts auf/anregt.
Ich würde annehmen, dass des Menschen Wunsch, Bestätigung der eigenen Meinung zu finden, doch bei dem überwiegenden Teil eher zu Wohlbefinden führt.

era
miriam
miriam
Mitglied

Re: Nachdenken über eine Gesellschaft, die aus (fast) unfehlbaren Menschen bestünde
geschrieben von miriam
als Antwort auf erafina vom 14.04.2013, 23:33:00
Danke Euch beiden – Daddy und Erafina, dass Ihr den abgerissenen Faden dieser Diskussion wieder aufgegriffen habt.

Wenn ich mich noch richtig entsinne, kam mir der Gedanke des fast unfehlbaren Menschen - durch die Art mancher Diskussionen, in denen die Argumentation fast kein Infragestellen zuließ. Und da stellt sich die Frage wie von selbst – wofür dann der Gedankenaustausch?

Erafina – du schreibst: "Ich hatte bisher das Gefühl, dass Unterschiede immer mehr verwischen, weil der Zug zur eigenen Meinung verloren geht."
Ja – und damit drückst du genau aus, was auch ich immer wieder empfinde.

Es findet aber oft noch etwas statt: anstelle des Streitgespräches, kommt es häufig bei Diskussionen zum Streit. Meines Erachtens – geschieht dies, weil man verlernt mit Meinungsunterschiede – als ein normales Phänomen - umzugehen.

Sind wir aber nicht auch von den Medien (hauptsächlich vom Fernsehen) diesbezüglich beeinflusst?
Wir konsumieren die gleichen Programme, und werden mehr oder weniger dadurch von außen gleichgestimmt.

Dieses Unisono, existiert es tatsächlich? Ich glaube nicht - und es scheint mir auch nicht erstrebenswert. Es könnte aber auch zur Illusion des fast unfehlbaren Menschen mitbeitragen.

Miriam
Medea
Medea
Mitglied

Re: Nachdenken über eine Gesellschaft, die aus (fast) unfehlbaren Menschen bestünde
geschrieben von Medea
als Antwort auf miriam vom 15.04.2013, 00:47:31
Liebste Miriam, guten Morgen,
der unfehlbare Mensch hätte schon was, denn bei so einem
besonderen Exemplar wäre die ständige Angst vor Kriegen gebannt,
er würde keinen Zweifel daran lassen, daß sie letztendlich immer
zur Verrohung und zum Niedergang führen, das nächstliegende Beispiel
bietet Syrien mit all seinen Schrecken.

Das "Gen" Unfehlbarkeit ist dem Menschen von der Schöpfung
nicht in die Wiege gelegt worden, wohl aber der Wunsch bei vielen,
danach zu streben, was leider scheitern muß bei diesem unvollkommenen homo sapiens.

Mich stört enorm, daß Grausamkeit und Vernichtenwollen so
stark ausgeprägt sind im Menschen, in der Tierwelt so gut wie
nicht vorhanden und dieser Zug von Mitleidslosigkeit, der mich
erschreckt. Altvater Goethe fand die so passenden Worte
Edel sei der Mensch, hilfreich und gut - schon zu seiner
Zeit (zu jeder Zeit) immer wieder anzumahnen (in diesem Falle wie eine tibetische Gebetsmühler ), damit es dauerhaft in die Köpfe
hineingeht.

Gruß M.

Anzeige

miriam
miriam
Mitglied

Re: Nachdenken über eine Gesellschaft, die aus (fast) unfehlbaren Menschen bestünde
geschrieben von miriam
als Antwort auf Medea vom 15.04.2013, 07:28:16
Liebe Medea, freue mich sehr, dass du dich auch hier meldest, um bei diesen Thema mitzudiskutieren.

Unsere Angst vor Kriegen, vor Verfolgung und Vernichtung – und wie du zu Recht anmerkst: vor Verrohung, treibt dann solche seltsame Blüten, wie die Vorstellung es könnte diesen fast unfehlbaren Menschen geben.

Als ich zuvor das Thema anklickte, hatte ich den Eindruck, dass ich mich ins Land Utopia begebe.
Und auch deine Wunschvorstellungen, finden irgendwie dort statt, in diesem Land Utopia, dessen Anwohner, über alles andere, nach Gleichheit streben.

Es zeigt uns aber auch, wie alt diese Sehnsüchte sind – Thomas Morus hat seinen Roman "Utopia", Mitte des 16. Jahrhunderts geschrieben.
Das Wort Utopie, entstand anhand des Romans - und verpasst mir persönlich bei solchen Gedanken, auch gleich den passenden Dämpfer.

Liebe Grüße

Miriam
daddy60
daddy60
Mitglied

Re: Nachdenken über eine Gesellschaft, die aus (fast) unfehlbaren Menschen bestünde
geschrieben von daddy60
als Antwort auf miriam vom 15.04.2013, 09:19:51
Sagt mal, fällt Euch überhaupt noch auf was ihr da ständig betreibt, was hier unisono im Forum abgeht?

Im Grunde genommen will hier fast jeder zeigen was er/sie drauf hat, wie gut erzogen, wie rücksichtsvoll usw usw. Das meiste davon ist eine Art positive "Selbstdarstellung", also alles "Schauspieler" die zu gerne das schauspielern was gesellschaftlich erwartet wird. Nicht nur unbewusst fließen beim schauspielen der einzelnen KandiadInnen ihre "Bildung" ihre "Fähigkeiten" mit ein. Wie gesagt, die meisten hier sind Selbstdarsteller.

Mit anderen Worten, es gibt so gesehen zwei Welten. Eine öffentliche in der geschauspielert wird, werden muss weil das gesellschaftlich so erwartet wird. Eine private Welt, in derm man jeweils ganz alleine für sich, seine Gedanken, Wünsche usw ist. Das können u.U. sehr stark abweichende Welten sein, aber gewissermaßen gezwungenermaßen "bewegt" man sich in der öffentlichen Welt nach einem Muster!

Andererseits, wieso kommt irgendein Mensch eigentlich auf die Idee, es dürfe keine Streitereien, keine Kriege und sonstige Zerstörungen geben? Ich frage mal absichtlich provokativ, seid ihr noch normal?
Streit, Unglück, Krieg, Zerstörung sind alles natürliche Prozesse.

Gibt es also in der Natur auch! nennt man dann harmloser Naturkatastrophen! Zerstörung, umkommen von tausenden Menschen, Tieren anderer Natur ist nicht vermeidbar! Ein Blitzschlag der nicht nur Bäume fällt oder zerstört ist z.B. etwas natürliches. Eine Eiszeit, Dürre oder nicht nur Finsternis bei Vulkanausbrüchen auch.

Wir dürfen nicht davon ausgehen, weil Blitze und Vulkanausbrüche nur relativ vorkommen, sei alles umuns herum heile Welt.

Was ist Krebs? Ein typisches Zeichen das da im natürlichen Prozess etwas aus dem Ruder läuft. Das natürliche Zellwachstum durch irgendwas gestört bzw verändert wird und die Natur hier lernen muss, mit diesem Problem fertig zu werden.

Was bedeuten soll, die sogenannte Evolution wird dies irgendwann schon richten. Nur sind die Zeiteinheiten für ein Menschenleben unpassend.

All diese "Kleinigkeiten" werden bei euerer sehr einseitigen "Betrachtung" außen vor gelassen.
Außerdem merkt mancher so nebenbei, manche Themen sind hier nur Gruppengespräche.
Vielseitig wäre was anderes.

Zurück zum Thema. Fehlerfrei kann nichts ein! Nichtmal die Natur, also die Basis all dessen um uns herum ist es nicht, wird es nie sein, Evolution wird es immer geben. Folglich sind das, was einige Menschen hier wollen, schlicht gesagt hirngespinste.
Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Nachdenken über eine Gesellschaft, die aus (fast) unfehlbaren Menschen bestünde
geschrieben von Mareike
als Antwort auf daddy60 vom 15.04.2013, 15:04:47
Da braucht es nicht so viele Worte.
Fehler bedeutet schlicht: Nichterfüllung einer Anforderung oder Erwartung.

Mareike

Anzeige

miriam
miriam
Mitglied

Re: Nachdenken über eine Gesellschaft, die aus (fast) unfehlbaren Menschen bestünde
geschrieben von miriam
als Antwort auf Mareike vom 15.04.2013, 15:30:23
Stimmt Mareike. Aber ich, die Nichtgläubige, habe doch das Gefühl, dass es einen "Gott der kleinen Webefehler" gibt.

Diesen Gedanken habe ich gerne von Mascha Kaléko übernommen.
(Leider finde ich mein Gedichtband von Mascha Kaléko nicht - anders hätte ich das Gedicht hier eingesetzt).

Eigentlich ließen sich auch diese kleinen Webefehler, gut mit dem Gedanken eines fast unfehlbaren Menschen assoziieren.

Miriam
olga64
olga64
Mitglied

Re: Nachdenken über eine Gesellschaft, die aus (fast) unfehlbaren Menschen bestünde
geschrieben von olga64
als Antwort auf daddy60 vom 15.04.2013, 15:04:47
Es wäre stinklangweilig in einer "fehlerfreien" Umgebung zu leben. DA hätte man ja keinerlei Motiv mehr,etwas besser machen zu wollen. Mir reichen schon die Leute mit fest montiertem, warnenden Zeigefinger, denen man überall begegnet und die einen z.B. als Autofahrer, als Mitbewohner, als Kollege usw.usw. ständig auffordern, es anders zu machen und am besten natürlich so wie der Zeigefinger-Träger. Nein danke - ist schon gut so, wie es ist, dass es Fehler gibt, auch bei den Menschen. Hauptsache jeder erkennt sie irgendwann und gibt dafür nicht die SChuld den anderen (z.B. verkorkste Kindheit, unfähiger Chef/Kollege/Ehepartner usw.) Olga
Medea
Medea
Mitglied

Re: Nachdenken über eine Gesellschaft, die aus (fast) unfehlbaren Menschen bestünde
geschrieben von Medea
als Antwort auf daddy60 vom 15.04.2013, 15:04:47
Zitat Daddy:

"Andererseits, wieso kommt irgendein Mensch eigentlich auf die Idee, es dürfe keine Streitereien, keine Kriege und sonstige Zerstörungen geben? Ich frage mal absichtlich provokativ, seid ihr noch normal?
Streit, Unglück, Krieg, Zerstörung sind alles natürliche Prozesse."

- Zitatende -

Guter Daddy, aber ja, ich bin ganz "normal" und nichts
anderes weiß ich von Miriam.

Warum sich nicht gelegentlich ein wenig Gedanken um eine mögliche
Unfehlbarkeit machen (?), wenn der Tag lang ist, die immer wieder mal auf einzelne Menschen
zutraf/zutrifft - nicht von ungefähr kursierte in früheren Zeiten der Spruch:
Er/sie war ein Mensch ohne Fehl und Tadel. Habe ich allerdings
lange nicht mehr gehört.

Zerstörung durch Naturgewalten und oft persönliches Unglück unterliegen "höheren Mächten",
Streit und Zank etc., auch Kriege mit einher gehenden zig Tausenden/Millionen von Toten, Verheerungen und Verwüstungen
sind Menschenwerk und keine natürlichen Prozesse (wie Du schreibst.)

Ich bin immer noch ein unverbesserlicher Optimist und glaube
an die Vernunft und werde wohl bis an mein Lebensende hoffen,
daß sie auch den Letzten in unserer Welt erreicht.

M.
hisun
hisun
Mitglied

Re: Nachdenken über eine Gesellschaft, die aus (fast) unfehlbaren Menschen bestünde
geschrieben von hisun
als Antwort auf miriam vom 15.04.2013, 16:25:49
Liebe Miriam,

auch ich habe über die Vorstellung einer Gesellschaft aus (fast) unfehlbaren Menschen nachgedacht ..

Facit: es wäre stinklangweilig.

Denn gerade die verschiedenartigen Temperamente, die in einer Diskussion zum Ausdruck kommen, bringen Leben hinein und machen den Gedankenaustausch interessant, bunt und anspruchsvoll. In einer Diskussion geht es um die subjektive Wahrnehmung einer Sache (du sagst es), über die nicht immer sachlich diskutiert werden kann, denn manchmal sind Emotionen zu starke Begleiter.

Wenn sie jedoch überborden, indem sie die Person angreifen, die ihre Gedanken kund tut, dann hört bei mir das Verständnis auf. Über die Themata kann geflucht, gelästert, gelobt, verurteilt, angenommen oder abgelehnt usw. werden. Da bin ich dabei. Jedoch wenn –wie oft- ein Diskutant/in schon im vornherein blöd abgekanzelt wird, nur weil ER/SIE es ist - und auf den Inhalt wird gar nicht eingegangen (menschliches Verhalten ?! – gang und gäbe ?! - Nein) .. und da, liebe Miriam, währen mir „unfehlbare“ Menschen sehr willkommen.

Ansonsten darf jeder Fehler machen, denn aus Fehlern lernt man. Du meine Güte, wenn ich so auf meine Vergangenheit zurückblicke da passt dein zitierter Albert Einstein wunderbar:

Wer noch nie einen Fehler begangen hat, hat noch nie etwas Neues probiert

Man darf auch falsches denken, wird hervorgehoben.
Ja, was denn !? was ich denke, geht nun niemanden was an - nach dem schönen Lied: „Die Gedanken sind frei“. Solange sie (meine Gedanken) in meinem „stillen Kämmerlein“ liegen oder umherirren, sind sie meine alleinige Angelegenheit.

Nur, wenn ich meine Gedanken äussere, oder sie durch mein Handeln sichtbar werden, dann nehmen sie Gestalt an und dürfen vom Anderen diskutiert, verworfen oder angenommen werden.
Ob sie jedoch falsch sind, sei dahingestellt

Ich greife Medeas Gedanken auf und meine dazu:

..sehr zu wünschen wären unfehlbare Menschen auf der politischen Bühne. Mehr Menschlichkeit und weniger Macht- Besitz- und Geld-Gier.. Dann gäbe es weniger Krieg. Eine Welt ohne Krieg wäre das Paradies. Ich kann nicht ohne Tränen an die vielen Menschen in Kriegsländern denken, die mit der Angst als täglichen Begleiter leben müssen, deren Heim in Schutt und Asche liegt. Was für eine Welt ?! Sind das überhaupt noch Menschen, die solches verursachen ?!

hisun
.*.

Anzeige