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Anthropologie / Psychologie Rationalität und Irrationalität

Mareike
Mareike
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Rationalität und Irrationalität
geschrieben von Mareike
Gesternabend besuchte ich ein Philosophisches Café zum Themenabend: Rationalität und Irrationalität.
Es ergab sich eine spannende Diskussion.
Weit davon entfernt nun fertige Definitionen vorlegen zu können (noch zu wollen) möchte ich Euch ebenfalls zum Gehirnjogging einladen.

Markus Melchers

führte wie immer das Thema an Hand von 3 Zitaten ein:

Voltaire (1694 - 1778)
In einer irrsinnigen Welt vernünftig sein zu wollen, ist schon wieder ein Irrsinn für sich.

Charles Baron de Montesquieu (1689 - 1755)
Fast nie kommt der Mensch aus Vernunft zur Vernunft.

Und eins von Kant, welches ich nur ungefähr aus dem Gedächtnis wiedergeben kann:
"Wenn die Winde eines Hypochonders nach unten entweichen nennt man es Furz, steigen sie dagegen nach oben zu Kopfe heißt es Erleuchtung..."

Und nun seit Ihr dran.

Mareike
Mareike
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Re: Rationalität und Irrationalität
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Mareike vom 05.11.2013, 14:13:27
Das Kant hier so derb lospoltert, ist darin begründet, dass er sich maßlos aufregte über Wahrsagerei und Geistheilung.

Auch in unserer Zeit boomt die Esoterik, obwohl oder gerade weil(?) wir in einer ausgeprägt rational gesteuerte Gesellschaft leben.

Mareike
olga64
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Re: Rationalität und Irrationalität
geschrieben von olga64
als Antwort auf Mareike vom 05.11.2013, 15:33:11
Auch in unserer Zeit boomt die Esoterik, obwohl oder gerade weil(?) wir in einer ausgeprägt rational gesteuerte Gesellschaft leben.

Mareike


Das ist ein interessanter Aspekt, über den es sich nachzudenken lohnt. Esoterik boomt auch deshalb, weil sich viele versprechen, damit viel Geld zu verdienen (was ja auch so ist).
Ich finde aber, wir leben grossenteils in einer stark emotionalisierten Welt, oft angestachelt von den einschlägigen Fernsehsendern. Wie oft doch von Männlein und Weiblein vor der Kamera geweint wird; wie oft doch persönliche Schicksale vor einem Millionenpublikum ausgebreitet werden. Der Begriff Emotionen wird oft inflationär gebraucht - und wehe, jemand ist etwas rationaler, wird er schnell als kalt, ohne Herzensbildung usw. betitelt. Z.B. unsere Kanzlerin, die sich wohltuend unemotional in der Öffentlichkeit verhält, weil sie dadurch auch weniger angreifbar und auch weniger lächerlich wirkt - die Mehrheit sieht sie aber als "kalte Frau" (wobei bei Männern die gleichen Eigenschaften als völlig normal angesehen werden). Olga

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qilin
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Re: Rationalität und Irrationalität
geschrieben von qilin
als Antwort auf Mareike vom 05.11.2013, 14:13:27
Weder Esoterik noch immer neue Psychotherapien würden aber weiter helfen; die Psychoanalyse verlängere gar die Unmündigkeit des Menschen, da sie ihn in der Opferrolle belasse. »Die Menschen werden lernen, dass sie auf ihren Verstand zurückgreifen sollten und auch dauerhaft können«
geschrieben von Markus Melchers

Damit sind wir ja gleich beim zentralen Thema - der rationale Verstand hat den Menschen noch nie genügt, denke ich - und das wird sich wohl auch in Zukunft kaum ändern; auch weil Manche, die die ratio extrem weit getrieben haben, schon mal an deren Grenzen gestoßen sind - mir fällt spontan z.B. Kurt Gödel ein, oder die Quantenphysik - ohne dass man die jetzt der 'Esoterik' zuordnen könnte (wobei dieser Begriff erst mal genauer zu fassen wäre - heute versteht man ja oft alles als 'esoterisch', was dem Alltagsverstand nicht zugänglich ist). Auch Psychotherapeuten funktionieren nicht abseits jeder Logik, und dass sie 'den Menschen in der Opferrolle belassen' würden, dagegen sprechen doch recht viele erfolgreiche Therapien - sonst hätten wohl die Krankenkassen schon lange aufgehört die zu finanzieren ). Ich denke da liegt ein Fehler schon in der Gegenüberstellung im Titel - rational heißt 'vernünftig', und damit irrational natürlich 'unvernünftig' - und ein 'vernünftiger' Mensch denkt eben nicht 'unvernünftig'. Aber ein Mensch, der sich auf bloße Vernunft beschränkt - wie vernünftig ist der wirklich?
Ich denke der Mensch braucht mehr Denkdimensionen als de Gegensatz 'rational' und 'irrational'...

() qilin
Mareike
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Re: Rationalität und Irrationalität
geschrieben von Mareike
als Antwort auf qilin vom 05.11.2013, 18:11:26
Neue Denkdimensionen tun sich vielleicht erst dann auf, wenn der denkende Mensch sein eigenes Denken unter die Lupe nimmt?

Mareike
Mareike
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Re: Rationalität und Irrationalität
geschrieben von Mareike
als Antwort auf olga64 vom 05.11.2013, 15:43:19
Olga, Sie bringen ja gleich eine ganze Palette, wo es sich lohnt, ganz rational nach Gründen, Mitteln und Zwecken zu fragen.

Markus Melchers brachte am Montagabend das Beispiel Odysseus:

"Während all seiner Abenteuer zeichnete er sich vor allem durch außergewöhnlichen Verstand und listige Ideen aus.
...
Nach Kirkes Rat verstopfte Odysseus seinen Männern vor der Vorbeifahrt an der Insel der Sirenen die Ohren mit Wachs, seine eigenen aber nicht, um deren betörenden Gesang vernehmen zu können, der viele Seefahrer angelockt und ins Verderben gestürzt hatte. Um diesem Schicksal zu entgehen, ließ Odysseus sich am Mast festbinden und konnte daher beim Passieren der Insel der Sirenen deren Lockungen, obwohl er wollte, nicht folgen. Außerhalb ihrer Hörweite war die Gefahr überstanden."
Odysseus

Der Mensch zwischen Genuss und Triebunterdrückung ...
Wer ermöglicht wem was und warum? Und mit welchen Mitteln?

@Qilin
Ist Ratio gleich Vernunft?
Wenn ich zB die Greuel der Nazizeit betrachte: Alle mörderische Aktionen wurden durch und durch rational geplant und durchgeführt ...

Mareike

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schorsch
schorsch
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Re: Rationalität und Irrationalität
geschrieben von schorsch
als Antwort auf olga64 vom 05.11.2013, 15:43:19
[quote=mareike]........... Esoterik boomt auch deshalb, weil sich viele versprechen, damit viel Geld zu verdienen (was ja auch so ist).
.............. Olga


Sie machen damit ja nichts anderes als jene Banker, die mit Werten auf Kundenfang gehen, die gar nicht existieren. Es genügt aber, dass der Kunde (und der Esoteriker) daran glauben.

Und was machen die "normalen" Prediger denn anderes?

Und was machen die Politiker denn anderes?

Im Zeitalter der absoluten Realitäten braucht es scheints Gegengewichte. So lange es Dumme gibt, die da glauben, so lange wird es Flunkerer geben, die damit Geld zu machen wissen!
val
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Re: Rationalität und Irrationalität
geschrieben von val
als Antwort auf Mareike vom 06.11.2013, 09:37:36
Wenn ich zB die Greuel der Nazizeit betrachte: Alle mörderische Aktionen wurden durch und durch rational geplant und durchgeführt ...

Die Emontionen ausschalten - wer kann das, und kann man das trainieren?
(Ich denke an hier an Pflegeberufe)
Val
rehse
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Re: Rationalität und Irrationalität
geschrieben von rehse
als Antwort auf schorsch vom 06.11.2013, 10:07:50
Da passt sicher ein Sprichwort aus Bayern. "Jeden Tag entlässt der Herrgott drei Dumme, man muss sie nur finden."
Mareike
Mareike
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Re: Rationalität und Irrationalität
geschrieben von Mareike
als Antwort auf val vom 06.11.2013, 10:08:48
Emotionen ausschalten kann man nicht und es wäre auch nicht wünschenswert.

Was man lernen und trainieren kann ist die Achtsamkeit.
Man spricht auch von emotionaler Intelligenz.

Es ist mMn ein Fehler das Kognitive stärker zu bewerten als das Emotionale. Beides wird benötigt bei der Lebensgestalltung.

Interessant in diesem Zusammenhang vielleicht Emotionsarbeit?

Mareike

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