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Biowissenschaften Das EU-Gericht und die Forschung an Stammzellen.

miriam
miriam
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Das EU-Gericht und die Forschung an Stammzellen.
geschrieben von miriam
Mit seinem gestrigen Urteil, trägt das EU-Gericht dazu bei, dass Deutschland im Bereich der Stammzellenforschung zukünftig zu den Schlusslichtern in Europa bzw. in der Welt, gehören wird.

Anders als in Ländern wie die Niederlande, die skandinawischen Ländern oder Großbritanien bis jetzt üblich, verbietet das Urteil welches gestern in Luxemburg gefällt wurde, die Patentierung solcher Forschungsergebnisse.

Doch ohne dieser Patentierung, ist eine weitere Forschung bzw. die Entwicklung von Medikamenten auf der Basis der Forschungsergebnisse, nicht denkbar bzw. nicht machbar.

Dies wird in erster Linie schwerkranke Patienten treffen, die zum Beispiel von Parkinson, Multiple Sklerose, oder von Alzheimer betroffen sind.

Erstaunlich für mich, dass die Befürworter dieses Verbots in so unterschiedlichen Gruppierungen zu finden sind: einerseits bei den extrem Konservativen – aber auch die Greenpeace-Aktivisten haben sich für das Verbot stark gemacht!

Was bedeutet praktisch dieses Urteil, bzw. das Verbot zur Patentierung solcher Forschungsergebnisse?

Wie schon oben erwähnt - können Medikamente in Deutschland bzw. auch in Europa, nicht mehr entwickelt werden - also das Hauptziel der Forschungen kann nicht umgesetzt werden, wenn auch die Basis dafür, vorhanden wäre.

Denn nur wenn eine Patentierung die Forschungsergebnisse absichert, kann man natürlich die entsprechenden Medikamente herstellen.

Der Bonner Stammzelenforscher Oliver Brüstle erklärt konkret was dies für die Forschung auf diesem Gebiet für Konsequenzen hat:

"Die Entscheidung reduziert die europäischen Wissenschaftler in diesem Gebiet auf Grundlagenforscher. Andere ernten die Früchte. Wenn es an die Weiterentwicklung biomedizinischer Verfahren auf Grundlage embryonaler Stammzellen geht, dürfen europäische Forscher zukünftig nur noch zuschauen."

Letztendlich werden in der Zukunft also die Europäischen Forscher das notwendige Basismaterial – ihre Forschungsergebnisse - an jene Staaten liefern, die dann in den USA oder auch in Asien die Medikamente entwickeln werden.

Eine sehr unkluge und keineswegs menschenfreundliche Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes.

Miriam
olga64
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Re: Das EU-Gericht und die Forschung an Stammzellen.
geschrieben von olga64
als Antwort auf miriam vom 19.10.2011, 13:50:22
Danke für den guten Beitrag, der meine vorhandenen Wissenslücken doch etwas füllt.
Allerdings denke ich, dass die erforderlichen Medikamente für die Schwerkranken in jedem Falle erhältlich sein werden (nach Abschluss der Prozedere), da ja fast alle Pharma-Unternehmen global agieren und sich ihre Märkte sichern werden. Auch wenn sie dafür von den nicht Betroffenen wieder beschimpft werden - die Schwerkranken werden es ihnen danken. Olga
nostalgie
nostalgie
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Re: Das EU-Gericht und die Forschung an Stammzellen.
geschrieben von nostalgie
als Antwort auf olga64 vom 19.10.2011, 16:10:28
Es sind schon so viele europäische Forscher in anderen Erdteilen tätig, und somit sehe ich keinen Nachteil für Deutschland.
Ich für meinen Teil finde das Urteil okay.


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olga64
olga64
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Re: Das EU-Gericht und die Forschung an Stammzellen.
geschrieben von olga64
als Antwort auf nostalgie vom 19.10.2011, 16:18:19
Ja, so sind wir Deutsche. Unser nationales Gewissen beruhigen wir durch Verbote und Gesetze - die Produkte importieren wir dann. Machen wir ja mit dem Strom ähnlich. Olga
clara
clara
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Re: Das EU-Gericht und die Forschung an Stammzellen.
geschrieben von clara
als Antwort auf olga64 vom 19.10.2011, 16:23:10
In Deutschland dauert alles ein wenig länger, schon wegen der Problematik unter den Nazis.
Ich denke, wir kommen auch noch zu völlig freier Forschung auf diesem Gebiet, was ich mir im Interesse der Menschen wünsche. Wie vielen Kranken kann geholfen werden!

Clara
hafel
hafel
Mitglied

Re: Das EU-Gericht und die Forschung an Stammzellen.
geschrieben von hafel
Wenn man sich vorstellt, dass es einmal gelingen sollte Krankheiten, wie Diabetes, Multiple Sklerose oder Parkinson mit Einsatz embryonalen Stammzellen zu heilen, frage ich mich, was daran unmoralisch sein soll?

Es gibt eine große Zahl Menschen, die durchaus ethisch denken und dennoch abwägen wie man konkret leidenden Menschen helfen kann. Es ist die Frage, was „höher gestellt“ wird: die Heilung der Menschen oder das der Zellen.
In den USA ist die Patentierbarkeit von ES- Verfahren gegeben und ist es dann wohl keine Frage wohin die potentiellen Investoren ihre Gelder bringen und wohin die Elite der Forscher zieht.

hafel

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olga64
olga64
Mitglied

Re: Das EU-Gericht und die Forschung an Stammzellen.
geschrieben von olga64
als Antwort auf hafel vom 19.10.2011, 16:30:38
Es ist auch eine Definition, wann Leben beginnt - bei uns mit der Zellteilung, was auch zu überdenken wäre.
Andererseits ist für diverse Gruppen von "Gutmenschen" ja auch in vielen technischen Bereichen das Überleben des Juchtenkäfers wichtiger als die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes. Olga
clara
clara
Mitglied

Re: Das EU-Gericht und die Forschung an Stammzellen.
geschrieben von clara
als Antwort auf hafel vom 19.10.2011, 16:30:38
Leider sind es immer noch kirchliche Kreise, die bestimmen, wie Moral und Ethik auszusehen haben und leider auch noch Einfluss auf die Politik nehmen können.
In den USA versuchen Fundamentalisten ja auch mit aller Macht, Einfluss auf höchst persönliche Entscheidungen zu nehmen (Abtreibung) und schrecken selbst vor Verbrechen nicht zurück.
Aber in den USA hat die Wissenschaft höchsten Stellenwert und erhält ein großes Budget.

Clara
adam
adam
Mitglied

Re: Das EU-Gericht und die Forschung an Stammzellen.
geschrieben von adam
als Antwort auf miriam vom 19.10.2011, 13:50:22
Doch ohne dieser Patentierung, ist eine weitere Forschung bzw. die Entwicklung von Medikamenten auf der Basis der Forschungsergebnisse, nicht denkbar bzw. nicht machbar.


@miriam,

das stimmt nicht, was Du schreibst. Es ist nach dem Urteil lediglich nicht möglich, Forschungsergebnisse, die mit Stammzellen erzielt wurden, zu patentieren. Das heißt, daß es kein Monopol geben wird, mit dem Geld verdient werden kann.

Wenn Wissenschaftler jetzt argumentieren, nach dem Patentierungsverbot sei in Europa keine Forschung mehr möglich, outen sie sich als Wissenschaftler, die nur mit Aussicht auf alleinigen Gewinn forschen und nicht, um Krankheiten zu besiegen.

--

adam

olga64
olga64
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Re: Das EU-Gericht und die Forschung an Stammzellen.
geschrieben von olga64
als Antwort auf adam vom 19.10.2011, 16:55:14
Ich denke, Schwerkranken ist es ziemlich egal, wer das rettende Medikament liefert und ob dies nun auch aus Gründen der Rendite ist. Aus den Gewinnen werden ja die langwierigen Forschungsvorhaben finanziert und auch die Mitarbeiter. Je mehr Geld ein Unternehmen hat, desto qualifiziertere Mitarbeiter kann es bezahlen - auch Pharma-Unternehmen sind keine karitative Einrichtung. Olga

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