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Biowissenschaften Die Biene - ein wichtiger Bioindikator

miriam
miriam
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Die Biene - ein wichtiger Bioindikator
geschrieben von miriam
Karls Thema über "Wie Bienen nach Hause finden", veranlasst mich über die Biene unter einem anderen Aspekt hier einiges zu schreiben. Die Biene ist nämlich ein sehr wichtiger Bioindikator.

Das Thema ist leider sehr aktuell, in diesem Jahr findet wieder ein großes, sehr beunruhigendes Bienensterben statt.

Ich erinnere hier an das Zitat von Albert Einstein - wahrscheinlich kennen es die meisten von Euch - aber es scheint mir auf kluger Weise, in einem Satz - sehr Vieles und sehr viel Nachdenkliches zusammenzufassen.


"Wenn die Biene von der Erde verschwindet, dann hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben."

Albert Einstein


Zwar soll im Mittelpunkt dieser Aspekt hier stehen: die Biene als Bioindikator für unsere Umwelt, es wird aber unmöglich sein über so ein komplexes System wie es die Biene ist, nur unter diesem Aspekt zu sprechen.

In der Tat, die Biene ist ein so komplexes Wesen, dass man ruhig von einem System sprechen kann. Und hätten sich die Imker nicht bemüht sie zu schützen, dann wären die Honigbienen schon längst ausgestorben.

Zur gleichen Zeit aber wurde ihr Lebensraum zerstört, denn Monokulturen z.B. können als ein solcher nicht betrachtet werden – dies gilt natürlich für die Honigbiene und auch für einen anderen Teil der Fauna, die mehr oder weniger dagegen anfällig ist.

Es kommen aber für die Bienenvölker auch andere schädliche Faktoren hinzu, wie Insektizide, Herbizide oder der Elektrosmog, wobei erst die negativen Einwirkungen von elektrischen und magnetischen Feldern mit Niederfrequenz festgestellt wurden.

Dies ist auch für den Menschen gültig – und ich erinnere an dieser Stelle nochmals daran, dass ich versuche mich hier so weit wie möglich auf den Aspekt Honigbiene als Bioindikator zu beschränken, wobei mir eben beim schreiben auffällt, dass das bei diesem Thema schwer umzusetzen ist.

Zurück zu den Elektrosmog: es gibt eine Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten die beweisen, dass sich das Verhalten von Bienenvölkern im Einflussbereich oben erwähnter Feldern stark ändert. Später erst wurde festgestellt, dass auch die elektromagnetischen Felder aus dem Hochfrequenzenbereich (Handy, Radar, Radio, Fernseher etc…), ihre schädlichen Wirkungen ausüben.

Die Studien die auf das veränderte Verhalten der Biene hinweisen, sind schon jetzt wenigstens in einigen Punkten oder aber zum Teil auf dem Menschen übertragbar.

Dabei waren die Zeichen der enormen Schäden nicht erst durch den so genannten "Colony Collapse Disorder" also das plötzliche Verschwinden von Bienenvölker zu beobachten, sondern schon ganz früh erkennbar.
Die Warnungen diesbezüglich wurden auch schon sehr früh ausgesprochen: Rachel Carson schrieb ihr bemerkenswertes Buch "Der stumme Frühling" bereits 1962 – ihr Buch wurde zum Kult, ohne dass man daraus die nötigen Konsequenzen gezogen hätte.

Dabei enthält Carsons Buch eine minutiöse und präzise Auflistung der Faktoren die zum Sterben der Bienen führt - das Phänomen war schon damals sporadisch aufgetreten.

Aber dem Buch sind hauptsächlich zwei wichtige Sachen zu entnehmen:
Die Komplexität der Systeme in der Pflanzen- und Tierwelt - und wie leicht man sie fehl interpretiert – zum Beispiel die Behandlung der Biene gegen ein vermeintliches Ungeziefer, welches aber in Wahrheit Teil ihres Biosystems ist.

Als zweite wichtige Erkenntnis, die leider bis heute genau so aktuell bleibt: die Trägheit der Wahrnehmung, die Fehler die der Mensch dadurch macht und dann nochmals die Verzögerung der Korrektur seiner Fehlinterpretationen oder Fehlhandlungen.

Vielleicht aber bezieht sich letztere Feststellung auf einiges mehr, das wir zurzeit in der Welt feststellen.

Miriam


ingo
ingo
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Re: Die Biene - ein wichtiger Bioindikator
geschrieben von ingo
als Antwort auf miriam vom 25.05.2011, 15:36:40
Ich fürchte, dass das Thema keine grosse Beteiligung finden wird, obwohl Bienen ungeheuer wichtig sind. Schwiegervater war Hobby-Imker, und bei ihm habe ich einiges gelernt (auch beim Schleudern, mit Imkermaske und mit ein paar Stichen). Noch bis vor einigen Jahren war in unserer Gartenkolonie ein Imker. Die Bienen hatten ein wahres Paradies, und ich habe mich immer gefreut, wenn sie getankt und gleichzeitig bestäubt haben. Wer mal Bienen beobachten kann, dem empfehle ich, mal auf deren Körper zu gucken, wenn der mit Blütenstaub vollgepackt ist....Wunderschön anzusehen.
miriam
miriam
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Re: Die Biene - ein wichtiger Bioindikator
geschrieben von miriam
als Antwort auf ingo vom 25.05.2011, 17:31:33
Macht ja nichts Ingo, ich weiß, dass solche Themen nicht so attraktiv sind. Und du hast es ja gelesen - sicherlich auch noch einige andere.

Hier ein interessantes Video:

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longtime
longtime
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Re: Die Biene - ein wichtiger Bioindikator
geschrieben von longtime
als Antwort auf miriam vom 25.05.2011, 17:42:55
Dieses Thema ist hier vor Jahren und jahrelang beschrieben worden. (Ich habe das Thema anderswo fortgesetzt.)

Das Einstein-Zitat ist übrigens widerlegt.

(Jetzt muss miriam hier nur herumschrei/b/en, wer elfenbein war und ist.)
longtime
longtime
Mitglied

Re: Historisches zur "Biene - einem wichtigen Bioindikator"
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 25.05.2011, 17:57:25
Ich zitiere folgendes Beispiel aus dem ST:

Eine alte Geschichte mit einer bienigen Frage für bienenfleißige Sucher:

Bieniges – geschichtlich:

"... examen, quod ex alveo tuo evolaverit, eo usque tuum esse intellegitur, donec in conspectu tuo est nec difficilis eius persecutio est: alioquin occupantis fit..."

Es handelt von einem Bienenschwarm, der sich auf und davon und irgendwohin macht, wo er von einem Beobachter erfasst wurde, der daraus eine bienenrechtliche Bestimmung im "Corpus Iuris Civilis, (veröffentlicht im Jahre 533) formulierte. - [elfenbein] angeboten als literarische und bienische Suchaufgabe (…)

sonja47
sonja47
Mitglied

Re: Die Biene - ein wichtiger Bioindikator
geschrieben von sonja47
als Antwort auf miriam vom 25.05.2011, 15:36:40
@miriam
Mit sehr grossem Intresse lese ich Deinen ausführlichen Beitrag
über die Bienen und ihren sehr wichtigen Bioindikator!

Meine Mamma hatte einige Bienenvölker von ihrem Vater, nach dessen Tod übernommen, da sich niemand von der grossen Familie dafür intressierte.

Auch in der Schweiz haben wir seit diesem Frühling wieder die
von den Bienenzüchter sehr gefürchtete Milbenkrankheit, welche
ganze Bienenvölker ausrottet!

Betrifft es die Bienenkönigin ist damit das ganze Bienenvolk, die sog. Arbeits Bienen vom Sterben bedroht.

Diese Milbenkrankheit ist hochansteckend und zieht sich über grosse Landflächen so dass nur sehr wenige Bienenvölker überleben.

Vom Wetter her, wäre der Frühling 2011 ein äusserst geeigneter Frühling für die Bienen und damit für die Bestäubung gewesen.

Mit sehr viel Aufwand und Kenntnis, sowie Weierbildung werden die Imker ihr Bestes tun!

Diese Krankheit raffte schon im 20.Jahrhundert ganze Bienenvölker dahin.

Dass Elektrosmog diese empfindlichen Nutztierchen enorm belasten kann, dessen bin ich mir bewusst, ihr Verhalten wird mit grosser Sicherheit gestört!
(ebenfals wir Menschen in unserer Gesundheit, jedoch lasse ich mich hier nicht weiter darauf ein, gehört nicht zum Thema.)

Sonja


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schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Die Biene - ein wichtiger Bioindikator
geschrieben von schorsch
als Antwort auf miriam vom 25.05.2011, 15:36:40
Vielleicht hat es auch einen Einfluss, dass heute jeder Imker ein eingeschaltetes Handy auf sich trägt?

Generell: Hat sich schon mal jemand (ausser mir) überlegt, wie viele Milliarden unterschiedliche Wellen-Frequenzen dauernd durch unsere Körper ziehen?
miriam
miriam
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Re: Die Biene - ein wichtiger Bioindikator
geschrieben von miriam
als Antwort auf sonja47 vom 27.05.2011, 00:43:21
Danke dir Sonja, dass du das Thema wieder dahin geführt hast - wo ich es ursprünglich auch beabsichtigt habe - also im weitesten Sinne in dem Bereich der Biologie, anders noch ausgedrückt: zu diesem komplexen System, den die Biene darstellt.

Schorsch - wenn wir nun die Biene unter den Aspekt Bioindikator hier betrachten sollen, liegt deine Frage nah, bezüglich der unterschiedlichen Wellenfrequenzen.

Also ist die Biene nicht nur ein komplexes System, sondern sie leitet auch dazu, uns eine Menge unterschiedlicher Fragen zu stellen, die uns alle angehen.

Danke Euch - melde mich später wieder, nachdem ich mir eher im Klaren bin, wie dieses Thema spezifisch behandelt werden kann. Also ohne uns zu sehr vom Aspekt Bioindikator zu entfernen.

Gruß von Miriam
Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
Mitglied

Re: Die Biene - ein wichtiger Bioindikator
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Der Bienenforscher Prof. Dr. Hans-Hinrich Kaatz arbeitet an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. In einem Interview mit Christof Potthof erzählte er folgende spannende Geschichte über den Umgang mit einem kritischen Forscher:

[...]

Sie haben bereits in der Vergangenheit an Bienen geforscht. Können Sie dazu bitte noch ein paar Worte sagen?

Kaatz: Wir hatten bereits vor dem Projekt mit den Bt-Pflanzen Untersuchungen zu den möglichen gesundheitlichen Schäden bei Bienen durch gentechnisch veränderte Herbizid-resistente Raps- und Maispflanzen durchgeführt. Dabei haben wir aber nichts Negatives gefunden. Neben diesen Arbeiten haben wir außerdem auch untersucht, ob es sein könnte, dass Gene, die aus Pollen der Pflanzen kommen, auf die Bienen übertragen werden. Das nennt man horizontalen Gentransfer. In einem ersten Schritt haben wir geschaut, ob Gene aus den Pflanzen auf die Mikroorganismen im Darm der Bienen übertragen werden können. Später wollten wir dann sehen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Bienen selber Gene aufnehmen. Man muss dazu wissen, dass die Aufnahme von fremden Genen einer der wesentlichen Mechanismen ist, wie die Evolution voranschreitet. Das geschieht bei ganz vielen Organismengruppen. Es war mehr ein wissenschaftliches Grundlagenproblem als eine anwendungsorientierte Fragestellung. Wir haben die Mikroorganismen mit dem Pollen kultiviert und das Ergebnis war, dass die Mikroorganismen in der Tat das pat-Gen [Anm.: Das pat-Gen vermittelt in gentechnisch veränderten Pflanzen eine Herbizidtoleranz gegen das Unkrautvernichtungsmittel mit dem Wirkstoff Glufosinat.] aufgenommen haben. Innerhalb der Gentechnik-Debatte hieß es ja immer, es könne nie passieren, dass die neu eingefügten Gene via horizontalem Gentransfer übertragen werden. Wir haben das Ergebnis dann bei Nature eingereicht und bekamen zwei Gutachten. Das eine war ganz positiv. Der Gutachter meinte, wir könnten das sofort publizieren. Der zweite meinte, wir sollten noch eine zusätzliche Analyse, einen so genannten Southern Blot, liefern, der unsere Ergebnisse nochmals belegt. Dann würde auch er die Publikation akzeptieren. Wir haben gesagt, „Das machen wir”. Wir haben den Southern Blot gemacht und haben den Artikel dann neu eingereicht in der Annahme, dass damit einer Publikation nichts mehr im Wege steht. Wir haben im Anschluss lange nichts von der Nature-Redaktion gehört und in der Zwischenzeit kam ein ZDF-Team bei uns vorbei, um uns zu diesen Forschungen zu befragen. Denen hatten wir allerdings gesagt, das dürfe nicht gesendet werden, bevor die Absprache mit Nature klar und der Artikel erschienen ist. Dann kam trotzdem die Fernsehsendung. Es lief sogar in den Nachrichten - und zwar bevor wir von der Nature-Redaktion das endgültige Votum bekommen hatten. Wir haben dann nochmals stark interveniert, woraufhin der ZDF-Redakteur sagte: „Moment, wissen Sie das nicht? Ihr Artikel bei Nature ist abgelehnt.” Davon hatten wir aber bis zu dem Zeitpunkt nichts gehört. Und als wir den Redakteur fragten, woher er das wisse, antwortete er, ja, er habe mit Monsanto-Leuten gesprochen, und die hätten ihm das gesagt. Das hat mich dann natürlich schon irritiert. Gut, dass die das irgendwann erfahren, aber dass Monsanto das vorher weiß, bevor wir als Autoren davon hören, das finde ich dann schon sehr heftig!

Starkes Stück!

Kaatz: Wissen Sie: Wenn ein Gutachter, der vielleicht Kontakte zu Monsanto hat, etwas sagt, ... gut. Aber dass vielleicht die Redaktion - denn nur die hat ja beide Gutachten haben können - dass die Redaktion das weitergibt, das fand ich dann schon irritierend. So eine renommierte Zeitschrift. Die hat das doch eigentlich ... naja, vielleicht hat sie es doch nötig. Eigentlich sollte so ein Review-Prozess doch erst einmal

... [stockt]

... diskret?

Kaatz: ... sehr diskret sein.

Sie kannten die Namen der beiden Gutachter auch wahrscheinlich nicht, oder?

Kaatz: Nein.

Wissen denn die Gutachter Ihren Namen?

Kaatz: Ja, die Gutachter bekommen das ganze Paper und dann wissen die natürlich auch die Namen der Autoren. Das ist nicht anonymisiert. Es sei denn, man besteht darauf. Manchmal geht das. Bei heiklen Fällen. Unsere Daten habe ich aber nicht als so heikel angesehen. Wir haben das Experiment dann noch einmal wiederholt. Und wir haben den horizontalen Gentransfer mit einer Reihe weiterer Mikroorganismen-Arten nachweisen können.
(...)

Aber diese Ergebnisse sind dann später an anderer Stelle publiziert worden?

Kaatz: Nein, bisher nicht. Weil das keiner hören will, kriegt man das nicht leicht adäquat unter. (...)

[...]

aus... Agro-Gentechnik: Risk Reloaded. Bericht zum Umgang mit den Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen in der EU
Testbiotech e.V., München
Christoph Then, Christof Potthof, Andrea Reiche (Ed.)
September 2009
S. 38-41

--
Wolfgang
miriam
miriam
Mitglied

Re: Die Biene - ein wichtiger Bioindikator
geschrieben von miriam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 27.05.2011, 10:15:42
Danke dir Wolfgang – also führt uns das Thema auch hinter die Kulissen, ohne dass dies meine ursprüngliche Absicht gewesen wäre.
Aber manchmal ist eben dieser Blick zum nicht gleich Wahrnehmbaren derjenige, der uns viel über unsere Gesellschaft sagt. Mit anderen Worten: ein Indikator.

Und wenn die Biene als komplexes System betrachtet wird - wie sollte denn das Thema weniger komplex sein?

Nur zwei kleine Ergänzungen, die ich mir auch ergoogelt habe:


Beim Southern Blot handelt es sich um eine 1975 von Edwin Southern entwickelte molekularbiologische Untersuchungsmethode für die DNA.[1] Sie ermöglicht den Nachweis einer Gensequenz in einem komplexen DNA-Gemisch (z. B. dem gesamten Genom eines Organismus) innerhalb kurzer Zeit, ohne dass sämtliche Sequenzen des Gemisches entschlüsselt werden müssen. (Aus Wikipedia)

Monsanto ist ein international tätiges Unternehmen für Agrarprodukte.

Miriam

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