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Biowissenschaften Gibt es eigentlich Menschenrassen?

miriam
miriam
Mitglied

Re: Gibt es eigentlich Menschenrassen?
geschrieben von miriam
als Antwort auf claudiawien vom 04.09.2010, 08:48:39
Sehr wichtiger Hinweis, Claudiawien.
Ich hoffe, dass der Webmaster den unwissenschaftlichen Begriff sehr bald entfernt. Denn so wie er heute benutzt wird, ist er nicht nur wissenschaftlich inkorrekt, sondern auch tendentiös.

Es ist ja so, dass manche Begriffe plötzlich Zugang zur Alltagssprache haben - und dort verharren, lange nachdem man weiß, dass sie inhaltlos sind - besser gesagt, falsche Inhalte transportieren.

Liebe Melilore - danke für deine klugen Gedanken, konnte deinen Beitrag jetzt nur einmal lesen und habe heute leider wenig Zeit. Aber heute Nachmittag nehme ich mir dafür Zeit.

Wer mich schon länger kennt weiß, dass am jeden zweiten Samstag...


Gruß in die Runde der Diskutanten

Miriam

Adam, deinen Beitrag habe ich erst jetzt gesehen. Aus Zeitmangel nur so viel:
adam
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Mitglied

Re: Gibt es eigentlich Menschenrassen?
geschrieben von adam
als Antwort auf Cathalina vom 04.09.2010, 09:11:07
Wissenschaftler behaupten zwar das der Mensch vom Affen abstammt,


@Cathalina,

daß der Mensch vom Affen abstammt und sogar Wissenschaftler das behaupten sollen, ist ein Irrtum, der sich so hartnäckig hält wie das Märchen vom Eisen im Spinat.

Der Mensch stammt nicht vom Affen ab, sondern hat den gleichen Ursprung wie alle Primaten. Siehe Schema aus Wikipedia:



--

adam


Mitglied_81b4260
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Re: Gibt es eigentlich Menschenrassen?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf arno vom 04.09.2010, 08:59:33
[i]erst einmal haben die Biologen als Fachleute das Wort
"Rasse" für ihr Schubladendenken geschaffen, nicht Politiker.
(arno)[/indent]
Das ist falsch.
Die früheste bislang bekannte Verwendung in der spanischen Literatur erfolgte 1438 durch den Priester Alfonso Martínez de Toledo:

„Man nehme zwei Söhne an, den eines Bauern und den eines Ritters: Beide wüchsen im Gebirge unter der Erziehung eines Mannes und eines Weibes auf. Du wirst sehen, dass der Bauer sich weiterhin über die Dinge eines Dorfes, so wie ackern, graben und Holz mit dem Vieh einsammeln, erfreuen wird; und der Sohn des Ritters wird sich nur dann erfreuen, wenn er reitend Waffen zu horten vermag und Messerstiche erteilen darf. Dies beabsichtigt die Natur, so wirst Du dieses in jenen Orten, in denen Du leben wirst, Tag für Tag beobachten können, so dass der Gute einer guten Rasse [rraça] von seiner Herkunft angezogen wird und der Benachteiligte, einer gemeinen Rasse [rraça] und Herkunft angehörig, unabhängig wer er ist und wie reich er sein mag, sich niemals von einer anderen Herkunft angezogen fühlen wird, als woher er ursprünglich stammt.[3]“

Dieser frühe Text beinhaltet bereits die Vorstellung unveränderlicher, durch Natur und Abstammung festgelegter Wesenszüge.[4] Abweichend von der späteren naturwissenschaftlichen Bedeutung, einer durch gemeinsame somatische Merkmale gekennzeichneten Gruppe, lag hier die Vorstellung einer langen Ahnenreihe zugrunde, innerhalb derer sich hervorragende Qualität nicht notwendigerweise gebunden an erkennbare physische Charakteristika vererbt.[1] In entsprechender Weise wurde die Bezeichnung parallel auch in der Pferdezucht gebräuchlich.[5]

Eingang in das Recht erfuhr die Bezeichnung in den „Estatutos de limpieza de sangre“ (Statuten von der «Reinheit des Blutes»), die erstmals 1449 in Toledo erlassen wurden und als Vorläufer der Nürnberger Rassegesetze gelten. Sie existierten an verschiedenen Orten und in unterschiedlichen Versionen bis ins 19. Jahrhundert.[6]

„[...] es wurde ein Kirchenstatut von unserem Erzbischof von Toledo vorgeschlagen, welches forderte, dass seit jenem Tage alle Kirchenpfründe jener Heiligen Kirche sowie Würdenträger wie etwa Domherren, Kostverteiler, Kapläne und Kleriker Altchristen sein müssen, also ohne Rasse eines Juden, Mauren oder Häretikers [...][7]“

In Frankreich trug im 16. Jahrhundert der Streit zwischen dem Geburts- (frz. noblesse de race) und dem Amtsadel (noblesse de robe) dazu bei, dass die Bezeichnung race gebräuchlich wurde.[8] In der Folgezeit breitete sie sich auch in anderen europäischen Ländern aus, wobei sie für fast jede Art von Kollektiv verwendet werden konnte, so etwa „christliche Rasse“, „Adelsrasse“ oder „menschliche Rasse“.[9]
geschrieben von Rasse - wikipedia


[i]Das Schubladendenken der Biologen war und ist notwendig, um Ordnung in ihre gesammelten Werken zu bringen.
(arno)[/indent]
Kategorisierungen sind notwendig. Allerdings wird in der modernen Biologie das Wort "Rasse" nirgends mehr verwendet, da es einfach zu unscharf ist.
In aktueller Literatur tauchen „Rassen“ kaum noch auf, und wenn doch, dann fälschlicherweise als Synonym für Unterart oder Varietät, oder sie bezeichnen mehr oder weniger willkürliche Zusammenfassungen phänotypisch ähnlicher Individuen einer Art deren taxonomischer Rang unklar ist, bzw. Populationen und Teilpopulationen ohne eigenen taxonomischen Rang. Andere Verwendungen, z. B. im Sinne von „Art“ oder „Gattung“ sind historisch.

Rassen, aber auch Unterarten, sind nicht objektivierbar, sie beruhen lediglich auf Konvention. Es handelt sich dabei um Kategorien des Denkens und nicht etwa um Einheiten der Evolution.

In der Biologie wird die Art Homo sapiens heute weder in Rassen noch in Unterarten unterteilt. Molekularbiologische und genetische Forschungen haben seit den 1970er Jahren gezeigt, dass eine systematische Unterteilung der Menschen in Unterarten ihrer enormen Vielfalt und den fließenden Übergängen zwischen geographischen Populationen nicht gerecht wird. Zudem wurde herausgefunden, dass der Großteil genetischer Unterschiede beim Menschen innerhalb einer geographischen Population zu finden ist.[13]

geschrieben von aus Rasse/wikipedia


Im Zuchwesen wird auch heute noch der Begriff "Rasse" verwendet. Aber wollen wir tatsächlich Gruppen von Menschen durch geplante Kreuzung vermehren, die Nachkommen selektieren, durch generationenlange Inzucht die Vorläufer von Hybridsorten herstellen, wiederum gezielt kreuzen, um endlich einen "reinrassigen" Supermenschentyp mit mehr Rippen und weniger Fett oder mit einer höheren Wurfquote zu erzeugen?

[i]Ich stelle fest, dass auch Du große Angst hast, dass
mit dem Wort "Rasse" in Zukunft ähnlich umgegangen werden könnte, wie es die Nationalsozialisten praktizierten.
(arno)
[/indent]
Wie der Evolutionsbiologe Ernst Mayr betont, basieren alle rassistischen Theorien darauf, Rassen nicht als Abstraktion sondern als Realität aufzufassen.
geschrieben von aus Rasse/Wikipedia


[i]Ich dachte, dass dieser Blödsinn endlich überwunden worden ist und das der moderne Mensch auch lernfähig
wäre. Da muß ich mich aber getäuscht haben.
(arno)[/indent]


Du täuscht dich ganz offensichtlich.
Es gibt den Rassismus ohne Rasse. Siehe Sarrazins Katalogisierung der Unterschicht bzw. der moslemischen Menschen und der Widerhall, den seine Charakterisierung im "deutschen" "Volk" erhielt.

Wie wenig lernfähig auch heute Menschen sind, die sich wohl als gebildet und kenntnisreich ansehen, demonstrierst du, arno.





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Administrator

Re: Gibt es eigentlich Menschenrassen?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf claudiawien vom 04.09.2010, 08:48:39
Danke, damals wurde das in den AGBs geändert, im Impressum hatten wir das übersehen. Wir schreiben in neuen Texten immer "Ethnie", WM
Re: Gibt es eigentlich Menschenrassen?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.09.2010, 10:15:00
Im Grundgesetz ist aber auch noch der Begriff der „Rasse“ untergebracht. Und wegen des überholten Begriffs gab es ja auch schon Bestrebungen, den Text des GG zu ändern. Das Deutsche Institut für Menschenrechte hatte diesen Vorstoß 2008 gemacht, dann ist er nicht weiter verfolgt worden.

Hier ein Link dazu mit einem interessanten Kommentar von Franziska Augstein, der Erklärungen zum Entstehen und zur Entwicklung dieses Begriffs enthält:
pippa
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Mitglied

Re: Gibt es eigentlich Menschenrassen?
geschrieben von pippa
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.09.2010, 10:31:55
Nach all den wissenschaftlichen Kommentaren möchte ich mal einen völlig unwissenschaftlichen, aber menschlichen Einwurf machen.

Als Kind hörte ich wie sich Erwachsene hinter der vorgehaltenen Hand über die "Jüdische Rasse" unterhielten, was mich zutiefst verunsicherte, denn ich fragte meinen Vater darauf hin, ob Juden denn eigentlich keine Menschen seien. Mein Vater erklärte mir, dass das von mir Gehörte dummer Quatsch sei und dass Juden lediglich einer anderen Religionsgemeinschaft angehörten.

Allein deswegen wäre ich niemals auf die für mich absurde Idee gekommen, es gäbe verschiedene Menschenrassen.

Pippa

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Mitglied_81b4260
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Re: Gibt es eigentlich Menschenrassen?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf pippa vom 04.09.2010, 11:37:38
pippa, deine Erinnerung ist sehr interessant.
Das war doch sicherlich nach Ende des Krieges.

Warum die vorgehaltene Hand wenn über die jüdische "Rasse" geredet wurde?

pippa
pippa
Mitglied

Re: Gibt es eigentlich Menschenrassen?
geschrieben von pippa
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.09.2010, 12:17:45
Ach Mart,

natürlich, der Krieg war endlich vorbei und damit auch die Nazipest. Das Denken war damit aber noch nicht beendet, zuweilen bis heute nicht, wie wir alle wissen.

Pippa
miriam
miriam
Mitglied

Re: Gibt es eigentlich Menschenrassen?
geschrieben von miriam
Nebenbei bemerkt:

Ich habe heute mein Benutzerbild ausgewechselt.

Der Grund dafür: bis jetzt hatte ich ja immer meine Enkelkinder als Avatar - zuletzt waren es meine drei Enkeltöchter.

Da ich mir nicht sicher bin, ob Herr Sarrazin hier nicht vorbeischaut und dabei den berühmten von ihm erfundenen Gen bei uns entdecken könnte, habe ich mir eine neue Identität geleistet.

Herr Sarrazin wird erzittern, wenn er mich sieht!

Miriam (furchterregend)
Urego
Urego
Mitglied

Re: Gibt es eigentlich Menschenrassen?
geschrieben von Urego
als Antwort auf miriam vom 04.09.2010, 14:17:33
Hallo,

Wahrscheinlich ist es unklug, dieses Thema durch meinen Beitrag wieder aufleben zu lassen, aber ich möchte nicht den Eindruck erwecken, mich vor einer klaren Stellungnahme zu drücken.

Bei solchen Aussagen bin ich immer dafür, daß man sich klar ausdrückt und auch das sagt, was Realität ist.
Tatsache ist, daß es Menschengruppen gibt, die gewisse körperliche Eigenschaften in unterschiedlicher Ausprägung gemeinsam haben. Ob es nun die Hautfarbe, die Art der Behaarung oder die Form der Augen ist.Dies ist eine Tatsache, die niemand wegdiskutieren kann, es sei denn er handelt nach der Art der Politiker.
Diese Gruppen von Menschen, die durch gewisse Ähnlichkeiten miteinander verbunden sind, bezeichnete man als Rassen. Dieser Begriff war zunächst seit Mitte des 17.Jarh. völlig wertneutral. Im Gegenteil, er bedeutete: von edlem Geschlecht mit ausgeprägten Eigenschaften.(Duden Band 7 Herkunftswörterbuch S.550)

Dann kam unser großdeutscher Führer Adolf, der österreichische Anstreicher und vernichtete alles, was im positiven Sinne mit Deutschland verbunden werden konnte. Es würde zu weit führen meinen Ekel und Abscheu über diese Zeit Deutschlands hier auszudrücken.

Daß das Wort "Rasse" seit dieser Zeit nicht mehr verwendungsfähig war und sich in seiner semantischen Bedeutung diametral verändert hatte ist klar. Deshalb sollte es heute nicht mehr verwendet werden. Und ich glaube, daß wir auf einem guten Weg dazu sind. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich in einem ernsthaften Gepräch etwas von der "weißen Rasse" oder der "schwarzen Rasse" gehört hätte.

Es stimmt einfach nicht, auch wissenschaftlich, daß es gravierende Qualitätsunterschiede,-- wenn man bei Menschen davon reden darf-- zwischen den Gruppen gibt.

Es würde zu weit führen und unangemessen sein, in diesem Zusammenhang noch von den Hunderassen zu reden. Dabei liegt die Lösung so klar auf der Hand, aber ich bin bereit, es nachzuholen.

Urego

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