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Biowissenschaften Gibt es eigentlich Menschenrassen?

Re: Gibt es eigentlich Menschenrassen?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Urego vom 05.09.2010, 18:26:48
Diese Gruppen von Menschen, die durch gewisse Ähnlichkeiten miteinander verbunden sind, bezeichnete man als Rassen. Dieser Begriff war zunächst seit Mitte des 17.Jarh. völlig wertneutral. Im Gegenteil, er bedeutete: von edlem Geschlecht mit ausgeprägten Eigenschaften.(Duden Band 7 Herkunftswörterbuch S.550)


Ich stelle fest, dass Du den Duden zur Rassendefinition hier eingebracht hast.
Meine Antwort auf diese Passage war:

Ich kann mich nicht der Meinung des Dudens anschließen, dass es in der Realität jemals nur ein wertneutraler Begriff war und wenn überhaupt, dann auf dem Papier. Das ist ja bekanntlich geduldig.
Und allein die Tatsache, dass damit nur bezeichnet wurde „von edlem Geschlecht“ (wertneutral?, was war mit Tagelöhner?) – nun ja, die Sklaven hielt man ja für Tiere – wenn ich das recht in Erinnerung habe.
geschrieben von Meli



Und bereits hier macht der Duden die von mir beschriebene Wertung im Sinne von Auf- und Abwertung.

Noch einmal Urego:
Dieser Begriff war zunächst seit Mitte des 17.Jarh. völlig wertneutral?

Im Gegenteil, er bedeutete: von edlem Geschlecht mit ausgeprägten Eigenschaften.(Duden Band 7 Herkunftswörterbuch S.550)
Darin liegt bereits die haarsträubende Sortierung.
Wie viele Menschen waren von „edlem“ Geschlecht mit ausgeprägten Eigenschaften?
Daher meine Frage wegen der Tagelöhner und der Hinweis auf die Sklaverei.
Überlege nur schlicht einmal, wann sie offiziell abgeschafft wurde.

Dabei machte die Sklaverei auch vor Menschen „edlen Geschlechts“ nicht Halt. Auch Stammeshäuptlinge und ihre Familien wurden verschleppt! Sie waren Menschen edlen Geblüts in ihrer Heimat – außerhalb dieser nur Ware!

Im übrigen stelle ich fest (entschuldigt bitte, ich weiß, dieser Gedanke ist hier bereits aufgetaucht, aber mir noch einmal wichtig)
Menschen der gesamten Welt, also aus Europa, Asien, Amerika, Indien und Australien können sich miteinander fortpflanzen.
So weit besteht Einigkeit.
Aber Urego was passiert dann, bei einer solchen „Vermischung“ mit den von Dir angesprochenen Rassen?
Existieren dann immer noch Menschenrassen für Dich?
Und wenn ich dann bedenke, wie viele Völker allein in meinen Genen herumschwirren – Donnerwetter – in welche Rasse gehören dann meine Kinder, denen ich auch noch einen Schuss Mediterranes väterlicherseits geschenkt habe?
Immerhin, eines ist klar, meine Staatsangehörigkeit ist deutsch.

Abschließend bemerke ich noch, dass es nun einmal so ist, dass eine solche Diskussion immer breitgefächert sein wird und nicht nur einfach bei der Biologie stehen bleiben kann.
Auch wenn das dann vielleicht nicht so gern gesehen oder gelesen wird.

Meli



Mitglied_81b4260
Mitglied_81b4260
Mitglied

Re: Gibt es eigentlich Menschenrassen?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.09.2010, 22:23:54
Ich glaube der Aspekt von der anderen Seite, den du hier einbringst, ist sehr wichtig. Das sollte der Zugang eines dem Humanismus verpflichteten Menschen sein. Leider hat S. aber einen überholten, einen biologistischen Zugang wieder populär gemacht. Dass er sich hier auf nicht nur verminten Grund, sondern von seinem Wissen her auch auf durchbrechendem Eis bewegt, wurde von einem Fachmann, einem Genetiker, eindeutig mit hinreichenden Argumenten festgestellt.

Das war sehr wichtig! Rasse ist nur mehr in der Züchtung ein Begriff, der sich dort auch argumentieren läßt und daher wiederhole ich nochmals meinen früheren Einwurf: Wollen wir Menschen züchten, selektieren, kreuzen?

Damit komme ich zu deiner Bemerkung:

[i]"Aber Urego was passiert dann, bei einer solchen „Vermischung“ mit den von Dir angesprochenen Rassen?
Existieren dann immer noch Menschenrassen für Dich?
Und wenn ich dann bedenke, wie viele Völker allein in meinen Genen herumschwirren – Donnerwetter – in welche Rasse gehören dann meine Kinder, denen ich auch noch einen Schuss Mediterranes väterlicherseits geschenkt habe? "
(meli[/indent]

Zum ersteren: Das sind dann Mischlinge 1. oder 2. Grades, oder wenn ich bei der Züchtung bleibe "Bastarde". (Damit habe ich aber nicht empfohlen, auch diesen Begriff auf Menschen anzuwenden, bei denen sich die Hautfarbe "vermischt" hat.

Zum zweiten:
Wir alle sind Menschen mit Migrationshintergund.

LG Mart
miriam
miriam
Mitglied

Re: Gibt es eigentlich Menschenrassen?
geschrieben von miriam
Danke Euch allen für Eure Beiträge - vielleicht ist nun für die Mehrheit hier klar, dass der Begriff Menschenrassen keinen wissenschaftlichen Inhalt besitzt.

Wenn aber das Wort weiterhin benutzt wird, transportiert es sicherlich einen anderen Inhalt.
Die Frage stellt sich: welcher Inhalt könnte das sein? Denn eines steht klar: wertfrei wird dieser Begriff nicht benutzt.

Wo könnte man nun das Wort, dessen wissenschaftlicher Inhalt nie bestand obwohl man dies gerne beweisen, zumindest aber suggerieren wollte, - wo könnte man es einordnen?

Ich denke, dass es nach dem eigentlichen Inhalt und dessen Tendenz, ein rein ideologischer Begriff ist.

Übrigens war dieser Begriff nie von einer gewissen Ideologie zu trennen.

Mart schreibt: "Wir alle sind Menschen mit Migrationshintergrund" - und den Titel einer Sendung die vor etwa vier Jahren auf 3sat lief übernehmend, möchte ich hinzufügen: wir alle leben auf einem Planet der Nomaden.

Gruß in die Runde der Diskutanten bzw. der Nomaden.

Miriam


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schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Gibt es eigentlich Menschenrassen?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf miriam vom 06.09.2010, 08:59:04
Vielleicht könnten wir - nachdem ich ein paar mal den Kopf schütteln musst ob gewisser Beiträge - den Titel nahtlos auf "Gibt es eigentlich Menschenhasser?" ändern?
Urego
Urego
Mitglied

Re: Gibt es eigentlich Menschenrassen?
geschrieben von Urego
als Antwort auf miriam vom 06.09.2010, 08:59:04
Ich habe einen Fehler begangen: Ich hätte beim Zitat des Begriffes "Rasse" aus dem Duden nicht "wertneutral", sondern "nicht mit negativen Inhalten belastet" schreiben sollen. So bin ich doch in die Falle gegangen, und die Diskussionskontrahenten brauchten auf kein anderes Argument von mir mehr einzugehen.

Das rege Interesse an diesm Thema zeigt aber trotzdem, daß ein Regelungsbedarf vorhanden ist. Das Ergebnis sollte ein wertneutraler und nicht ideologischer belasteter Begriff sein. Ich frage mich immer, warum das auf anderen Gebieten so gut geht(shop, sale, basement, centre, airport, arrival)
Das Thema des Threads spielte für mich und mein Leben überhaupt keine Rolle, weil ich in der Hinsicht keine Probleme habe. Aber es erschien mir als sehr interessant und darum beteiligte ich mich daran und kam zu der Erkenntnis: Ideologisch belastete Themen (gar aus der Nazizeit) kann man nicht realistisch diskutieren.

Es lohnt sich auch nicht, weiter zu streiten, nur um Recht zu haben. Und für mich war es erfreulich, zu sehen (bis auf wenige Ausnahmen), daß man auch fair argumentieren kann, ohne andere Menschen zu beleidigen oder ihre Gefühle zu verletzen.

Und Miriam hat so einen runden Beitrag geschrieben, daß es schade wäre, den Eindruck zu verwischen.

Urego
miriam
miriam
Mitglied

Re: Gibt es eigentlich Menschenrassen?
geschrieben von miriam
Urego, dass ich dich als Teilnehmer dieser Diskussion schätze, das weißt du ja wohl. Ich möchte aber eines wiederholen, dafür zitiere ich dich erstmal.

Urego schreibt:

"Das rege Interesse an diesm Thema zeigt aber trotzdem, daß ein Regelungsbedarf vorhanden ist. Das Ergebnis sollte ein wertneutraler und nicht ideologischer belasteter Begriff sein."

Zitat Ende.

Es geht nicht darum, einen neuen Begriff hier zu (er)finden, für einen Sachverhalt, eine Pseudorealität - bei denen man eigentlich nur darauf hinweisen muss, dass sie gar nicht bestehen. Und dieser Hinweis wird nur dadurch notwendig, weil dieser Begriff - und die ganze Rassentheorie aus der NS-Zeit - einen ideologischen Hintergrund hatten und einem politischen Zweck dienen sollten, auch wenn sie jeder wissenschaftlichen Basis entbehrten.

Es stellt sich die Frage, auf was eigentlich die Katastrophen der ersten Hälfte des XX. Jahrhunderts fußen.
Vielleicht ist es zum Teil eine Art Entwurzelung des Individuums aus alten Sicherheiten, ein Infragestellen von Weltanschauengen - die tatsächlich überholt waren.

Neue Theorien und eine neue Weltordnung(!) sollen an deren Stelle treten - und dieser so genannte neue Weg in eine zweifelhafte neue moderne Gesellschaft, wird geleitet von verheerenden Theorien. Eine davon, so zu sagen der Nährboden dafür, ist die Theorie der Menschenrassen, - die Basis der Rassentheorien.

Am Ende des Irrweges steht Auschwitz und andere Vernichtungslager - und Millionen Tote des Zweiten Weltkrieges.

Miriam

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Urego
Urego
Mitglied

Re: Gibt es eigentlich Menschenrassen?
geschrieben von Urego
als Antwort auf miriam vom 06.09.2010, 12:43:06
Liebe Miriam, liebe Mart1, liebe Meli,

weil ich nicht starrköpfig und unbelehrbar sein will, streiche ich die Segel. Meiner Meinung nach habt Ihr zwar nicht in der Sache recht, aber ich teile Eure Befürchtungen hinsichtlich der Verwendung des Begriffes "Rasse".Ich verstehe und akzeptiere sie. Allerdings dachte ich, daß unsere Demokratie schon so weit gefestigt und gereift sei, daß wir ideologiefrei über solche Themen streiten könnten.

Außerdem tun wir dem Herren Sarazin unbewußt noch zusätzlich einen Gefallen, solange wir dieses Thema am Kochen halten, indem wir kostenlose Reklame (ne, das heißt heute ja "Public Relation") für ihn machen.

Für mich war das Positive: Ich habe viel gelernt und über Dinge nachgedacht, über die ich sonst nicht nachgedacht hätte. Ich klinke mich aus, es sei denn, es kommt noch ein Hammer. WEHE !

Urego
pippa
pippa
Mitglied

Re: Gibt es eigentlich Menschenrassen?
geschrieben von pippa
als Antwort auf Urego vom 06.09.2010, 15:05:18
Ein Mensch ist ein Mensch ist ein Mensch ist ein Mensch...........................

In Erinnerung an meinen Vater sage ich nun noch einmal völlig unwissenschaftlich, was ist das nur für ein Quatsch.

Wenn man unbedingt dieses vermaledeite Wort Menschenrasse in den Mund nehmen will, dann bedeutet es doch wohl, dass alle Menschen, egal wie sie aussehen, ob gut, ob böse oder beides, egal welcher Religion sie angehören, welche Mentalität sie haben, oder was es sonst noch für Unterschiede geben mag, einer einzigen Rasse angehören, nämlich der Menschenrasse.

Das Wort Rasse ist doch nur erfunden worden, um sich damit abzugrenzen, ja um damit zu zeigen etwas Besseres zu sein und dem anderen damit zu zeigen, dass er minderwertig ist. Das war auch schon lange vor den Nazis so und hat noch immer seine Gültigkeit.

Die Menschheit ist nun mal kein Produkt eines Züchters.

Ich habe mich bereits als Kind dagegen gewehrt, irgendeinen Erklärungsversuch im Brockhaus oder Lexikon Ernst zu nehmen, und diese Einstellung werde ich jetzt im Alter ja wohl nicht mehr ändern.

Zum Schluss noch Eines: Ich finde viele Menschen zutiefst verabscheuungswürdig, deswegen käme ich aber nicht auf die Idee, sie nicht als Mensch zu sehen.

Pippa

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