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Biowissenschaften Kreationismus und Evolution

felix
felix
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Kreationismus und Evolution
geschrieben von felix
Eine kürzliche Umfrage in Deutschland, Oesterreich und der Schweiz hat ergeben, dass nur etwa jeder Dritte die Evolution als Erklärung zur Entstehung der Lebewesen auf der Erde zulässt.
Fast die Hälfte der Befragten glaubt an die Schöpfung, sind also Kreationisten.

Kreationismus (von lat. creare = erschaffen) bezeichnet den Glauben, dass die Menschen, das Leben, die Erde und das Universum wörtlich nach den Heiligen Schriften der abrahamitischen Religionen erschaffen wurden (insbesondere 1. Buch Mose), durch den unmittelbaren Eingriff eines übernatürlichen Wesens, eines Gottes, in natürliche Vorgänge.
(http://de.wikipedia.org/wiki/Kreationismus)

Ich kenne dieses Verhältnis aus früheren Erhebungen in den USA. Dass aber auch in Europa ein so gewaltiger Anteil der Bevölkerung die Evolutionstheorie ablehnt hat mich erstaunt.
Man kann das praktisch nur, wenn man einen sehr grossen Teil der Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse ignoriert. Ich kann mir das fast nicht vorstellen.
In vielen Fällen geht es um Methoden der Altersbestimmung. Nehmen die Kreationisten an, dass das Leben auf der Erde erst um die 10'000 Jahre alt sein kann!

Erstaunt euch das auch?

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felix
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Kreationismus und Evolution
geschrieben von carlos1
als Antwort auf felix vom 12.04.2007, 00:55:00
"Man kann das praktisch nur, wenn man einen sehr grossen Teil der Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse ignoriert. Ich kann mir das fast nicht vorstellen.
In vielen Fällen geht es um Methoden der Altersbestimmung. Nehmen die Kreationisten an, dass das Leben auf der Erde erst um die 10'000 Jahre alt sein kann!" Felix

Hallo Felix, warum sollte das jemand in Erstaunen versetzen? Der Mensch glaubt, das gerne, was der Augenschein ihn lehrt und was ihn von Jugend an begleitet hat. Da an den Tankstellen immer genügend Treibstoff angeboten wird, verdrängt die große Mehrheit das Wissen um die Endlichkeit der Vorräte an fossilen Brennstoffen. Von der Klimaschädlichkeit will nich nicht reden. Ist dem Treibhausgas Kohlendioxyd etwa seine Schädlichkeit anzusehen?? Na also. Oder ist Radioaktivität sichtbar? Siehste! Es gibt nirgendwo einen exakten jederzeit sichtbaren Hinweis (etwa in Form einer großen von Behörden beglaubigten Schautafel) darauf, dass das Leben auf der Erde der Erde älter ist als 10 000 Jahre. Vor 40 Jahren wurden die Luftkurorte angepriesen, weil die Luft in den umgebenden Wälder ozonreich sei. Heute wird Ozonwarnung gegeben, wenn die Sonne zu viel scheint. Wie war das noch mit der Margarine?? Nur Margarine essen beugt Schlaganfall vor. Butter führt zu Arterienverkalkung. Schon mal diese Sprüche gehört? Alles etwas verwirrend. Und Bildung ist etwas mühsam sich anzueignen. Oder etwa nicht?
Wenn ich in der norddeutschen Tiefebene lebe, sehe ich jeden Tag, dass die Erde eine Scheibe ist. Müsste doch eigentlich genügen für den Hausgebrauch. ....

Einen schönen Abend noch
mart
mart
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Re: Kreationismus und Evolution
geschrieben von mart
als Antwort auf felix vom 12.04.2007, 00:55:00
Aus untenstehendem Link über das neu erschiene Buch "Schöpfung und Evolution" des Papstes:


.."In seinem Buch tritt der Papst für die so genannte "theistische Evolution" ein. Demnach erschuf Gott das Leben mit Hilfe der Evolution, so dass Wissenschaft und Religion keine unversöhnlichen Gegensätze darstellen. Neben der römisch-katholischen Kirche vertreten auch die orthodoxe und die großen protestantischen Kirchen diese Theorie.
Die Frage nach dem Ursprung
"Auf die Erklärungsfähigkeit des Glaubens allein für das Ganze würde ich nicht setzen," schreibt der Pontifex. Sowohl der Materie selbst als auch dem Prozess als Ganzem wohne eine Rationalität inne. Es bleibe jedoch die Frage, woher diese stamme. "Die Naturwissenschaft kann und darf darauf nicht direkt antworten." Die Menschen müssten es hier wagen, sich der "schöpferischen Vernunft" anzuvertrauen, so das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. ..."



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mart

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felix
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Re: Kreationismus und Evolution
geschrieben von felix
als Antwort auf mart vom 13.04.2007, 10:34:42
Ein kluger Kompromiss ... so schaut es wenigstens aus ... aber lässt sich auf diese Weise auch das ganze Glaubensgut, die Dogmen und das Vertrauen auf die Aussage der Bibel in eine aufgeklärte Gesellschaft hinünerretten?
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felix
mart
mart
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Re: Kreationismus und Evolution
geschrieben von mart
als Antwort auf felix vom 13.04.2007, 11:14:50
Es gibt deshalb - aus römisch-katholischer Sicht - durchaus eine Geschichtlichkeit des Dogmas:

„Was diese Geschichtlichkeit angeht, muss zunächst bedacht werden, dass der Sinn, den die Glaubensaussagen haben, teilweise von der Aussagekraft der zu einer bestimmten Zeit und unter bestimmten Umständen angewandten Sprache abhängt. Außerdem kommt es bisweilen vor, dass eine dogmatische Wahrheit zunächst in unvollständiger, aber deshalb nicht falscher Weise ausgedrückt wird und später im größeren Zusammenhängen des Glaubens und der menschlichen Erkenntnisse betrachtet und dadurch vollständiger und vollkommener dargestellt wird. Ferner will die Kirche in ihren neuen Aussagen das, was in der Heiligen Schrift und in den Aussagen der früheren Überlieferungen schon einigermaßen enthalten ist, bestätigen oder erhellen, sie pflegt dabei aber zugleich an die Lösung bestimmter Fragen und die Beseitigung von Irrtümern zu denken. All dem muss man Rechnung tragen, um jene Aussagen richtig zu deuten. Schließlich unterscheiden sich zwar die Wahrheiten, die die Kirche in ihren dogmatischen Formeln wirklich lehren will, von dem wandelbaren Denken einer Zeit und können auch ohne es zum Ausdruck gebracht werden; trotzdem kann es aber bisweilen geschehen, dass jene Wahrheiten auch vom Lehramt in Worten vorgetragen werden, die Spuren solchen Denkens an sich tragen.“
(Kongregation für die Glaubenslehre, Erklärung Mysterium ecclesiae zur katholischen Lehre über die Kirche und ihre Verteidigung gegen einige Irrtümer von heute; vom 24. Juni 1973, Trier 1975 (Nachkonziliare Dokumentation 43) Nr. V, S. 147 f.)
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Aber viel besser und prägnanter faßt Karl Rahner, ein Jesuit, der einer der einflussreichsten Theologen des 20. Jahrhunderts war und dessen Theologie das 2. Vatikanische Konzil maßgeblich beeinflusste, die Probleme um die Dogmatik zusammen:

„Dogmen sind wie Laternenpfosten - nur Betrunkene halten sich daran fest!“ - Karl Rahner


Näheres zu Karl Rahner auf:
http://www.google.at/search?hl=de&q=Karl+Rahner&btnG=Google-Suche&meta=
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mart
mart
mart
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Re: Kreationismus und Evolution
geschrieben von mart
als Antwort auf felix vom 13.04.2007, 11:14:50
Eine weitere Antwort auf deine Bemerkung
> Ein kluger Kompromiss ... so schaut es wenigstens aus ... aber lässt sich auf diese Weise auch das ganze Glaubensgut, die Dogmen und das Vertrauen auf die Aussage der Bibel in eine aufgeklärte Gesellschaft hinünerretten? >(Felix)

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Nicht ohne enormen Machtverlust. Da dies heute, etwa 40 Jahre nach dem 2.Vatikanischen Konzil klar erkannt und sogar ausgesprochen wird, ist Rücksteuern gefragt.
Manche aus der kirchl. Beamtenschaft vertreten die Meinung, ein kleiner, aber verfestigter Kern an Gläubigen sei klüger als eine große, laue Masse. Aber das seien europäische Probleme, das mit der Aufklärung und so, und woanders ticken die Uhren anders, heißt es.

Die Richtung, in die es m.M.nach gehen wird, kann man bei Kardinal Schönborn nachlesen:

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Karl
Karl
Administrator

Re: Kreationismus und Evolution
geschrieben von Karl
als Antwort auf mart vom 13.04.2007, 18:21:35
"Man muss sich doch nur in der Natur umschauen. Das alles kann doch nicht zufällig entstanden sein! Das muss einen Schöpfer haben".

Dieses Argument meines Vaters hat mich schon als kleinen Jungen zum Grübeln gebracht.

Die Frage zu stellen "... und wer hat dann diesen Schöpfer, der um so vieles toller sein muss als sein Geschöpf, gemacht?" wurde mir zwar verboten, sie schien mir aber schon immer in ihrer Einfachheit der beste Beleg für die Absurdität der Annahme eines Schöpfergottes zu sein. Die Denknotwendigkeit für einen Schöpfergott war eben gerade nicht vorhanden, weil seine Existenz das zu erklärende Phänomen nur eine Stufe nach hinten verschob.

Das Konzept "Intelligent Design" der modernen Kreationisten macht den gleichen Denkfehler wie mein Vater. Offensichtlich brauchen aber viele Menschen einen tabuisierten Abschluss ihres Denkens. Es ist angenehm, sich in die Verantwortung von etwas Größerem fallen zu lassen.
felix
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Re: Kreationismus und Evolution
geschrieben von felix
als Antwort auf Karl vom 16.04.2007, 08:40:54
Hallo Karl,

mit deinem letzten Beitrag hast du mich an meine jugendlichen Diskussionen mit meinem religiösen Vater und später mit dem bekannten Biologen Adolf Portmann erinnert.
Bekannt ist auch das Zitat von Einstein: "Gott würfelt nicht!" mit dem er die Vorstellung einer auf eigenen Gesetzen gepaart mit zufälligen Variationen beruhenden Evolution anzweifelte.
Was mich früher verblüffte, war der Umstand, dass diese religiös argumentierenden Persönlichkeiten über ein erstaunliches Allgemeinwissen verfügten und auf ihren Bereichen geniale Denker waren.
In religiösen Fragen aber hatten sie ihren kindlichen Glauben bewahrt. Heute kann ich das besser verstehen. Eine Person ist eben keine Einheit ... sondern besteht aus verschiedenen Schichten und Aspekten.

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felix
simba
simba
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Re: Kreationismus und Evolution
geschrieben von simba
als Antwort auf felix vom 16.04.2007, 10:58:19
Immerhin hat Einstein Gott (oder Schöpfer oder was auch immer) die Existenz zugestanden
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simba
felix
felix
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Re: Kreationismus und Evolution
geschrieben von felix
als Antwort auf simba vom 16.04.2007, 13:54:14
Das meine ich ja eben damit ... deswegen habe ich ihn ja zitiert!
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felix

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