Forum Blog-Kommentare "Ein Besuch bei Schiller in Jena - mit dabei Henryk, Traumvergessen, Ela48 und natürlich Traute"

Blog-Kommentare "Ein Besuch bei Schiller in Jena - mit dabei Henryk, Traumvergessen, Ela48 und natürlich Traute"

Traute
Traute
Mitglied

Der Gastgeber,
geschrieben von Traute
Schiller war mir wegen seiner Moralvorstellungen in Wort und Tat, schon immer etwas Näher als der Geheimrat.
So kann ich , wenn ich schreibe, nur befangen schreiben.Als ich beim Poeten, Dramaturgen und Regimentsarzt zu Tische saß,
wusste ich was geschieht und was später geschehen würde.
Auch in Schillers Zeiten wurde mehr Geld in Militär gesteckt als in die Bezahlung der Professoren. Wer da keine Beziehungen und Freunde, Fürsprecher hatte, war arm dran.Mein Preußen war von der Pest entvölkert und in den Staaten, wo sich der Protestantismus durchgesetzt hatte war kein Frieden und Dulden.Die Reformierten wurden vertrieben und die Preußen nahmen die Leute auf und ließen sie sich nach ihrer Fasson eine neue Heimat bauen.Ja der Herr Schiller, so ein Universalgenie, musste sich auf drastische Weise dem Drill und der Unfreiheit entziehen und eine neue Heimat suchen. Er fand sie und sein Freund Goethe stillte die größte Not.Aber die Sehnsucht nach der Freiheit blieb und das Gedicht, zeigt es war nicht nur die Poesie der Worte die ihn das Gedicht schreiben ließ.
Die Drei Worte könnten auch heute noch auf manchem Spruchband stehen, vielleicht so: Freiheit, Moral und Glaube daran.
Auch jetzt lieber Schiller haben viele zum Klagen Grund und wenn es eine Errungenschaft gibt, knabbert die andere Seite wieder und kürzt.
Aber Schiller und Goethe sind nicht nur in Deutschland unsterblich, nein die ganze Welt hat von ihnen gehört und gelesen.
Es war mir ein Vergnügen,
sagt die Laienpoetin
Traute
Mitglied_8586d17
Mitglied_8586d17
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Liebe Traute,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
es war schön mit dir an Schillers Tisch zu sitzen. Man merkt aus deinem Kommentar deine Liebe zu Preußen.
Ich danke dir für deine Einlassungen auch am Essenstisch. Du warst eine tolle Eisbrecherin. Ich glaube, Schiller war nicht so begeistert von den Preußen. Ihm lagen mehr die Dänen und vor allem in seiner späten Zeit der Kreis um den Herzog Karl August von Weimar, der den von dir weniger geliebten Geheimrat Goethe zu seinem Minister berufen hatte, wo dieser etwas für seinen späten Freund tun konnte. Durch die mehrmalige Aufstockung seiner Zuwendung erleichterte der Herzog Schiller ein bescheidenes Leben. Und Freunde ermöglichten dann auch die Umsiedlung von Jena nach Weimar.

Liebe Grüße
Gerd
Traute
Traute
Mitglied

an traumvergessen,
geschrieben von Traute
da hast du schon Recht mit der preußischen Ordnung und dem preußischen Drill. Aber es war ja das ganze Europa in Waffen und Kampfgier.Das verlangte viel Arbeit und Zucht.Aber die Preußen hatten ja ihren König der sich selbst krönte und der und seine Nachkommen haben aus dem Flickenteppich ein Deutschland gemacht.Da bei wurde der Geist und die Kunst und der Humor nicht vergessen. Der Hoffmann"lass dir nichts von Hoffmann erzählen"...hat ja mit seinen schnurrigen Geschichten auch die Welt bezaubert.Meinen Schiller lob ich mir. Und der Geheime Rat, hat ihm zur Seite gestanden.Das war eine gute Tat und er musste ja immer zum Hofe hin die Dinge auf dem Weg bringen.
Einen guten Einfluss hatten die damaligen Universalgelehrten, auf die Entwicklung von Kunst und Kultur. Aber meine Preußen haben die Rente erfunden, die Krankenversicherung und die Schulpflicht für jedermann und wenn ich mich recht entsinne auch den Beamten als Staatsdiener.Einiges ist reformiert, anderes reformationsbedürftig geworden? Viele Seiten wirken und Schiller Räuber waren genau so animierend wie Goethes Werther. Ich würde Schiller erzählen wie mich die Beatles außer Rand und Band kommen ließen. So greifen die Klassiker auch heute noch nach unseren Herzen. Wollen sehen wie die heutigen Stars das machen?
Grübelt Traute

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finchen
finchen
Mitglied

es ist schön....................
geschrieben von finchen
...Euch durch die "Geschichte" räubern zu sehen.
Und vor allem interessant, welche versteckten Dinge sich noch offenbaren...........mit persönlicher Interpretation ausgemalt. "Geschichte" liegt zu Grunde, doch stimmt es auch?
Es wurde viel gedichtet, schön und sinnvoll, doch hätte es zu meiner Schulzeit einen Diskurs darüber gegeben, dann wäre ich heute vermutlich schlauer- ähm - dieses umzusetzen.

Schillernde Grüße
das Moni-Finchen
Ps: macht weiter so!
EHEMALIGESMITGLIED63
EHEMALIGESMITGLIED63
Mitglied

Ihr Theuersten......
geschrieben von EHEMALIGESMITGLIED63
November 1786

Theuerste Schwester,
Gestern Abend erhalte ich deinen lieben Brief und eile,
Dich aus Deinen und unserer besten Eltern Besorgnißen über
mein Schicksal zu reißen.
Daß meine völlige Trennung von Vaterland und Familie nun mehr entschieden ist, würde mir sehr schmerzhaft seyn, wenn
ich sie nicht erwartet hätte.........

Wenn mein Segen Kraft hat so wird Gott mit euch seyn.
Ein inneres starkes Gefühl spricht laut in meinem Herzen
ich sehe euch wieder- Vertraut Gott.





Soweit Schillers Worte an seine Schwester in einem Brief
der sich im Besitz unserer Familie befindet.




Er fühlte sich trotz aller Unbillen
trotz finanzieller Nöte weiterhin in Gottes Hand


LG Begine

Ela48
Ela48
Mitglied

Wohlgefühl in illuster Runde
geschrieben von Ela48
Dank an Herrn von Schiller. Bei ihm am Tisch sitzen zu können und sich reger Diskussionen erfreuen zu können, ist schon etwas Besonderes
Was mich wundert: Herr Kant fehlt in der Runde, ein sicher treuer Freund von Schiller.
Kant lehrte Schiller, dass der Mensch ein „moralisch ethisches Wesen ist und er im Grunde genommen die Aufgabe hat, wenn auch mit viel mit Disziplin, schlechte, niedrige Regungen in sich zu bekämpfen.
Keine leichte Aufgabe, wenn es darum geht, dass Mensch sich besser kennenlernen sollte, und Offenheit sorgt dafür, dass Veränderungen erfolgen könnten.
Die richtige Zeit sorgt für Spannung, Erleuchtung und Veränderung.
Das Gute sollte siegen, dadurch wird Mensch ein besseres Wesen für sich und andere.
Erfahrungen einer positiven Haltung spiegeln sich im Gegenüber wieder.
Ihr Gedicht, lieber Herr Professor Schiller, ist ein Zeitgedicht, was in keiner Weise an Präsenz verloren hat.
All die Worte zeigen, dass durch „Menschsein“, egal in welchem Jahrhundert, die Problematik noch nie gelöst werden konnte.
Ansätze zum Denken, um Veränderungen herbeizuführen, sind sicherlich da.
Aber es gibt nicht nur den Geistesmenschen, sondern Menschen, denen Worte und Gedanken zu formulieren, sehr schwer fällt, wie sollen sie sich verhalten?
Sie werden zum Außenseiter, zum Schweigen verdammt. Ängstlich verharren sie in einer ganz eigenen Position. Es gibt kein Hin- und Hergehen über Brücken der Vernunft …

Lieber Herr Professor Schiller. Das Wort Freiheit hat einen großen Stellenwert in Ihrem Leben eingenommen.
Freiheit über alles. Ich habe die unholde sichtbare Unfreiheit kennengelernt in einem Land, das immer wieder als reich und schön geschildert worden ist.
Es ist nicht so. Es gibt die Reichen und die unendlich armen Menschen.
Die Armen gefesselt in ihrer Unkenntnis, aus dieser Armutsschleife ausbrechen zu können.


Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei,
Und würd' er in Ketten geboren;
Laßt euch nicht irren des Pöbels Geschrei,
Nicht den Missbrauch rasender Thoren.
Vor dem Sclaven, wenn er die Kette bricht,
Vor dem freien Menschen erzittert nicht.
Schiller


Auf der Suche nach der Freiheit, lieber Professor Schiller, ja, Sie meinte ich.
Sie schauen erstaunt, was ich so alles über sie weiß.
Mit 13 Jahren mussten Sie ihr Elternhaus verlassen, auf Befehl vom Herzog von Württemberg. Die Militärakademie war das Ziel. Acht Jahre verweilten sie dort und kamen sich vor wie in einem Gefängnis. Sie wurden dort zum Gehorsam gezwungen, sie Armer, kaum vorstellbar . Die preußische Ordnung, wie Traute schon angemerkt hat.
Die Frage brennt wie Feuer in mir: Was bedeutet es für den Menschen überhaupt, „frei“ zu sein?
Können wir überhaupt frei sein? Freiheit ist doch ein Begriff, den jeder unterschiedlich interpretieren kann!
Für mich ist Freiheit eher, frei Denken und Handeln und man selbst sein zu können …
Woher weiß ich, wo meine eigene persönliche Freiheit anfängt und wo sie endet?
Freiheit muss aber etwas Wunderbares sein, denn keiner kennt sie. Ich sehe es so und lasse mich gern berichtigen.
In dieser Zeit entstand das Schauspiel “Die Räuber“ (der Kampf gegen alle Tyrannen) und die Liebe zur Freiheit.


Ein vorzüglicher Wein, Herr Professor! Ich genieße die Zeit mit Ihnen und meinen Freunden.
Die Zeit für diese intimen Stunden, eine Kostbarkeit der besonderen Art.

Noch ein paar Worte, was es heißt, einen Freund wie Goethe zu haben:

„Den Lebensrhythmus einander anzunähern, war ohnehin eine der schwierigsten Aufgaben der zwei.
Goethe, der Morgenarbeiter, und Schiller, der vor dem Mittagsschlaf das Bett eigentlich gar nicht verlässt. Dann Schillers Sucht nach Aufmunterungen aller Art: Kaffee, Wein, Arrak, Tabak, faulige Äpfel. Rauchen durfte er nicht, wenn die beiden gemeinsam dachten, das verbat Goethe sich, die Äpfel in der Schublade fand er widerlich. Aber Freundschaft heißt manchmal eben auch, gewähren lassen. Die Äpfel blieben drin.“

Ela

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Traute
Traute
Mitglied

An Ela ,
geschrieben von Traute
Mit großer Freude habe ich deinen Beitrag gelesen.Du hast ihn so gewürdigt, wie er es verdient, super Diskussionsbeitrag!
Mit
Glückwunsch, grüßt Traute
Mitglied_8586d17
Mitglied_8586d17
Mitglied

Liebe Traute,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
ja, richtig, deine Preußen. Mir fällt dazu ein: Preußens Gloria, ob es richtig ist oder nicht? Ist jedenfalls ein Militärmarsch den ich seinerzeit im Spielmannszug oft und gerne gespielt habe - Ja, deine - unsere Preußen haben schon eine Menge geschafft. Ohne sie hätten wir noch die Kleinstaaterei - ein Überbleibsel von der Kleinstaaterei ist der Föderalismus, der auch seine guten Seiten hat. Na ja, der "Freistaat" Bayern übertreibt es da manchmal schon. Nun gut, in der Tat wurden etwa 100 Jahre später durch Bismarck die Sozialgesetze geschaffen, wozu die von dir genannten Errungenschaften gehören. Bismarck wollte damit das Rumoren im Proletariat beseitigen. Aber ganz geschafft hat er es nicht. Damals waren die Absicherungen noch zu gering. Na ja, was die Rente anbetrifft, so sind wir mit dem Rentenalter bald wieder dort, wo man damals angefangen hat. Damals konnte man mit 70 Jahren in Rente gehen - 67 Jahre ist nicht mehr viel davon entfernt. Allerdings ist die Rentenhöhe in den meisten Fällen heute so, dass man davon leben kann - obwohl es aufgrund mangelnder Planung auch schon wieder Rückschritte gibt. Schön, dass du daran erinnert hast. Natürlich gehört auch die Krankenversicherung zu den Sozialgesetzen. Wenn man daran denkt, dass es in Amerika trotz Obama noch immer nicht zur Regel geworden ist, Sozialgesetze zu schaffen. Dort setzt man immer noch auf die völlige private Absicherung, was in vielen Fällen durch die Bankenkrise dazu geführt hat, dass viele Rentner ihre Alterssicherung verloren haben.
Traute, erzähl mir doch bitte einmal was das Sprichwort mit Hoffmann auf sich hat. Ich kenne es nicht.

Dann fällt mir noch etwas zu den Preussen ein:
Sprichwort: "So schnell schießen die Preussen nicht" kam daher, dass ein Preußenkönig, der Soldatenkönig, ein Riesenheer aufgestellt hatte und anders als seine Vorgänger keinen Krieg geführt hatte. Heute würde man das mit Rückblick auf die jüngere Vergangenheit, die heute nicht mehr gilt, Abschreckungsstrategie nennen.

Ein weiteres Sprichwort: "Ich wollte es werde Nacht oder die Preussen kommen". Die entscheidende Schlacht gegen Napoleon bei Waterloo, wo durch Wellington im Verbund mit den Preussen Napoleon und damit das Großmachtstreben Frankreichs besiegt wurde.

Also, liebe Traute, dein Stolz auf die Preussen ist berechtigt

Schön, dass du mitmachst. Schiller ist begeistert

Liebe Grüße zu dir
traumvergessen
Mitglied_8586d17
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Liebes Finchen,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
danke dir für deinen Kommentar. Du bist herzlich willkommen in unserer Runde. Großer Geschichtskenntnisse oder Literaturkenntnisse bedarf es dabei ist. Du bist eine tolle Geschichtenschreiberin und Phantasie ist hier herzlich willkommen. Historientreue ist dabei nicht erforderlich.

Liebe Grüße zu dir
traumvergessen
Mitglied_8586d17
Mitglied_8586d17
Mitglied

Liebe Begine-Elisabeth
geschrieben von ehemaliges Mitglied
da habt ihr einen tollen Brief - ein richtiges Kleinod - im Familienbesitz. Ja - Schiller war ein herzlicher, emotionaler und Gott gläubiger Mensch. Er war sehr von Gefühlen geprägt, wozu man in seinen vielen Beiträgen, die er in seinem kurzen, von Geldnot und Krankheit geprägtem Leben geschaffen hat, lesen kann.

Ich danke dir für diesen Brief, den man sicherlich nicht überall lesen kann. Dieser Brief zeigt auch, wie Schiller mit seiner Familie und auch mit seiner Heimat verbunden war.

Ganz liebe Grüße
Gerd

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