Forum Blog-Kommentare "Es ist so still - - - - - - - (wider das Vergessen)"

Blog-Kommentare "Es ist so still - - - - - - - (wider das Vergessen)"

selena
selena
Mitglied

Bitte, verzeih, wenn Dich das Lesen traurig stimmt.
geschrieben von selena
Vielleicht wandelt sich diese, Deine Traurigkeit
auch in "Nachdenklichkeit"?
Denn, wir drehen uns, wie mir scheint,
mit und auf unserer Erde von einer Katastrophe zur Anderen -
und vergessen so schnell,
was sind schon hundert Tage - für uns,
die wir uns auf der Sonnenseite des Lebens befinden?

selena
mit einem Gruß an Dich
und der Bitte, um eine kleine Weile des Nachdenkens.
Traute
Traute
Mitglied

An selena,
geschrieben von Traute
es ist so tief traurig, wie Du es geschildert hast.Ich glaube, wenn man ein Einzelschicksal in so einer Notsituation schildert, dann wird das tiefer
empfunden, als wenn man die Meldung bring:Bei dem Hochwasser in Sachsen und Thüringen 2002
Menschen ums Leben gekommen.
Ich wollte damals im August nach Ostpreußen fahren. Rief einen Tag vorher bei der Bahn
an. Die Auskunft sagte wenn sie nicht in 20 Minuten, auf dem Bahnhof sein können, müssen sie von Chemnitz nach Nürnberg, von da nach Hamburg um nach Schönefeld zu kommen.
Ich habe es geschafft.
Alles drehte sich um mein Problem. Ich rief vom Zug noch ein paar Mitfahrer an,
sie kamen auf unterschiedlichen Wegen nach Schönefeld.
Dann rief ich am nächsten Tag früh die Reiseleiterin an.Ich dachte, das sie sich Sorgen machte um die Sachsen und Thüringer und ihr durchkommen. Aber sie war generft,
warum ich sie mit Handy während der Fahrt anrufe.
Sie ist in Hamburg zugestiegen.
Mit dieser Schilderung wollte ich zeigen, wie verschieden die Nachrichten über ein solches Ereignis aufgenommen werden.
Ich hatte in erster Linie meine Reise in die Heimat im Kopf und das Wiedersehen mit den anderen Waisenkindern und andere haben in der Zeit anders als Wichtig angesehen.
Die Bilder vom Dresdner Hauptbahnhof durch den das Wasser bis zu der hohen Decke ging, die Gemäldegalerie in Not. Das alles nahmen viele Menschen nicht mal zur Kenntnis.
Selbst unsere Reiseleiterin, die so erstaunt war als ich meldete, die Sachsen und Thüringer stehen in Schönefeld pünktlich bereit.
Bei uns werden als Lehre aus dem Ereignis Auffangbecken gebaut Talsperren vor her abgelassen. Kanalisation aufnahmefähiger gemacht und die Deiche an der Elbe und den anderen Flüssen erhöht.
Mit nachdenklichen Grüßen und der Hoffnung, dass die Menschen sich besser wappnen gegen die Klimaänderungen,

Traute
selena
selena
Mitglied

An Traute
geschrieben von selena
Eigentlich habe ich nicht damit gerechnet,
eine schriftliche Resonanz zu dieser Schilderung zu erhalten,
umsomehr freu ich mich, liebe Traute, von Dir zu lesen.
Manchmal frage ich mich : Wann ! beginnt denn unsere Betroffenheit?
Wir wissen, jeden Tag verhungern tausende Kinder - seit Jahren - berührt es uns?
Wir lesen es - hören es - und vergessen, sie sind ja so weit weg, diese Kleinen.
Ich erinnere mich, an die Berichte über das Hochwasser in Sachsen und Thüringen,
an die Gaffer - an die Behördenwillkür - an die vollkommene Hilflosigkeit der Opfer.
Und - mit Opfer meine ich nicht nur die Menschen, Opfer sind alle lebenden Wesen.
Da war es auch wieder ein Einzelschicksal, eigentlich eine Bagatelle,
wenn man vergleichen sollte, welches Leid anderen dort geschah.
Eine Frau wollte durch die Absperrung zu ihrem Haus,
(es stand noch im Trockenen)um ihre alte Katze zu holen,
es wurde ihr nicht erlaubt - "abgesperrt"!!! -
nur einige Schritte waren es für sie.
Ob sie gedurft hätte, um einen "Renoir" zu retten?
Einige Tage später wurde auch dieses Haus überflutet,
sie verlor ihren ganzen Besitz,
aber, um die Katze, die sie am Fuße der Treppe fand,
weinte sie - und ich mit ihr.
Behördenwillkür - hier wie dort,
auch in Fukushima durften die Menschen nicht ihre Haustiere holen,
die Bauern nicht ihr Vieh versorgen, nach der Evakuierung.
Was empfanden sie, als sie zurück-kehrten und alles war ver...?
Traute, solch ein Thema kann sich zu einem Fass ohne Boden auswachsen.
Ich bewundere diese leidgeprüften Menschen,
um ihre Stärke - wo auch immer sie wurzeln mag,
neu zu beginnen, dem Chaos wieder eine Ordnung zu geben,
Halt zu finden, im Leben, in einer Gesellschaft, welche so schnell vergisst ...

selena
mit einem Gruß an Dich


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Traute
Traute
Mitglied

An selena,
geschrieben von Traute
weist Du was ich denke. An solchen Tagen kann man den Menschen
ins Herz sehen!
Da ist die Fassade weg und der Lack ist ab und die eingespielten
Rituale laufen ins Leere und die Menschen erkennen Freund und Feind
und können heiß von kalt trennen.
Die einen leben in den Tag hinein und wenn die Welt auch unter geht,
was ist denn schon dabei, meine Ruhe will ich haben...
Was geht mich fremdes Elend an.
Wenn jeder an sich denkt, wird auch an alle gedacht.
Da lacht man auch noch drüber, bis es einem graust.
Was tun?
Wer weiß?
40 Millionen Menschen haben nicht genug zu Essen. Die Zocker zocken
an den Investmentbanken die Lebensmittel hoch. Bei uns 30 % bei den
Armen der Hungertod.
Ja was kann man denn als alter Mensch tun als mahnen und mit dem
Finger drauf zeigen, damit sie merken, wir merken es und die
Zeit wird knapp, bis jemand auf die Zockerfinger klopft, ganz
erträglich erst und als Mahnung?
Wir werden sehn, oder erleben?
Mit nachdeklichen Sonntagsgrüßen,
Traute

floravonbistram
floravonbistram
Mitglied

Wem da
geschrieben von floravonbistram
nicht die Tränen in die Augen steigen...
Welche Hilflosigkeit, welcher Jammer.

Danke für die Worte des Fühlens, des Dabeiseins

Tiefnachdenklicher Gruß Flo
selena
selena
Mitglied

An floravonbistram
geschrieben von selena
Es ist so,
ja, leider ist es so : greift man aus der Masse der Opfer
einen einzelnen, kleinen, unbedeutenden Menschen heraus,
wird die ganze Tragik des Geschehens ?jedem? offenbar.

Du, liebe Flo,
gehörst sicher nicht zu denen, die : vergessen !

Ein Abendgruß für Dich.
selena

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selena
selena
Mitglied

An Traute
geschrieben von selena
Aus Deinen Zeilen
lese ich heraus, dass Du es auch kennst, Traute,
diese verständnislosen Blicke der Anderen,
wenn Du Dich über soziale Ungerechtigkeiten ereiferst.
Du siehst ihre Gedanken : Sei schon ruhig, hast ja keine Ahnung,
überlass das den Experten, die könnens allemal besser!!!
Sinnvoll wäre ein Umdenken derer, die (weltweit) die Staatsmacht haben,
aber, oft denk ich an den Ausspruch, den einer von ihnen von sich gab :
"Was stört mich mein Geschwätz von gestern"! wenn nach der Wahl alles anders verläuft,
als vor der Wahl zugesagt wurde - nicht nur in unserem Lande.
Wir stehen - noch nicht so ganz - ausserhalb des Weltgeschehens,
dürfen unseren Verstand noch einsetzen - und - vielleicht -
bewegen wir das Wasser der Gleichgültigkeit, wie mit einem hineingeworfenen Stein,
der erst nur sehr kleine, dann aber immer weitere Kreise zieht.
Sammeln wir Steine, Traute.
Hab einen guten Abend.
Das wünscht Dir
selena
finchen
finchen
Mitglied

Hallo Selena-----------
geschrieben von finchen
so stark und emotional ausgedrückt, habe ich es noch nie gelesen.
Das war eine Meisterleistung, auch wenn der Anlaß furchtbar war.
Ich war in Dessau bei den Dammschauflern dabei, pff, was war das für eine Gagatelle gegen dem, was Du geschildert hast. Mir läuft es eiskalt über den Rücken.
Ein Danke und einen lieben Gruß
das Finchen

selena
selena
Mitglied

An Finchen
geschrieben von selena
Es tut mir leid -
das war nicht meine Absicht, Dich zu erschrecken.
Wichtig war mir eigentlich nur, zu verdeutlichen,
dass hinter all diesen Zahlen Menschen stehen,
kleine - unbedeutende - von niemandem vermisste und betrauerte Menschen.
Alle Achtung, Finchen,
Du wirst in Dessau auch viel Verzweiflung
unter Deinen Mitmenschen erlebt haben.
Ich bewundere Deine Tatkraft.
Und - bitte - verzeih -
eine andere Darstellungsweise war mir nicht möglich.
Selena
brixana
brixana
Mitglied

Deine Zeilen ließen mich verstummen
geschrieben von brixana
alles sah ich, ergriffen durch Deine Schilderung, bildlich vor mir mit Achtung vor dem ganzen Geschehen, der Tragik dieses Einzelschicksals.

Nur global und nüchtern wird über Katastrophen berichtet und zu wenig ein Einzelschicksal beleuchtet.

Wie klein und hilflos ist doch der Mensch, der Homo sapiens, der sich immer so großartig und erhaben fühlt, gegen die Naturgewalten.
"Tand, Tand
ist das Gebild von Menschenhand."

Demut kehrt ein und Bewunderung für diese Wesen, die bis zur Erschöpfung kämpfen, um zu überleben. Auch entsteht die Trauer um die vielen Toten. Mögen sie ruhen in Frieden

Ein stiller Gruß von
Deinem Biggele

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