Forum Blog-Kommentare Gedanken: Rente, Bismarck, zweiter Weltkrieg usw.

Blog-Kommentare Gedanken: Rente, Bismarck, zweiter Weltkrieg usw.

Karl
Karl
Administrator

Danke für die interessanten Fragen
geschrieben von Karl
Liebe ela,

im Forum im Brett Soziales würden Deine interessanten Fragen sicherlich mehr Aufmerksamkeit erhalten.

Ich habe dort soeben einmal einen Beitrag geschrieben und dabei Deinen Blog hier verlinkt Ebenso interessant ist vielleicht der Gegenwartsbezug zum Thema Altersarmut, das Buchfreund in den Lebensbereichen eröffnet hat.

Nochmals vielen Dank für deine Fragen. Auf die Antworten von Mitgliedern, die diese Zeit bewusst erlebt haben, bin ich auch gespannt.

Karl
Ela48
Ela48
Mitglied

Lieber Karl
geschrieben von Ela48
hab Dank für Dein Feedback.
Nachdem ich mir die Fragen gestellt habe und einige Menschen, die mit geschichtlichen Belangen zu tun haben, angesprochen habe, keiner konnte mir aber eine Antwort geben.
Wie schon geschrieben, auch im Netz habe ich versucht Aufklärung zu finden.
Auch ich bin gespannt auf Antworten und würde mich freuen.
Freue mich über die "Vernetzung, sagt man wohl so*s
Ich bin mir nicht so sicher, ob unsere Mitglieder es selbst erlebt haben. Auch sie waren damals noch Kinder.
Über Geld hat man in dieser Zeit schon gar nicht gesprochen Aber vielleicht bekommt man Hinweise.
Danke
Ela
Traute
Traute
Mitglied

An Ela,
geschrieben von Traute
Als ich durch das Rote Kreuz zu meinem Vater kam, nach Hagenow Mecklenburg war es 1948. Da wohnten die ganzen Verwandten meines Vaters mit in der Wohnung, auch meine so geliebte Oma, seine Mutter. Die war damals eine Frau in den 70gern. Die Familie gab ihr zu Essen und sie stopfte allen die Sachen.
Es muss um die Zeit oder ein Jahr später gewesen sein, da hieß es die Alten von den Flüchtlingen können Rentenanträge stellen.Sie bekam dann etwas über 30 Mark, es war noch keine DDR, es war noch die Ostzone. Sie wollte sich davon einen Wecker kaufen und da ich sie begleitete wollte sie mir ein paar Ohrringe kaufen. Ich habe sie verweigert und nicht genommen , obwohl die Verkäuferin drängte. Da ich für die Stiefmutter einkaufen musste, wusste ich das Geld reicht sonst nicht einen Monat. Sie hatte fast nur Brot und Marmelade gegessen. Ich habe als sie starb, ihren Wecker und den Trauring geerbt.Mehr hatte sie nicht.Meine Tante hat sie ins Altersheim gegeben weil sie noch zwei Kinder bekam und ich war als Lehrling in Saßnitz.Das war das einzige was sie besaß und ich habe es geerbt und der Trauring ist im Fischkombinat verbrannt, als ein Saboteur Feuer gelegt hatte. Da ich krank war konnte ich keinen Schadenantrag stellen und so war das einzige was mich an die Oma erinnerte der Wecker.
Mein Vater und alle Tanten sind sofort arbeiten gegangen.Dort waren ja so viele im Krieg geblieben und so haben alle gearbeitet und eine hat Rente bekommen.So war das bei uns.
Mit ganz freundlichen Grüßen,
Traute

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Ela48
Ela48
Mitglied

Liebe Traute,
geschrieben von Ela48
Dein Kommentar zeigt mal wieder, wie schwer das Leben für Dich und viele andere Menschen in der damaligen Zeit war.
Der Mensch kann viel ertragen und muß „nebenbei“ auch noch versuchen, mit all seinen Erinnerungen leben zu lernen.
Das Du dieses "Stück" Erinnerung uns preisgegeben hast, dafür möchte ich Dir danken.
Ich, Jahrgang 1948 habe keine Erinnerung.

30 Mark wurde an Rente ausgezahlt. Das wissen wir nun. Rente beantragen: Wo war das Amt, woher wußten z.b. Flüchtlinge, wohin sie sich wenden konnten. Wer und wo hat es bekannt gegeben?
Hast Du eine Erklärung dafür?
Danke Dir Traute noch einmal, Ela

Ela
Traute
Traute
Mitglied

An Ela,
geschrieben von Traute
Ja liebe Ela, das waren Zeiten. Ich habe das so geschrieben, damit man sieht, eigentlich haben damals die Verwandten die lieben Alten mit durchs Leben gebracht.
Im Osten war es anders als im Westen. Bei und hatte das Rathaus (die Stadt hatte etwa 12 000 Einwohner) verschiedene "Referate", dort musste man die Rente beantragen.
Meine Oma wahr mit ihrer Tochter (Vaters Schwester)über die Ostsee mit einem Schiff nach Dänemark geflüchtet. Da durch hatten sie ihre Papiere noch, zum Vorlegen bei den Ämtern.
Wer bei den Russen, vertrieben wurde, durfte nicht den kleinsten Zettel oder Bild mit nehmen. Alles wurde durchsucht und abgenommen. Auch kein Gepäck, wie aus Polen und aus Tschechien, einfach nur das was man an hatte.So musste ich, als ich heiraten wollte an das Standesamt 1 in Berlin einen Antrag stellen auf eine Urkunde für mich.
Es gab keine Unterlagen, da hat man mir, die Bescheinigung ausgestellt, dass sie durch Kriegseinwirkung verloren gingen
und dieser Beleg ersetzte die Urkunde für Ausweis und so weiter.Nach der Wende habe ich vom Roten Kreuz einen Beleg von der Suchmeldung, die mein Vater nach mir abgab und eine die ich abgab um den Vater zu suchen. Auf diese weise ist doch etwas da, das ich die bin, die ich bin.Es ist auf der Rückseite vom Wolfskind abgedruckt.
Die Rente haben die Preußen erfunden, mit ihren Rechten und Pflichten, zeigten sie auch Moral für die Ärmsten der Armen.
Zuvor waren die Alten der Gutmütigkeit ihrer Kinder ausgeliefert. BBei den Bauern gab es ein "Ausgedinge" dort in einem Anbau verbrachten die Alten ihr Leben mit der Zuteilung, die schriftlich festgehalten wurde.Holz Essen u.s.w.
Die Renze istz so aufgebaut, dass die arbeitende Generation, die Renten für die Alten erarbeitet und an den Staat abführt. Der legt sie sofort um und zahlt sie als Renten an die Alten aus.So sind zwei Faktoren wichtig für die Rente. Das viel Kinder da sind die Arbeit haben und das die Löhne so hoch sind, das genug Geld in die Kassen kommt.
Da aber viele in Niedrig-löhnen arbeiten, und dadurch wenig in die Rentenkasse abführen, schwankt es wenn sich das mehr verschiebt.
Nun sagen einige Politiker wir senken von Jahr zu Jahr den Teil der Rente um einige Prozent, so dass dann weniger Geld für mehr Rentner reicht.
Sie sagen weiterhin.
Sollen die, die zu wenig verdienen, selbst Vorsorge in der privaten Versicherung betreiben.Sie sammeln das Geld ein und arbeiten damit bis der Tag der Rente kommt und der Privateinzahler seinen Anteil bekommt.
Das ist nicht gut, denn diese Privatversicherer leben nicht nur selbst auf hohem Niveau, von den Einzahlern, sie Zocken auch mit dem Geld und die Inflation frisst dort einen Teil von der angesparten Rente auf.
So weit mal, lies auch bei dem anderen Rentenbeitrag, da schreibe ich noch , wie es besser und gerechter für alle Seiten wäre....
Mit ganz freundlichen Grüßen,
Traute
Ela48
Ela48
Mitglied

Liebe Traute,
geschrieben von Ela48
Danke wieder für Dein Zeitgeschenk mit diesem ausführlichen Bericht.
Das Buch und den Beleg habe ich gesehen. Schließlich besitze ich Dein Buch*s

"Zuvor waren die Alten der Gutmütigkeit ihrer Kinder ausgeliefert. BBei den Bauern gab es ein "Ausgedinge" dort in einem Anbau verbrachten die Alten ihr Leben mit der Zuteilung, die schriftlich festgehalten wurde.Holz Essen u.s."
Ja, das ist mir bekannt. Heutzutage gibt es auch noch Verträge, wo die jungen Bauersleute dazu verpflichtet werden, für das "Altenteil" zu sorgen und sie zu pflegen bis zum Lebensende.
Du sprichst den s.g. Generationsvertrag an.

Du schreibst, der Staat sagt, man soll selber für eine Zusatzrente sorgen. Aber was ist mit den Leuten, die heutzutage kurz vor der Rente stehen. Sie haben nicht die Möglichkeit dafür zu sorgen, weil es zu kurzfristig ist.

Auch, wenn Kinder gegenüber Eltern verpflichtet sind gibt es genug Nebenwege, um den Zahlungen entgehen zu können.
Ja, wirklich!
Wenn ein großes Maß an Schulden vorhanden sind bei den Kindern . Bei Vorlage, brauchen sie weniger oder gar nichts zu zahlen. Zum Beispiel ein Arzt hat eine neues Röntgengerät gekauft, soll aber Mutter/Vater im Altenheim unterstützen. Braucht er nicht, weil so eine große Schuldenlast auf seinen Schultern liegt. Es ist so....

Der Blog von mir wird gut gelesen. Du Traute bist die einige, die ihre Kommentare abgibt. Aber die wirkliche Wurzel meiner Fragen konnten bis jetzt noch nicht befriedigt beantwortet werden.
Danke Dir Traute!
liebe Grüße, Ela

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Ela48
Ela48
Mitglied

Kleben fürs Alter....Ein Stück Rentengeschichte.
geschrieben von Ela48
Der Arbeiter, der Ende des 19. Jahrhunderts in deutschen Fabriken schuftete, hatte nach der Statistik so gut wie keine Chance, in den Genuss der gerade neu geschaffenen Altersrente zu kommen. Ein 40jähriger Mann hatte zu jener Zeit gerade noch eine Lebenserwartung von 25 Jahren. Eine Altersrente zahlte die Invaliditäts- und Altersversicherung jedoch erst nach vollendetem 70. Lebensjahr.

Das 1889 vom Reichstag beschlossene Invaliditäts- und Alterssicherungsgesetz war das letzte der drei Bismarckschen Sozialreformgesetze, mit denen die Grundlagen für den modernen Sozialstaat geschaffen wurden. Die gesetzliche Krankenversicherung war 1883, die Unfallversicherung im Jahr darauf eingeführt worden. Der Durchschnittsarbeiter musste damals mit einem Jahreslohn von rund 600 Mark auskommen. Dafür musste er an 300 Tagen arbeiten, meist mehr als zwölf Stunden täglich. Arbeitsunfälle waren an der Tagesordnung.

Das Gesetz verpflichtete alle Arbeiter vom 16. Lebensjahr an und bis zu einem Jahreseinkommen von 2000 Mark, Mitglied in der Invaliditäts- und Altersversicherung zu werden (für Angestellte kam die Pflicht erst 1911). Als Beiträge, die Arbeitgeber und Arbeitnehmer je zur Hälfte zahlten, waren in den vier Lohnklassen zwischen 14 und 30 Pfennig pro Woche fällig. Die Arbeitgeber mussten dafür sorgen, dass die Beiträge tatsächlich entrichtet wurden: Sie kauften bei der Post die Beitragsmarken, die dann auf die Versicherungskarten der Arbeiter geklebt wurden.

Der Staat zahlte jedem Rentner einen Sockelbetrag von 50 Mark jährlich. Ein Versicherter hatte Anspruch auf Invalidenrente nach 5 und auf Altersrente nach 30 Beitragsjahren. Das Prinzip: je länger die Beitragsdauer und je höher die Beiträge, desto höher die Renten. Es galt das Kapitaldeckungsverfahren.

Das Kapital wurde entsprechend den Anwartschaften angesammelt. Der Präsident des Reichsversicherungsamtes, Tonio Bödiker, lobte, die Arbeiter erhielten "so günstige Bedingungen, wie keine Privatversicherung sie bieten könnte".

Dennoch erreichten die Renten nur einen Bruchteil der Lohnhöhe. 1891 betrug die Jahresdurchschnittsrente gerade mal knapp 120 Mark - weit weniger als das Existenzminimum. Doch auch damals gab es schon das Stichwort Eigenvorsorge: "Das allmähliche Schwinden der Arbeitskraft infolge von Krankheit, Siechtum, Gebrechen, Altersschwäche und ähnlichen Ursachen", schrieb Bödiker, entspreche dem "natürlichen Lauf der Dinge und muss von jedem fürsorglichen Arbeiter schon bei Zeiten in Berücksichtigung gezogen werden."
Ela

aus "Der WElt"
indeed
indeed
Mitglied

Liebe Ela,
geschrieben von indeed
wo hast du denn diese Informationen ausgraben können? Super! Mein Mann hatte mir erzählt, dass er mit seiner Mutter nach der Flucht aus Schlesien und dem Auffanglager bei einem Bauern im Sauerland gelandet sind und er hat dort seine ersten Jahre verbracht. Ein winziges Zimmer, mehr eine Kammer, stand ihnen zur Verfügung, in dem gelebt, gekocht und geschlafen wurde. Die Mutter musste beim Bauern arbeiten als Gegenleistung.
Ans Kartenkleben kann ich mich auch noch erinnern. Das ging recht lange.
Wir waren keine Flüchtlinge. Mein Mutter meinte einmal, dass die ersten Jahre nach dem Krieg noch härter waren als zur Kriegszeit. Es wurde auf einer kleinen "Hexe" gekocht und gebacken (war ein kleiner Ofen), wofür wir Kiefernzapfen gesammelt haben. Als die Straßen geteert wurden, kam eine Lage Schlacke darunter. Wir haben die Schlacken illegal gesammelt. Daran kann ich mich noch sehr deutlich erinnern. Einer stand Schmiere und wenn sich ein Polizist zeigte rief er nur "Udel" und wir Kinder stoben in alle Richtungen auseinander. Keiner hatte Heizmatrial zu der Zeit.Die Frauen gingen in der Zeit "hamstern”. Die Nahrungsmittel wurden oft getauscht gegen Wertgegenstände und manches Mal wurden ihnen die ausgetauschten Waren von der Obrigkeit abgenommen. Ich glaube, das war aber nichts im Vergleich zu dem, was die Flüchtlingsfamilien erleiden mussten.
Ich bin mir durchaus bewusst, dass dieser Kommentar nicht deine Frage beantwortet. Jedoch gibt es vielleicht einen kleinen Rückblick in die Zeit nach dem Kriege, wo bis 1948 Lebensmittelkarten Verkehrswert waren, die spärlich zugeteilt wurden, dass man nicht satt werden konnte. Ich erinnere auch noch, dass ich eine Scheibe Brot dünn mit Zucker bestreute und wenige Tropfen Wasser überträufelte. Das hat mir sehr gut geschmeckt. Brotsuppe - brrr
kriegte keiner in mich rein, auch nicht die Drohung mit einer Rute, lach.
Dann gab es noch das Schwedenessen für die Kinder. Mit Henkeltopf und Löffel ging es mittags hin.
Die Alliierten gingen in die Haushalte und holten sich das Mobilar, was sie haben wollten. Meine Mutter hatte später aber alles wieder bekommen.
Mit lieben Gruß von
Ingrid
Ela48
Ela48
Mitglied

Liebe Ingrid,
geschrieben von Ela48
meine "Sucht" nach geschichtlichen Fakten haben mich diesen Blog schreiben lassen.
Ich weiß nicht, ob ich jemals auf meine Fragen Antworten erhalte, forcieren, logisch, kann ich nichts.
Aber wie interessant Du schreibst. Es öffnet auch wieder ein Stück Erinnerung in mir...
Danke auch noch einmal das Du erwähnst, wie erstaunt du warst über die Informationen, die ich zusammen getragen habe.
Es hat mich ja selber erstaunt, besonders das mit dem KLEBEN".
Folgende kleine Episode möchte ich zum besten geben. Was ich zwar nicht erlebt habe, aber mir immer wieder mal von meinen Eltern erzählt worden ist.
Meine Eltern lebten in einer amerikanisch besetzten Zone. Meine Mutter konnte sehr gut kochen und fungierte als Haushälterin bei einer amerikanischen Familie. Sehr viele Vorteile hatte sie bei dieser Familie. Vor allen Dingen, wenn es darum ging den Hunger zu stillen.
Eines Tages eröffnete ihr die Familie, das sie wieder in die Staaten zurückziehen würden und sagten zu ihr, sie könnte all das als Eigentum nehmen, was sie gebrauchen könnte, weil sie nur wenig mitnehmen würden.
Meine Mutter brachte am nächsten Tag einen kleinen Handwagen mit und befüllte ihn mit, für die damalige Zeit wertvollen Dingen, wie auch Haushaltsgeräten.
Auf dem Weg nach Hause wurde sie von der MP (?) angehalten und gefragt, woher sie die Sachen habe. Sie antwortete wahrheitsgemäß. Man glaube ihr aber nicht, nahm ihr die Sachen ab und steckte sie in das hiesige Stadtgefängnis
Mein Vater war nicht zu Hause..
Die Funktion meines Vaters in dieser Zeit: Chauffeur bei einem amerikanischen General.
Logisch setzte mein Vater alle Hebel in Bewegung sie sofort wieder aus dem Gefängnis zu befreien.
Mehr weiß ich leider nicht.

Danke Ingrid und liebe Grüße, Ela
Ela48
Ela48
Mitglied

Liebe Ingrid,
geschrieben von Ela48
"Brennhexe" hat mich neugierig gemacht. Ich habe ein Foto im Netz gefunden. Sah "Deine" Brennhexe so aus?
Gruß, Ela

Brennhexe(Ela48)

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