Forum Blog-Kommentare "Strandallee VIII: Abschied 1997"

Blog-Kommentare "Strandallee VIII: Abschied 1997"

Danke, meine liebe Ruth,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Du hast das so schön geschrieben: Es fragt uns keiner, ob es uns gefällt.
Ja, wir sollten immer das Beste aus jedem Tag machen, immer so leben, als sei dieser Tag der letzte unseres Lebens. Es könnte ja mal so sein.

Liebe Grüße und eine herzliche Umarmung
von Deiner Beate
Ja, lieber Henryk,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
die Worte können das gar nicht ausdrücken, wie traurig das damals war. Wie traurig es für jeden ist, der seine Mutter verliert.

Noch viel trauriger mauss es sein, seine Mutter gar nicht gekannt zu haben. So wie es offenbar bei Dir war. Das tut mir sehr leid. Ein Mensch, der ohne seine Mutter aufgewachsen ist, sucht sein Leben lang nach der Liebe, die er versäumt hat.

Ich bin froh, dass ich die Liebe, die ich erfahren habe, an andere Menschen weiter geben kann.

Viele liebe Grüße
Deine Beate
anjeli
anjeli
Mitglied

Liebe Beate
geschrieben von anjeli
Deine Mutter ist bestimmt mit einem Lächeln auf dem Gesicht eingeschlafen. Denn sie
wußte, daß du nicht hilflos zurück bleibst. Sie hat dir alle Werte, die du zum Leben benötigst vermittelt. Sie hat dich zu einem selbständigen Menschen erzogen, der eingenverantwortlich handelt.

Sie war dein Fels in der Brandung, stark und großartig. Leider mußte sie zu früh gehen,
viel zu früh.
Jetzt bist du der Fels in der Brandung, an dem die Härte des Lebens abprallt und Pessi-
mismus wird erst gar nicht an den Fels gespült. Genauso ist deine Stärke zu bewerten,
wie ein Fels, der jeder noch so starken Brandung trotzt.
Du bist der Fels für Hans Christian und für viele Menschen. Stark, klug, zuversichtlich
und voller Optimismus und Lebensfreude.

Ich kann es nachfühlen, wie traurig du warst. Deine Mutter lebt in deinem Herzen, für
dich ist sie nicht tot. Sie ist nur schon ein Stück voraus gegangen.
Du hast sie losgelassen, was auch sein muß. Denn ich glaube nicht, daß deine Mutter
wollte, daß du in einem Meer von Tränen versinkst und dich aus diesem Meer nicht mehr
befreien kannst. Sie liebte doch so sehr das Meer.

Liebe Beate, du hast aus dem Gefühl heraus gehandelt und einen schönen Urlaub mit deiner Mutter gelebt. Vielleicht hat dir auch ein Engel diese Eingebung ins Ohr gepustet und du hast es umgesetzt.

anjeli/ulla

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miechen
miechen
Mitglied

Meine liebe Beate,
geschrieben von miechen
Danke für deinen zu Herzen gehenden Blog.
Abschied nehmen ist immer schwer - und noch schmerzlicher,
wenn man von einem geliebten Menschen für immer Abschied nehmen
muss. Ich glaube, aber deine Mutter ist immer in deinem Herzen -
und du wirst die schönen Jahre mit deiner Mutter nie vergessen.
Du hast damals das Richtige getan und deiner Mutter noch eine große
Freude mit der spontanen Schiffsfahrt gemacht, die auch für dich unvergesslich
sein wird.

einen lieben Gruß in den Abend und eine herzliche Umarmung von deinem Miechen
Liebe Ulla,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
danke, Du hast mal wieder einen sehr bewegenden Kommentar geschrieben. Es ist ja auch ein bewegendes Thema in diesem Blog, zumindest für mich.

Ob meine Mutter mit einem Lächeln auf dem Gesicht eingeschlafen ist, weiß ich nicht. Ich konnte nicht dabei sein. So ein Herzinfarkt kommt von jetzt auf gleich, und die Ärzte haben noch versucht, sie zu reanimieren. Mich haben sie erst dazu geholt, als es zu spät war. Ich habe mir jahrelang Vorwürfe deswegen gemacht, weil ich nicht da war, als ...

Die letzten Worte meiner Mutter zu mir waren: Ich komme hier schon raus! Sie wollte selbstständig aus dem Bett, hasste es, hilflos zu sein. Da hatten sie ein Gitter ans Bett geschraubt. Mein letztes Bild ist: Meine Mutter saß auf ihrem Bett wie ein Kapitän auf seinem Schiff: Ich komme hier schon raus! Ja, das hat sie geschafft. Nur ich war nicht da geblieben, musste noch eine Schulstunde geben.

Du hast Recht, meine Mutter hat mich zu einer selbstständigen Frau erzogen, die alleine und unabhängig im Leben bestehen konnte. Das war für meine Mutter das Allerwichtigste. Nur in einem hat sie sich geirrt: Sie dachte, ich sei ganz alleine nach ihrem Tod. Aber da kam Hans Christian in mein Leben - mein größtes Glück entstand in einem der dunkelsten Momente meines Lebens!

Meine Mutter lebt in meinem Herzen, ich muss schon lange nicht mehr ihr Grab besuchen, um ihr nahe zu sein. Und sie ist uns beiden nahe durch ihre vielen schönen Bilder, die in unserer Wohnung hängen.

Danke, liebe Ulla, für Deine Anteilnahme.

Liebe Grüße
Deine Beate
anjeli
anjeli
Mitglied

Liebe Beate
geschrieben von anjeli
ich habe mich mit der Sterbebegleitung intensiv beschäftigt.
Jeder Mensch stirbt seinen eigenen Tod. Einige möchten alleine sterben, sie warten solange bis die Angehörigen weg sind.

Es ist ganz gut möglich, daß deine Mutter auch so lange gewartet hat, bis du nicht mehr
da bist.

Als meine Mutter vor 8 Jahren mit einem Oberschenkelhalsbruch ins Krankenhaus kam, habe
ich sie abends gegen 8.00 Uhr besucht. Ich habe gesehen, daß der Tod schon angeklopft hat. (Dreimal zuvor hat sie dem Tod ein Schnippchen geschlagen, obwohl die Ärzte keine
Hoffnung hatten.)
Als ich sie im Bett liegen sah, habe ich gedacht, sie überlebt nicht diese OP. Sie
wurde nachts auf die Intensivstation verlegt. Am nächsten Morgen sollte die OP sein,
sie wurde verschoben. Meine Schwester und ich haben meine Mutter um 9.00 Uhr besucht.
Meine Mutter war fröhlich und hat Pläne geschmiedet. Wir haben uns nach zwei Stunden
verabschiedet und haben gesagt, daß wir um 15.00 Uhr wiederkommen. Um 15.00 Uhr hat uns
die Ärztin abgefangen und gesagt, daß sie eine Stunde nachdem wir weg waren, der Zustand unserer Mutter sich dramatisch verschlechtert hat. Wir haben sie nicht mehr bei
Bewußtsein erlebt. Sie wurde ins künstliche Koma gelegt.
Am nächsten Morgen wurden wir informiert, daß es keinen Sinn mehr macht, unsere Mutter
künstlich am Leben zu erhalten.
Ich war total ruhig und besonnen, meine Schwester total aufgelöst. Sie wollte nicht,daß
unsere Mutter uns verläßt. Ich habe meine Schwester Instruktionen gegeben, wie sie sich
verhalten soll. Ich habe meiner Schwester gesagt, daß sie loslassen los und ihr den
Abschied erleichtern soll. Ich habe mein Gefühl total ausgeblendet und nur noch mit dem
Verstand agiert. Ich habe ihre Hand gehalten und mit ihr geredet. Nach einer Stunde
war sie tot.
Meine Schwester hat mich angeschrieen, wie herzlos ich wäre. (Meine Schwester ist nicht
so stark wie ich)

Als meine Mutter dann auch tot war, fühlte ich mich lange Zeit als Waise. Ich war über
50 Jahre alt und ich fühlte mich als Waise, denn ich hatte jetzt keine Eltern mehr.

anjeli/Ulla

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Liebe Ulla,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
danke, Du hast mir sehr ausführlich geschrieben.
Du meinst also, meine Mutter hat gewartet, bis ich weg war? Sie wollte gar keinen Abschied? Kann das sein? Sie hatte nie mit mir darüber gesprochen, wie sie beerdigt werden wollte usw. Meine Mutter war mein Leben lang immer bei mir, aber sie hat dann beschlossen, alleine zu gehen, wann sie das für richtig hält? Ich muss mich an diese Vorstellung erst gewöhnen, aber ich halte sie für möglich.

Es war auch eine Lehre für mich, dass meine Mutter starb, während ich "Wichtigeres" zu tun hatte: Mich um schulische Probleme zu kümmern statt um den Menschen, der mir am Wichtigsten war. Als ich an dem Tag morgens bei meiner Mutter war, haben wir auch über meine frühen Jahre als Lehrerin gesprochen. Und sie wollte unbedingt den Hausschlüssel und Geld für ein Taxi haben, damit sie auch ohne mich nach Hause fahren könnte. Sie wollte absolut selbstständig bleiben, selber darüber bestimmen, wo sie sein sollte. Das hatte mir die Krankenschwester der Privatstation auch gesagt: Ihre Mutter ist sehr selbstbestimmt! Und ich hatte mir schon vorgestellt, wie sie in die Reha gegangen wäre! Das hätte sie aber nie gewollt. Sie wollte sich nicht einsperren lassen.

Ich habe meine Mutter auch nicht mehr bei Bewusstsein erlebt, nachdem sie sagte: Ich komm hier schon raus! Ich hatte allerdings nicht damit gerechnet, wie sie das meinte. Ich kam mit der Tasche mit den frisch gebügelten Nachthemden und neuen Hausschuhen, und dann habe ich sie nicht mehr lebend gesehen!

Du hast wenigstens noch mit Deiner Mutter geredet, als sich noch lebte. Ich habe erst mit ihr geredet, als sie schon tot war. Aber vielleicht hat sie mich ja noch gehört? Ich habe alle Versprechen wahr gemacht, die ich ihr damals gegeben habe. Und sie war auch dabei, bei den wichtigen Ereignissen meines Lebens: 2001 Hochzeit mit Hans Christian, 2005 Promotion in Berlin.

Genau wie Du fühlte ich mich als Waise, nachdem meine Mutter gestorben war. Denn mein Vater war für mich schon lange nicht mehr existent. Ich erfuhr allerdings am Tag nach dem Tod meiner Mutter, dass mein Vater bereits 13 Jahre lang tot war. Das hatte man mir und meiner Mutter verschwiegen. Warum, danach frage ich heute nicht mehr. Meiner Mutter würde es nicht mehr helfen. Ich war Waise und übernahm die Verantwortung für mein Leben ganz alleine. Allerdings war ich zuvor noch eine lange Zeit krank.

Liebe Ulla, Du hast offenbar ein Talent für Trauerbegleitung. Selbst so viele Jahre später fühle ich mich wohl im Gespräch mit Dir über den Tod meiner Mutter.

Ich danke Dir dafür.

Viele liebe Grüße von der Ostsee in den Ruhrpott
Deine Beate
Danke, mein liebes Miechen,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
für Deinen lieben Kommentar.

Ja, es ist schwer, Abschied zu nehmen. Nach dem Tod meiner Mutter habe ich es gelernt. Und ich habe gelernt, immer auf das Wichtigste im Leben zu achten: Auf die Menschen, die mir nahe stehen und lieb sind. Alles andere ist unwichtig. Vielleicht ist die Liebe zu Hans Christian deswegen das Allerwichtigste in meinem Leben, eine Liebe ohne Wenn und Aber.

Die spontane Schiffsfahrt über ihre geliebte Ostsee muss für meine Mutter sehr schön gewesen sein. Vielleicht hat sie sie an die Reise über die Ostsee erinnert, die sie viele Jahre zuvor mit mir unternommen hat - von Travemünde aus in ihre alte Heimat Danzig. Oder aber auch an die Reise über die Ostsee von Gotenhafen nach Swinemünde am 30. Januar 1945, als vor ihren Augen die "Wilhelm Gustloff" mit über 9000 Menschen an Bord versank. Meine Mutter hatte ihr Baby in einer Tragetasche bei sich, und sie gelangte sicher zu ihren Schwiegereltern in Norderdithmarschen. Umso schlimmer war es, dass sie ihr erstes Kind im Juni 1947, als der Krieg schon lange vorbei war, doch noch verlor. Mein ältester Bruder starb mit knapp 3 Jahren, weil die Ärzte die Diphterie nicht erkannt hatten.

Mein liebes Miechen, ich erzähle Dir das jetzt, damit Du verstehst, was ich meiner Mutter verdanke, die trotz ihres schweren Schicksals nie ihren Optimismus verloren hat. Vielleicht hat sie manchmal zu wenig an sich selber gedacht - auch das ist eine Lehre für uns!

Ich danke Dir für Deine Anteilnahme!
Alles Liebe
Deine Beate
christl1953
christl1953
Mitglied

Hallo Dottoressa!
geschrieben von christl1953
Was du von der letten Reise mit deiner Mutter erzählst ist doch wunderbar,daß du ihr dieses Erleben mit dir zusammen geschenkt hast,das war mehr als wenn du tausend Kränze
auf ihr Grab gelegt hättest.
Daß sie ausgerechnet in der zeit starb,als du nicht da warst-ist schwer zu ertragen aber vielleicht ist es besser für dich gewesen.Du hättest hilflos daneben stehen müssen,denn ein herzinfarkt so kurz nach einem vorher ,der geht selten gut aus.Sie hat dir all ihre Liebe geschenkt und alle ihre Talente und Begabungen vererbt.Sie ist zwar körperlich nicht mehr zugegen,aber sie ist um dich bei allem was du auch tust,bestimmt ist sie glücklich darüber daß du für Dich- ihren Traum am Meer zu leben -weiter lebst.
Genieße das Glück mit deinem lieben Mann jede Stunde und schiebe nichts auf,wegen irgendwelcher unwichtigen Dinge. Alle guten Wünsche für ein glückliches Inselleben!christl(berta)
Danke, liebe Christl,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
für Deinen lieben Kommentar.

Es ist gut, nach so vielen Jahren noch einmal über das Ganze nachzudenken. Man erkennt das Positive daran dann viel klarer.
Oh ja, wir genießen jede Stunde unseres Glücks und schieben nichts mehr auf.

Danke und liebe Grüße
Beate

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