deutsche Mundarten Bairisch

Zwergohreule
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RE: Bairisch
geschrieben von Zwergohreule
als Antwort auf Rispe vom 18.07.2021, 11:51:43

Liebe @Rispe,
du kannst mir glauben, dass ich für die Betroffenen genau so viel Mitgefühl empfinde wie du.
Aber ich kann hier in der Ferne nichts für sie tun, außer vielleicht Geld spenden (was ich aber nicht hier im ST veröffentlichen würde).
Wenn ich mich also an meinen Küchentisch setzen, alles ganz schrecklich finden und mein Taschentuch vollweinen würde, wem wäre damit geholfen?
Keiner der Toten würde davon wieder lebendig und niemand würde sein zerstörtes Haus dadurch wieder bekommen.
Zwergohreule
 

olga64
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RE: Bairisch
geschrieben von olga64
als Antwort auf Rispe vom 18.07.2021, 11:51:43

Liebe Rispe,

ich verstehe Sie gut, aber Einfühlungsvermögen und auch Taktgefühl sind nicht einklagbar und setzt bei den meisten Menschen erst dann ein,wenn sie selbst unmittelbar betroffen sind oder ihr Umfeld.
Hier wundert es mich aber auch geografisch etwas: denn z.B. Obefranken und auch das Berchtesgadener Land sind sehr stark betroffen von der Sintflut, auch wenn wir nicht diese sehr hohen Todeszahlen zu betrauern haben.
Aber in einer Gesellschaft, wo in den stark betroffenen Gebieten Plünderer unterwegs sind, um Häuser auszuräumen, die von den Besitzern verlassen werden mussten, ist vieles möglich, was man nicht so richtig verstehen kann und wird. Olga

Zwergohreule
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RE: Bairisch
geschrieben von Zwergohreule
als Antwort auf olga64 vom 19.07.2021, 19:24:20
Liebe Rispe,
ich verstehe Sie gut, aber Einfühlungsvermögen und auch Taktgefühl sind nicht einklagbar und setzt bei den meisten Menschen erst dann ein,wenn sie selbst unmittelbar betroffen sind oder ihr Umfeld.


Und erst da macht es ja auch Sinn! "Taktvoll" und "einfühlsam" zu sein im sicheren Gelände, weit weg von dem Unglück, ist keine besondere Leistung und verhilft höchstens dem "Einfühlsamen" selbst zu dem wohligen Gefühl, ein guter Mensch zu sein. Aber was hilft es den Betroffenen?

Hier wundert es mich aber auch geografisch etwas: denn z.B. Obefranken und auch das Berchtesgadener Land sind sehr stark betroffen von der Sintflut, auch wenn wir nicht diese sehr hohen Todeszahlen zu betrauern haben.

Was es mit Ihrem "geografischen Wundern" auf sich hat, verstehe ich jetzt aber überhaupt nicht. Sollte es Ihrer Meinung nach im "Einfühlungsvermögen" einen Unterschied machen, ob ein Unglück in Ahrweiler oder in Berchtesgaden geschieht?
Im übrigen finde ich auch kein "Taktgefühl" darin, "Todeszahlen" zu betrauern. Wenn ich trauere, dann um Menschen, die ich gekannt habe.

Aber in einer Gesellschaft, wo in den stark betroffenen Gebieten Plünderer unterwegs sind, um Häuser auszuräumen, die von den Besitzern verlassen werden mussten, ist vieles möglich, was man nicht so richtig verstehen kann und wird. Olga

Wenn ich Ihrer Logik folgen würde, müßte ich mich jetzt in die selbe moralische Kategorie einreihen wie Plünderer, die die Häuser ausräumen.

Zwergohreule

 

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olga64
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RE: Bairisch
geschrieben von olga64
als Antwort auf Zwergohreule vom 19.07.2021, 21:41:41



Im übrigen finde ich auch kein "Taktgefühl" darin, "Todeszahlen" zu betrauern. Wenn ich trauere, dann um Menschen, die ich gekannt habe.



Zwergohreule
 
Wenn Sie das so sehen, dürfte Ihre Welt schon sehr begrenzt und klein sein. Denn in unserem Alter sterben ja laufend Leute weg,die man mal gekannt hatte und am Ende bleibt man allein und vermutlich unbetrauert zurück.
Mir macht es gefühlstechnisch keine Mühe, mit anderen, mir unbekannten Menschen zu trauern. Auch ausserhalb einer deutschen Katastrophe, wenn ich z.B. an verhungernde Kinder im Jemen, von Bomben bedrohten in Syrien denke oder an solche,die arbeiten müssen, um Familien mit zu ernähren.
Und natürlich trauere ich auch um die vielen deutschen Kinder, die bei uns misshandelt und missbrauht werden.
Da kann ich einfach nicht anders als aus meiner begrenzten, heilenWelt rauszukommen - es würde mich noch trauriger machen, wenn ich dieses Gefühls-Ventil nicht mehr hätte. Olga
 
Zwergohreule
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RE: Bairisch
geschrieben von Zwergohreule

Jetzt sind wir aber ganz schön weit vom Thema "Bairisch" abgekommen. Von Karl Valentin in München über Ahrweiler bis zu den Kindern im Jemen ...
Ich schlage vor, wir kehren schleunigst wieder um, bevor wir uns noch ganz verlaufen!

Und noch eine Information:
https://bwb.badw.de/fileadmin/user_upload/Files/BWB/Aktuelles/12_Livegang_Bayerns_Dialekte_Online_FINAL_1_.pdf

Zwergohreule

Zwergohreule
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RE: Bairisch
geschrieben von Zwergohreule

Liebe Bayern und Freunde aus anderen deutschen Stämmen!
Dieser Thread hat angefangen mit Beiträgen, die informativ, anregend, humorvoll und tolerant waren.
Anscheinend ist es einigen selbsternannten humorlosen Moralaposteln gelungen, ihn totzutrampeln.
Ich verstehe (es geht mir ja selbst so!), dass jeder, dem was dazu einfällt, es zu anstrengend findet, seinen Beitrag immer erst überprüfen zu müssen, ob das Wort "Regen", "Feuer", "Zug" etc. darin vorkommt, weil er sonst ggfalls sofort als "taktlos", "gefühllos" oder "geschmacklos" abqualifiziert wird.
Total schade, ich bin sehr traurig.
Liebe Grüße an alle, die das auch so sehen.
Zwergohreule


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aixois
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RE: Bairisch
geschrieben von aixois
als Antwort auf Zwergohreule vom 05.08.2021, 23:33:02

Dieser Thread hat angefangen mit Beiträgen, die informativ, anregend, humorvoll und tolerant waren. ---- gelungen, ihn totzutrampeln.

dann  mach ich mal weiter mit den Scharmützeln!

Die Bedeutung, die ich in dem Wörterbuch des links den Du in einem früheren Beitrag  gegeben hast gefunden habe,  hat mich doch sehr überrascht.

Ich wäre nie darauf gekommen und bin auch sehr erstaunt, dass dieses Wortverständnis sich fast auf den Kilometer genau eingrenzen lässt. In Garmisch sagt man Scharmützel, in Günzburg nicht.

Neugierig geworden ?  Die Antwort ist hier: streitfreies Scharmützel

Jetzt kann sich jeder, der will eine Geschichte ausdenken, wie es zu diesem Verständnis des Wortes "Scharmützel" wohl gekommen sein mag. 

Die Idee mit der Herleitung von den  Pickelheringen (wiki)  oder auch den scaramuccio als einem prahlenden, aufschneiderischen Soldaten ist schon mal nicht schlecht ... erklärt aber nicht so recht den 'oberdeutschen' Begriff ...

Verwirrt ? Besser als totgetrampelt ...
RE: Bairisch
geschrieben von Jil
als Antwort auf aixois vom 06.08.2021, 00:49:19

"Scharmützel" scheint in Bayern und Schwaben heimisch.
Vielleicht gibt es Überschneidungen mit aixois Beitrag.

Eine Geschichte muss ich mir noch ausdenken 😊


Scharmützel (Deutsch)
Wortart: Substantiv, (sächlich)
Silbentrennung:
Schar|müt|zel, Mehrzahl: Schar|müt|zel
Aussprache/Betonung:
IPA: [ˌʃaʁˈmʏt͡sl̩]
Wortbedeutung/Definition:
1) ein kleines Gefecht am Rande eines Krieges, oder Handgemenge
2) oberdeutsch Papiertüte

Begriffsursprung:
im 14. Jahrhundert von italienisch scaramuccia‎ entlehnt; dem italienische Wort liegen germanisch „Schar“ und italienisch mucciar‎ „flüchten“ zugrunde
„Frisch leitet es seltsam genug von dem Ital. Scaramuccio, ein Pickelhäring, her, weil sich diese zuweilen Halskrägen von Papiertüten machen. Es scheinet Slavonischen Ursprunges zu seyn.“

Sinnverwandte Begriffe:
1) Geplänkel, Gefecht, Kampf, Aufeinandertreffen
2) bayrisch, österreichisch: Stanitzel/Stanitzl

Untergeordnete Begriffe:
1) Grenzscharmützel

Anwendungsbeispiele:
1) Jöns Månsson Teitt berichtet in seinen Erinnerungen an den Dreißigjährigen Krieg über ein Scharmützel, das am 17. Juni 1629 zwischen Marienwerder und Stuhm stattfand.

1) „Die Offensive wurde nur wenig durch kleine Scharmützel im Hinterhalt verzögert; gelegentlich stieß man auch auf eine Verteidigungsstellung an einem Hohlweg oder quer zu einem Pfad.“

1) „Beim ersten Scharmützel siegten die Götzendiener über die ihnen entgegengeschickten königlichen Streitkräfte, und voller Zuversicht beschlossen sie den Marsch auf Kailua.“

1) „Provokationen und Scharmützel waren in den kommenden Jahren an der Tagesordnung.“

1) „Am 19. April 1775 fanden die ersten Scharmützel einer amerikanischen Miliz mit britischen Truppen statt, die Gefechte von Lexington und Concord.“

2) Ein Scharmützel sagte sie und zeigte auf die braune dreieckige Papiertüte*

Typische Wortkombinationen:
1) in ein Scharmützel geraten; in ein Scharmützel verstrickt/verwickelt werden
Fälle:
Nominativ: Einzahl Scharmützel; Mehrzahl Scharmützel
Genitiv: Einzahl Scharmützels; Mehrzahl Scharmützel
Dativ: Einzahl Scharmützel; Mehrzahl Scharmützeln
Akkusativ: Einzahl Scharmützel; Mehrzahl Scharmützel
Quelle: Wortbedeutung.info

Die braune, heute fast nicht mehr dreieckige Papiertüte,kenne ich aus Schwaben als "Gugg".

 

RE: Bairisch
geschrieben von Jil

Die (Krieger) Schar schlug sich die Mützel ein -  so hieß es früher.

Übrig geblieben ist heute:
"Ein paar auf die Mütze kriegen"

Auf bairisch übersetzen kann ich das aber nicht, allerhöchstens auf schwäbisch-

 

JuergenS
JuergenS
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RE: Bairisch
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf Jil vom 06.08.2021, 02:16:54

bairisch gibts nicht, nur bayerisch:

Ein paar auf die Mütze kriegen

direkt übersetzt klingst fast genauso.

frei übersetzt kunnt ma soong:

a boor aufs Maul


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