Forum Wissenschaften Die unbelebte Natur Panasonic und Toyota entwickeln Pflegeroboter

Die unbelebte Natur Panasonic und Toyota entwickeln Pflegeroboter

Re: Panasonic und Toyota entwickeln Pflegeroboter
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf geli vom 03.11.2011, 14:26:05
Ich bin doch ein wenig erstaunt.

Glaubt wirklich jemand, dass solche "Verbesserungen" zum Wohl des pflegenden Personals eingesetzt würde?

Die Krankenpflege arbeitet im Akkord, jegliche Handlung am Patienten wird in Minuten berechnet - da spielt die tatsächliche Ausführungszeit keine Rolle mehr.
Es ist so ähnlich, wie bei Porsche am Band.

Wenn diese Dinge zum tragen kommen, wird meiner Einschätzung nach die Zeit für die notwendigen Pflegearbeiten noch einmal verkürzt. Der Notstand in der Pflege zeichnet sich ab bzw. ist in vielen Kliniken und Pflegeheimen bereits eingetreten. Der Verschleiß beim Personal ist mehr als deutlich zu sehen.

Diese Situation wird sich nur verändern, wenn der Beruf attraktiver wird - doch davon sind wir mit allen Hilfsmitteln immer weiter entfernt, denn jedes Hilfsmittel hat auch die andere Berechnungseite.

Der Verbleib des Nachwuchses im Beruf immer kürzer, weil die Kluft zwischen Theorie und Praxis riesig geworden ist.

Und, was mich sehr wundert, ist die Bezeichnung
"Unbelebte Natur".
Gibt es sie wirklich?

Meli
erafina
erafina
Mitglied

Re: Panasonic und Toyota entwickeln Pflegeroboter
geschrieben von erafina
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.11.2011, 14:49:41
Fraunhofer Institut - Software für Senioren
Bei google+ gefunden

Es wird eine Menge getan, geforscht, gebaut, erfunden,
das stimmt. Und ich finde es faszinierend.

Im Endergebnis muss ich allerdings meli zustimmen.
Jede "technische Verkürzung" von Vorgängen führt zur weiteren Straffung der Leistungszeiten im Pflegedienst.
Dies ist parallel zu den Zeiten, die Ärzte noch für den Menschen aufwenden dürfen (sollen) angesiedelt. Hier hat der Wohlstand und Fortschritt dazu geführt, dass Vieles entmenschlicht wurde und die Versorgung zur Fließbandhetzerei verkommt.
Immerhin sehe ich manche Erleichterung im täglichen Leben. Aber nicht jede Verbesserung gereicht zum Vorteil für den zu pflegenden Menschen. Vollelektronische Hebegeräte z.B. sind ungleich störanfälliger als mechanische.

Ich finde bei aller Begeisterung darf man nicht vergessen: die Forschungen sind nicht daran orientiert, den Menschen zu helfen, sondern sollen einmal Geld einbringen. Das ist ein völlig anderer Gesichtspunkt, als der, der einem ganz vordergründig in den Sinn kommt, wenn man die Errungenschaften der schönen neuen Welt so betrachtet.

erafina

david
david
Mitglied

Re: Panasonic und Toyota entwickeln Pflegeroboter
geschrieben von david
als Antwort auf Karl vom 03.11.2011, 08:55:26
Jedenfalls ist den Pflegenden wie den Pflegebedürftigen durch Technikverweigerung nicht zu helfen.
geschrieben von Karl

Dem stimme ich einerseits zu, ich glaube auch, dass diese Roboter, Software und Gerätschaften in vielen Belangen Erleichterungen für Pflegende und Pflegebedürftige bringen. Allerdings sollte die eingesparte Zeit dann für zusätzlichen menschlichen Kontakt verwendet werden, und ob das geschieht, ist bei der ökonomischen Ausrichtung der Pflegeeinrichtungen mehr als fraglich. Wenn um 18 Uhr die Schublade mit der Medikamentenration automatisch aufgeht, kommt halt kein junger Mensch mehr ins Zimmer, werden halt keine netten Worte mehr gewechselt, die im ans Bett gebundenen Alltag ohnehin so selten und so wertvoll sind. Wenn der Kopf von 24 Roboterfingern massiert und der Körper vom Apparrat aufgerichtet wird, fehlt eben diese menschliche Berührung. Wenn diese dann nicht auf andere Weise erfolgt, ist den Betroffenen durch die Vollautomatisierung m.E. nur bedingt geholfen.

Dvd

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Re: Panasonic und Toyota entwickeln Pflegeroboter
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf geli vom 03.11.2011, 10:00:45
Viele Pflegekräfte geben auch aus diesem Grund frühzeitig auf, weil sie die Arbeit einfach körperlich nicht mehr leisten können.
Damit meine ich sowohl professionelle Pflegekräfte wie auch pflegende Angehörige.
Das hat nichts mit der menschlichen Komponente der Pflege zu tun!
geschrieben von Geli


Doch Geli, das hat es.
Die Arbeit ist körperlich nicht mehr zu leisten, weil sie in Akkordminuten berechnet wird.
Hier wird bereits das Menschliche aus dem Bereich der Pflege gestrichen.

Deshalb wird z.B. Kranken das Essen hingestellt, weil kein Personal da ist, dass ihnen bei der Esseneinnahme hilft.
Das einmal als Beispiel.
Die Gesundheits- und KrankenpflegerInnen wandern reihenweise in Burn out ab, weil sie diese Arbeitsbereiche nicht mehr mit ihrem Ethos vertreten können und körperlich in einer Weise ausgelaugt werden.

Die Folgen der Kürzung von solchen Arbeitseinheitszeiten, die in der Pflege Berechnungsgrundlage sind für den Stellenplan auf einer Station und damit zu Stellenstreichungen führen, sind den Leuten, die beruflich damit zu tun haben, durchaus bekannt.

Wenn ich einen alten Menschen in einen selbständig arbeitenden Rollstuhl etc. setze, werden große Ängste freigesetzt. Wer fängt die auf?

Eine Massage durch eine Roboterhand wie z.B. buchfreund aufführt, wäre für mich ein Horror.
Ebenso die automatisch sich öffnende Medikamentenschachtel, wobei noch zu bedenken ist, dass vielfach auch die Medikamenteneinnahme überwacht werden muss.
z.B. bei alten Menschen die Gefahr, dass eine Tablette ins Bett fällt und vielleicht wichtige Medikamente auf diese Weise nicht vollständig eingenommen werden.

All diese Bereiche sind nicht menschenfreundlich, sondern sollen der Geldeinsparung dienen - und dieses kann nur über die Einsparung von Stellen in der Krankenpflege erzielt werden.

Deshalb bin ich der Meinung, dass man in diesem Bereich besonders kritisch sein muss - und das hat nichts mit Technikverweigerung zu tun.

Meli

Karl
Karl
Administrator

Re: Panasonic und Toyota entwickeln Pflegeroboter
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.11.2011, 18:03:03
Ich sehe ebenso die Gefahr, dass Pflegehilfen missbraucht werden könnten, um Pflegezeiten zu verkürzen. Das ist aber keine naturgegebene Notwendigkeit, sondern hier gehört notfalls politischer Widerstand hin.

Pflegehilfen können eine Hilfe sein, um die Pflege bei gleichem Zeitwaufwand humaner zu gestalten. Dass dies so kommt und nicht anders, dafür muss argumentiert und gearbeitet werden. Bestrebungen Pflegezeiten zu verkürzen muss entschieden entgegen getreten werden. Wir sollten keine falschen Fronten aufbauen.

Karl
Re: Panasonic und Toyota entwickeln Pflegeroboter
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 03.11.2011, 19:22:40
Karl,

ich bin seit vielen Jahren in diesem Beruf - und ich komme aus einer Reha, in der Kollegen mit Burn out in einer erschreckenden Menge vorhanden sind. Und die Zahl wächst!

Du hast selbstverständlich recht, dass dies eine Sache der Politik ist - aber ich sehe sehr deutlich, wie die Politik nicht nur auf dieser Ebene versagt.

Ich baue keine falsche Front auf, ich berichte über Realität.
Ich habe die Stellenstreichungen sehr deutlich erlebt.

Es ist also nicht so, dass ich vom grünen Tisch aus spreche.

Meli

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