Diskussion historischer Ereignisse 15. Januar 1919

carlos1
carlos1
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Re: 15. Januar 1919
geschrieben von carlos1
als Antwort auf stange vom 29.01.2009, 11:02:53
Eigentlich wäre heute (30.1.1933) wieder ein Tag, an dem ein Ereignis gedacht werden könnte, das in die Zukunft weist. In keine gute jedenfalls. Vielleicht wurde im letzten Jahr schon einiges dazu geäußert. Der Mord an Luxemburg und Liebknecht hängt auf irgendeine Weise mit den Ereignissen des 30. Januar 1933 zusammen. Es sollte erlaubt sein, Vermutungen anzustellen.

Stange, Was du über Thälmann hier eingebracht hast, macht mir deutlich, dass zwischen Luxemburg und ihren Epigonen, wie etwa einem Ulbricht, eine Kluft besteht. Jede Bewegung und jeder Staat aber benötigt Symbole des Gedenkens, eine Gedenkkultur. Darin spiegelt sich das Selbstverständnis eines Regimes. Selbstverständlich darf jeder der Toten gedenken, je nach Gusto, aber hier sind es besondere Tote. Ich fragte mich, ob es richtig ist, Luxemburg eigentlich in einer Runde mit Ulbricht in einer Weihestätte unterzubringen. Ich muss es eigentlich auch nach dem oben Gesagten auch bei Thälmann fragen. Hier wird Geschichtslosigkeit vorausgesetzt und Gläubigkeit ohne Nachdenken gefordert. Als 1988 bei der Feier am Jahrestag der Morde anlässlich der Massenwallfahrt an die Märtyrergräber Spruchbänder entrollt wurden mit der am Anfang von Niederrhein zitierten Aussage Luxemburgs: "Freiheit ist immer auch Freiheit des Andersdenkenden", wurden die Widerspruchsgeister verhaftet. Die Person Luxemburgs wurde in der DDR eben auch benutzt, um die SED-Macht zu legitimieren. Ihr Vermächtnis sei in der DDR verwirklicht worden. Es geht nicht um eine detailleirte Aulistung, inwieweit die Ideen Luxemburgs i nder DDR verwriklciht wurden, sondern um die Instrumentalisierung von historischen Persönlichkeiten zu politischen Zwecken.

Luxemburg und Liebknecht waren nicht die Intiatoren des Spartakusaufstandes. Sie begleiteten die Vorgänge ab dem 10.11.1918 publizistisch wirksam. Ihre Stimmen wurden gehört und deshalb wurden Sie Zielscheibe des Hasses. Im Weltkrieg forderte sie wiedrholt zum Generalstreik auf, um das Morden zu beenden. Sie und Liebknecht waren von Angang an gegen den Krieg gewesen. L. hatte im Reichstag gegen die Kriegskredite abgelehnt. Sie erreichte mit ihrer Sprache die Massen: "Die Dividenden steigen, die Proletarier fallen." (vgl angegebener Link).

Luxemburg und Liebknecht stellten jeder für sich in ihrem letzten Artikel kurz vor ihrer Verhaftung fest, dass die Zeit nicht reif gewesen sei für eine Revolution. Kein Wunder, denn die Deutschen hatten die Nase voll vom Krieg. Die Soldaten wollten heimkehren. Die Matrosen in Kiel und Wilhelmshaven meuterten. Revolution steht dafür in den Geschichtsbüchern und in den Links in der Zeit wird das Gleiche kolportiert. Die Forderungen aber dieser Soldatenräte waren alles andere als revolutionär. Es waren Leute, die nicht mehr geopfert werden wollten, indem die Flotte Ende Oktober zum letzten Gefecht gegen England auslaufen sollte, da der Waffenstillstand schon unmittelbar bevorstand und jeder wusste, dass der Krieg verloren war.

Die letzten Worte Luxemburgs spiegeln Luxemburgs Stimmung wieder. Sie verwendet ein Bild aus dem Neuen Testament, aus der Offenbarungf des Johannes, wo der Engel mit der Posaune das letzte Gericht mit der Posaune ankündigt: "Eure Ordnung ist auf Sand gebaut. Die Revolution wird ..sich schon morgen wieder in die Höh´ richten und zu Eurem Schrecken mit Posaunenklang verkünden: Ich war, ich bin, ic hwerde sein!" In der Bibel ist Gott derjenige, "der da ist, der da war und der da kommt." Das Bild ist eine Apotheose der Revolution, eine Vergottung der Revolution nach deren Scheitern.
c.

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