Diskussion historischer Ereignisse 1811 - vor 200 Jahren

sarahkatja
sarahkatja
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1811 - vor 200 Jahren
geschrieben von sarahkatja


Vor 200 Jahren staunten die Berliner Bürger am Stadtrand nicht schlecht, als der Hilfslehrer des Berliner Gymnasiums „Zum grauen Kloster,“ Friedrich Ludwig Jahn, mit seinen Schülern an freien Nachmittagen zum sogenannten Turnen in die Hasenheide zog.

Das Wort „Turnen“ hatte er selbst geschaffen, da er, als überzeugter Nationalist,
das Fremdwort Gymnastik ablehnte.

Seit Oktober 1806 war Preußens Hauptstadt von französischen Truppen besetzt,
und für den jungen Lehrer war die Niederlage der deutschen Staaten ein Beweis, für die schlechte körperliche Verfassung der Männer.

In dem ehemaligen kurfürstlichen Hasenjagdgebiet ließ Jahn einen Turnplatz mit Klettergerüst, Schwebebäumen, Holzbarren, Springpfählen und ein Hangelreck errichten und bald erfreuten sich zahlreiche junge Männer aus allen Schichten an den regelmäßigen Sportstunden.

Für Jahn waren es auch Vorbereitungen der Jugend auf den Befreiungskampf.
„Klimmzüge gegen Napoleon.“

Mit dem Sieg der vereinten Armeen 1813 über Napoleon wurden seine Ideen bekannter und fanden Nachahmer. Bis 1819 entstanden in Preußen und anderen
deutschen Staaten mehr als 150 Turnplätze, nach dem Vorbild der Hasenheide.

Sein Ziel war die Verwirklichung einer vereinten deutschen Nation, was die deutschen Teilstaaten nicht akzeptierten.

Der Preußenkönig Friedrich Wilhelm III.verbot1819 das Turnen.
Jahn wurde für sechs Jahre inhaftiert

Die Turnplätze verfielen.
Erst 1840 wurde Friedrich Ludwig Jahn durch den Preußenkönig Friedrich den IV. rehabilitiert, und bekam den preußischen Orden Eisernes Kreuz verliehen.

1842 konnte Jahn noch die Aufhebung des Turnverbotes erleben, und die Gründung des deutschen Turnerbundes.

1852 starb der legendäre Turnvater.

Sarahkatja

Gillian
Gillian
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Re: 1811 - vor 200 Jahren
geschrieben von Gillian
als Antwort auf sarahkatja vom 12.05.2011, 19:18:53
Ich finde es gut, Sarahkatja, dass du an den Turnvater Jahn erinnerst. Es sind oft die ganz praktischen Dinge, die einen Menschen berühmt und unvergesslich machen. Eine Kindheit und Jugend ohne sportliche Betätigung kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Solange es möglich ist, sollte man auch im Alter noch seinen Körper in Schwung halten.
Er hatte es zu seiner Zeit nicht leicht mit seiner Idee, aber schließlich hat sie sich überall durchgesetzt. Viele Straßen und Sportstätten tragen seinen Namen zum Andenken an ihn (Leipzig und Berlin fallen mir dazu ein, es gibt ganz sicher noch viel mehr)!
Sportliche Grüße von Gillian

sarahkatja
sarahkatja
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Re: 1811 - vor 200 Jahren
geschrieben von sarahkatja
als Antwort auf Gillian vom 14.05.2011, 19:35:34
Ob wir wohl noch einige Klimmzüge hinkriegten, was meinst Du Gillian?
Ich glaube, wir landeten ziemlich unsanft auf unserem Hosenboden.

Aber immerhin hatten wir in unserer Jugend Sportunterricht,
und wenn wir auch keine Höchstleistungen mehr vollbringen, so
schaffen wir es doch noch über manchen Bock zu springen. Zwinker

Gruß von Sarahkatja




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adam
adam
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Re: 1811 - vor 200 Jahren
geschrieben von adam
als Antwort auf sarahkatja vom 15.05.2011, 21:54:17
Für mich ist interessant, daß Turnvater Jahn den Sport nicht für das Wohlbefinden des Menschen sah, im Hinblick auf Lebensverlängerung und Gesundheit, sondern der Sport den Sinn hatte, die jungen Männer für den Krieg fit zu machen. Später erfand jemand das verharmlosende Wort "Wehrertüchtigung" dafür. Ein gesunder Körper für den Heldentod, sozusagen.

Wie anders dagegen die Entstehung der Olympischen Spiele, deren Ursprung darin gesehen wird, daß sich junge Männer beim Warten auf kultische Handlungen zu Ehren der Götter, also aus Langeweile, die Zeit mit Wettläufen u.Ä. vertrieben haben. Schließlich wurden die Wettkämpfe spannender als das Opfer für die Götter und das Interesse verlagerte sich auf den Kräftevergleich, der heute als olympischer Sport bezeichnet wird. Edit: Bis heute ist bekannt, daß die olympischen Spiele im Altertum eine Zeit des Friedens waren.

Turnvater Jahn verliert für mich ein bißchen in diesem Vergleich.

--

adam

schorsch
schorsch
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Re: 1811 - vor 200 Jahren
geschrieben von schorsch
als Antwort auf adam vom 16.05.2011, 09:11:58

Für mich ist interessant, daß Turnvater Jahn den Sport nicht für das Wohlbefinden des Menschen sah, im Hinblick auf Lebensverlängerung und Gesundheit, sondern der Sport den Sinn hatte, die jungen Männer für den Krieg fit zu machen.

Mein Kommentar: Taktschritt und Gewehrgriff genügten vollauf als Ziel!

...................................

Turnvater Jahn verliert für mich ein bißchen in diesem Vergleich.

Mein Kommentar: Nur ein bisschen? Für mich ein bisschen mehr!


--

adam

geschrieben von adam
sarahkatja
sarahkatja
Mitglied

Re: 1811 - vor 200 Jahren
geschrieben von sarahkatja
als Antwort auf schorsch vom 16.05.2011, 09:21:30
Hallo Schorsch und Adam.

Ich denke, das war ein Gedanke Jahns, nach den Niederlagen Preußens,
dem man ihm, im Anblick der napoleonischen Eroberungen und Besetzungen, wohl verzeihen kann. Ihn daraufhin als Kanonenfutterlieferanten festzunageln, ist wohl ungerecht.

Sein Ziel, für das er sechs Jahre in den Kerker kam, war die Idee eines vereinten Deutschlands.

Das Turnen lag ihm auch so am Herzen, sonst hätte er wohl kaum, nach der
Niederlage Napoleons, seine Ziele weiterverfolgt, denn ein Kriegstreiber war er sicher nicht.

Der Lehrer aus Sachsen-Anhalt gründete den Turnsport und kämpfte für etwas Neues, was Millionen Menschen in aller Welt begeisterte.

Das ist nicht mit den Olympischen Spielen der damaligen Welt zu vergleichen.

Sarahkatja



clara
clara
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Re: 1811 - vor 200 Jahren
geschrieben von clara
als Antwort auf sarahkatja vom 16.05.2011, 16:15:48
Ich finde die Leistung Jahns auch anerkennenswert, auch wenn man bei ihm Hintergedanken nicht ganz ausschließen kann.
Aber seine Idee wurde ja von vielen anderen Ländern aufgegriffen. Schade nur, dass nicht gleich von vorne herein auch Mädchen den Turnsport ausüben durften! Ich erinnere mich noch an meinen Schulsport, bei dem wir uns der Größe nach in einer Reihe aufstellen mussten. Mit "Gut Heil" begann die Turnstunde. Ja, das war noch frisch, fromm, fröhlich, frei, nach Turnvater Jahn!

Clara

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