Diskussion historischer Ereignisse 22. Juni1941 - Stalin war gewarnt,

22. Juni1941 - Stalin war gewarnt,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Am 22.6.1941 gegen 3 Uhr Moskauer Zeit beginnt der Einmarsch der deutschen Wehrmacht in die Sowjetunion.

Willi Lehmann, ein Gestapomitarbeiter, den der KGB schon 1929 angeworben hatte, teilte den genauen Tag und die genaue Stunde des Überfalls drei Tage vorher an die Berliner Filiale des KGB mit (hieß damals wohl noch GPU), von wo aus sie weiter geleitet wurde. Vorwarnungen waren genügend erfolgt. Die letzte noch am 17. Juni 1941, alle aus dem Kreis um A. Harnack und H. Schulze-Boysen im Reichswirtschaftsministerium. Der russische Geheimdienstsprecher Sergej Ivanov gab jetzt die Klarnamen bekannt. Es habe etliche Deutsche gegeben, die ihr Leben riskierten, um die Katastrophe zu verhindern.

Die Dokumente, über die russische Historiker im Vorfeld des Jahrestages des Kriegsbeginnes die Öffentlichkeit informierten, sind schwerwiegend, weil sie Mythen entwerten, die bis jetzt kultiviert wurden. Die verheerenden Verluste der Roten Armee in den ersten Monaten wurden mit dem überraschenden Überfall der Wehrmacht erklärt. Ebenso das Vordringen bis Moskau und 1942 bis in den Kaukasus und an die Wolga. Stalin habe sich auf den mit Hitler 1939 abgeschlossenen Nichtangriffspakt und die gemeinsame Interessenabgrenzung in Osteuropa (Teilung Polens) verlassen.

Nikita Petrow hat die Funksprüche aus Berlin ausgewertet und kam zu einem anderen Urteil. Stalin habe die deutschen Informanten als Desinformanten beschimpft, die ihre "eigene Mutter begatten sollten". So steht es laut dem Historiker Petrow im Stenogramm einer Krisensitzung. Stalins krankhaftes Misstrauen war zu groß. Er glaubte, dass Hitler wohl eher einen Zwischenfall inszenieren würde, um in dessen Gefolge Moskau dann ein unannehmbares Ultimatum zu stellen.

Es wäre noch Zeit genug gewesen, die Truppen an der Grenze zurückzunehmen und zu verstärken als Signal an Hitler, dass ein überraschender Überfall nicht gelingen würde.

Es geschah nichts. Als die deutschen Truppen den Bug überquerten rollten noch die letzten Züge mit Getreide und Rohstoffen über die Eisenbahbrücke. Genau nach Plan.

Stalin wurde im staatlich verordneten Personenkult als der große, weise Führer der Völker und Menschenfreund gepriesen.

Willi Lehmann flog Ende 1942 auf und wurde hingerichtet.

c.
hugo
hugo
Mitglied

Re: 22. Juni1941 - Stalin war gewarnt,
geschrieben von hugo
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.06.2009, 18:04:03
an diesen Tag,,es war ein Sonntag, konnte sich meine Mutter immer sehr genau erinnern,,,
Sie lag im Watzdorfheim -einer Entbindungsklinik bei Zittau- ihr erster Sohn wurde geboren und seine ersten Schreie mischten sich frühmorgens mit der Marschmusik die ab 5 Uhr über sämtliche Lautsprecher ertönte, mit ständigen Unterbrechungen über den Beginn und die Fortschritte der erfolgreichen Wehrmacht ,,,im Falle Barbarossa,,

übrigens gab es schon gut zwei Wochen vorher den
Kommissarbefehl vom 6. Juni 1941
Oberkommando der Wehrmacht F.H.Qu., den 6.6.1941

Im Nachgang zum Führererlaß vom 14.5. über die Ausübung der Kriegsgerichtsbarkeit im Gebiet "Barbarossa
Richtlinien für die Behandlung politischer Kommissare:

Im Kampf gegen den Bolschewismus ist mit einem Verhalten des Feindes nach den Grundsätzen der Menschlichkeit oder des Völkerrechts nicht zu rechnen. Insbesondere ist von den politischen Kommissaren aller Art als den eigentlichen Trägern des Widerstandes eine haßerfüllte, grausame und unmenschliche Behandlung unserer Gefangenen zu erwarten.

Die Truppe muß sich bewußt sein:

1. In diesem Kampf ist Schonung und völkerrechtliche Rücksichtnahme diesen Elementen gegenüber falsch. Sie sind eine Gefahr für die eigene Sicherheit und die schnelle Befriedung der eroberten Gebiete.

2. Die Urheber barbarisch asiatischer Kampfmethoden sind die politischen Kommissare. Gegen diese muß daher sofort und ohne weiteres mit aller Schärfe vorgegangen werden.

Sie sind daher, wenn im Kampf oder Widerstand ergriffen, grundsätzlich sofort mit der Waffe zu erledigen.

übrigens wird heutzutage auch oft vergessen oder unterschlagen oder nicht bewertet, das ein Dr Sorge schon lange vor dem 22. Juni 41 Moskau informierte.


Er informierte den sowjetischen Nachrichtendienst u.a. über den Antikomintern-Pakt zwischen dem Deutschen Reich und Japan und warnte vor dem Angriff auf Pearl Harbor. Er informierte Stalin auch über den drohenden Angriff der Wehrmacht (Unternehmen Barbarossa) mit genauen Informationen über den Tag, die Stärke und die Richtungen des Angriffs, die jedoch als Fehlinformationen ignoriert wurden. Vor der Schlacht um Moskau übermittelte Sorge die Information, dass Japan die Sowjetunion nicht, wie befürchtet, im Osten angreifen würde. Durch diese kriegsentscheidende Information konnte Marschall Schukow Truppen aus Sibirien abziehen und den deutschen Vormarsch 25 km vor dem Kreml stoppen (so zu lesen bei wiki)--
hugo
sarahkatja
sarahkatja
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Re: 22. Juni1941 - Stalin war gewarnt,
geschrieben von sarahkatja
als Antwort auf hugo vom 22.06.2009, 18:51:48
Ich finde Eure Beiträge sehr informativ und wissenswert.

Ich kann mich noch sehr gut an den Einmarsch in Polen erinnern und das aus dem Grund, weil es mich als Kind tief erschütterte, dass in den Düsseldorfer Nachrichten, über ganze Seiten die Bilder der Männer der liquidierten polnischen Intelligenz abgebildet waren. Dort standen ihre Namen, ihre Stellung und darunter – erschossen.

Ich bin sicher, das es damals, auch in der deutschen Wehrmacht, Führungskräfte gab, die diese verbrecherischen Methoden nicht gut heißen wollten und um das Schlimmste, das dann auch eintrat, zu verhindern, Nachrichten weitergaben.

Es war, wenn man so will, Landesverrat aber rechtfertigt der Überfall auf andere Länder nicht diese, ihnen sicher sehr schwer gefallene Entscheidung?

Sarahkatja





--
sarahkatja

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hugo
hugo
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Re: 22. Juni1941 - Stalin war gewarnt,
geschrieben von hugo
als Antwort auf sarahkatja vom 27.06.2009, 21:21:16
hallo sarahkatja,,,
Ich kann mich noch sehr gut an den Einmarsch in Polen erinnern und das aus dem Grund, weil es mich als Kind tief erschütterte, dass in den Düsseldorfer Nachrichten, über ganze Seiten die Bilder der Männer der liquidierten polnischen Intelligenz abgebildet waren. Dort standen ihre Namen, ihre Stellung und darunter – erschossen.



ich kann Deinen Satz nicht so recht zuordnen,,,oder meinst Du die Massaker von Katyn ??

Aber das war im Frühjahr 1940,,,
Stalins Rotarmee hatte, 1939 gemeinsam mit Hitlers Wehrmacht Polen überfallen und sich das Land aufgeteilt,,,damals gingen fast 200.000 polnische Soldaten in sowjetische Gefangenschaft,
die Offiziere stellten nach Moskauer Geheimdienstmeinung eine latente Gefahr dar und daraus entstand der unvorstellbare Plan, diese Auszugsortieren und zu liquidieren,,,
Das passierte dann auch in den Wäldern um Katyn.

Wie es die Sowjets schafften die Welt glauben zu machen das dies ein Werk der deutschen Wehrmacht war, ist mir heute noch schleierhaft. (Polen die ich gut kenne, bestätigten mir jedoch schon vor ca 40 Jahren das sie schon immer wussten das dem nicht so war.-daraus resultiert auch die damalige -und für mich als DDR-Bürger vorher unverständliche- besondere Intimfeindschaft der Polen zu den Russen.)

Immerhin wurden ja 1943 mehrfach Ausgrabungen und Bestandsaufnahmen von den Gäbern durch die Wehrmacht im Beisein internationaler Beobachter durchgeführt,,

Trotzdem gelang Stalin -zumindest für die Ostblockbevölkerung- eine Jahrzehnte lange Geschichtsfälschung,,--
hugo
sarahkatja
sarahkatja
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Re: 22. Juni1941 - Stalin war gewarnt,
geschrieben von sarahkatja
als Antwort auf hugo vom 28.06.2009, 09:08:14
Hallo Hugo,na, endlich hat es geklappt mit meiner Antwort.

Nein, es handelt sich nicht um das Massaker von Katyn.
Das geschah, wie Du richtig schreibst, im Frühjahr 1940.

Im Herbst 1939, wusste noch niemand von der deutschen Bevölkerung von diesem Massaker, das später, so erinnere ich mich, als von Deutschen geschehen, dargestellt wurde.
Das war aber nach dem Zweiten Weltkrieg.

Das, wovon ich geschrieben habe, stand in den Düsseldorfer Nachrichten,
gleich nach der polnischen Kapitulation, das war im Oktober 1939.

Die Zeitung brachte auf vielen Seiten, Bild neben Bild, die Photos der zum Tode verurteilten und bereits hingerichteten polnischen Intelligenz. Es war schrecklich und unbegreiflich.

Mich persönlich würde es sehr interessieren, ob es im Archiv dieser Zeitung noch Exemplare von damals gibt und ob die, einem normalen Bürger, zur Einsicht zur Verfügung stehen würden.

Damals schon hätten den Deutschen die Augen mehr als übergehen müssen.

Es grüßt Dich
sarahkatja
dutchweepee
dutchweepee
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Re: 22. Juni1941 - Stalin war gewarnt,
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf sarahkatja vom 28.06.2009, 19:02:17
Selbst zu DDR-Zeiten gab es im Osten Quellen, sich das Wissen um die Fehler zu Kriegsbeginn und im Vorfeld zu erschließen. Ich möchte nur an die wunderbar autentischen Romane von Konstantin Simonov erinnern.

Obwohl ich immer ein wissbegieriger und guter Schüler war, flog ich zum allerallerersten mal aus dem Unterricht in der 11ten Klasse der EOS (Gymnasium), als ich die Naivität der Russen vor dem 22ten Juni 1941 hinterfragte. Mein Lehrer konnte meine unbequemen Fragen nicht beantworten und warf mich raus.

Das war prima - so nahm ich mir meine Flasche Milch aus dem Kasten im Flur und ging nach Hause.

Fakt ist - viele Fakten wurden totgeschwiegen. Dass sich die Russen große Teile der polnischen Ukraine raubten, und im Gegenzug die Ostteile Deutschlands an die Polen gaben ist gewiss ein Unrecht, aber es wurde von allen Allierten gebilligt und ist eine historische Tatsache.

Stalin war entweder naiv, oder machtverblendet und dachte, daß sich Faschismus und Kommunismus irgendwie einigen können - dabei stehen sie sich antagonistisch gegenüber.


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hugo
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Re: 22. Juni1941 - Stalin war gewarnt,
geschrieben von hugo
als Antwort auf sarahkatja vom 28.06.2009, 19:02:17
hallo sahra,,,ich denke nun bin ich im Bilde,,

Märtyrer-Friedhof von Palmiry, gut 25 Kilometer nordwestlich der polnischen Hauptstadt Warschau
die Geschichte -so bezeichnete es der Chronist und Journalist Hans Leyendecker- hatte einen Tobsuchtsanfall bekommen,,
An dieser Stelle haben die Nazis im Dezember 1939 begonnen, die polnische Intelligenz auszurotten. Sie ließen Professoren, Adlige, Geistliche, Bauernführer aus dem Pawiak-Gefängnis zerren und in dem stillen Winkel des Nationalparks "Puszcza Kampinowska" wie Schlachtvieh töten.
und ich denke das deshalb damals in der von Dir benannten Zeitung, diese Verbrechen als rühmlich Taten mit Bild und Text zur weiteren Verblödung der Massen plakatiert wurden,,
(interessant finde ich, das Du daran noch solch gesicherte innere Bilder trägst,,immerhin gibts sicher nachher noch viele, viele schlimme Kriegseindrücke die bei Dir dauerhafte Wirkung hinterlassen haben)

um zu zeigen, das es damals durchaus kritische Stimmen gab, die sich der Gefahr durch Hitler bewußt waren und laut und überdeutlich Warnungen (ob diese auch solch bleibende Eindrücke hinterlassen haben, mag ich bezweifeln)ausstießen,, hier mal ein Bilderlink

ps beinahe hätte ich vergessen den Link zu Leyendecker zu setzen

http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?id=13496168&top=SPIEGEL--
hugo
sarahkatja
sarahkatja
Mitglied

Re: 22. Juni1941 - Stalin war gewarnt,
geschrieben von sarahkatja
als Antwort auf hugo vom 28.06.2009, 21:32:32
Hallo Hugo,

leider läßt sich der Link nicht aufrufen.
Könnte es sein, dass sich in die URL ein kleiner Fehler eingeschlichen hat?
Ich würde sehr gerne den Artikel lesen.

Ich habe erst einmal bei Wikipedia nachgelesen, was URL
genau bedeutet.
Jetzt weiß ich es aber die genaue Übersetzung des Kürzels weiß ich immer noch nicht.

" URL Encoding (URL-Kodierung, auch Prozentkodierung genannt) ist ein Mechanismus, um Informationen in einer URL unter bestimmten Gegebenheiten zu kodieren. Zur Kodierung werden nur bestimmte Zeichen des ASCII-Zeichensatzes verwendet."

Gruß von Sarahkatja
sarahkatja
sarahkatja
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Re: 22. Juni1941 - Stalin war gewarnt,
geschrieben von sarahkatja
als Antwort auf sarahkatja vom 29.06.2009, 00:46:56
Hallo Hugo,
über Google habe ich den Artikel gefunden und gelesen.

Interessant, was man dabei noch erfährt. Auch sehr lesenswert!

Gruß
sarahkatja
hugo
hugo
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Re: 22. Juni1941 - Stalin war gewarnt,
geschrieben von hugo
als Antwort auf sarahkatja vom 29.06.2009, 01:22:47
freut mich sarah,,das es mit dem Link doch noch geklappt hat

man wird hier und generell am PC und im Internet mit der Zeit immer perfekter und sicherer, auch wenns anfänglich -so bei mir- an allen Ecken und Enden tüchtig haperte *g*


Aber jedesmal wenn ich zwei "Neuheiten" kapiert und begriffen habe,,,vergess ich eine andere, länger nicht benötigte Anwendung,, so bleibt immerzu die Abwechselung gesichert,,

--
hugo

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