Diskussion historischer Ereignisse 30. September 1989

angelottchen
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30. September 1989
geschrieben von angelottchen
der bedeutungsvollste halb ausgesprochene Satz aller Zeiten ..


...ohne Worte ...
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angelottchen
ehemaligesMitglied451
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Re: 30. September 1989
geschrieben von ehemaligesMitglied451
als Antwort auf angelottchen vom 30.09.2008, 16:12:47

interessant wäre mal das Einzelschicksal einiger derer zu erfahren, die damals in der Menge so hoffungsvoll gejubelt haben. Für wen haben sich die hoffnungen positiv erfüllt? Wieviele sind enttäuscht.

Gestern abend gabs den Film "Das Leben der Anderen" im TV. Wenn man hier im ST einige ewig gestrige Betonköppe liest, die hier im besten ND-Propagandastil dieses menschenverachtende System immer noch anpreisen,


donaldd
hafel
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Re: 30. September 1989
geschrieben von hafel
als Antwort auf ehemaligesMitglied451 vom 30.09.2008, 22:15:10
Den Film hatte ich gestern zum zweiten Mal gesehen (das erste Mal im Kino) und stellte fest, da ich die Handlung kannte und mich auf Einzelheiten konzentrieren konnte, er für mich wie fast neu war.

Viel interessanter war aber gestern auf ARTE die Diskussion hinterher: "Der Alltag einer Behörde".

Da sind die sozialistischen Betonköpfe hier im ST noch Waisenkinder. Gestern wurden mehree Ex-Stasi-Generale zu Ihrem Tun befragt. Kein Schuldbwusstsein, sie hatten nur Rechtens gehandelt und mit ihrer Bespitzelung den Ofern ja nur helfen wollen. Einfach zum KOTZEN!
Das denen zum Teil für ihre Stasi-Dienstzeit die Rente verweigert wurde, halte ich dagegen für harmlos.
Ich wurde ja hier vor geraumer Zeit vom Webmaster gemaßregelt, weil ich "Menschen" mit Tieren verglichen hatte. Ich verkneife es mir deshalb.
--
hafel

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angelottchen
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Re: 30. September 1989
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf ehemaligesMitglied451 vom 30.09.2008, 22:15:10
es werden im mdr zur Zeit Dokumentationen über Flüchtlinge gezeigt, die schon in den 60ern "rüber machten" - so war ich gestern sehr beeindruckt vom Schicksal der ehemalige Schüler des Ostberliner Max-Planck-Gymnasiums, die 1964 die Flucht mit dem "Paris-Moskau-Express" wagten und was aus ihnen geworden ist.

1964 gelingt acht Gymnasiasten die spektakuläre Flucht von Ost- nach Westberlin: In einem Zeitraum von drei Wochen springen sie - allein oder zu zweit - aus einem Versteck unmittelbar hinter dem Bahnhof Friedrichstraße auf den Moskau-Paris-Express auf, der jeden Abend um 20:53 Uhr scharf bewacht Richtung Westen rollt. Die Gruppenflucht gelingt, nachdem ein Schüler einen geheimen Zugang zum Gleisbett entdeckt hat. Den patrouillierenden Grenzposten aber ist für genau jene Sekunden die Sicht versperrt, in denen der Zug die Brücke passiert. Die Sache fliegt auf, als einer der Pennäler beim Aufspringen stolpert. Sein Freund schleift ihn noch einige Meter mit, dann verlässt ihn die Kraft. Der Glücklose aber springt aus Angst vor Entdeckung eine sieben Meter hohe Mauer hinunter und bricht sich beide Beine.

Die Folgen: Stasi-Verhöre und ein halbes Jahr Haft. An den Ostberliner Gymnasien wird der politische Druck verschärft, viele Schüler von den Schulen verwiesen. Durch einen Zufall finden die damals 17-Jährigen 36 Jahre später wieder zueinander, einschließlich des Unglücksraben, dessen Flucht missglückte und jenen, die 1964 noch in Warteposition verharrten. Was ist aus ihnen geworden - aus denen, die im Westen ankamen, und jenen, die im Osten zurückblieben? Eint oder trennt sie ihr heutiger Blickwinkel auf ein System, dessen Pressionen sie einst gemeinsam entfliehen wollten?

geschrieben von mdr.de



am 7.10. gibt es eine weitere Doku unter dem Titel Mit der Seilbahn über die Mauer

und am 14.10. dann Grenzenlose Liebe - und plötzlich war die Mauer da

--
angelottchen
EehemaligesMitglied58
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Re: 30. September 1989
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf ehemaligesMitglied451 vom 30.09.2008, 22:15:10
Na donald, dann will ich dir mal kurz und knapp eine auskunft geben.
Ich bin damals jeden montag mit um den leipziger ring gezogen und hab dabei allerlei erlebt.
Angefangen hat es eigentlich damit, daß mehr freiheit und demokratie im staate DDR gefordert wurde, weil man, ich auch damals noch nicht, eine wiedervereinigung kaum zu hoffen wagte.
Als sich dann herausstellte, daß die bewegung immer mächtiger, die herrschenden immer ratloser und gorbi immer weltoffener wurden, kam langsam aber immer drängender auch der wunsch nach wiedervereinigung auf die forderungsliste.
Ich selbst hab mich mächtig umtun müssen um einen neuen job zu finden, eine gewaltige menge an krediten, der kfw sei dank, aufgenommen, 12-16 stunden einschließlich woe gearbeitet und bin heute schuldenfrei und sorgenfrei.
Und wenn ich meine umgebung betrachte, mit neuer infrastruktur, heiler, nicht mehr vergifteter umwelt, meine möglichkeiten mich frei in der welt und D zu bewegen, so bin ich heilfroh, daß es so kam und wie es ist.
Das nicht alles und für alle bestens läuft, ist eben so, aber trotzdem nie wieder so etwas wie DDR, dann schon lieber "böser" kapitalismus.
--
gram
EehemaligesMitglied58
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Re: 30. September 1989
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf angelottchen vom 01.10.2008, 11:02:00
Ich finds gut und richtig, daß der unrechtsstaat DDR nicht vergessen wird, muß ich doch hier wieder und wieder erleben, daß mit schönfärberei und verniedlichung selbst die stasi zum gemütlichen altherrenverein heruntergespielt wird und das leben in der DDR , hinter mauern und stacheldraht nachträglich als toll und lebenswert geschildert wird.
Seltsamerweise hartnäckig von leuten, die jetzt stolz verkünden kenner der karibik zu sein.
Ich weiß nicht ob sie das zu DDR-zeiten schon durch urlaubsreisen wurden, für das gemeine volk war jedenfalls schon einige km vor der mauer schluß.
--
gram

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Re: 30. September 1989
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaligesMitglied451 vom 30.09.2008, 22:15:10
@donaldd,
interessante Fragestellung ! Könnte man Romane schreiben, was auch einige getan haben.

Der Sommer und Herbst 1989 war für mich - und das auch im Nachhinein- wie ein Traum, da etwas in Erfüllung ging, das man sich immer wieder wünschte, aber gleichzeitig auch nicht andeutungsweise vorstellen konnte.
Interessant in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass im Laufe weniger Wochen die Ansprüche immer mehr stiegen. Ich weiß, dass es vielen in diesem Zusammenhang so ging.

Vor der Grenzöffnung dachte man, dass vielleicht sich hier die Möglichkeit ergibt, etwas offener über die vielen Probleme zu reden.
Als sich dann die Grenze öffnete, dachte man auch schon mal an irgendwelche finanziellen "Spritzen", die es einem ermöglichen würden, einen einfachen Urlaub im Westen anzusparen. Die Rede war damals von 300 €, die man 1:1 jährlich umtauschen könnte.
Ende 1989 dachte man an die Möglichkeit von freien Wahlen und damit an eine Mitbestimmung, die vielleicht auf bestimmten Gebieten eine Kursänderung möglich macht.

Zu diesem Zeitpunkt war eine Wiedervereinigung so weit entfernt, dass ich zumindest nicht daran dachte. Zu viele - scheinbar unüberbrückbare Hindernisse - standen der Vereinigung im Weg.
Viele Fragen waren ungeklärt, wie Z.B.: "was werden die Russen sagen", " was wird mit Warschauer Pakt und Nato", "geht das finanziell" ...
Zum Zeitpunkt der Demonstrationen, die es auch in kleinen Städten , wie meiner Heimatstadt gab und der Grenzöffnung war bei mir die Euphorie so groß, dass ich an eine schlimme militärische "Lösung" durch die Staatsführung überhaupt nicht dachte.

Ich erinnere mich gut, wie sprachlos die SED-Führung des Kreises war, als sie bei einem Forum in der Kirche bestimmte Fragen beantworten mussten und sich dabei lächerlich machten und niemand mehr Angst hatte, Fragen zu stellen und auf die Antworten des Kreissekretärs zu reagieren.
Ich werde nie vergessen, wie in meinem Arbeitsbereich ( Lehrer an Erw. Oberschule) die verhassten Pflichtveranstaltungen langsam wegbrachen ( Parteilehrjahr -übrigens nicht nur für Parteimitglieder, thematische FDJ- Versammlungen...), weil die Kollegen einfach wegblieben.

Dass dann innerhalb weniger Monate erste freie Wahlen, eine Währungsunion und dann 1 Jahr nach der Grenzöffnung die Einheit kam, war ein Ergebnis der fast explodierenden Wünsche der meisten DDR-Bürger. Ich erinnere an die Wandlung der Thematik der berühmten Leipziger Demos ( gram wird das besonders gut in der Erinnerung haben ).
Hier wurde die Einheit gefordert - hier wurde die schnelle Westmark gefordert ( "Kommt das Westgeld nicht zu uns - kommen wir zum Westgeld" o. so ähnlich).

Viele haben sich den Übergang nicht so schmerzlich vorgestellt ( Arbeitslosigkeit, ...), anderen wieder fiel es etwas leichter sich umzustellen.
Einigen fiel es sehr schwer, sich selbst um Dinge zu kümmern, die bisher der "Staat" erledigte oder, die im bisherigen System nicht notwendig waren. ( Arbeitssuche, Umstellung auf Selbständigkeit mit all dem Behördenkram, Steuererklärung ...)
In meinem Tätigkeitsbereich gab es Kollegen, denen der "Beruf" regelrecht wegbrach, weil sie Lehrer für Staatsbürgerkunde und Geschichte waren oder hauptamtliche Parteisekretäre. Ich hatte da mit meinen Fächern keinerlei Schwierigkeiten ( Chemie,Biologie). Es war eben sehr unterschiedlich.

Für einige "stramme" SED-Genossen brach eine Welt zusammen - sie hatten auch Angst, dass sie vielleicht gerichtlich zur Verantwortung gezogen würden und vernichteten heimlich nachts auf dem Schulhof einige "geheime" Akten( Berichte über Kollegen, "schiefe" Diskussionen im Parteilehrjahr, Einschätzungen des Parteisekretärs an die Kreisleitung der SED, Begründung für die Ablehnung einer Reise eines Kollegen zur Beerdigung der Schwester im Westen ...).
Wir haben das z.T. verhindert und einiges sichergestellt, ohne es "negativ" zu verwenden. Es ist schon interessant, seine persönlichen "Akten" lesen zu können. Werde das meinen Enkeln als Geschichtsmaterial übergeben.

Bei allen Schwierigkeiten die wir hatten und immer noch haben - für mich war und bleibt dieser Termin / bzw. Zeitraum die aufregendste und schönste Zeit meines Lebens.


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klaus
wuli
wuli
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Re: 30. September 1989
geschrieben von wuli
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.10.2008, 16:43:25
@ gram
@ klaus
dann erinnert ihr euch sicher auch noch an das Lied: Stasi in den Tagebau ...
Das ganze nach der Melodie (Link)
Mir läuft heute noch ein Schauer übern Rücken wenn ich an die Zeit denke. Mutig warn wir damals, trotz Scharfschützen auf den Dächern rings rum, demonstrierten wir vor der Nikolaykirche. Die Bilder, wo die Stasis den Demonstranten die Losungen aus den Händen gerissen hatten, erlebten wir leibhaftig.
Unser Traum vor der Wende, wir werdens kaum erleben Deutschland einig Vaterland. Auch unsre Kinder werden davon nur träumen, eventuell unsere Enkel ...
Ein Traum wurde Wirklichkeit, es ist für mich selbst heute noch kaum zu fassen und ich muss ab und zu einfach nur inne halten.
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wuli

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wuli
silhouette
silhouette
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Re: 30. September 1989
geschrieben von silhouette
als Antwort auf wuli vom 01.10.2008, 18:51:11
Vielleicht interessiert es unsere Ex-Ossis, wie ein Wessi die Tage von Leipzig am Bildschirm erlebt hat: wir (d.h. 2 Personen, ich spreche nicht für alle Wessis) saßen jeden Abend gebannt vor den Hauptnachrichten, mit einem immer flaueren Gefühl im Magen. Als die Massen immer zahlreicher und die Sprüche immer energischer wurden, sagte ich mal vor mich hin: Leute, geht nach Hause. Wenn ihr so weitermacht, schicken die Euch wieder Panzer und schießen Euch zusammen.

Ich habe ihren Mut und ihre Energie unendlich bewundert.
--
silhouette
hugo
hugo
Mitglied

Re: 30. September 1989
geschrieben von hugo
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 01.10.2008, 11:28:56
hallo gram, was soll das ?

nur rein zufällig schaue ich heute in dieses Thema rein und was muss ich lesen ??

gram antwortete [01.10.08 11.28] auf den Beitrag von angelottchen [01.10.08 11.02]
)
Was möchtest Du mit einer solchen Aussage über mich erreichen, innerhalb eines Themas in welchem ich noch gar nicht das Wort ergriffen habe ??

das ist die allermieseste Art von verbalem Heckenschützentum,,

da frag ich mich, wo und vom wem Du solches gelernt hast ??

das ist unfair, feige, hinterlistig,,,,

Hast Du keine Argumente mehr, gehen Dir die Ideen aus, das Du Dich zu solch ungehörigen Geschreibsel hinreißen läßt ?

Zumal ich mich nicht erinnern kann die Stasi jemals verniedlicht zu haben, was auch immer darunter zu verstehen sein soll.

--
hugo

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