Diskussion historischer Ereignisse 75. Todestag der Geschwister Scholl

Mareike
Mareike
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RE: 75. Todestag der Geschwister Scholl
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Bias vom 26.02.2021, 08:45:50

Lieber Bias
ich schlage nichts vor 😃
es ist auch nicht nur Fühlen, sowie der Mensch auch nicht nur Denken kann.

Erfahren, er-leben, Schlüsse ziehen, wachsen - Wurzeln bilden ...

Mareike
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RE: 75. Todestag der Geschwister Scholl
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Mareike vom 26.02.2021, 08:58:00

Beim Spaziergang nochmal reflektiert:
Massenbewegungen mit einfachen Parolen können wohl kaum in die Tiefe gehen. Egal mit welchen Zielen bleibt es immer Mitläufertum und vermeintlich auf das Gute ausgerichtet, denn so wird und wurde es in der Propaganda vermittelt.

Unbestritten kann auch das Böse im Menschen Wurzeln schlagen.

Aber das Wurzeln ist immer auf dem Einzelnen beschränkt: Ein denkendes Wesen weiß mit sich zu leben, es gibt sich Grenzen zu dem, was es sich zu tun erlauben darf, und diese Grenzen werden nicht von außen aufgezwungen, sondern selbst gezogen.
 

Edita
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RE: 75. Todestag der Geschwister Scholl
geschrieben von Edita
als Antwort auf Mareike vom 26.02.2021, 11:32:48
Aber das Wurzeln ist immer auf dem Einzelnen beschränkt: Ein denkendes Wesen weiß mit sich zu leben, es gibt sich Grenzen zu dem, was es sich zu tun erlauben darf, und diese Grenzen werden nicht von außen aufgezwungen, sondern selbst gezogen.
 
Vor einiger Zeit sprachen wir ja schon mal von Managern, die, weil sie über Leichen gehen,  Psychopathen sind, also auch Menschen ohne Empathie für ihre Mitmenschen, und selbige höchst erfolgreich ausnutzen, aber es gibt auch viele Menschen, die erfolgreich ihre empathischen Mitbürger manipulieren und ausnutzen.
Aber nicht jeder Psychopath wird zu einem Verbrecher, er kann nur nicht das Leid nachempfinden, was er anderen Menschen antut!
Aber zum "Bösen" gehört es allemal, ergo muß das Böse sich als eine Konsequenz aus gesellschaftlichen, erlernten Zwängen ergeben, aber auch aus genetischen und epigenetischen Voraussetzungen oder Bedingungen, also ist da bei manchen Menschen nicht viel möglich mit "selber ziehen" ........

Edita

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Mareike
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RE: 75. Todestag der Geschwister Scholl
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Edita vom 26.02.2021, 12:41:34

Vielleicht kannst Du mir den Begriff der Epigenetik in dem Zusammenhang mit dem "wuchernden Bösen" etwas näher erklären?

Edita
Edita
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RE: 75. Todestag der Geschwister Scholl
geschrieben von Edita
als Antwort auf Mareike vom 26.02.2021, 13:06:05
Vielleicht kannst Du mir den Begriff der Epigenetik in dem Zusammenhang mit dem "wuchernden Bösen" etwas näher erklären?
Der Zusammenhang ist nicht mit dem Bezug auf das  "Böse" herzustellen, sondern auf "gesellschaftliche, erlernte Zwänge", denn Genetik beschäftigt sich mit der Erbsubstanz als solche und Epigenetik mit den Funktionen der Erbsubstanz und deren Aktivität, auch im Zusammenhang mit Umwelteinflüssen!, und darauf hat Mensch keine Einwirkmöglichkeit!

Edita
Mareike
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RE: 75. Todestag der Geschwister Scholl
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Bias vom 26.02.2021, 08:45:50
Mir hingegen fällt es schwer, das Bild in meine Vorstellung einzuordnen.
Es klingt schön, enthält für mich jedoch viel an Lyrischem (die Liebe (das Gute) schlägt Wurzeln, der Hass (das Böse) vermag das nicht. Er bleibt an der Oberfläche).
Die Barriere dürfte sein: Damit entspricht es so wenig meiner Art. Ich frage fast schon zwangsläufig nach wie vor: Ist das so?

Doch vielleicht klappt es ja irgendwann doch noch mal;  wenn ich länger darüber nachdenke und/oder jemand mich führt.

Wie auch immer,
danke für den Hinweis.
Komm gut durch diesen  26. Februar, den bereits 57. Tag des Jahres.
 
geschrieben von Bias
Moin Bias😃

Moin Bias, ich vermute stark, dass Du erkannt hast, dass es so IST.
Denken ist da eher hinderlich, Führung erst recht.

Die Stoa spricht vom Vernunftprinzip des geordneten Kosmos, von einem ruhenden Ursprung, aus dem alle Tätigkeit hervorgeht.

Ataraxia, die Seelenruhe und Unerschütterlichkeit, ist das höchste Ziel der Stoiker. Immun werden gegen Widrigkeiten des Lebens, gegen Unvorhersehbares und Schicksalsschläge.
Und aus dieser Haltung erwächst die Möglichkeit wirklich frei zu handeln.

Ataraxie, vergleichbar der Meeresstille.
Der erstrebenswerte Zustand der Seele, auch der Epikureer.
Entweder man hat ihn oder es heißt: Üben, üben, üben.

Ich habe ihn nicht; ebenso wenig wie ich erkannte habe, dass es so ist.
Das, was Du vorschlägst, heißt fühlen.
Doch das würde bedeuten aufhören mit Denken und stünde so gesehen Frau Arendts Anspruch, Raum für das Gute zu bieten, entgegen.
Mich (in mir)  wirds noch 'ne Weile denken, wie ich mich kenne.
geschrieben von Bias
@Bias
Auch wenn ich vermute lieber Bias, dass Du auf diesem Gebiet weitaus belesener bist als ich, greife ich doch den Vergleich Epikurer und Stoiker nochmal auf, weil es in dem Kontext Politik, Widerstand und Arendt unerlässlich ist.
Der Epikurer war unpolitisch, nur auf sein eigenes "Wohlbefinden" ausgerichtet.
Der Stoiker ausgesprochen politisch im Denken und Handeln.

stoa - epikur

Komm gelassen durch den Tag! 😉

Mareike

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Bias
Bias
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RE: 75. Todestag der Geschwister Scholl
geschrieben von Bias
als Antwort auf Mareike vom 27.02.2021, 10:09:36
Mir hingegen fällt es schwer, das Bild in meine Vorstellung einzuordnen.
Es klingt schön, enthält für mich jedoch viel an Lyrischem (die Liebe (das Gute) schlägt Wurzeln, der Hass (das Böse) vermag das nicht. Er bleibt an der Oberfläche).
Die Barriere dürfte sein: Damit entspricht es so wenig meiner Art. Ich frage fast schon zwangsläufig nach wie vor: Ist das so?

Doch vielleicht klappt es ja irgendwann doch noch mal;  wenn ich länger darüber nachdenke und/oder jemand mich führt.

Wie auch immer,
danke für den Hinweis.
Komm gut durch diesen  26. Februar, den bereits 57. Tag des Jahres.
 
geschrieben von Bias
Moin Bias😃

Moin Bias, ich vermute stark, dass Du erkannt hast, dass es so IST.
Denken ist da eher hinderlich, Führung erst recht.

Die Stoa spricht vom Vernunftprinzip des geordneten Kosmos, von einem ruhenden Ursprung, aus dem alle Tätigkeit hervorgeht.

Ataraxia, die Seelenruhe und Unerschütterlichkeit, ist das höchste Ziel der Stoiker. Immun werden gegen Widrigkeiten des Lebens, gegen Unvorhersehbares und Schicksalsschläge.
Und aus dieser Haltung erwächst die Möglichkeit wirklich frei zu handeln.

Ataraxie, vergleichbar der Meeresstille.
Der erstrebenswerte Zustand der Seele, auch der Epikureer.
Entweder man hat ihn oder es heißt: Üben, üben, üben.

Ich habe ihn nicht; ebenso wenig wie ich erkannte habe, dass es so ist.
Das, was Du vorschlägst, heißt fühlen.
Doch das würde bedeuten aufhören mit Denken und stünde so gesehen Frau Arendts Anspruch, Raum für das Gute zu bieten, entgegen.
Mich (in mir)  wirds noch 'ne Weile denken, wie ich mich kenne.
geschrieben von Bias
@Bias
Auch wenn ich vermute lieber Bias, dass Du auf diesem Gebiet weitaus belesener bist als ich, greife ich doch den Vergleich Epikurer und Stoiker nochmal auf, weil es in dem Kontext Politik, Widerstand und Arendt unerlässlich ist.
Der Epikurer war unpolitisch, nur auf sein eigenes "Wohlbefinden" ausgerichtet.
Der Stoiker ausgesprochen politisch im Denken und Handeln.
stoa - epikur
Komm gelassen durch den Tag! 😉
Mareike
Du überschätzt mich, Mareike.
Mein Zugang zur Philosophie insgesamt ist von Lebenssituationen und den jeweiligen Interessen her bedingt.
Ich gehöre nicht zu den Fachkompetenten, die sich in philosophischen Seminaren darüber auseinandersetzen, ob bspw. I. Kant dies oder jenes gesagt, und wenn er es gesagt hat, wie er es gemeint wissen wollte.
(fiel mir gerade im Gedanken an ein solches Seminar gerade wieder ein).

Was Epikur angeht: "Ein Schweinchen aus dem Garten Epikurs", so sollen die Stoiker zu ihrer Zeit die Epikureer bewertet haben (auch heute noch wird ihnen hier und da schierer Hedonismus unterstellt).
Unbeschadet dessen wird aber auch berichtet, dass Marc Aurel, der zu den jüngeren Stoikern gezählt wird, eine epikureische Schule gefördert habe, was für dessen Aufgeschlossenheit spräche.

Wer die erhaltenen Fragmente liest, wer sich näher mit Epikur beschäftigt, bemerkt rasch welcher Fehleinschätzungen sich seine Freunde und er selbst erwehren, bzw. welche sie hinnehmen mussten.

Ja - allem Anschein nach haben sie versucht beim Streben nach Freude und Glück, die Freundschaft hoch zu erhalten und sich möglichst nicht in öffentliche Streitfragen einzumischen.
"Lebe zurückgezogen!", lautet das 38. der bei Kröner aufgelisteten Fragmente.

Doch wie wir Menschen nun mal sind, wird ihnen das ebenso wenig in Reinkultur gelungen sein wie es allen Menschen zu jeder Zeit kaum gelungen sein dürfte ihre Ideale zu erreichen.
Das Ideal war und ist - wenn es hochkommt - Wegweiser.

Altersabhäng meine ich, dass es für mich an der Zeit ist, Epikurs Einsichten zu folgen.
Denn was soll schon alles, was darüber hinausgeht?
Wie groß ist bspw. mein Einfluss auf das politische Geschehen oder auf das Verhalten anderer Erwachsene?

So gesehen bemühe ich mich mit den paar Leuten, die ich Freunde nenne, möglichst anständig und gut umzugehen und mich von der Illusion zu befreien, in irgendeiner Streitfrage obsiegen oder etwas beweisen zu müssen.
Vor dem Hintergrund ist mein Anspruch nicht "die Menschen zu lieben" - dazu bin ich gar nicht fähig - sondern das Maß an Liebe welches mir zur Verfügung steht auf ein paar Menschen zu beschränken und ansonsten möglichst jene zu meiden, deren Art ich nicht mag.

All das liegt einigermaßen auf der Linie Epikurs und wenn mir die Umsetzung an einem Tag oder in der Woche einigermaßen gelungen ist, geht es mir gut, bemerke ich.

Egoistisch?
Ja doch; wenn wer es eng sieht und sich des Nachdenkens enthält.

Alsdann: Gute 24 Stunden
 
wastl
wastl
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RE: 75. Todestag der Geschwister Scholl
geschrieben von wastl

Bei einer Radtour gefunden,

k-20201002_105344.jpg
k-20201002_105316.jpg

wandersmann
wandersmann
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RE: 75. Todestag der Geschwister Scholl
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf wastl vom 11.03.2021, 12:34:00

@ wastl

Die meisten KZ-Häflinge wurden aus Angst vor den herannahenden Aliierten von der SS auf die bekannten Todesmärsche geschickt, bei denen ein großer Teil so kurz vor Kriegsende noch umkam. Die KZ waren beim Eintreffen der Roten Armee resp. der US-Truppen im wesentlichen "geräumt". Deswegen ist die Bezeichnung "Befreiung" in diesem Kontext vielleicht nicht in jedem Fall richtig. Aber egal wie, die Hauptsache war ja, dass der Schrecken ein Ende hatte. 
Dass der "Befreier" und der Opfer gedacht wurde, so wie das heute dankenswerterweise der Fall ist, war das ja nicht immer.


siedlung.jpg

Auf dem Gelände des ehem Konzentrationslagers, in welchem tausende Häftlibge gefoltert und ermordet wurden, errichtete die Gemeinde in den 60-er Jahren eine Eigenheimsiedlung. Holocaustgedenken auf "gut-bayerisch". Ozapft is!

aixois
aixois
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RE: 75. Todestag der Geschwister Scholl
geschrieben von aixois
als Antwort auf wandersmann vom 11.03.2021, 16:52:55

Damit in den  1960-ern Eigenheime gebaut werden konnten : musste da nicht 1957 ein Friedhof mit KZ Gräbern 'platt' gemacht werden ?

Ein kleiner Obelisk für die US Soldaten tut's ja auch und braucht auf jeden Fall weniger Platz ?

Gibt es auch etwas zur Erinnerung an die im Arbeitslager Umgekommenen, elendiglich Verhungerten ?
 


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