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Diskussion historischer Ereignisse Der 80. Jahrestag der Reichspogromnacht

Karl
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Der 80. Jahrestag der Reichspogromnacht
geschrieben von Karl
Die Novemberpogrome

Im November jährt sich die Reichspogromnacht zum 80. Mal. Diese Ereignisse waren ein Testlauf des nationalsozialistischen Regimes zur Vorbereitung der später erfolgenden Massenvernichtung. Man wollte herausfinden, wie die deutsche Öffentlichkeit auf die Verfolgung und Vertreibung ihrer jüdischen Nachbarn reagieren würde. 
Wikipediaeintrag zu den Novemberpogromen:
Die Novemberpogrome 1938 – bezogen auf die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 Reichspogromnacht genannt (früher verharmlosend (Reichs-)Kristallnacht) – waren vom nationalsozialistischen Regime organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Juden im gesamten Deutschen Reich.
Dabei wurden vom 7. bis 13. November 1938 etwa 400 Menschen ermordet oder in den Suizid getrieben. Über 1.400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Ab dem 10. November wurden ungefähr 30.000 Juden in Konzentrationslagern inhaftiert, wo Hunderte ermordet wurden oder an den Haftfolgen starben.

Das Wiedererstarken der Rechten

Meine Motivation die Mitgliederversammlung der Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet e.V. im Oktober 2016 davon zu überzeugen, den bundesweiten Schülerwettbewerbs "ERINNERUNG SICHTBAR MACHEN: 80 JAHRE REICHSPOGROMNACHT 2018" auszuschreiben (siehe hier), lag in der Erkenntnis begründet, dass wir dem besorgniserregenden Wiedererstarken rechtsextremer Tendenzen in unserer Gesellschaft nicht tatenlos zusehen dürfen.
 
Unüberseh- und unüberhörbar bricht sich latenter Antisemitismus  in der Mitte unserer Gesellschaft neuerdings wieder offen Bahn und ist in vielen Landtagen und selbst im Bundestag angekommen. Gleichzeitig wird provokant der Wunsch geäußert, die Vergangenheit zu vergessen und in rechtsradikalen Parteien und Bündnissen werden die Gräuel der Nazizeit verharmlost.
 
Im November 2017 berichtete der Fokus darüber, dass der stellvertretende Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion Peter Felser an der Produktion antisemitischer und volksverhetzender Wahlkampfvideos für die rechtsextreme Partei „Die Republikaner“ beteiligt war. Zuvor war bekannt geworden, dass Wolfgang Gedeon, ein Landtagsabgeordneter in Baden-Württemberg, trotz antisemitischer Äußerungen Mitglied der AfD bleiben darf. Der AfD-Fraktionsvorsitzende im Landtag von Thüringen, Björn Höcke, bezeichnet das Holocaust-Denkmal als ein "Denkmal der Schande" und fordert eine 180 Grad-Wende der Erinnerungskultur. Wörtlich sagte er:
 
"Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat."
"Und diese dämliche Bewältigungspolitik, die lähmt uns heute noch viel mehr als zu Franz Josef Strauß' Zeiten. Wir brauchen nichts anderes als eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad."
 
Dafür bekam er sehr viel Beifall von seinen Zuhörern.
 
Diese Fakten sollten die Zivilgesellschaft wachrütteln und wir sollten uns erneut bewusst machen, warum Erinnerung so wichtig ist.
 
Aus einem Schreiben des Bundesinnenministeriums vom 31. August 2017 an den Abgeordneten Volker Beck geht hervor, dass von Anfang 2017 bis einschließlich 28. August 2017  681 antisemitische Straftaten in Deutschland verübt wurden. Von den 339 ermittelten Straftätern waren 92% deutsche Staatsbürger.
 
Gefahren, die durch Vergessen entstehen
 
Der japanische Katastrophenforscher Imamura sagte 2011 nach dem Tsunami in Japan es dauere üblicherweise drei Generationen, bis die Menschen vergessen haben: Jene, die eine Katastrophe erlebt hätten, würden ihre Kinder und Enkelkinder eindringlich davon berichten. Doch schon in der vierten Generation würden die Erinnerungen an das grausame Ereignis verblassen, selbst wenn sie in Stein gemeißelt als Gedenksteine den Wasserstand der letzten Katastrophe verkünden würden.
 
Diese Aussage trifft nicht nur auf Naturkatastrophen zu, sondern auch auf politische, humanitäre Katastrophen wie den deutschen Völkermord an Millionen Juden.
 
Die Überlebenden des Holocausts und ihre Nachkommen werden nie vergessen können, aber im Volk, aus dem die Täter stammen, wird die Gefahr des Vergessens immer größer.
 
Gedenkorte, Stolpersteine, Gedenkveranstaltungen, der Unterricht in den Schulen kämpfen gegen das „natürliche“ Vergessen und Nichtwissen an.
 
Zu dem natürlichen Vergessen kommt jedoch das bewusste Vergessen- und Verdrängenwollen  einer beschämenden,  verbrecherischen deutschen Vergangenheit und die Ablehnung des Erwerbs von Kenntnissen darüber in unserer Gesellschaft.
 
Forderungen wie  
„irgendwann muss doch einmal Schluss sein!“
„ich kann nichts dafür und will damit nicht belastet werden“
„wir müssen einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen“
werden oft laut und ungeniert geäußert.
 
Von da aus ist es nur noch ein winziger Schritt zu dem zu Anfang geschilderten  Wiederauftauchen antisemitischer Aussagen und Taten.  
 
Der Schülerwettbewerb
 
Vor diesem Hintergrund gewinnt  der Schülerwettbewerb der ZUM "Erinnerung sichtbar machen" an Bedeutung.  Wir möchten die Erinnerung an die Vergangenheit wachhalten, um deren Wiederholung zu verhindern und gehen davon aus, dass die tatkräftige und aktive Recherche von Schülerinnen und Schülern jeder Herkunft zur Geschichte der Juden in ihrer Stadt dazu beitragen kann, dass sie immun werden für rechte und fundamentalistische Propaganda.

Erinnerungskultur bedeutet dabei nicht die Kultivierung von Schuldgefühlen, sondern Lernen aus der Geschichte, um die Zukunft besser zu gestalten! Auch unsere Gegenwart und Zukunft wird einmal Vergangenheit sein. Hoffen wir, dass dann unsere Zukunft von Historikern besser bewertet werden kann als diejenige unserer Großväter.

Nun ist der Wettbewerb abgeschlossen und die Ergebnisse liegen vor.

Gestern fand in Mainz die Preisverleihung in einem würdigen Rahmen statt. Alle Projektergebnisse können auf den Seiten von ZUM.DE angeschaut werden: http://reichspogromnacht.zum.de

Ich möchte hier stellvertretend zwei von Schülern erarbeitete Filme präsentieren.


Film 1: Willigis Gymnasium in Mainz (dauert etwa 10 min)
 


Dieser Film hat die Jury wegen der professionellen Machart und dem Mut zur Botschaft überzeugt. Er wird besonders junge Menschen ansprechen.

 
Film 2: Zeitzeugen AG des Einstein-Gymnasiums in Kehl (dauert etwa 40 min).

Die Kehler Schule hat ein wertvolles Zeitdokument vorgelegt, das deutlich macht, dass der Pogrom vor den Augen der Öffentlichkeit abgelaufen ist. Zwar haben damals Erwachsene, die Täter waren, oder damals Erwachsene, die nur zugeschaut, aber nicht eingegriffen haben, in der Nachkriegszeit geleugnet oder geschwiegen, aber den damaligen Kindern haben sich die Ereignisse eingebrannt und sie können sich nun, da ohne persönliche Schuld, als alte Menschen diese Last von der Seele reden.

Dieser Film führt wegen des "langsamen" Beginns bei jungen Menschen wohl eher dazu, dass sie den Film nicht zu Ende sehen. Er entwickelt seine Dramatik nach und nach, aber um so eindrücklicher und Margit und ich blieben an seinem Ende erst einmal für eine Weile stumm.

 


Die Lehre aus dieser Vergangenheit ist:
 
es ist notwendig bereits den Anfängen zu wehren,
 
damit Vergleichbares nie wieder geschehen kann. Die Demokratie muss wehrhaft sein!
Als die Nazis die Herrschaft an sich gerissen hatten, war Widerstand lebensgefährlich und viele waren erstarrt vor Schrecken. Wehren wir uns im Vorfeld, wehren wir den Anfängen.

Karl

P.S.: Ich bin sehr auf die Kommentare von Euch zu diesen Filmen gespannt.

 
Karl
Karl
Administrator

RE: Der 80. Jahrestag der Reichspogromnacht
geschrieben von Karl
als Antwort auf Karl vom 29.10.2018, 16:00:10

Von dem 40 min Film wurde gestern auf der Feier zur Preisverleihung folgende 6 min Kurzversion des Videos gezeigt:

 




Dieses verdichtete Video der Zeitzeugenberichte anzuschauen/anzuhören, sollte jeder die Zeit finden.

Karl
wandersmann
wandersmann
Mitglied

RE: Der 80. Jahrestag der Reichspogromnacht
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf Karl vom 29.10.2018, 16:00:10

Berichte von Zeitzeugen sind immer sehr interessant, vor allem, wenn sie zeitlich gesehen weit zurückliegen. Da die Interviewten damals noch im Kindesalter waren, haben sie diese Geschehnisse sicher noch intensiver und unvoreingenommener wahr genommen, als die damals Erwachsenen, unabhängig davon, ob diese damals Täter oder eher Unbeteiligter waren. Die Authentizität ist bei ihnen sehr hoch. Was das Inhaltliche betrifft, so sollte Jedem von uns, der hier schreibt, das Vorgehen der SA rund um den 9.11.1938 bekannt sein, dahingehend bringen die beiden Filme sicher keine Neuigkeiten, was die historischen Fakten betrifft. Adressat sollte hier eher die Jugend sein, was mit diesen Projekten sicher auch bezweckt wurde.
Natürlich ist der Inhalt bei diesen Dokumentationen das Wesentliche, dennoch möchte ich zur Form der Filme anmerken, dass diese aus meiner Sicht sehr professionell gefertigt wurden und durchaus TV-Sendeformat haben. Kleine Kritik diesbezüglich: im Film 2 wären in manchen Passagen, in denen die älteren Zeitzeugen zu Wort kommen, Untertitel ganz hilfreich für das Verstehen.

@ karl

Mir kommt in diesem Zusammenhang die Terminologie "Machtergreifung" zu einfach daher.
Das klingt so, als hätte Hitler mit seiner NSDAP den demokratisch gewählten Reichstag abgesetzt, und die Macht an sich gerissen. Per Putsch o.ä. Dass das nicht so war, weißt Du natürlich. Dass die NSDAP bereits zuvor stärkste Partei im Reichstag war, natürlich auch. Dass von Papen und auch Schleicher vom Reichspräsident Hindenburg ein- und wieder abgesetzt wurden, und Hitler von ihm anschließend als Reichskanzler eingesetzt wurde, auch. Alles sehr demokratische Vorgänge. Bei den anschließenden Wahlen im März 1933 errang die NSDAP rund 47% der Wählerstimmen, wodurch Hitler die demokratische Legitimation für das Kanzleramt erlangte. Dieser Vorgang wird negiert, wenn man von "Machtergreifung" spricht. Die Hälfte der Wähler wollte das so.
Und ganau DAS sollte man im Vergleich zu heute beachten, wenn man das "Wehret den Anfängen" bemüht: Die Gefahr kam schon damals auf demokratischen Füßen daher.


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Karl
Karl
Administrator

RE: Der 80. Jahrestag der Reichspogromnacht
geschrieben von Karl
als Antwort auf wandersmann vom 29.10.2018, 18:22:18

Ich denke, dass Du das richtig siehst, wandermann. Es zeigt wie anfällig eine Demokratie für die Selbstabschaffung ist. Das sehen wir derzeit ja auch in den USA und möglicherweise auch  in Brasilien. Umso wichtiger ist die Erziehung zur Sensibilität gegenüber rechtsextremen Tendenzen.

Karl

RE: Der 80. Jahrestag der Reichspogromnacht
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf wandersmann vom 29.10.2018, 18:22:18

Das ist eben das Problem: dass Hitler mit seinen Plänen bei den Deutschen auf fruchtbaren Boden stieß, das Feld war schon so vobereitet, dass er „willige Vollstrecker (Goldhagen) fand.
Es war eben ein großer Teil der Deutschen, die an diesen Verbrechen beteiligt war, nicht nur Hitler und seine Helfershelfer, auch viele Mitläufer haben sich mitschuldig gemacht.

Ein Satz, der mir hier auch auffällt, ist: „Diese Aussage trifft nicht nur auf Naturkatastrophen zu, sondern auch auf politische, humanitäre Katastrophen wie den deutschen Völkermord an Millionen Juden.“
Der Terminus „Katastrophe“ ist in diesem Zusammenhang auch nicht passend, es handelt sich um aktive Verbrechen und Massenmorde oder auch ethnische Säuberungen, die willentlich geplant und durchgeführt wurden. Solche willentlich geplanten Verbrechen gehen über Katastrophen weit hinaus, weil man sie selber steuern kann, was bei Katastophen nicht der Fall ist, weil sie über einen kommen ohne Planung.
 
Ich stelle mal den Wikipedia-Eintrag zum Begriff „Katastrophe“ ein. Da steht z. B.:
Katastrophe im engeren Sinn ist eine länger andauernde und meist großräumige Schadenlage, die mit der normalerweise vorgehaltenen Gefahrenabwehr (Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei) nicht angemessen bewältigt werden kann und die nur mit überregionaler (oder internationaler) Hilfe und zusätzlichen Ressourcen (Militär sowie nicht-organisierte Bevölkerungsteile) unter Kontrolle gebracht werden kann.
Typisch dabei ist, dass durch das Ereignis (wie etwa Erdbeben, Hochwasser, Waldbrandserie)


Hier ist man also mehr oder weniger zur Passivität verdonnert, bei den Nazi-Verbrechen war das Gegenteil der Fall. Deshalb waren sie keine Katastrophen, sondern Verbrechen gegen die Menschlichkeit. S.  Katastrophe

P.S. Ich sehe gerade, dss bei Wikipedia unter "Gesellschaftliche Katastrphen auch Völermorde etc. aufgelistet sind.

Dan  muss ich meine Bemerkung wohl zurücknehmen, sorry. Richtig einsehen tue ich es aber trotzdem nicht, sprachlich gesehen.
Der Duden z. b. schreibt:

  1. schweres Unglück, Naturereignis mit verheerenden Folgen
    "eine furchtbare, unvorhergesehene, wirtschaftliche Katastrophe"
  2. 2.
    Literaturwissenschaft
    entscheidende Wendung [zum Schlimmen] als Schlusshandlung im [antiken] Drama

    Das leuchtet mir viel mehr ein.
 
:

 
Karl
Karl
Administrator

RE: Der 80. Jahrestag der Reichspogromnacht
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.10.2018, 18:51:58

Liebe marina,

mein Schwerpunkt bei dem Vergleich mit den japanischen Tsunamis lag auf dem generationsabhängigen  "Vergessen". Diese Vergessensfunktion ist eine große Gefahr, die eben nicht nur bei Naturkatastrophen besteht, sondern auch bei menschengemachten Katastrophen. Du willst mir doch sicherlich nicht unterstellen, die Reichspogromnacht nicht als Verbrechen, sondern als Naturkatastrophe zu sehen.

Semantik kann einem auch das Hirn vernebeln, Du solltest Dir die Filme anschauen und diese auf Dich wirken lassen, anstatt Wortklauberei zu betreiben.

Ich schrieb:

Der japanische Katastrophenforscher Imamura sagte 2011 nach dem Tsunami in Japan es dauere üblicherweise drei Generationen, bis die Menschen vergessen haben: Jene, die eine Katastrophe erlebt hätten, würden ihre Kinder und Enkelkinder eindringlich davon berichten. Doch schon in der vierten Generation würden die Erinnerungen an das grausame Ereignis verblassen, selbst wenn sie in Stein gemeißelt als Gedenksteine den Wasserstand der letzten Katastrophe verkünden würden.
 
Diese Aussage trifft nicht nur auf Naturkatastrophen zu, sondern auch auf politische, humanitäre Katastrophen wie den deutschen Völkermord an Millionen Juden.


Karl

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RE: Der 80. Jahrestag der Reichspogromnacht
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 29.10.2018, 19:14:30

Ich habe gerade noch ein P.S. eingefügt.

Danke für dein Kompliment mit der "Hirnvernebelung". Als "Wortklauberei" war das keineswegs gemeint, eher als eine noch viel schärfere Kritik an dem, was damals an Monstrositäten geplant und durchgeführt war. Und das sind für mich weiterhin Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die durch das Wort "Katastrophe" nur unzureichend erfasst sind.

Entschuldigung, dass ich mir erlaubt habe, darüber nachzudenken. Soll nicht wieder vorkommen.

Karl
Karl
Administrator

RE: Der 80. Jahrestag der Reichspogromnacht
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.10.2018, 19:18:56

Danke für die Zurücknahme Deines Vorwurfs. Nebel können sich auflösen. Alles gut. Karl

Rosi65
Rosi65
Mitglied

RE: Der 80. Jahrestag der Reichspogromnacht
geschrieben von Rosi65
als Antwort auf Karl vom 29.10.2018, 19:22:00

Ein Tag im November

Besonders erschütternd muss für die Zeitzeugen, die damals noch Schulkinder waren, das Zusammentreiben und die Misshandlungen  der jüdischen Mitmenschen gewesen sein, denn viele der Betroffenen kannten sie persönlich gut oder waren sogar mit ihnen befreundet.

Ihre Frage nach dem „warum“ wurde den Kindern von den erwachsenen Bezugspersonen nicht beantwortet. Ganz im Gegenteil. Man gebot ihnen darüber zu schweigen und schickte sie heim. Ihre Hilflosigkeit, angesichts dieser gewalttätigen Aktionen von organisierten Schlägertrupps gegen Minderheiten, hat sich deshalb bis heute, nach 80 Jahren, tief in ihr Gedächtnis eingebrannt.


Die schriftliche Aussage-Verleugnung der Taten durch einen Täter, wird mehrmals kurz als gegensätzlicher Kontrast eingeblendet. Wie makaber! Genauso makaber, wie uns heute der kurze Blick in das geöffnete Antisemitismus-Zeitfenster der Vergangenheit vorkommen mag. Hoffen wir, dass es in der zukünftigen Realität für immer geschlossen bleiben wird.

Rosi65

 
Karl
Karl
Administrator

RE: Der 80. Jahrestag der Reichspogromnacht
geschrieben von Karl
als Antwort auf Rosi65 vom 29.10.2018, 19:33:12

Danke Rosi65,

leider ist nicht nur das Fenster, sondern sogar die Tür wieder einen Spalt offen.

Aber ich stimme Dir zu. Der Film macht betroffen. Betroffenheit ist aber nicht in. Die Menschen wollen lieber verdrängen. 

Dabei kann immer nur aus Erfahrungen gelernt werden, also aus der Vergangenheit. Wer sich dem verweigert, kann den Anfängen nicht wehren und trägt deshalb -auch ungewollt- dazu bei, dass die Gefahr der Wiederholung anwächst. 

Ist der Terror erst einmal da, regiert die Angst. Widerstand muss jetzt geleistet werden. 

Karl


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