Forum Politik und Gesellschaft Diskussion historischer Ereignisse Die Zerstörung der Vergangenheit, ein historischer Umbruch

Diskussion historischer Ereignisse Die Zerstörung der Vergangenheit, ein historischer Umbruch

mart
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Re: Die Zerstörung der Vergangenheit, ein historischer Umbruch
geschrieben von mart
als Antwort auf schorsch vom 05.02.2008, 10:51:17
Nicht zu vergessen sind jene frommen Bekehrer, die die "Heiden" mit Feuer und Schwert "bekehrten"!

Und heute beschweren sich die Christen, dass die Moslems von ihnen diese Methode gelernt haben!



Wenn ich mir die Lebengeschichte von Mohammed und die von Moslems und Arabern geführten Kriege so betrachte und mit der damaligen Geschichte des Christentums vergleiche, dann kann ich nur eines erkennen, nämlich, daß die "Feuer und Schwert"- Methode von den Moslems sehr erfolgreich vorgemacht wurde.

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carlos1
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Re: Die Zerstörung der Vergangenheit, ein historischer Umbruch
geschrieben von carlos1
als Antwort auf schorsch vom 05.02.2008, 10:51:17
"Nicht zu vergessen sind jene frommen Bekehrer, die die "Heiden" mit Feuer und Schwert "bekehrten"!

Und heute beschweren sich die Christen, dass die Moslems von ihnen diese Methode gelernt haben!"

Mit jedem Beitrag wird ein neues Fass aufgemacht. Seis drum, schorsch. Warum auch nicht? Jetzt lautet das Thema Macht und Gewalt. „Das Wesen des Staates sei die Gewalt“, sagte der Revolutionär Trotzkij. Alle Staatsgewalt geht vom Volk aus, sagt das Grundgesetz. Damit ist aber Macht gemeint. Gewalt ist immer instrumental, d. h. sie ist verbunden mit einem Mittel, einem Werkzeug, durch das politische Ziele erreicht werden. Dazu gehört auch der Krieg, der nach Clausewitz die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist. Der Frieden kann andererseits auch die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln sein. Im Kalten Krieg haben wir das erlebt. Die Durchsetzung der politischen Ziele mit (militärischen) Gewaltmitteln war aber unmöglich, weil der Preis für das Erreichen des Zieles zu hoch gewesen war (Wer als erster schoss, starb als zweiter).

Die Macht über Menschen muss nicht immer Gewaltmittel einsetzen um ein Ziel zu erreichen, z. B. deren Unterwerfung. Es kann auch durch Überzeugung geschehen. Schorsch verweist nun auf die "frommen Bekehrer", die die Heiden mit dem Schwert bekehrten. Jesu hat nie befohlen mit Gewalt zu bekehren, sondern sie zu lehren. Anders als Mohammed. Nehmen wir einmal den "Sachsenschlächter" Karl den Großen. Die Bekehrung der Sachsen war sein Ziel, aus politischen Gründen. Sie sollten in sein Reich eingegliedert werden. 30 Jahre lang wurde ein Krieg geführt. Viel Blut floss. Die Kirche war Werkzeug. In seiner Person war der König gleichzeitig auch der höchste Priester. Der König war eine geweihte Person, besaß nach alter germanisch-heidnischer Vorstellung das Königsheil und stand dadurch Gott am nächsten. In der Form des Königtums von Gottes Gnaden blieb diese Vorstellung in Deutschland erhalten bis 1918, als die Throne stürzten. Das germanische Königsheil aber ist der Ursprung. Das Blut des Königs war geheiligt, ihm wohnte besondere Kraft inne, die sich in den besonderen Fähigkeiten des Königs zeigte, im Sieg über seine Feinde und durch die Fähigkeit, sein Volk zu führen. Versagte der König (kuning = der Erwählte der Götter), hatte sein Volk, das Recht sich von ihm zu trennen. Die göttliche Kraft wohnte ihm nicht mehr inne. Wir wissen, dass viele germanische Stämme ihre Könige töteten, wenn sie keinen Erfolg mehr hatten, das Königsheil sie also verlassen hatte.

Damit wird eigentlich deutlich, dass das was Jesus verkündet hatte (Mein Reich ist nicht von dieser Welt!), durch die Institutionalisierung des Christentums in der Kirche sich verändert hatte. Jesus ging es um das persönliche Heil. Die Kirche wurde aber ein "Staat", die Päpste nahmen die Insignien der weltlichen Macht an. Die Tiara, die Papstkrone, ist die römisch-byzantinische Kaiserkrone. Karl der Große gab der Kirche den Kirchenstaat. Sie waren weltliche Herrscher. Die Kirche salbte die Herrscher, gab ihnen damit die göttliche "Weihe". Das war nichts anderes als eine christianisierte Form des altgermanischen Königsheils. Damit war der König aus der Reihe der Sterblichen herausgehoben, besaß besondere Kräfte. Der König hatte nach der Vorstellung der Zeit die Kraft Kranke zu heilen. Jedes Jahr versammelten zur Zeit Ludwigs XIV, am Karfreitag Kranke im Hofe von Versailles. Der König schritt durch ihre Reihen, die Kranken versuchten ihn zu berühren in Hoffnung auf Heilung. Die Kraft des Blutes sollte sich auf sie übertragen. Nichts anderes passierte auch im Dritten Reich, wenn Hitler mit der Blutfahne durch die Reihen der Getreuen schritt und die neuen Standarten "weihte". Ein symbolischer Akt, bei dem die magische Kraft übergehen sollte.
Heute gilt bei uns die Trennung von Staat und Kirche. Für den Islam gilt diese Trennung von Religion und Staat nicht. Dort hat es eine Zeit der Aufklärung nicht gegeben.
Eine Verfälschung der Lehre Jesu wird nun sofort gesagt werden. Richtig. Aber wie hätte diese Lehr denn überleben können ohne diesen institutionellen Rahmen, die Kirche. Die ersten Christen erwarteten die Wiederkehr Christi sehr bald. Aber nichts geschah. Sie warten immer noch. Augustinus hatte den guten Gedanken in seine Civitas Dei die Kirche als Vorstufe für das kommende Reich der Gerechtigkeit zu preisen. Die Gewalt hatte das Christentum nicht in die Welt gebracht. Diese Gewalt gab es schon.

schorsch
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Re: Die Zerstörung der Vergangenheit, ein historischer Umbruch
geschrieben von schorsch
als Antwort auf mart vom 05.02.2008, 11:50:05
Wer war zuerst, Jesus oder Mohammed?

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schorsch

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schorsch
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Re: Die Zerstörung der Vergangenheit, ein historischer Umbruch
geschrieben von schorsch
als Antwort auf carlos1 vom 05.02.2008, 21:03:37
Alte, ausgediente Könige werden durch neue, viel versprechende Könige ersetzt.

Alte, ausgediente Götter werden durch neue, viel versprechende Götter ersetzt.

Was bleibt, ist die ewige Hoffnung, dass der neue König, der neue Gott besser sei als der alte.

--
schorsch
hugo
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Re: Die Zerstörung der Vergangenheit, ein historischer Umbruch
geschrieben von hugo
als Antwort auf schorsch vom 06.02.2008, 10:13:35
hallo schorsch, die Überschrift: "Die Zerstörung der Vergangenheit, ein historischer Umbruch" und Deine Anmerkungen alter Gott neuer Gott usw bringt mich da auf ein aktuelles Ereignis.

Im Irak gab´s bisher eine Flagge mit einer handgeschriebenen Floskel : Allah ist groß" Die Handschrift war die des Diktators Hussein.

Nun, nach einigen Jahren "Amerikanisierung" bzw Demokratisierung ala USA passiert das Ungeheuerliche,,es passiert nix,,

Die Neue Flagge trägt wieder den Spruch „Allahu Akbar” (Gott ist groß) aber diesmal zwar wieder in arabischer Schrift aber ohne Saddams Fingerfertigkeit
und ohne dessen 3 Sterne die für Einheit, Freiheit und Sozialismus standen.

Ob das schon die Zerstörung der Vergangenheit und den historischen Umbruch einläutet ??
ich hab da so meine Bedenken,,

--hugo
carlos1
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Re: Die Zerstörung der Vergangenheit, ein historischer Umbruch
geschrieben von carlos1
als Antwort auf schorsch vom 06.02.2008, 10:10:48
"Wer war zuerst, Jesus oder Mohammed?" schorsch

Wie soll die Frage verstanden werden, schorsch?
Kalendarisch oder chronologisch ist die Frage einfach zu beantworten. Es ist aber nicht immer so, dass das zeitlich Vorausgehende Ursache/Grund des Folgenden sein muss.
Auch das Zukünftige kann auf die Gegenwart einwirken. Die Heilserwartung einer Religion oder eines politischen Systems etwa. Der real existierende Sozialismus z. B. lebte in der Erwartung des Übergangs in den Kommunismus und gestaltete die Gegenwart mit Blick auf die Zukunft. Ökonomoische Planung ist auch ergebnisorientiert mit Blick auf die Zukunft, aber nicht allein. Die Wahrscheinlichkeit eines Asteroideneinschlags für das jahr 2029 wird mit Sicherheit Überlegungen, Berechnungen, Planungen hervorrufen, vielleicht sogar Abwehrmaßnahmen gegen mögliche kosmische Katastrophen. Wenn ich unter einem Balkon vorbeispaziere und die spielende Katze der Frau Hülsebek oder sonst jemand wirft oben den Blumentopf um, der dann mich am Kopf trifft, dann werden die Untersuchungen selbstverständlich eine kausale Beziehung zugrunde legen und die Ursache feststellen können. Die ist in einem solchen Falle sehr einfach darstellbar, weil einfache physikalische Abläufe zugrunde liegen. Die Einführung einer neuen Flagge im Irak etwa, der Ausbruch eines Krieges, und die Motive in einem Mordfall sind schwerer darstellbar. Ein ganzes Netzwerk von Antrieben, Ursachen, Motiven müssen berücksichtigt werden. Die einfache Gleichung: Gewalt im Islam durch Christentum verursacht, weil abgeguckt, oder Gewalt im Bereich christlicher Staaten geht auf die Lehre zurück, ist eingängig, aber zu einfach gestrickt.
c.

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mart
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Re: Die Zerstörung der Vergangenheit, ein historischer Umbruch
geschrieben von mart
als Antwort auf schorsch vom 06.02.2008, 10:10:48
Unser legendärer Bundeskanzler Kreisky sagte einmal zu einem unbedarften Journalisten "Lernen Sie Geschichte, mein Herr."

Dasselbe möchte ich dir, schorsch, empfehlen - beschäftige dich mit der Geschichte des Christentums in den ersten 700 Jahren der Zeitgeschichte und mit der Geschichte des islamischen Glaubens in den ersten 100 Jahren seines Bestehens.
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mart
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Re: Die Zerstörung der Vergangenheit, ein historischer Umbruch
geschrieben von mart
als Antwort auf mart vom 07.02.2008, 11:04:41
Schorsch, und vergleiche einmal die ersten 100 Jahre der islamischen mit den ersten 100 Jahren der christlichen Religions- und Ausbreitungsgeschichte.

Damit wäre ich beim Thema, Zerstörung der Vergangenheit, und Etablierung von Mythen.
--
mart
angelottchen
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Re: Die Zerstörung der Vergangenheit, ein historischer Umbruch
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf Karl vom 23.01.2008, 18:20:28
@ karl

zu Augustinus .... 12. Buch, 20 ...
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angelottchen

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