Diskussion historischer Ereignisse Dreivierteldeutscher unter Hitler

george
george
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Re: Anmerkung
geschrieben von george
als Antwort auf hugo vom 05.12.2009, 09:58:59
hm,,danke george,,so hab ich das ja noch gar nicht gesehen,,
das macht mich jetzt tatsächlich etwas nachdenklich,
--
hugo
geschrieben von hugo


Bitte bedenken, dass das 1981 geschrieben wurden, da sah die "Landschaft" noch etwas anders aus. Das war 36 Jahre nach Kriegsende und heute sind es bereits 64 Jahre !! Der Autor ist Jahrgang 1909.
Gruss aus Saigon
George
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Warum?
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.12.2009, 12:23:55
Es ist schwer zu verstehen, welchen Aderlass die Nazis für Deutschland angerichtet haben. Es geht ja nicht nur um die Vertreibung und Vernichtung der jüdischen und linken Eliten, sondern auch um den Fleischwolf für Talente aller Art, den der Krieg selbst darstellt. Letzendlich blieb nur die zweite Reihe und das Mittelmaß übrig.
EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
Mitglied

Re: Warum?
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf dutchweepee vom 05.12.2009, 17:44:30
Na Dutch, Du scheinst ja endlich wieder in der Realität angekommen zu sein.
Bin erstaunt wie selbskritisch Du plötzlich bist.
Übrigens, da ich noch von der primärgeneration gezeugt wurde, bin ich wohl noch einiger der wenigen guten in D.
Erstaunlich daß D trotz überfremdung mit mittelmäßlern in der welt so gut dasteht.
Da der weltkrieg Afrika kaum berührt hat, müßten dort doch, nach Deiner feststellung, lauter geistesriesen zu hause sein und milch und honig fließen.
--
gram

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dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Warum?
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 05.12.2009, 18:01:25
Was soll der Quatsch gram? Selbst du müsstest wissen, dass zu dieser Zeit große Teile Afrikas und Asiens noch unter der kolonialen Knute standen. Da bestand die Bildung nur aus Religion und Klettern.

p.s.: Schön, dass du dich als "Primärgeneration" mit den Einsteins und Manns auf eine Stufe stellst.
hugo
hugo
Mitglied

Re: Anmerkung
geschrieben von hugo
als Antwort auf george vom 05.12.2009, 16:06:38
hm george,,du schriebst ja selber: "Das wird Heute leider kaum noch berücksichtigt"

und daraufhin fiel mir auf, das dies genau auch auf mich zutrifft,,,bisher hab ich mir kaum Gedanken darüber gemacht das es eben auch allerhand Kriegsgewinnler gab, die bis heute einen -für andere- uneinholbaren materiellen Vorsprung besitzen.

ok das wird heute nicht überall gerne gehört, wenn mal nachgefragt wird, wie es bei einigen nach dem Kriege zu solch unvorstellbar steilen Berufs-, und Millionärskarrieren kommen konnte...

Die haben dann eben immer fleißig und rund um die Uhr und unter tollen Entbehrungen usw,,sich mit eigenen Händen diese Vermögen aufgebaut,,,bla, bla,,

ich glaube auch das so mancher fleißige Kaufmann mit einigen (wie auch immer angeeigneten)großen Wehrmachtsrestposten und einigen Beziehungen usw schnell zu großem Vermögen schaffen konnte,,und wenn dann noch zu Adolfs Zeiten ein paar Judenkaufhäuser billigst erworben wurden usw,, usf,,

oh jaa heute sieht die Landschaft anders aus,,da ist sooo viel Gras gewachsen,,

--
hugo
niederrhein
niederrhein
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Zeilen für Lara ...
geschrieben von niederrhein
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.12.2009, 10:11:23
Guten Tag Niederrhein,
seit Tagen verfolge ich diese Diskussion, nun möchte ich mal meine Gedanken hier schreiben. [...] Ich schäme mich für meine Eltern und Großeltern, wie sie sich in dieser Zeit benommen haben. [...] Meine Aufklärung begann bei der Schulzeit meiner Kinder und später dann durch Bücher, Dokumente und das Internet. Mein Fazit: Ich finde diese Diskussion sehr wichtig.lara
geschrieben von lara


Liebe Lara,

Dein Haltung ehrt Dich - und ich habe hier (ich weiß gar nicht mehr an welcher Stelle) dargestellt, wie es den Kinder der Täter geht ... Auch wenn es für Dich befremdlich klingt, ich als Kind der Opfer (nochmals erwähnt: 1934 geboren, 1940 hinausgeschmuggelt, bis 1945 in der Schweiz erlebt, meine Familie wurde hier ermordet) habe es vielleicht leichter gehabt als etwa ein Niklas Frank, als all die anderen Kinder der Täter, die vielleicht erst im Laufe der Zeit von der Schuld ihrer Eltern erfuhren. (Ich hatte bereits u.a. auf die beiden Bände von Peter Sichrovsky hingewiesen. Weitere Titel wurden hier bereits genannt bzw. finden sich im Internet.)

Natürlich hat sich auch meine Haltung seit 1945 gewandelt ... es gab Zeiten, da wollte ich nicht in Deutschland leben. Dann aber haben sich in jener zeit nach 1945 ausgerechnet Deutsche meiner angenommen, sich um mich gekümmert. Es waren deutsche Lehrer und später Hochschullehrer, die mich gefördert und ermuntert hatten; oder einfach Menschen, die gut zu mir waren.

Ich habe Menschen kennengelernt ... vom (wohlbemerkt nach 1945!) immer noch überzeugten Nazi bis zu Menschen, die mich in den Arm nahmen und schämten, obwohl ausgerechnet diese gar keinen Grund dafür hatten .

Ich habe leider ... bis in die siebziger Jahre ... Menschen getroffen, die eben - wie hier bereits in einem vorausgegangenen Beitrag erwähnt - von solcher Selbstgerechtigkeit waren, Hartherzigkeit und Hartleibigkeit, mit versteckten und offenen Antisemitismus oder sich - mir gegenüber - betont philosemitisch gaben, während für sie Linke, Kommunisten, Russen, Polen, Zigeuner Haßobjekte waren. Bar jeder Gefühlregung hatten sie nur Floskeln wie "nichts gewußt", "man konnte nichts machen", "selbst in Lebensgefahr", "man mußte gehorchen" .... Du kannst selbst überlegen, ob das historisch gesehen tatsächlich zutrifft oder wie weit das nur Rechtfertigungsfloskeln sind für Ignoranz, Versagen, Mitläufertum, Mitleidlosigkeit, fehlende Empathie etc.

Wobei ich im Laufe meiner Studien und späteren Berufstätigkeit gelernt habe, die Situation der anderen zu verstehen, d.h. Sachverhalte in ihrer Komplexität zu begreifen. Das heißt aber auf keinen Fall etwa zu bagatellisieren, zu verharmlosen oder per se zu entschuldigen.

Mit der Zeit kam ich zu der Frage: Was hätte ich gemacht, vielleicht etwas älter gewesen und arischer Herkunft? Jene zunächst begeisterten und ge-/verführten jungen Leute kann ich durchaus verstehen ... aber ich frage mich, wann haben sie gemerkt, worauf das Ganze hinausläuft? (Es haben ja durch etliche Menschen - vielleicht mehr als wir wissen - geahnt, gesehen und erkannt!)

Aber es gab - wie man so etwas dumm verallgemeinernd daher schwätzt - solche und solche. Menschen, die freudig, nahezu mit Begeisterung und ungeheurem Haß Menschen gequält, geschunden und ermordet haben, ohne daß es ihnen jemand befohlen hat! Ernst Klee schrieb einmal ein Buch von den Tätern und Gaffern ... Soldaten, die die Ermordeten, Gehängten fotografiert haben (sich zum Galgen dazu gestellt haben) und munter zu diesen Bildern Heimatgrüße verfaßt haben. Sie haben die Opfer beklaut, verwaltigt, bewußt ermordet oder in den Tod getrieben (z.B. an die Hochspannungszäune gejagt).
Und es gab Menschen, die selbst als KZ-Wächter, Soldaten etc. menschliche Regungen gezeigt haben. (Wie weit sie geholfen haben und/oder helfen konnten etc. - ist eine andere Sache.)

Aber gut; jetzt war 1945. Und jetzt begann das für mich eben Erschreckende (und das geht z.T. bis heute!). Wo und wie, wieviele der Täter und Schuldigen eben haben so etwas wie Betroffenheit, Scham und Reue gezeigt? Wieviele der Verantwortlichen (dazu gehören nicht nur Politiker, Soldaten, Offiziere, Generäle, sondern auch Ärzte, Lehrer und Hochschullehrer, Juristen, Eisenbahner Albert Ganzenmüller) etc.) haben sich öffentlich zu ihrer Schuld bekannt, eben Scham und Reue gezeigt? (Siehe eben die "Unfähigkeit zu trauern") Man lese mal nach, wann Ärzteverbände, Juristenverbände (ein besonders beschämendes Kapitel!) sich zur ihrem Verhalten während des Nationalsozialismus bekannt haben?
Entschädigung der Zwangsarbeiter ... hingegen wurden z.B. alle verbeamteten Mitläufer, Täter in Verwaltung, Hochschule, Offiziere, Generäle etc. durchgehend alimentiert. [/indent]
Hier scheint die Empathie als vielleicht wichtigste Eigenschaft des Menschen im Hinblick auf das menschliche Zusammenleben wohl blockiert oder zerstört worden sein. Und hier noch einmal der Hinweis auf die Kinder dieser Menschen ... entweder verteidigen mehr oder weniger blind und/oder verdrängend ihre Eltern (zunächst menschlich im Ansatz - aber nur im Ansatz! - verständlich) oder sie zerbrechen an ihren Eltern (hier nur das Beispiel von Bernward Vesper) oder schämen sich für ihre Eltern und Großeltern.

Literatur, liebe Lara, gibt es zu diesem ganzen Komplex mehr als genug; eben auch in öffentlichen Büchereien.

Nur noch ein Hinweis ... wie wichtig es ist - so meine ich! - nicht nur auf's eigene Leid, auf das eigene Schicksal fixiert zu sein, muß man auch lernen.
Lange Zeit habe ich mich nicht ausreichend bzw. gründlich mit dem Schicksal der Vertriebenen befaßt ... (vielleicht verständlich: ich hatte mit meiner eigenen Geschichte genügend zu bewältigen), jetzt, d.h. in den letzten Jahren, befasse ich mich (seit rund zehn Jahren offiziell pensioniert, aber bis heute noch beruflich tätig) mit Flucht, Vertreibung, massenbombardements (hier nur der Hinweis auf W.G. Sebald).



Mehr jetzt nicht, liebe Lara, Du mußt Dich nicht bezüglich Verantwortung, möglicher Taten und möglicher Schuld von älteren Verwandten schämen ... davon zu wissen und zu wissen, was gegebenenfalls zu tun ist - das halte ich für wichtig!

Dir eine schöne Adventszeit,
[i]
Die Bertha
vom Niederrhein



P.S. Diese individuelle und kollektive Verdrängung ist allerdings kein spezifisches Problem der deutschen (Nachkriegs)Gesellschaft; siehe viele andere Staaten, nicht zuletzt das Erbe der DDR. Wann und wo haben sich die Stasi-Mitglieder etc. öffentlich zu ihrer Schuld bekannt?

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schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Zurück zur Sache
geschrieben von schorsch
als Antwort auf uki vom 05.12.2009, 12:22:55
@: "...Also, die damals jüngsten Wähler sind heute 97 Jahre alt, wenn sie noch leben. ..."

Grübel: Ob wohl alle deren Kinder erst Jahre nach deren Absterben gezeugt wurden? (

--
schorsch
Karl
Karl
Administrator

Ein Dank an Niederrhein
geschrieben von Karl
als Antwort auf niederrhein vom 05.12.2009, 19:48:19
@ niederrhein,


Dir sollte der Abschluß in diesem Thread gebühren. Dein Text hat mich sehr bewegt und er sollte uns Hoffnung auf Versöhnung geben. Du hättest mit Deinem Schicksal im Hintergrund alles Recht der Welt mit uns Deutschen scharf ins Gericht zu gehen. Dass Du trotzdem zu einem differenzierten Urteil in der Lage bist und gar noch den deutschen Vertriebenen gedenkst, beeindruckt mich zutiefst. So kommt dieser Thread doch noch zu einem nachdenklichen und positiven Ende. Ich danke Dir!
--
karl

... davon zu wissen und zu wissen, was gegebenenfalls zu tun ist - das halte ich für wichtig!

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