Diskussion historischer Ereignisse Ein erschütterndes Zeitzeugnis im ST

Karl
Karl
Administrator

Ein erschütterndes Zeitzeugnis im ST
geschrieben von Karl
Ich habe soeben die Lebenserinnerungen von Pan während der Flucht in Ostpreußen gelesen und bin einfach stumm geworden. Bitte lest selbst:
myrja
myrja
Mitglied

Re: Ein erschütterndes Zeitzeugnis im ST
geschrieben von myrja
als Antwort auf Karl vom 05.05.2012, 16:34:20
Ich habe es eben gelesen, bin erschüttert und auch voller Hochachtung den Menschen gegenüber, die dies alles erlebt haben und trotzdem nicht am Leben verzweifelt sind. Was müssen das für furchtbare seelische und körperliche Qualen gewesen sein!
Mir fehlen die Worte für all das, was ich beim Lesen empfunden habe!

Myrja
Mitglied_b12f0f2
Mitglied_b12f0f2
Mitglied

Re: Ein erschütterndes Zeitzeugnis im ST
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 05.05.2012, 16:34:20
Habe auch gelesen

und eine Weile traurig da gesessen.

Ich habe diesen Krieg noch erlebt,kann mir ungefähr vorstellen,was da geschildert wird.

Ich schäme mich meiner Tränen nicht,
und denke gleichzeitig an alle grauenvollen Kriege,die überall in der Welt immer noch geführt werden,
ohne Rücksicht auf Menschen und Tiere,
ohne Rücksicht auf die Natur.

Mir graust vor den Folgen!

Gudrun


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hafel
hafel
Mitglied

Re: Ein erschütterndes Zeitzeugnis im ST
geschrieben von hafel
als Antwort auf Karl vom 05.05.2012, 16:34:20
Ich denke, Karl, das können in den tieferen Schichten nur Menschen richtig begreifen, die diesen schrecklichen II Weltkrieg mit erlebt haben. Meine Kindererinnerungen, mit Tieffliegerangriffen auf dem Schulweg, sind durchaus nicht "lustig".
Wir müssen alles dafür tun, dass so etwas nie wieder möglich wird.

Hafel
florian
florian
Mitglied

Re: Ein erschütterndes Zeitzeugnis im ST
geschrieben von florian
Mir fehlen die Worte.

Meine Generation erfährt viel zu wenig im Schulunterricht vom Leid der Flüchtlinge, die Pläne geben die Zeit kaum her. Man kann sich die Strapazen und Leiden der Menschen in keinster Weisevorstellen.

Es hat mich sehr bewegt.

Vielen Dank Karl, dass du darauf aufmerksam machtest.

Florian
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Ein erschütterndes Zeitzeugnis im ST
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Karl vom 05.05.2012, 16:34:20
"Er lässt es geschehen. Rien ne va plus. Das Spiel ist aus, nichts geht mehr. Wer sagt denn da noch, es ginge immer irgendwie weiter? Ein kleiner Junge, elfjährig, steht allein auf den Trümmern der Lebendigkeit. Teilnahmslos, ohne Regung, als schliefe er.
Vielleicht wacht er plötzlich auf und seine Mutter sagt zu ihm ganz zärtlich:
»Kleiner, du hast nur schlecht geträumt!« Vielleicht..." Pan


Ich war 11 Jahre alt im Januar 1945. Die sowjetischen Panzerspitzen tauchten vor Posen auf und wir lagen 80 km weiter östlich. Unbeschreibliches Chaos. Mein Mutter mit mir und meinem Bruder auf der Flucht. Mit Glück schafften wir es nach Dresden. Dort der Angriff. Die ständigen Jabo-Angriffe sind mir in Erinnerung, weil wir an der Straße Dresden-Prag (heute E1?) untergekommen waren. Als der Krieg zu Ende war, wollte ein SS-Offizier mit seiner Kompanie bis zum letzten Schuss noch kämpfen. Ich spürte die Unruhe bei den Erwachsenen. Wie kann man wild entschlossene Beschützer davon überzeugen, dass ihr Schutz unerwünscht ist? Weiße Fahnen konnten das Todesurteil durch die SS bedeuten (Defaitismus). Wir wussten auch, dass die Russen gnadenlos die Bewohner der Häuser erschossen, aus denen geschossen wurde. Alles wie ein schlechter Traum heute. Der Bericht beschreibt einfühlsam die Gefühle. Ich stand damals wie neben mir, als würde ich es nicht richtig erleben: "... du hast nur schlecht geträumt", sagt die tote Mutter zu ihm im Traum.

Ein Onkel meiner Frau war bei der Panzertruppe im Wartheland im Einsatz. Bei unseren Unterhaltungen vor einigen Jahren stellte sich heraus, dass er etwa zur gleichen Zeit nach Jarotschin gekommen sein muss, als wir die Stadt verließen. Er erzählte, dass er zwei Tage noch in der Stadt sich aufhielt. Die russische Artillerie beschoss von Norden her ereits die Stadt. Es befanden sich auch Lazarette und Nachschubdepots in der Stadt. Der Aufenthalt blieb ihm in Erinnerung, weil er hungrigen Soldaten half sich mit Lebensmitteln zu versorgen, die vor einem Depot zu Hunderten sich versammelt hatten. Er riss mit seinem Panzer das Tor zu einem Nachschubdepot ein, als sich die Zahlmeister weigerten ohne Befehl von oben Proviant auszugeben. In Kürze wäre ohnehoin alles in Flammen aufgegangen


Wer jene Zeit nicht erlebt hat, versteht nicht das Glücksgefühl, das ich heute empfinde, wenn ich auf ein Leben ohne weiteren Krieg zurückblicken darf. Frieden und Freiheit, die ich genieße, betrachte ich als Geschenk. Die Jüngeren haben nie erfahren, was Hunger, Angst, Unfreiheit und Tyrannei sind.


c.


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Waltraud47
Waltraud47
Mitglied

Re: Ein erschütterndes Zeitzeugnis im ST
geschrieben von Waltraud47
als Antwort auf hafel vom 05.05.2012, 18:48:15
Entgegen meiner sonstigen Angewohnheit nichts zu lesen oder anzuschauen was mit dem Letzten Weltkrieg zu tun hat, las ich die Geschichte in einem Rutsch durch und bin erschüttert, was ein Mensch (Kind) alles aushalten kann ohne total zu verzweifeln diese ganzen Gräuel und das alles so geballt in nur 3 Wochen. Ich kenne einige ähnlichen Schicksale, meine Mutter ist mit Ihren Eltern und Schwestern aus Schlesien geflüchtet und obwohl ich ja erst nach dem Krieg geboren bin, hatte ich schon als Kind immer Angst vor Panzern und vor Soldaten...
Wir sollten alle dafür sorgen das solche Gräuel nicht mehr passieren..
LG Waltraud
gitti66
gitti66
Mitglied

Re: Ein erschütterndes Zeitzeugnis im ST
geschrieben von gitti66
Man kann es nicht glauben, was sich Menschen gegenseitig antun können.
Es ist gut wenn darauf aufmerksam gemacht wird um evtl. neue Kriege zu
verhindern, was jedoch wie man sieht trotzdem nicht gelingt..

Ich bin ein Kriegskind, aber ich hatte Glück, meine Eltern zogen 1939
von Thüringen ins Allgäu und mein Vater kam 1947 aus der
Kriegsgefangenschaft zurück.
luchs35
luchs35
Mitglied

Re: Ein erschütterndes Zeitzeugnis im ST
geschrieben von luchs35
als Antwort auf Waltraud47 vom 05.05.2012, 19:49:30
Was Pan hier beschrieben hat betraf damals Tausende von Kindern in allen Alterstufen - vom Baby am Wegrand bis zu herumirrenden Kleinkindern oder Jugendlichen.

Ich erinnere bis heute an die Sendungen im Radio oder die veröffentlichten Fotos von Kindern, die von ihren Angehörigen über das DRK gesucht wurden und auch umgekehrt, Kinder, die manchmal nicht mal ihren Namen kannten, suchten ihre Eltern. Suchkind Nr.XXX :Das ging bis weit in die 50er Jahre hinein. Ich war damals selbst noch ein Kind und begriff nicht die ganze Tragweite . Später wünschte ich nur noch, dass so etwas nie wieder geschehen kann.

Heute weiß ich, dass an jedem Kriegsgeschehen, egal wo, die hilflosen Kinder die Leidtragenden sind. Daran hat sich nichts geändert. Leider!

Luchs
carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Ein erschütterndes Zeitzeugnis im ST
geschrieben von carlos1
als Antwort auf luchs35 vom 05.05.2012, 20:05:18
"Etwa 12 bis 14 Millionen Deutsche und deutschstämmige Angehörige verschiedener Staaten zwischen 1944/45 und 1950 waren von Flucht und Vertreibung betroffen.[11][12] Mehrere hunderttausend Menschen wurden in Lagern inhaftiert oder mussten – teilweise jahrelang – Zwangsarbeit leisten." Wikipedia

Hallo luchs,
Nach Angaben von Wikipedia sollen rund 2.111.000 Mio Deutsche bei Flcuht und Vertreibung umgekommen sein. Die Zahlen sind Ungefährzahlen.

Ich möchte hinzufügen, dass der Flucht und Vertreibung die Vertreibung/Deportation anderer Volksgruppen durch die Deutschen vorausgingen. Die Schwächsten sind immer Frauen und Kinder und alte Menschen, die die Fehler und Machenschaften verkommener Politiker erleiden müssen. Das ist heute überall auf der Welt so wie früher. In Deutschland traf es die Menschen des Ostens (Ostpreußen, Westpreußen, Pommern Schlesien, Posener Gebiet) am härtesten, weil sie zuerst die Rache der Sieger erleiden mussten.

Ich kann diese Zeit nicht vergessen. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht daran denken muss. Der Soziologe Schelsky nannte meine Generation die "skeptische Generation". Den Sprüchen der Ideologen von heute kann ich nichts abgewinnen. Es ist wichtig den Menschen zu sehen, der im Krfieg leiden muss.

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