Forum Politik und Gesellschaft Diskussion historischer Ereignisse Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?

Diskussion historischer Ereignisse Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?

Songeur
Songeur
Mitglied

RE: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
geschrieben von Songeur

In meiner Stadt gibt es keine Stolpersteine, die hier in Belgien auch nicht so genannt werden. Man spricht und schreibt von pavés de mémoire (pavés = Pflastersteine).

Die meisten davon gibt es im Raum Brüssel, in meiner Nähe soll es allerdings auch welche geben, in Liège. Ës gibt dort wohl mindestens 5 Steine an 4 verschiedenen Adressen, alle in Stadtteilen, in denen ich nur selten gewesen bin und in denen ich nun als Ruheständler auch nichts mehr zu tun habe.

Da ich bis heute nicht einmal wußte, dass es solche Steine gibt, habe ich natürlich noch nie einen davon gesehen.

JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf Songeur vom 16.10.2017, 23:57:33

aber du ignorierst sie wenigstens nicht.

Übrigens werden solche Stolpersteine auch gepflegt, in regelmäßigen Abständen gereinigt, von Freiwilligen, oft von Jugendgruppen.

Songeur
Songeur
Mitglied

RE: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
geschrieben von Songeur
als Antwort auf JuergenS vom 17.10.2017, 08:34:36

Ich hatte nach Euren Schilderungen hier angenommen, dass diese Steine für Menschen verlegt wurden, die von den Nazis ermordet worden sind.

Das trifft für einen dieser Steine in Liège nicht zu. Nach einem Zeitungsbericht, den ich gefunden habe, war der Mann dabei als der Stein verlegt wurde (und es steht auch drauf, das er entkommen ist).


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Roxanna
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Mitglied

RE: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
geschrieben von Roxanna
als Antwort auf JuergenS vom 17.10.2017, 08:34:36

In Freiburg sind, besonders auch in der Innenstadt, sehr viele Stolpersteine verlegt. Ich finde, man kann sie gar nicht übersehen, weil sie sich durch das glänzende Metall (ich weiß nicht ist es Messing?) deutlich von den Pflastersteinen abheben. Mich berührt es jedesmal, wenn ich einen sehe. Oft liegen vor einem Haus auch mehrere. Es wird bewußt gemacht, wer in diesen Häusern gelebt hat und was mit diesen Menschen geschehen ist.

Roxanna

Edita
Edita
Mitglied

RE: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
geschrieben von Edita
als Antwort auf olga64 vom 16.10.2017, 17:20:10
Liebe Edita, dieses Thema ist m.E. zu komplex als dass es (insbesondere von Ausstenstehenden) zu emotional diskutiert werden sollte.
Nachdenklich machen mich hier z.B. auch die (negativen) Aussagen zu Stolpersteinen von Charlotte Knoblock, eine der wenigen noch überlebenden wirklich Betroffenen des Holocaust.
Sie empfindet diese als Gedenken im Strassenstaub, worüber Menschen gedankenlos trampeln.
Unabhängig davon gibt es auch die juristische Komponente: es kann nicht vor jedem Eigentum eines anderen (wozu Strassen, Plätze, Grundstückseinfahrten usw. gehören) etwas verändert werden, ohne, dass der Besitzer damit einverstanden ist.
Ein Wiederaufleben dieser Diskussion erweckt in mir persönlich auch den Eindruck, dass wir guten und einsichtigen Deutsche damit Abbitte leisten möchten, dass wieder eine Neonazi-Partei in unserem Parlament Einzug gehalten hat.
Ob dagegen aber Stolpersteine helfen können? Wie schon anfangs gesagt: es ist ein hochkomplexes und sehr schwieriges Thema, wo wir eigentlich nur zuhören sollten, wenn Noch-Überlebende ihre Meinung dazu sagen. Olga
Liebe Olga,
mein Beitrag zu diesem Thema sollte keine neue Diskussion über das Für und Wider der Stolpersteine entfachen, sondern lediglich darauf hinweisen, daß sich auch Stuttgart, neben München und vielen anderen Orten in Europa, mit den "Erinnerungssteinen" nicht der schändlichen Vergangenheit verweigert, sondern mit den Stolpersteinen jeden einzelnen Toten, auch den ganz unbekannten und wenn er kein Jude, sondern "nur" schwul oder geistig behindert oder Sinti war, mit seinem Namen auf so einem Stein verewigt!
Die Bedenken von Charlotte Knobloch sind sicherlich nicht so einfach von der Hand zu weisen oder zu kritisieren, aber ..... neben ihr gibt es ja noch mehr Überlebende und wirklich Betroffene wie z.B. den Münchner  Ernst Grube, der der Meinung ist, " nichts erinnert an die damaligen jüdischen Bewohner, so klein sie sind, die Steine, dass unübersehbar wird, was geschehen ist und nie wieder geschehen darf."
Und stellt man  die Intention des " Künstlers" Gunter Demnig daneben,
" sechs Millionen Juden, das ist doch eine unfassbare Zahl, völlig abstrakt, genau wie der Begriff Auschwitz, darunter könnten sich gerade die Jüngeren kaum etwas vorstellen, aber wenn die mit eigenen Augen sehen: der Terror startete hier bei mir auf dem Dorf, in meiner Straße, vor meinem Haus, dann wird's konkret."
Und ich kann diese Gedanken nachvollziehen, auch die, daß er auch, oder ganz besonders, " an all die Unbekannten, die nicht Berühmten erinnern möchte, denn die Berühmten werden schon mit zig Gedenktafeln, Museen und Denkmälern gewürdigt! "
Vor dem Vergessen kommt das Verdrängen und das Desinteresse, wer oder wieviele Menschen geh(t)en heute noch freiwillig an solche Orte und liest die Namen der Ermordeten und belasten ihr Gemüt und ihr Gewissen mit diesen unvorstellbaren Greueltaten?
Aber ..... ganz viele Menschen bleiben, meistens bei schönem Wetter wenn die Sonne scheint, vor diesen in der Sonne glitzernden Messingsteinen stehen, beugen sich vornüber und lesen die Namen und ....... halten inne und werden nachdenklich mitfühlend, insbesondere wenn man aus den Glitzersteinen erkennt, daß es sich um Vater, Mutter und ein oder zwei Kinder handelt! Da ist ganz gewiß nichts mit " im Staub drauf rumtrampeln " dabei, da sind Nachdenklichkeit, Unverständnis, Mitgefühl, Mitleid, - alles Gefühle, die den Menschen hinter den Steinen zu Lebzeiten verwehrt geblieben sind!
Abbitte kann man bei sechs Mio. ermordeten Menschen nicht leisten - liebe Olga, solches Ansinnen halte ich für sehr vermessen, geradezu unsittlich,  ich habe auch oft, wenn sich die Gelegenheit bot und wenn es möglich war, den Überlebenden zugehört, auch sie sind sich nicht einig, wie eben Charlotte Knobloch gegen  Ernst Grube!

Edita

ps : bis jetzt wurden mehr als 61000 Glitzersteinchen in 22 Ländern verlegt, fast 80 Jahre " danach "  eine großartige letzte Hommage an die Ermordeten!
JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf Edita vom 17.10.2017, 09:37:06

Mal salopp gesagt, Knoblochs Meinung ist nur eine Einzelmeinung, mir wurscht.

In einigen Jahren wird man sich darüber wundern, dass Menschen, die ihre vernichteten Nazi verschuldeten Angehörigen nur verstohlen auf Privatgrund durch Stolpersteine ehren durften, in München.

Vergleiche sind gewagt und kaum übertragbar, aber auch Homosexuelle warf man ins Gefängnis, heute dürfen sie sich in eine Ehe begeben. War früher unvorstellbar, jeder kratzt sich heute den Kopf.


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RE: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf JuergenS vom 17.10.2017, 14:51:07

Du gibts mir wieder einmal die Bestätigung dafür, dass es den eifernden Befürwortern der Stolpersteine und vor allem DIR völlig egal ist, was so viele Angehörige, Überlebende und Nachkommen von betroffenden Juden und anderen Verschleppten und Ermordeten denken und fühlen!!!
Ich habe es hier vor vielen Monaten schon geschrieben - diese Steine dienen offenbar nur dem "guten Gewissen" vieler Deutschen, die zwischen Betroffenheitskultur, Sensationslust und schlechtem Gewissen diese Steine als Ankerpunkt benutzen, um sich irgendwie besser zu fühlen und um sich selbst ein wenig zu bedauern.

Dass es Angehörige gibt, die es einfach ganz furchbar finden, den Namen ihres ermordeten Verwandten da auf einem Stein am Boden zu sehen, daneben wieder die Naziparole "Jude" oder "Vaterlandsverräter" usw., usw. und das vor dem Haus, aus dem die Vorfahren mal verschleppt und das dann enteignet wurde und für dass es oft nur lächerliche Wiedergutmachung gab oder auch keine, das interessiert den braven Stoplersteinpolierer nicht. Ach ja, und Frau Knoblochs Meinung hat in den jüdischen Gemeinden in Deutschland immer noch Gewicht, auch wenn Dir das schnurz ist!

Es ist doch scheinheilig, wenn da einerseits diese Betroffenheitskultur mit Stolpersteinen hoch gejubelt wird und gleichzeitig aktuell eine so offene Judenhetze hier im Land betrieben wird. Aber das interessiert sicher auch niemanden wie Dich?

JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.10.2017, 15:23:21

dein Zerrbild möchte ich nicht kommentieren, ich hätte nie gedacht, dass jemand so daneben jemanden beurteilen könnte.
Mir würde es nie einfallen, zum Beispiel dich im Detail zu bewerten, augrund einiger Texte, die ich von dir gelesen habe.

olga64
olga64
Mitglied

RE: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
geschrieben von olga64
als Antwort auf JuergenS vom 17.10.2017, 14:51:07
Mal salopp gesagt, Knoblochs Meinung ist nur eine Einzelmeinung, mir wurscht.

In einigen Jahren wird man sich darüber wundern, dass Menschen, die ihre vernichteten Nazi verschuldeten Angehörigen nur verstohlen auf Privatgrund durch Stolpersteine ehren durften, in München.

Vergleiche sind gewagt und kaum übertragbar, aber auch Homosexuelle warf man ins Gefängnis, heute dürfen sie sich in eine Ehe begeben. War früher unvorstellbar, jeder kratzt sich heute den Kopf.

geschrieben von heigl

Ich habe Sie eigentlich die letzten Monate dafür bewundert, wie sehr Sie sich für Stolpersteine in München engagieren.
Abe dieser Satz zu Frau Knobloch zerstört vieles. Sie wurde als kleines Mädchen von ihrem Vater zur Haushälterin auf einem Bauernhof in der Nähe von München gebracht; sonst wären sie und der Vater wie die anderen VErwandten von den Naziverbrechern umgebracht worden. Wenn diese alte Dame,die an diesem Schicksal bis heute zu leiden hat (sie hat übrigens immer einen gepackten Koffer in ihrer Wohnung; die Kinder haben Deutschland schon früh verlassen) von ihnen lapidar als Einzelmeinung abqualifiziert wird, führen Sie sich selbst ad absurdum.

Nun erwähnen Sie also auch ein wenig gönnerhaft (?) Homosexuelle. Was ist mit Sinti und Roma, die ebenfalls von den Naziverbrechern getötet wurden oder den vielen Zwangsarbeitern, die in der Rüstung dieser Verbrecher arbeiten mussten? Das erwähnen Sie nicht mal, weil es anscheinend für Ihr persönliches Projekt "Stolpersteine" "wurscht" ist?
Schade Heigl.
Edita und Wolkenschieberin, danke für die guten Beiträge .Olga

RE: Gibt es "Stolpersteine" in Eurer Stadt?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf JuergenS vom 17.10.2017, 16:20:08
dein Zerrbild möchte ich nicht kommentieren, ich hätte nie gedacht, dass jemand so daneben jemanden beurteilen könnte.
Mir würde es nie einfallen, zum Beispiel dich im Detail zu bewerten, augrund einiger Texte, die ich von dir gelesen habe.
Es geht um Deine ansicht zu den Stolpersteinen und Deine abfällige Wortmeldung zu Frau Knobloch, mehr nicht.

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