Diskussion historischer Ereignisse Jahrestag der Zerstörung Dresdens

carlos1
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Jahrestag der Zerstörung Dresdens
geschrieben von carlos1
In der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 wurde zwei schwere alliierte Bombenangriffe auf Dresden geflogen. Am Tag darauf ein weiterer.

Die Innenstadt mit ihrer historisch wertvollen Bausubstanz wurde vollständig zerstört.

Dresden ist nicht die am stärksten getroffene Stadt. "Nur" 60% dr Bausubstanz insgesamt wurde vernichtet. Andere deutsche Städte hat es stärker getroffen. Die Sinnlosigkeit des Krieges aber zeigt sich hier besonders deutlich. Dresden wurde Symbol für die Schrecken des Bombenkrieges.

hafel
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Re: Jahrestag der Zerstörung Dresdens
geschrieben von hafel
als Antwort auf carlos1 vom 11.02.2008, 22:51:41
Meine Kindererinnerung an diese schreckliche Nacht und den darauf folgenden Tag lassen sich wohl ein Leben lang nicht auslöschen. Wie fast jede Nacht mussten wir in Leipzig in den Luftschutzbunker, da die Bomber, auch wenn sie Leipzig nicht angegriffen und südliche Ziele hatten, über Mitteldeutschland flogen und es in Leipzig Luftalarm gab. Normalerweise durften wir Kinder den Bunker nicht verlassen. Aber in dieser Nacht waren alle Erwachsene draußen, so dass wir Kinder uns "hinter her mögelten". Der Himmel war blutrot und die Erwachsenen sagten: "das ist Dresden", welches 120 km entfernt von Leipzig liegt.




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hafel
poldi
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Re: Jahrestag der Zerstörung Dresdens
geschrieben von poldi
als Antwort auf carlos1 vom 11.02.2008, 22:51:41
Geschichte wird vom Sieger geschrieben! Kurz nach dem Kriege besagten alliierte Quellen, daß bei diesem Angriff 110 000-130 000 Menschen umgebracht wurden. In den letzten Jahren war nur noch von 10 000 - 20 000 die Rede! Man merkt die Absicht und ist verstimmt! Ein Hofffnungs- schimmer: Ein Prof. Anthtony Grayling (Uni London) hat öffentlich verkündet, daß die Bombardierung deutscher Städte nach heutiger Sicht Kriegsverbrechen waren! Quelle; BILD v. 20.02.2007 Gruß Poldi

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ehemaligesMitglied57
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Re: Jahrestag der Zerstörung Dresdens
geschrieben von ehemaligesMitglied57
als Antwort auf poldi vom 06.03.2008, 16:41:17
@ poldi

Die Rückläufigkeit der Opferzahlen ist ziemlich auffällig. Ich weiß aber nicht so genau, was Du hier mit dem Rechthaben der Sieger meinst, da die Zahlen ja ganz offensichtlich von deutscher Seite aus niedrig gehalten werden.
Die Sieger selbst gaben die Zahl der Toten mit 250.000 an (Molotow).
1955 sprach der stellvertretende Vorsitzende des DDR-Ministerrates, Hans Loch davon, es seien mehr als 300.000 Dresdner getötet worden.
Das Rote Kreuz ging damals von rund 100.000 aus. Das heißt, Sieger, Besiegte und Neutrale schätzten damals, relativ zeitnah also, die Zahlen auf eine mehrfaches dessen, was heute als pol.korr. angesehen wird.

Unabhängig davon wäre die Ächtung dieses sinnlosen Bombardements (operation thunderclap) als Kriegsverbrechen an Zivilisten eine überfällige Maßnahme.



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gerald
poldi
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Re: Jahrestag der Zerstörung Dresdens
geschrieben von poldi
als Antwort auf ehemaligesMitglied57 vom 06.03.2008, 22:44:59
Hallo Gerald, die von mir genannten Zahlen sind n. W. von US-Seite. Molotov wollte wohl den Amis eine reinwürgen. um von der "Gustloff" abzulenken. Die niedrigen Angaben von deutscher Seite würde ich als "vorauseilenden Gehorsam" bezeichnen! Gruß Poldi
carlos1
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Re: Jahrestag der Zerstörung Dresdens
geschrieben von carlos1
als Antwort auf poldi vom 07.03.2008, 09:18:36
"Hallo Gerald, die von mir genannten Zahlen sind n. W. von US-Seite. Molotov wollte wohl den Amis eine reinwürgen. um von der "Gustloff" abzulenken. Die niedrigen Angaben von deutscher Seite würde ich als "vorauseilenden Gehorsam" bezeichnen! Gruß Poldi"

Das ist eigentlich das Letzte, was ich erwartet hatte, eine Diskussion über die Opferzahlen. "Niedrige Zahlen" als vorauseilender Gehorsam. Was soll das eigentlich? Sind insgesamt 500 000 Opfer des Bombenkrieges eine niedrige Zahl? Die Opferlisten in Dresden nennen 33 000 (so erinnere ich mich). In Hamburg 1943 waren es, wie ich mich entsinne 43 000. Die Zahlen wie 300 000 oder 130 000 Opfer sind mir auch bekannt. Erst relativ spät kamen andere Zahlen auf. Auf dem Dresdener Zentralfriedhof der Opfer sind 33 000 Opfer beigesetzt. Die offiziellen Listen geben keinen Anlass von höheren Zahlen auszugehen. Möglich wäre es, aber es sind Vermutungen. In Dresden befanden sich Mitte Februar 1945 sehr viele Flüchtlinge aus dem Osten. Ich saß mit meiner Mutter als kleiner Junge kurz vor dem Angriff am 13. 2. in den Kellern des Dresdner Hauptbahnhofes.

Was Poldi oben an Geralds gerichtet sagt, bezieht sich auf die interalliierten Beziehungen während des Krieges ab 1941. Die Beziehungen waren häufig gespannt, nicht zuletzt deshalb, weil die Sowjetunion an Opfern einen unvergleichlich höheren Blutzolll im Kampf gegen Hitler-Deutschland zu tragen hatte. An die Westalliierten erging immer wieder die Aufforderung mehr Einsatz zu zeigen. Die Flächenbombardemants der RAF fanden in der englischen Luftwaffenführung selbst Kritik, weil sie alles andere als effektiv waren. Sie trafen die Zivilbevölkerung hart, aber nicht die Nervenzentren der Rüstungsindustrie, war also nicht kriegsentscheidénd. Im September 1944 erzielte die deutsche Rüstungsindustrie ihren höchsten Ausstoß. Erst mit der Bombardierung der Kohlehydrieranlagen und dem Verlust von Rohstoffquellen im Osten verringerte sich der Output der Rüstungsproduktion signifikant. Sir Portal, der englische Oberbefehlshaber der Luftwaffe, kritisierte sehr heftig Sir Arthur Harris, Chef des Bomberkommandos, weil er in dessen konsequenter Bombardierung der Städte nicht den Schlüssel zu einem schnellen Erfolg sah. Ebenso wie die US-Luftwaffe wollte er die Angriffe auf Verkehrsanlagen und und vor allem Ölraffinerien verstärken. Infolge der amerikanischen Angriffe vor alllem waren im September 1944 die deutschen Ölreserven auf 150 000 Tonnen gefallen. 300 000 Tonnen pro Monat wurden benötigt, um den Krieg weiter zu führen. Portal trat Ende Januar 1945 zurück, indem er seine Kritik an Harris wiederholte. Damals gehörte Dresden schon längst zum ausgewählten Ziel.

Von deutscher Seite sollte nicht vergessen werden, wer am 1. September 1939 den Krieg begann. Die englische Armee wurde 1940 vernichtend geschlagen und musste sich auf die Insel zurückziehen. Die deutschen Panzerarmeen waren damals noch gut mit Öl versorgt. Die Sowjetunion, damals mit Hitler-Deutschland verbündet, lieferte es bereitwillig. England tat alles, um den Zweiten Weltkrieg mit so wenig wie möglich Verlusten zu überstehen. Der Bombenkrieg war ein Instrument dafür. Die Erinnerung an die Schlachten des Ersten Weltkrieges sind noch heute sehr viel intensiver als an den zweiten Krieg, weil die Verluste von 1,7 Mio Menschen sehr hoch waren.

Die Versenkung der Gustloff war kein völkerrechtswidriges Verbrechen, weil sich Soldaten an Bord befanden.

Goebbels am 18.2.1943 im Berliner Sportpalast:

"Die Engländer behaupten, das deutsche Volk wehrt sich gegen die totalen Kriegsmaßnahmen der Regierung. Es will nicht den totalen Krieg, sondern die Kapitulation. (Zurufe: Niemals! Niemals!)
Ich frage Euch: Wollt ihr den totalen Krieg? Wollt ihr ihn, wenn nötig totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt vorstellen können? (Tosender Beifall)"

Die Zerströung Dresdens markiert die völlige Sinnlosigkeit des Krieges, weil er zu dieser Zeit längst verloren war. Eine verantwortungslose Führung zögerte das Ende unter großen Verlusten hinaus. Die Verluste an deutschen Menschenleben von Juli 1944 bis Mai 1945 waren so hoch wie von 1939 bis 1944.

c.




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