Forum Politik und Gesellschaft Diskussion historischer Ereignisse Lumumba und die Destabilisierung des Kongo

Diskussion historischer Ereignisse Lumumba und die Destabilisierung des Kongo

dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Lumumba und die Destabilisierung des Kongo
geschrieben von dutchweepee

lumumba2.jpg
.
vor genau 95 jahren wurde er hier geboren: patrice lumumba, der erste präsident der unabhängigen republik kongo.

der mutige, neue, demokratisch gewählte führer des kongo besaß jedoch einige *fehler* - zumindest aus der sicht des *freiheitlichen, demokratischen westens*. die teilte er übrigens mit anderen demokratisch gewählten landesführern wie arbenz in guatemala, allende in chile, assad in syrien, morales in bolivien, chavez und maduro in venezuela: er war sozialist und damit eine gefahr für die internationalen konzerne, deren interessen im kongo bis heute wie folgt sind:
uran, kupfer, gold, zinn, cobalt, diamanten, mangan, zink.

damit war sein leben vorgezeichnet: patrice lumumba regierte den kongo nur wenige monate von juni bis september 1960, wurde dann in einem cia-organisierten und von den usa unterstütztem putsch gestürzt und wenig später auf persönlichen befehl des us-präsidenten eisenhower ERMORDET.

übrigens mit wohlwollender billigung der westdeutschen brd. hatte dieser unzuverlässige schwarze sozialist doch die unverschämtheit besessen, im interesse SEINES volkes zu handeln: als führer der unabhängigkeitsbewegung des kongo quasi direkt aus folter und haft entlassen, folgte lumumba nämlich 1960 einer einladung westdeutscher großindustrieller ins beschauliche deutsche wetzlar. hier musste lumumba als gegenleistung dafür, dass westliche konzerne ihn nicht sofort kaltstellten, unterschreiben, dass er sich nach seiner potentiellen wahl dem güldenen westen zuwenden würde. und nicht etwa dem kommunistischen antichristen im kreml.

allein: lumumba war ein mutiger, kluger und integrer kerl. nach seiner wahl trat er (ebenso wie amtskollegen namens arbenz, allende oder chavez) an, um die ausbeutung seines landes durch westliche konzerne zu beenden, den menschen bildung zu verschaffen, ein sozialsystem aufzubauen. das war sein todesurteil.

gehen wir einige jahre zurück.

als am 30. juni 1960 der kongo seine unabhängigkeit von belgien erlangte, gab es in dem land offiziell 30 kongolesen mit akademischer bildung. dafür aber zehntausende menschen, denen arme, beine oder andere körperteile fehlten: als gängige praxis gegenüber ungehörigen schwarzen amputierten und hackten belgische kolonialherren jahrzehntelang kongolesen körperteile ab. als strafe, wenn diese nicht spurten in den cobalt- und diamantenminen.
das kleine belgien?

jepp: imperialistische kolonialpolitik wurde schon immer in BERLIN gemacht. 2011 trafen sich syrische islamisten und terroristen in berlin, um den (gescheiterten) syrischen regime change unter deutscher planung und aufsicht zu planen. 1884 trafen sich europäische mächte auf der *kongokonferenz* in berlin, um afrika aufzuteilen. der belgische könig leopold II sicherte sich (und damit den westlichen konzernen) den kongo. mit einer unterschrift. so einfach war das.

in den folgenden jahren brachten die belgier (mit wohlwollender europäischer unterstützung) über 10 MILLIONEN menschen im kongo um. der rest musste ausnahmslos für konzerne in den minen des bis heute rohstoffreichen landes schuften.

ihre atombomben auf hiroshima und nagasaki haben die amerikaner mit uran und plutonium aus dem kongo bestückt.

wenige kongolesen wehrten sich, versuchten sich bildung anzueignen, lernten lesen, studierten und erlernten sprachen. patrice lumumba war einer von ihnen. als nach langem befreiungskampf der kongo 1960 in die (sogenannte) *unabhängigkeit* entlassen wird, ist das nicht mal das papier wert, auf dem das wort *unabhängigkeit* steht: sämtliche eigentumsrechte an land, minen und rohstoffen verbleiben in der hand westlicher konzerne.

kurz nachdem lumumba zum präsidenten gewählt wird, tauchen von den usa bewaffnete *rebellen* in der rohstoffreichen kongolesischen provinz "katanga" auf und versuchen, diese vom kongo abzuspalten. parallelen mit heutigen ländern wie syrien sind natürlich: rein zufällig.

der demokratisch gewählte präsident des kongo kann und will das nicht zulassen. jedoch ist es da bereits zu spät. belgische und us-amerikanische soldaten sind bereits im land und unterstützen die von ihnen finanzierten söldner gegen die legitime regierung.

nur wenige monate nach seinem amtsantritt bittet präsident lumumba die welt um hilfe. er wendet sich an die uno. und er wendet sich auch an die sowjetunion. joseph mobuto, einer seiner früheren mitstreiter, bekommt zu diesem zeitpunkt bereits seit jahren geld von der cia überwiesen. nun muss er liefern: er lässt patrice lumumba von soldaten verhaften.

am 17. januar 1961 führen putschisten, in begleitung eines belgischen polizeikommissars, den gefesselten, demokratisch gewählten präsidenten des kongo, patrice lumumba, in einen wald zu einer frisch geschaufelten grube. dort wird er ermordet und in säure aufgelöst.

in westdeutschland, der brd, ist lumumba heute vergessen. und das soll er auch sein: denn das kapitel wurde im interesse westlicher konzerne abgeschlossen. der kongo wird nach wie vor seit jahrzehnten von westlichen konzernen ausgebeutet. in der presse der brd seinerzeit als "negerpremier" bezeichnet, benennt man in in derselben rassistischen weise in westdeutschland einen kakao-haltigen cocktail nach ihm: lumumba.

in der ddr wachsen kinder mit seiner geschichte auf. er wird verehrt und sein andenken bewahrt. auch heute erinnert man sich im osten deutschlands hier und da an ihn. seit 1961 steht von der universität leipzig ein denkmal für den ermordeten patrice lumumba. 1997 wurde dieses geschändet, aber 2011 auf privatinitiative und spendenfinanziert wieder erneuert.

seine 60 jahre alten worte sind aktueller denn je. auch in unserer gesellschaft, in der es der elite mit jahrzehntelanger agenda perfide gelungen ist, jegliche echte opposition zu spalten und in sinnlose grabenkämpfe zu verwickeln. ein fakt, so simpel, dass ihn vor allem viele deutsche (pseudo-)linke bis heute nicht verstanden haben und sich weiter im kampf gegen eine sogenannte "querfront" abrackern.
"je enger vereint wir sind, desto besser können wir unterdrückung und korruption widerstehen. vor allem aber den spaltungsmanövern, die der politik des prinzips *teile und herrsche* zugrunde liegen." - patrice lumumba
Markus Gelau

.lumumba.jpg

jeweller
jeweller
Mitglied

RE: Lumumba und die Destabilisierung des Kongo
geschrieben von jeweller
als Antwort auf dutchweepee vom 04.07.2020, 17:30:58

Mit diesem Beitrag wirst du im Forum wenig Zuspruch erhalten.
Im Moment zieht man sich an Trump und Putin hoch. Deutschland macht nichts verkehrt.😁 China hat man auch schon vergessen.

LG Hubert

dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

RE: Lumumba und die Destabilisierung des Kongo
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf jeweller vom 06.07.2020, 11:37:39

Ich werde seit Jahren nicht müde zu betonen, dass ich mit meinen Beiträgen nicht an einem Beliebtheitswettbewerb teilnehm. Ich schreibe, was ich denke und was ich für erwähnenswert halt und nicht, um in einer nach oben offenen Richter-Scala zu steigen.


Anzeige

jeweller
jeweller
Mitglied

RE: Lumumba und die Destabilisierung des Kongo
geschrieben von jeweller
als Antwort auf dutchweepee vom 06.07.2020, 21:55:40

Ich habe 1960, als die Belgier aus dem Kongo flüchteten, in Pretoria gelebt.
Man weiss, die Belgier, waren sehr brutal gegen das Volk.
Nebenbei, so waren die Deutschen in Namibia auch.
Doch die Belgier haben weder die Infrastruktur noch die Bodenschätze mitgenommen. Trotzdem hat sich, im Kongo, in den letzten 60 Jahren nicht viel geändert. Mord und Totschlag sind geblieben und heute werden sie von westlichen Firmen ausgeplündert. Deutschland ist da sicher auch dabei.
Hier wird immer über andere Länder hergezogen und die Fehler im eigenen Land sieht man nicht.

LG Hubert
 

dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

RE: Lumumba und die Destabilisierung des Kongo
geschrieben von dutchweepee

Söldnerlegende "Kongo-Müller": Legionär an der Medienfront
Söldnerlegende "Kongo-Müller": Legionär an der Medienfront

"Negerjagd", "Preußentum" und Gefechte am Äquator: Siegfried Müller erfüllte sich seinen Traum von einer Militärkarriere im bürgerkriegsgeplagten Kongo. Der selbstverliebte Söldner gerierte sich als brutaler Feldherr, schraubte Schädel auf seinen Jeep

.
Karl
Karl
Administrator

RE: Lumumba und die Destabilisierung des Kongo
geschrieben von Karl
als Antwort auf jeweller vom 07.07.2020, 09:25:34

Hier wird immer über andere Länder hergezogen und die Fehler im eigenen Land sieht man nicht.

LG Hubert

Lieber Hubert,

woraus folgerst Du das? Die schlimme deutsche Geschichte wurde im Seniorentreff sehr häufig und ausführlich diskutiert, ebenso viel Kritik an gegenwärtiger Politik geübt. Trotzdem dürfen wir auch über den eigenen Tellerrand schauen und auch andere Länder kritisieren.

Karl

Anzeige

jeweller
jeweller
Mitglied

RE: Lumumba und die Destabilisierung des Kongo
geschrieben von jeweller
als Antwort auf Karl vom 07.07.2020, 10:52:56

Hi Karl.
Jeder wie er möchte. Hier gibt es Menschen, die von morgens bis abends keine andere Beschäftigung haben. Ich klicke die Namen schon nicht mehr an.
Das ist rein meine Meinung. Kritik nur, wenn ich in dem Land lebe. 

LG Hubert 

 

Nick42
Nick42
Mitglied

RE: Lumumba und die Destabilisierung des Kongo
geschrieben von Nick42
als Antwort auf dutchweepee vom 07.07.2020, 09:40:14

Söldnerlegende "Kongo-Müller": Legionär an der Medienfront
Söldnerlegende "Kongo-Müller": Legionär an der Medienfront

"Negerjagd", "Preußentum" und Gefechte am Äquator: Siegfried Müller erfüllte sich seinen Traum von einer Militärkarriere im bürgerkriegsgeplagten Kongo. .....
Söldnertypen wie "Kongo-Müller" können alleine keine Kriege führen oder Politiker wie Lumumba stürzen, sie können sich vor der Pressen nur aufspielen.

Der Mord am gewählten Präsidenten Lumumba und der Umsturz im Kongo war der Hochzeit des kalten Krieges geschuldet. Die damaligen wichtigen Mächte im Westen wollten unter allen Umständen verhindern, dass Staaten in Afrika ins Kommunistische Lager unter Führung der Sowjetunion  wechseln, wissend, dass von den internen Gegnern Lumumbas keine Demokratie im westlichen Sinn zu erwarten war. Hauptsache nicht unter sowjetischen Einfluß.

An solchen Beispielen läßt sich auch die Verlogenheit der Westmächte zeigen. Es geht im Zweifel nie um die vielbeschworenen "westlichen Werte". Lumumba war ein humaner Demokrat der in seinem Land durch Wahlen an die Macht kam, und einfach geopfert wurde. Wenn es dem Westen um Demokratie gegangen wäre, hätten sie ihn unterstützen müssen.

Das ganze mit katastrophalen Folgen bis heute.

Nick42
aixois
aixois
Mitglied

RE: Lumumba und die Destabilisierung des Kongo
geschrieben von aixois
als Antwort auf jeweller vom 06.07.2020, 11:37:39

Damit könntest Du richtig liegen. " Mit diesem Beitrag wirst du im Forum wenig Zuspruch erhalten. "

Trotzdem finde ich gut , dass dutch die Kolonialgeschichte bes. Belgiens tiefer recherchiert hat, gerade was Lumumba angeht, auf dessen Schicksal (und Namensverwendung für schokoladig-dunkle Süssspeisen)  ich in meinem Beitrag zum Fleischpreis und die Grünen (Versklavung Afrikas) anläßlich des belgischen Nationalfeiertags am 30/06 hinwies.

Man könnte auch den Namen vom heute noch für die Jugend Afrikas als Idol geltenden Präsidenten Burkina Fasos , Thomas Sankara (der übrigens den Kolonialnamen Obervolta durch Burkina Faso - wörtlich -"Heimstatt der Aufrichtigen" - ersetzt hat) erwähnen, der ebenfalls - weil seine Politik viele Kreise gestört hatte - unter 'dubiosen' Umständen eliminiert wurde, unter vermuteter  Mitwirkung seines alten Kampf- und Umsturzgenossen Blaise Compaore, seinem Präsidentennachfolger .

"Seine Vision: Er wollte einen demokratischen Staat schaffen, frei von Korruption, unabhängig vom Westen und vereint mit den afrikanischen Nachbarländern. Seine persönliche Bescheidenheit - er ließ die Luxuskarossen der Vorgänger-Regierung verkaufen und verpflichtete die Minister, so wie er selbst, einen Renault 5 zu fahren -, und seine Integrität standen in krassem Gegensatz zu vielen anderen afrikanischen Regierenden und machten ihn bereits zu Lebzeiten zu einer Legende. Allerdings schaffte er sich auch viele politische Feinde. "  (2015-Sankara) .
(Kommission)


 

Karl
Karl
Administrator

RE: Lumumba und die Destabilisierung des Kongo
geschrieben von Karl
als Antwort auf jeweller vom 07.07.2020, 11:28:46

Jeweller:
"Kritik nur, wenn ich in dem Land lebe. "

Lieber Hubert,


das wäre das Ende der Rubrik "Internationale Politik" und würde nicht berücksichtigen, dass wir inzwischen in einem globalen Dorf leben, indem nicht nur die gleichen Krankheiten wüten, sondern dessen enges Beziehungsgeflecht alles mit jedem verwebt.

Wenn in China ein Sack Reis umfällt, tangiert mich dies vielleicht nicht, wenn aber Chinas Politik in Hongkong dazu führt, dass massenweise Hongkong Chinesen nach GB flüchten und die Wirtschaftsbeziehungen mit China belastet werden, tangiert mich dies sehr wohl. 

Wenn die Kolonialpolitik europäischer Staaten inklusive Deutschlands sehr kritisch hinterfragt wird, dann ist dies notwendige Vergangenheitsbewältigung und wichtig für eine friedlichere Gestaltung der Zukunft.

Karl

Anzeige