Diskussion historischer Ereignisse Putin verstehen, aber wie?

carlos1
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Re: Putin verstehen, aber wie?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf ingo vom 28.02.2015, 16:56:25
"Ihr Freunde Putins: Lebt gerne in Eurem eigenen russischen Universum. Meine/unsere Welt ist auch ohne Putin gerade schlimm genug." ingo


Warum diese Empörung, ingo? Es gibt keinen Putin-Freundeskreis.

In einem Forum, in dem über historische Ereignisse diskutiert werden kann und darf, wird Quellenmaterial vorgestellt und kann auf seine Aussagefähigkeit geprüft werden oder man kann dazu sich eine Meinung bilden. Kritische Bewertungen sollten aber begründet werden.


Niemand lebt in einem selbst geschaffenen russischen Universum, wie du dich ausdrückst. Diese eigene russische Welt gibt es aber, ob es uns gefällt oder nicht. Wer sich mit Geschichte und Politik fasst, muss bereit sein, den eigenen Horizont zu überschreiten. Ohne die geistigen Strömungen, Stimmungen und Empfindlichkeiten in einem Land kannst du die Außenpolitik dieses Landes nicht gut verstehen.

c.
carlos1
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Re: Putin verstehen, aber wie?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf Locomotivedriver vom 28.02.2015, 09:49:49
"......................aber auch mit vielen "Potemkinschen Dörfern" den vorbeifahrenden Zaren, schlichtweg "verarscht"!! Locomotivdriver


Kein Zar wurde "verarscht", denn Katharina die Große war eine Frau und intelligent genug die Machenschaften ihrer Vertrauten zu durchschauen. Sie war übrigens eine Deutsche, aus Anhalt-Zerbst.
ingo
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Re: Putin verstehen, aber wie?
geschrieben von ingo
als Antwort auf Karl vom 28.02.2015, 18:11:56
Du sprichst verklausliert, statt Klartext, Karl. Deshalb muss ich Dich nicht verstehen.
Putin denkt rückwärtsgewandt. Er wünscht sich die alten Zeiten der SU zurück und geht dafür über Leichen. So einfach kann man das erklären. Das ist in der Tat "kurz gedacht".
"Hinter jedem Politiker steht im Inneren...."Ich bitte Dich! Solche freundlichen Gedanken hast Du m.W. nie über Frau Merkel oder über Obama geäußert. Ich will Dir nicht einmal widersprechen; aber, wenn, dann bitte gleiches Recht für alle.

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Re: Putin verstehen, aber wie?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ingo vom 28.02.2015, 16:56:25
Unterlass es doch einfach diejenigen, die nicht Deiner Meinung sind, als Freunde Putin's zu bezeichnen. Es geht hier schließlich nicht um Freundschaften. Ich habe allerdings auch keinen Grund ihn zu hassen oder zu verachten, das überlasse ich gerne Dir. Herr Putin ist weder mein Freund, noch mein Feind.
Ich sehe keinen Grund die Vorkommnisse einseitig zu betrachten, das überlasse ich gerne Dir.
Bruny
carlos1
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Re: Putin verstehen, aber wie?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf carlos1 vom 28.02.2015, 18:43:02
Eine interessante und kompetente Darstellung der russischen Außenpolitik in der Ukrainekrise und die Beziehungen Russlands zum Westen bietet der folgende Link.

Er bestätigt meine Vermutung, dass durch die Ukrainekrise nationalistische Kreise mit einem "romantischen" (so der Verfasser des textes S. Markedonow) und sakral verstärkten nationalistisch überzogenen Weltbild die Meinung der russischen Öffentlichkeit immer stärker präsentieren.

Interessant auch die Feststellungen über die Situation in Innerasien. Russland sieht der Analyse zufolge mit einiger Sorge auf den Abzug der Nato aus Afghanistan, weil dadurch der Druck islamistischer Kräfte auf Kasachstan, das mit Russland eine sehr lange gemeinsame Grenze hat. Ebenso befürchtet Russland einen zunehmenden Druck auf die nordkaukasische Region. R. habe durchaus gemeinsame Interessen mi dem Westen.

Bei der Abbwägung der beiderseitigen Interessen könne gesagt werden, so die Analyse dass der Westen im Grunde kein Interesse haben dürfte Russland allzu sehr zu schwächen. Die Hauptgefahren drohen aus dem Süden (Islamismus) und Fernost.

Etwas überraschend ist das schon so etwas aus Moskau zu hören.

Moskaus Blick auf die Ukrainekrise und den Westen

http://www.laender-analysen.de/russland/
Tina1
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Re: Putin verstehen, aber wie?
geschrieben von Tina1
als Antwort auf carlos1 vom 28.02.2015, 11:53:52
[quote=carlos1]Hallo phil,
das letzte Interview des Boris Nemzow kurz vor der Ermordung beleuchtet mit einem Satz die Situatin in Russland:

"Eine Journalistin erwähnte auch die Krim und sagte, dass eine Mehrheit der Bewohner gewollt habe, dass die Schwarzmeer-Halbinsel in die russische Föderation eintrete. "Die Bevölkerung wollte in Russland leben, zugegeben", erwiderte Nemzow. "Aber die Frage ist eine andere: Man darf sich nicht nach dem Willen richten, sondern nach dem Gesetz. Und man muss die internationale Gemeinschaft respektieren." s. Linktipp


Das Problem habe ich bereits in meinem einleitenden Beitrag angeschnitten.

Viele Grüße
c
[quote/]

Nemzow-Interview vom Dezember 2014

"Für eine ARD-Produktion hat Boris Nemzow im Dezember ein Interview gegeben - und mit dem System Putin abgerechnet. Er sprach von mafiösen Strukturen, staatlich gelenkten Medien sowie Putins Machthunger, der noch lange nicht gestillt sei."

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Edita
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Re: Putin verstehen, aber wie?
geschrieben von Edita
als Antwort auf Tina1 vom 01.03.2015, 08:35:20
Die Geschehnisse der 1990- ger Jahre haben m.M.n. eine für Russland eindeutige aber sehr nachteilige Machtverschiebung hervorgerufen, deren unausweichliche Folge darin gipfelt, daß der Westen, in dem Bewußtsein den Kommunismus in Europa endgültig besiegen zu können, die Erweiterung von EU und Nato, ohne nur die geringste Rücksicht darauf zu verschwenden, was das mit Russland machen könnte, seine Erweiterung forciert, als gäbe es kein morgen mehr! Die somit vorangetriebene "Demokratisierung" Osteuropas betrachtete man gleichzeitig als Legitimation, innerpolitische, außenpolitische und Sicherheitsbedenken Russlands ohne viel Federlesen ignorieren zu können, gleichzeitig " verbat " man sich aber vehement jegliche "Kritik" seitens Russlands, die der Westen mit den in Russland vorhandenen Demokratiedefiziten begründete! Also hier der herrschende Westen mit dem erhobenen Zeigefinger, vielleicht manchmal sogar der erhobene Stinkefinger, und dort der kleine zu kuschenhabende Russe! Daß das diplomatisch nicht ausgegoren war, und massiv am russischen Selbstwertgefühl kratzt,.......ich kann das nachvollziehen!
Die EU-Mitgliederzahl hat sich seit dem Ende der Sowjetunion mehr als verdoppelt, die Nato steht bis auf 500 km vor den Toren Moskaus, die Wirtschaftskraft Europas mutiert zur größten der Welt, während es mit Russland stetig bergab geht, Herrschaftszeiten, ist es so schwierig zu verstehen, was in Putin vorgeht?

Edita
ingo
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Re: Putin verstehen, aber wie?
geschrieben von ingo
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 28.02.2015, 19:59:17
Was ist das denn für ein Ton? So moderat, wenngleich deutlich, wie ich antworte, werde ich einen Teufel tun und etwas "unterlassen", nur, weil es Dir nicht passt. Wenn ich Euch als "Putinversteher" oder als "Freunde Putins" bezeichne, hast Du/habt Ihr Euch selbst zuzuschreiben. Ihr schreibt nunmal nur positiv über ihn; das ist ein Fakt. Dass Du nciht sein persönlicher Freund bist, versteht sich ja wohl von selbst.
ingo
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Re: Putin verstehen, aber wie?
geschrieben von ingo
als Antwort auf carlos1 vom 28.02.2015, 23:30:11
Putin hat eine Höllenangst vor dem Islam. Und ich meine wirklich den Islam und nicht die kriminellen Islamisten. Vor denen allerdings auch. Aber die dürften noch Angst vor der russischen Armee haben. Im Gegensatz zu Erdogan hätten die Russen die IS schon längst plattgemacht, wenn die etwa auf kasachischem Territorium ihr Unwesen treiben würden.
ingo
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Re: Putin verstehen, aber wie?
geschrieben von ingo
als Antwort auf Edita vom 01.03.2015, 10:42:48
-Niemand hat ein osteuropäisches Land in die EU oder Nato gezwungen. Wenn und was diese Länder wollten oder wollen, geht Russland nichts an.
-Russland hätte bei Bedarf jede politische, militärische und wirtschaftliche Allianz mit dem Westen eingehen können, wenn Putin sich nicht wie ein Zar aufführen würde und im Weltsicherheitsrat nicht ständig sein Veto eingelegt hätte, obwohl er z.B. bei Syrien wusste, dass es um Völkermord geht. Ich habe an anderer Stelle schon geschrieben, dass ich glaube, dass Putin Minderwertigkeitskomplexe hat. Mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine. In diesem Zusammenhang gestehe ich aber, dass ich es Obama schwer ankreide, dass er Russland als Regionalmacht bezeichnet hat. Das war m.E. seine dümmste politische Äußerung; und die hat Putin mächtig befeuert und hat uns einen Teil der heutigen Situation beschert. Das verkenne ich nicht. Putin hätte aber die vielen Hände, die ihr Angela Merkel in den letzten Monaten entgegen gestreckt hat, nutzen können, um seinen Frieden mit Obama zu schließen. Wir haben das schließlich auch geschafft, obwohl aus Washington der Satz kam: "Fuck the EU". Auch das war zutiefst beleidigend.
Mir kommt gerade der Gedanke, dass Putin sich sofort wieder in den Kreis der G8 aufschwingen würde, wenn er gemeinsam mit dem Westen gegen IS vorginge und gemeinsam mit dem Westen ernsthaft nach einer Lösung in Syrien suchen würde. Obamas "Regionalmacht"-Äußerung dürfte einem Zorn darüber entsprungen sein, dass Russland sich an allen Ecken und Enden bedeckt hält. Die einzigen humaitären Maßnahmen, an denen sich Russland in den letzen Jahrzehnten beteiligt hat, war, oh Wunder, in der Ukraine. Oder kennt jemand noch eine andere Katastrophen-Hilfe, an der man sich beteiligt hat?

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