Forum Politik und Gesellschaft Diskussion historischer Ereignisse Warum stehen in Washington, London, Paris, Moskau und anderen Hauptstädten keine Mahnmale/Denkmale der eigenen Schande?

Diskussion historischer Ereignisse Warum stehen in Washington, London, Paris, Moskau und anderen Hauptstädten keine Mahnmale/Denkmale der eigenen Schande?

olga64
olga64
Mitglied

RE: Warum stehen in Washington, London, Paris, Moskau und anderen Hauptstädten keine Mahnmale/Denkmale der eigenen Schande?
geschrieben von olga64
als Antwort auf Pucette vom 21.11.2018, 20:42:16

Es gibt auch Länder, die ihre Helden so lange pflegen, wie sie denken, dass sie es sind, obwohl sich oft Mörder dahinter verstecken.
So erging und ergeht es Lenin immer wieder, wenn sein Denkmal weggepackt wird, um es bei Stimmungsänderung wieder hervorzuholen.
Auch Saddam Hussein erging es so; dieses Denkmal dürfte aber endgültig zerstört sein.
In Erinnerung ist mit einer der grössten Massenmörder = Mao. Am "Platz des Himmlischen Friedens" in Peking steht ein Riesen-Mausoleum, wo er seit Jahrzehnten aufgebahrt ist. Will man sich dieses ansehen, muss das schnell gehen. Mit Sondererlaubnis wird man rein- und durchgescheucht und kann gerade einen Blick in das wächserne, mumifizierte Antlitz dieses Massenmörders erhaschen.
Und diese Beispiele gibt es oft - wenn man öfters auf Reisen ist, wird man sie auch entdecken. Olga

RE: Warum stehen in Washington, London, Paris, Moskau und anderen Hauptstädten keine Mahnmale/Denkmale der eigenen Schande?
geschrieben von ehemaliges Mitglied

" wieso diese Länder keine herausragenden Mahnmale im Hinblick auf ihre eigenen! Gräueltaten gegenüber Minderheiten (Indianer, Buren, Schwarze u.s.w.) errichtet haben. Es ist erstaunlich, dass diese Frage hier so oft missverstanden, bzw. von einigen sogar absichtlich fehlinterpretiert wird. "

Ist es ein Wunder, dass diese Frage "fehlinterpretiert" wird? Wer in unserem Lande soll diese Frage denn beantworten? Niemand, der nicht Regierungssprecher eines der Länder ist, die hier gefragt sind - kann diese Frage beantworten. Punkt.

Allerdings: können Leser und Schreiber hier ihre Erfahrungen und Eindrücke aus anderen Ländern mitteilen. Meine Erfahrungen mit Aufarbeitung der eigenen Geschichte aus einem anderen Land sind so, dass mancher hierzulande noch was dazulernen könnte. Andere Mentalitäten gehen mit ihrer Geschichte vielleicht anders um - benötigen andere Zeiträume zur Aufarbeitung.

Wird der Umgang mit der eigenen Geschichte in anderen Ländern beschleunigt durch diese Frage hier? Falls nein - handelt es sich einfach nur um selbstgerechte Augenwischerei: auch genannt Populismus.

 

arno
arno
Mitglied

RE: Warum stehen in Washington, London, Paris, Moskau und anderen Hauptstädten keine Mahnmale/Denkmale der eigenen Schande?
geschrieben von arno

Moin,

leider ist die Fläche  des Vatikans nicht groß genug, um all die vielen Mahnmale 
aufstellen zu können.
Ob der katholische Himmel dafür ausreicht, glaube ich nicht!
Warum sonst vertuscht man die vielen Schandtaten?

Gruß arno


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ingo
ingo
Mitglied

RE: Warum stehen in Washington, London, Paris, Moskau und anderen Hauptstädten keine Mahnmale/Denkmale der eigenen Schande?
geschrieben von ingo
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 19.12.2017, 11:22:45

"....ohne gegenseitige Polemik..""


Du "Scherzbold". Dein Beitrag ist durchaus mit Polemik gleichzusetzen, weil Du (m.E. ganz bewusst) dies "alte Kamelle" nochmal aufwärmst. Und nun komsmt Du bestimmt mit einer Interpretation Deines Beitrages, die beweisen soll, dass Du ganz wertfrei geschrieben hast. Diesen Trick haben Höckes Kumpels mit ihrer Erklärung seiner Worte hinterher auch benutzt. Was interessiert uns/ein Seniorenforum denn, wie andere Länder mit ihrer Geschichte umgehen?

carlos1
carlos1
Mitglied

RE: Warum stehen in Washington, London, Paris, Moskau und anderen Hauptstädten keine Mahnmale/Denkmale der eigenen Schande?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 19.12.2017, 11:22:45

„Schon seit geraumer Zeit treibt mich diese Frage um und ich habe bis heute keine befriedigende Antwort darauf. Ich würde mich daher freuen, wenn in diesem Thread sachlich und ohne gegenseitige Polemik darüber dikutiert und vielleicht sogar eine Erklärung gefunden werden könnte, die allgemeine Zustimmung findet. Nur weil ein Herr Höcke auf recht verzwirbelte und mehrdeutige Weise in seiner Rede u.a. gesagt hat, dass Berlin eine diesbezüglich Ausnahme darstellt, ist es nach meiner Meinung erlaubt, diese Tatsache einmal ganz unvoreingenommen zur Diskussion zu stellen.“ Fred-Lang


Fred, das ist ein völlig unbrauchbarer Einstieg in eine Diskussion über ein historisches Ereignis, das „nur hier diskutiert“ werden soll, "weil ein Herr Höcke auf recht verzwirbelte und mehrdeutige Weise in seiner Rede u.a. gesagt hat, dass Berlin eine diesbezüglich „Ausnahme darstellt…“  Der Mann von der AfD hatte das Holocaust-Mahnmal in Berlin als Denkmal der Schande bezeichnet. Mehrdeutig ist das nicht, wie du schreibst, sondern eindeutig.
 
Ich kann verstehen, wenn nach den Ursachen des Holocaust und den geistigen Ursprüngen des Antisemitismus in Dtld bzw Österreich/Ungarn, nach dem Schicksal der deutschen Bürger jüdischen Glaubens gefragt würde, vielleicht auch nach der fehlenden Hilfsbereitschaft anderer Nationen, nach den Methoden der Abgrenzung und Ausbürgerung durch das Hitlerregime gefragt würde. Verbrechen wurden auch von andern Nationen verübt. Die Existenz eines Mahnmals stellt zudem kein Ereignis als solches dar, das hier diskussionswürdig sein könnte, sondern reflektiert nur die Absicht den Ort  zu kennzeichnen, von dem aus das Ereignis ausgegangen ist. Das Holocaust-Mahnmal in Berlin befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen Reichskanzlei Hitlers (1938 fertig gestellt) und des Führerbunkers, wo Hitler Selbstmord beging.
 
Nach der Einleitung soll Höcke gesagt haben, Berlin stelle eine Ausnahme dar im Vergleich zu anderen Hauptstädten. Höcke hat so wie ihn Fred Lang zitiert Recht: In anderen Hauptstädten gab es keine Regierung und kein Regine das mit derart verbissener Wut alle Kraft dafür einsetzte das Judentum während des Krieges in Europa auszurotten (Hitler-Rede im Reichstag am 1. September 1939). Hitler kündigt das Ende der jüdischen Rasse in Europa während des Krieges an. Es gab Antisemitismus, offenen oder verborgenen, aber keine Bestrebungen die Juden auszurotten. Selbst der Faschismus mit Mussolini in Italien bis 1943 übernahm nicht die deutsch-österreichische Variante mit den Rassenvorstellungen und dem Ausrottungswahn. Polen darf 1939 als ein faschistischer Staat bezeichnet werden, auch wenn es Opfer dt. Aggression wurde. Rumänien (Eiserne Front), die Pfeilkreuzler in Ungarn (Admiral Horthy) waren faschistische Staaten
 
Ich erwähne auch Österreich deshalb, weil eine überproportional große Zahl von verantwortlich Beteiligter an der Endlösung Österreicher waren. Der Österreicher Hitler wurde erst im Juni 1932 in Deutschland eingebürgert. Die Globocniks und Kaltenbrunners und andere waren maßgeblich an der Endlösung beteiligt. Kaltenbrunner war Stellvertreter Himmlers und wurde in Nürnberg 1946 zum Tode verurteilt.. Die schlimmen Szenen, mit denen jüdische Bürger unter Aufsicht der österreichischen SA die Bürgersteige mit Zahnbürsten reinigen mussten, waren erst der Anfang in Wien und ich erwähne das nur beiläufig. Aus Berichten Beteiligter weiß ich, dass 1941 in Saporoshje in der Ukraine die Bewohner vor dem Eintreffen der dt. Truppen evakuiert wurden. Juden wurden nicht evakuiert. Warum nicht? Man wusste doch, was mit ihnen passieren würde.
 
Die Beseitigung des Hitlerregimes kostete viele Mio von Opfern. Polen, die Sowjetunion litten besonders. Und im Jahr 2017 versteht ein Deutscher wie Fred-Lang nicht, wie groß der Hass auf die Deutschen und Deutschland 1945 war. Viele der hier Schreibenden wären nicht geboren worden, hätte die Sieger Gleiches mit Gleichem vergolten. Ich meine, dass offen geredet werden muss, wenn im Nachkriegs-Europa eine Gleichung mit paritätischer Verteilung von Mahnmalen aufgemacht wird. Fred-Lang stellt selbst die Frage nach den Kriterien für ein Mahnmal.
 
Allerdings würde das nicht in ein Europa passen, das die Kriege und den Hass durch friedliche internationale Zusammenarbeit überwinden will.
c
adam
adam
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RE: Warum stehen in Washington, London, Paris, Moskau und anderen Hauptstädten keine Mahnmale/Denkmale der eigenen Schande?
geschrieben von adam
als Antwort auf carlos1 vom 25.11.2018, 00:17:31

Carlos,

so wie ich die Sache sehe, hat Höcke keinesfalls recht.

Das Holocaustmahnmal in Berlin ist ein Denkmal zur Erinnerung an etwa 6 Mio ermordete Juden aus und in Europa. Schon dieser Bezug auf die Leidtragenden, die getöteten Hilflosen, entfernt es weit von der Bezeichnung „Schande“. Dieses Denkmal klagt nicht an, nicht die Urheber kranker Ideen, nicht die Täter und Mitläufer. Von denen wurden nach dem Krieg Hunderte angeklagt, in Prozessen verurteilt, gehängt, erschossen, in Gefängnisse gesteckt. Leider wurden nicht alle erwischt. Alle, die sich schuldig gemacht haben, sind nicht Teilhaber an diesem Mahnmal. Sie hätten das auch nicht verdient. Das Denkmal fordert mehr das Selbstverständliche, daß zur Tatzeit fehlte: Solidarität für Schwache, Stirn gegen Willkür, Denken statt blindem Gehorsam. Hier macht es Sinn, daß fünf Finger eine Faust bilden können.

Wo das Mahnmal steht, spielt keine Rolle. Überall könnten und können Menschen sich zur geforderten Solidarität bekennen. Was gibt es da zu diskutieren? Eigentlich gilt es doch nur festzustellen, daß Höcke ein entsetzlich dummer Mensch ist.

--

adam
 

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schorsch
schorsch
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RE: Warum stehen in Washington, London, Paris, Moskau und anderen Hauptstädten keine Mahnmale/Denkmale der eigenen Schande?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf adam vom 26.11.2018, 00:45:41

............ Leider wurden nicht alle erwischt. Alle, die sich schuldig gemacht haben, sind nicht Teilhaber an diesem Mahnmal. .............

--

adam
 
geschrieben von adam
Ich denke, wären all jene, die mittels Sympathie zu den "Braunen" und Antipathie gegen "die Juden" auch erwischt, eingekerkert, erhängt oder erschossen worden, wäre Deutschlands Bewölkerung heute nur halb so gross.....

.....und auch die Schweizer Bevölkerung - und die Bevölkerung Österreichs und weiterer Länder - sollte sich auch heute mindestens noch Asche aufs Haupt streuen.....
RE: Warum stehen in Washington, London, Paris, Moskau und anderen Hauptstädten keine Mahnmale/Denkmale der eigenen Schande?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf adam vom 26.11.2018, 00:45:41

Ich fürchte, ihr redet aneinander vorbei.
Das Problem ist nämlich die Zweideutigkeit in der Bemerkung von Höcke, die Carlos hier abstreitet. Natürlich ist es für das deutsche Volk eine Schande, diese Verbrechen begangen zu haben, so gesehen stimmt die Bemerkung. So hat es Höcke aber nicht gemeint. Er wollte sagen, es sei eine Schande für uns, so ein Denkmal aufzustellen und damit an die Untaten zu erinnern, statt sie endlich mal ruhen zu lassen. Das geht eindeutig aus der Fortsetzung seiner Äußerung hervor.
Die lautet nämlich:
„Diese dämliche Bewältigungspolitik, die lähmt uns heute noch. Wir brauchen nichts anderes als eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad. Wir brauchen keine toten Riten mehr.“

Was Höcke mit der „Denkmal der Schande“-Rede bezweckt

Und über eine solche Äußerung eines Neonazis (und das ist Höcke eindeutig) und deren Berechtigung wird hier nun schon seit längererer Zeit ernsthaft diskutiert.

Die ganze Diskussion hier ist eine Schande!

P.S. Bevor Missverständniss aufkommen: Es gab viele gute Beiträge hier, ich meinte nicht die ganze Diskussion, sondern die Tatsache, dass jemand eine solchen Äußerung zum Anlass nimmt, darüber zu dikutieren bzw. diskutieren zu lassen. So als ob eine solch unselige und geschichtsvergessene Äußerung überhaupt diskussionwürdig wäre. Das ist sie nämlich nicht. Man kann sie nur in die Tonne kloppen.

adam
adam
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RE: Warum stehen in Washington, London, Paris, Moskau und anderen Hauptstädten keine Mahnmale/Denkmale der eigenen Schande?
geschrieben von adam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 26.11.2018, 12:31:11
Natürlich ist es für das deutsche Volk eine Schande, diese Verbrechen begangen zu haben, so gesehen stimmt die Bemerkung.

geschrieben von marina
Umgangssprachlich mag das für die damalige Bevölkerung zutreffen, aber juristisch schon damals nicht, weil es ein kollektive Schuld voraussetzt, die nach der Genfer Konvention verboten ist. Die heutige Nation hat schon aufgrund der späteren Geburt keine Schuld, sondern die Verantwortung für die Erinnerung und die Verhinderung einer Wiederholung. Das ist natürlich keine Schande.

Ansonsten bin ich deiner Meinung. Höcke hat nicht recht. Umgangsprachlich könnte es zu einer Schande, auch für die Bevölkerung, werden, wenn man Höcke weiter gewähren läßt.

--

adam

 
olga64
olga64
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RE: Warum stehen in Washington, London, Paris, Moskau und anderen Hauptstädten keine Mahnmale/Denkmale der eigenen Schande?
geschrieben von olga64
als Antwort auf adam vom 26.11.2018, 15:10:40
 
Ansonsten bin ich deiner Meinung. Höcke hat nicht recht. Umgangsprachlich könnte es zu einer Schande, auch für die Bevölkerung, werden, wenn man Höcke weiter gewähren läßt.

--

adam

 
geschrieben von adam
Herr Höcke ist noch kein Mitglied der AfD im Parlament, sondern sondert seine Giftspritzen vorwiegend in Thürigen ab, wo er vermutlich das macht, was die dortigen Menschen von ihm erwarten und auch verlangen.
Und so jemand war bis 2014 auch GEschichtslehrer und hat Kinder unterrichtet.
DAmals hätte die Neutralitätspflicht gegolten; ob das immer eingehalten wurde, bzw. intensiv überprüft, ist mir nicht bekannt.
Jetzt ruht sein Beamtenstatus und die Neutralitätspflicht ist damit ebenfalls vorläufig erloschen und er kann weiter seine verbale Volksverdummung betreiben. Olga

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