Forum Politik und Gesellschaft Diskussion historischer Ereignisse Wir gedenken heute der ermordeten Menschen im Holocaust

Diskussion historischer Ereignisse Wir gedenken heute der ermordeten Menschen im Holocaust

JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Wir gedenken heute der ermordeten Menschen im Holocaust
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf Karl vom 31.01.2019, 10:21:49

Ich kenne einen Überlebenden des Holocaust persönlich, Herrn Grube, Mitte 80.
Es vergeht kaum ein Tag ohne dass er mir einfällt.
Im Gegensatz zur Frau Knobloch, die eher stänkert und auch als eine Überlebende in München ein ähnliches Schicksal teilt, kämpft er um jeden Stolperstein, der in München verlegt wird mit der "Initiative Stolpersteine" mit.

RE: Wir gedenken heute der ermordeten Menschen im Holocaust
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf JuergenS vom 31.01.2019, 12:04:52

Frau Knobloch vertritt eine andere Meinung, die viele Juden mit ihr teilen, sie als Stänkerin zu bezeichnen, lässt Dein aufrichtiges Gedenken anzweifeln.

Karl
Karl
Administrator

RE: Wir gedenken heute der ermordeten Menschen im Holocaust
geschrieben von Karl
als Antwort auf mane vom 31.01.2019, 10:15:10
geschrieben von mane

Liebe Mane,


ich habe mich zu Saul Friedländer, dessen bewegendes Schicksal er heute im Bundestag geschildert hat, noch weiter kundig gemacht. Hier kann seine Geschichte auch bei Wikipedia nachgelesen werden.

Besonders betroffen gemacht hat mich seine Aussage und seine Belege dafür, dass damals Millionen von Deutschen durchaus Kenntnis davon hatten, dass die Juden umgebracht wurden.

Ähnliches hatten die Recherchen der Schüler letztes Jahr zur Reichspogromnacht erahnen lassen.

Es ist entsetzlich und nur schwer zu begreifen, dass das sogenannte christliche Abendland ein solch monströses Verbrechen begangen hat. Es sollte uns warnen vor denjenigen, die heute diese Geschichte am liebsten vergessen würden. Nur deren Kenntnis kann uns davor bewahren, dass sich Geschichte wiederholt.

Karl

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RE: Wir gedenken heute der ermordeten Menschen im Holocaust
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 31.01.2019, 15:44:22

Ich hab gestern nachmittags auf ZDF-Info die Dokumentation "Die Wahrheit über den  Holocaust" angeschaut.
Sie kam vor Tagen spät nachts, da hab ich nicht geschaut, doch auch diese Nacht war für mich nicht
sehr erholsam. Immer wieder erfährt man Neues, das unbegreiflich ist.

Clematis



 

RE: Wir gedenken heute der ermordeten Menschen im Holocaust
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 31.01.2019, 15:44:22

Zitat: "Besonders betroffen gemacht hat mich seine Aussage und seine Belege dafür, dass damals Millionen von Deutschen durchaus Kenntnis davon hatten, dass die Juden umgebracht wurden."

Wer die Tagebücher von Victor Klemperer gelesen hat, die auch verfilmt wurden, der/die hat das schon lange erfahren, darauf habe ich schon vor kurzem in einem anderen Thread hingewiesen, in dem ich heftig angegriffen wurde wegen meiner Aussage, dass die Leute mehr wussten, als sie zugaben und zugeben.  Ich habe diese Tagebücher mal gelesen, weil ich mir ein Bild davon machen wollte, wie die Juden in der Nazizeit ihren Alltag gelebt haben und was ihnen schon vor der Vernichtung angetan wurde. Hier wird ganz deutlich geschildert, wie sichtbar vieles war, auch wenn nicht alle von den Konzentrationslagern wussten, jedenfalls nicht von Anfang an. Bzw. sie wollten es nicht glauben und wehrten die Warheit oft ab. Deutlich sichtbar war aber schon lange vor der Vernichtung, dass die Juden nicht die gleichen Rechte hatten wie die sogenannen "Arier", dass sie ausgegrenzt wurden, ihre Arbeit und oft auch Wohnung verloren, keinen Zugang mehr zu bestimmten Geschäften oder Einrichtungen bekamen etc. etc., es gab jede Menge klare Indizien von dem, was geschah. Viele Leute kriegten ja auch mit, dass jüdische Nachbarn plötzlich weg waren, die Kinder in der Schule fehlten etc.
Und die Reichspogromnacht dürfte ja noch dem letzten Ignoranten die Augen geöffnet haben.
Mir kann keiner aus dieser Zeit erzählen, er/sie hätte von nichts gewusst, das sind reine Schutzbehauptungen.
Klemperer, Tagebücher

JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Wir gedenken heute der ermordeten Menschen im Holocaust
geschrieben von JuergenS

auch wenn es vielleicht nicht ganz zum Diskussionsfluss passt, möchte ich euch offenlegen, welchen Zeitzeugen Grube ich persönlich kenne, ein nicht ganz kurzer Auszug aus Wikipedia:

"1941 wurden 23 Kinder und die Betreuerinnen des Heims mit dem Bus abgeholt, darunter auch die beste Freundin des Achtjährigen, und nach Litauen deportiert, wo sie erschossen wurden. Ernst Grube und seine Geschwister entgingen dem, da sie als „Halbjuden“ galten und sein Vater sich geweigert hatte, sich von seiner Frau scheiden zu lassen. Im Frühjahr 1942 wechselten die verbliebenen Heimkinder in ein „enges, feuchtes Barackenlager“ in Milbertshofen. 1943 wurde ihm aufgrund des Judensterns vor einem alliierten Luftangriff der Zutritt zu einem Schutzbunker verweigert. Er habe sich, erklärte er später, „unters Gebüsch gelegt. Rings um mich sind die Bomben gefallen.“[2] Anfang 1945 wurde Grube mit seinen Geschwistern und seiner Mutter ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Die Befreiung des Lagers durch die Rote Armee rettete sie. "



 


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arno
arno
Mitglied

RE: Wir gedenken heute der ermordeten Menschen im Holocaust
geschrieben von arno
als Antwort auf JuergenS vom 31.01.2019, 16:50:34

Moin,

ich bin immer wieder erstaunt, dass an den Holocaust-Gedenktagen immer die christlichen
Wurzeln des Nationalsozialismus und des Holocaustes vergessen werden.

Warum dies so ist, weiß ich nicht!

Gruß arno

Ela48
Ela48
Mitglied

RE: Wir gedenken heute der ermordeten Menschen im Holocaust
geschrieben von Ela48
als Antwort auf Karl vom 31.01.2019, 10:10:19

Erschütternd!

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/holocaust-gedenktag-die-rede-von-saul-friedlaender-im-wortlaut-a-1250917.html

Ela

Monja_moin
Monja_moin
Mitglied

RE: Wir gedenken heute der ermordeten Menschen im Holocaust
geschrieben von Monja_moin
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 31.01.2019, 16:45:40
.....
........................
....................................

Mir kann keiner aus dieser Zeit erzählen, er/sie hätte von nichts gewusst, das sind reine Schutzbehauptungen.
Klemperer, Tagebücher
Es wußten, ich behaupte es einmal, die meisten.
Sie sahen sich nicht in der Lage etwas ändern zu können.
 
So weiß ich von der Familie meines Mannes, Schwiegermutter, Tanten und Onkels, daß sie wußten wer abgeholt wird, kommt nicht mehr oder nur selten lebend zurück.
 
Es wurde immer von einer Tante erzählt, die Halbjüdin war.
Alle liebten sie sehr.
Diese Tante lebte alleine, hatte zwar eine eigene Wohnung,  wohnte aber fast immer abwechselnd bei einem Familienmitglied.
Als sie mal wieder in ihrer Wohnung übernachtete, wurde sie nachts abgeholt.
Keiner wußte wo sie abgeblieben ist.

Erst lange Zeit später bekamen die Angehöigen per Post Nachricht.
Diese Tante schaffte es im Zug vom Abtransport einen Brief zu schreiben und ihn aus dem Zug zu werfen.
Der Brief wurde gefunden, ging von Hand zu Hand, erkennbar an den Notizen die darauf vermerkt waren, bis eine/r den Brief in den Briefkasten warf und der Brief ankam.
 
Die Angehörigen die davon erzählten waren noch Kinder, Schwiegermutter geboren 1923, die anderen in etwa im gleichem Alter.
Sie konnten nichts tun.
Deren Eltern trauten sich wahrscheinlich nicht etwas zu tun, sonst hätte ihnen wahrscheinlich das gleiche Schicksal gedroht. Dann wäre bekannt geworden, daß sie eine Halbjüdin in der Familie haben und bei sich übernachten ließen.

Von dieser Tante hat niemand mehr etwas gehört.
 
Vorwürfe machen ich keinem. Weiß nicht wie ich gehandelt hätte.
Hinterher ist es immer leicht zu verurteilen, wenn man persönlich nicht selbst betroffen ist.
 
Monja.
 
Karl
Karl
Administrator

RE: Wir gedenken heute der ermordeten Menschen im Holocaust
geschrieben von Karl
als Antwort auf Monja_moin vom 06.04.2019, 11:20:29

@monja_moin

Monja_moin
"Vorwürfe machen ich keinem. Weiß nicht wie ich gehandelt hätte.
Hinterher ist es immer leicht zu verurteilen, wenn man persönlich nicht selbst betroffen ist."
Ich stimme Dir zu. Unsere generation ist nicht mutiger als unsere Eltern und Großeltern. Genau deshalb darf man nicht abwarten, bis dass Widerstand lebensgefährlich wird. Ich kann nur immer wiederholen, auch wenn es einige nicht hören wollen "Wehret den Anfängen!" und möchte hinzufügen "weil, wenn ihr das nicht tut, dann ist es irgendwann zu spät".

Karl

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