Eigene Gedichte P A R O D I E N

na-und
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P A R O D I E N
geschrieben von na-und
Hie wollen wir zuerst die Parodien übernehmen,
die in der Rubrik "kleine Reimereien" bereits vorhanden,
aber völlig untergegangen sind:
na-und
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FÜLLE (Conrad Ferdinand Meyer) - FORUM (na-und) vom 26.10.2010
geschrieben von na-und
als Antwort auf na-und vom 01.05.2012, 11:17:17
Fülle
von Conrad Ferdinand Meyer

Genug ist nicht genug! Gepriesen werde
der Herbst! Kein Ast, der seiner Früchte entbehrte!
Tief beugt sich mancher allzureich beschwerte,
der Apfel fällt mit dumpfem Laut zur Erde.

Genug ist nicht genug! Es lacht im Laube!
Die saftige Pfirsiche winkt dem durstigen Munde!
Die trunkenen Wespen summen in der Runde:
„Genug ist nicht genug!“ um eine Traube.

Genug ist nicht genug! Mit vollen Zügen
schlürft Dichtergeist am Borne des Genusses,
das Herz, auch es bedarf des Überflusses,
genug kann nie und nimmermehr genügen!


Forum
von na-und

Genug ist nicht genug! Drum schreibe weiter
den Vers, den Reime, die uns gut gefallen.
Die uns erfreun, die Ansporn sind uns allen.
So manch Gedicht, das stimmt uns froh und heiter.

Genug ist nicht genug! Es lacht das Forum!
Die schönen Reime quellen aus dem Munde.
Wir alle zieh´n hier reimend unsre Runde.
Genug ist nicht genug, mal so, mal so rum.

Genug ist nicht genug! Zu allen Zeiten
sei Reimergeist die Quelle unsrer Freude,
sonst stürzet das Senioren-Treff-Gebäude.
Drum lasst uns fröhlich durch die Threads hier schreiten.
na-und
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Re: DÄMMERSTILLE NEBELFELDER (Wilhelm Lobsien) - TOTENSTILLE ERDENFELDER (na-und) vom 26.10.2010
geschrieben von na-und
als Antwort auf na-und vom 01.05.2012, 11:38:28
Dämmerstille Nebelfelder
von Wilhelm Lobsien

Dämmerstille Nebelfelder
schneedurchglänzte Einsamkeit,
und ein wunderbarer, weicher
Weihnachtsfriede weit und breit.

Nur mitunter, windverloren,
zieht ein Rauschen durch die Welt,
und ein leises Glockenklingen
wandert übers stille Feld.

Und dich grüßen alle Wunder,
die am lauten Tag geruht,
und dein Herz singt Kinderlieder
und dein Sinn wird fromm und gut

Und dein Blick ist voller Leuchten,
längst Entschlaf’nes ist erwacht ...
und so gehst Du durch die Stille
wunderweiche Weihnachtsnacht.

Totenstille Erdenfelder
von na-und

Überschwemmung allerorten
Erdrutsche und Sturmorkan
und mit wunderschönen Worten
tröstet man in Pakistan.

Und recht häufig, übelriechend
zieht das Öl durchs klare Meer.
Tiere sterben, quälend langsam,
Fischernetze bleiben leer.

Die Natur scheint sich zu wehren,
weil allein das Geld regiert,
Rücksichtslos auf Mensch und Tiere,
wird nach dem Profit gegiert.

Und der Blick wird immer trüber.
Totentanz. Die Erde bebt.
„Hast Du Mensch“, so frag ich bange:
„Dich längst selber überlebt?“

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miriam
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Re: DER GEFANGENE (Rainer Maria Rilke ) - OHNE TITEL - (Miriam)
geschrieben von miriam
als Antwort auf na-und vom 01.05.2012, 11:38:28
Rainer Maria Rilke

Der Gefangene

Meine Hand hat nur noch eine
Gebärde, mit der sie verscheucht;
auf die alten Steine
fällt es aus Felsen feucht.

Ich höre nur dieses Klopfen
und mein Herz hält Schritt
mit dem Gehen der Tropfen
und vergeht damit.

Tropften sie doch schneller,
käme doch wieder ein Tier.
Irgendwo war es heller -.
Aber was wissen wir.



Meine Hand das eine kennt nur:
Gebärde, mit der sie schreibt
Auf des Computers Tastatur
Einen Text - der hoffentlich bleibt.

Ich höre nur dieses Klopfen,
Und hoffe - meine Hand hält Schritt -
Doch helfen nur Baldriantropfen,
Wenn wieder der Text wegtritt -

Schriebe ich doch etwas schneller
Dann hätt' ich noch ein Gedicht,
Vielleicht wär dieses auch heller
Doch dem PeCe geht grad aus das Licht...

na-und
na-und
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Re: ASTERN (Gottfried Benn) - MODE (na-und) vom 26.10.2010
geschrieben von na-und
als Antwort auf na-und vom 01.05.2012, 11:53:53
ASTERN
von Gottfried Benn:

Astern -, schwälende Tage,
alte Beschwörung, Bann,
die Götter halten die Waage
eine zögernde Stunde an.

Noch einmal die goldenen Herden
der Himmel, das Licht, der Flor,
was brütet das alte Werden
unter den sterbenden Flügeln vor?

Noch einmal das Ersehnte,
den Rausch, der Rosen Du-,
der Sommer stand und lehnte
und sah den Schwalben zu,

noch einmal ein Vermuten,
wo längst Gewißheit wacht:
die Schwalben streifen die Fluten
und trinken Fahrt und Nacht.

Mode
von na-und

Models – tolle Figuren,
abgemagert und dünn,
die Modeschöpfer, sie schauen
zu ihren Gebilden nur hin.

Noch einmal die Mode von gestern
als Mode von heute gezeigt,
und zahlungskräftige Schwestern,
sie sitzen zum Kaufen bereit.

Noch einmal die gleichen Klamotten,
der Kaufrausch, das teure und du –
Designer die lachen und spotten
und sehen den Damen nur zu

Noch einmal dieses Erlebnis,
das längst ja schon keines mehr ist.
Und schauen wir auf das Ergebnis:
„Das meiste ist doch großer Mist!“
na-und
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Re: DIE SCHATZGRÄBER (Gottfried August Bürger) - HOMMAGE AN KARL UND MARGIT (na-und) vom 03.12..2010
geschrieben von na-und
als Antwort auf na-und vom 01.05.2012, 11:58:43
Die Schatzgräber
von Gottfried August Bürger

Ein Winzer, der am Tode lag,
rief seine Kinder an und sprach:
„In unsrem Weinberg liegt ein Schatz,
grabt nur danach – „An welchem Platz?“
schrie alles laut den Vater an.
„Grabt nur!“ O weg! Da starb der Mann.

Kaum war der Alte beigeschafft,
so grub man nach aus Leibeskraft.
Mit hacke, Karst und Spaten ward
Der Weinberg um und um gescharrt.
Da war kein Kloß, der ruhig blieb;
Man warf die Erde durch ein Sieb,
und zog die Harken kreuz und quer
nach jedem Steinchen hin und her.
Allein, da ward kein Schatz verspürt
Und jeder hielt sich angeführt.

Doch kaum erschien das nächste Jahr
So nahm man mit Erstaunen war,
das jede Rebe dreifach trug.
Da wurden erst die Söhne klug,
und gruben nun jahrein jahraus
des Schatzes immer mehr heraus.


HOMMAGE AN KARL UND MARGIT
von na-und

Der Karl mit Frau so im Duett
die schrieben mal im Internet.
„In diesem Forum liegt ein Schatz!
Schreibt nur und sucht!“ „An welchem Platz?“
Schrie alles gleich die Beiden an.
„Schreibt nur!“ sprach Karl und schwieg alsdann.

Kaum hatte man das Wort verdaut,
da wurd´ das Forum ausgebaut.
Mit Worten, Witz und vielen Reimen
ließ man das Forum weiter keimen.
Da ward kein Thread, das nicht beschrieben
Nie ist man ohne Hilf´ geblieben,
Man reimte Verse zum Gedicht
mit Schweiß in jedem Angesicht.
Allein, da ward kein Schatz verspürt
Und jeder hielt sich angeführt.

Doch schon nach einem knappen Jahr,
da nahm man mit Erstaunen wahr,
vervielfacht hat die Mitgliedschaft
allein sich durch des Schreibens Kraft.
Da wurden erst die Nutzer klug
und riefen: „Es ist nicht genug“,
und schrieben nun jahrein jahraus
des Schatzes immer mehr heraus.

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miriam
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Re: OHNE TITEL - (Johann Wolfgang von Goethe) - RESPEKT - (Miriam)
geschrieben von miriam
als Antwort auf na-und vom 01.05.2012, 11:58:43
Johann Wolfgang von Goethe

Sich im Respekt zu erhalten,
Muß man recht borstig sein.
Alles jagt man mit Falken,
Nur nicht das wilde Schwein



Respekt
kein respektvoller Vierzeiler

Vor Goethen Respekt zu bewahren,
Kann nicht immer einfach sein -
Manch Vers der uns blieb erhalten,
Klingt eher nach Dichterlein.
na-und
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MIGNON (Johann Wolfgang von Goethe) - OHNE TITEL (Lilith) 26.10.2010
geschrieben von na-und
Mignon
von Johann Wolfgang von Goethe

1. Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht?
Kennst du es wohl? Dahin!
Dahin möcht' ich mit dir,
O mein Geliebter, ziehn.

2. Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach,
Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach,
Und Marmorbilder stehn und sehn mich an:
Was hat man dir, du armes Kind, getan?
Kennst du es wohl? Dahin!
Dahin möcht' ich mit dir,
O mein Beschützer, ziehn.

3. Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg?
Das Maultier such im Nebel seinen Weg,
In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut;
Es stürzt der Fels und über ihn die Flut.
Kennst du ihn wohl? Dahin!
Dahin geht unser Weg!
O Vater, laß uns ziehn!

von Lilith

Kennst du das Land, wo die Mikroben blüh’n,
auf Clauberg und Drigalsky Kolonien glüh’n,
ein sanfter Hauch von Protheus durch die Räume weht,
wo Magensaft und wo auch Liquor steht?
Kennst du es wohl? Dahin!
Dahin versucht man dich als MTA zu zieh’n.

Kennst du das Haus, in dem man großes schafft,
im Keller panscht mit Stuhl und Magensaft
und Mikroskope steh’n und seh’n sich an,
was man den armen Kranken hat getan?
Kennst du es wohl? Dahin!
Dahin versucht man dich als MTA zu zieh’n.

Kennst du den Raum mit Schaltern und Gerät,
wo Buckytisch und Röntgenkugel steht,
dort, wo man blickt in Magen, Lunge, Herz
und Arm und Bein verrenkt trotz Weh und Schmerz?
Kennst du ihn wohl? Dahin!
Dahin versucht man Dich als MTA zu zieh’n
miriam
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Re: DIE SCHLESISCHEN WEBER (Heinrich Heine) - DIE DICHTER (Miriam)
geschrieben von miriam
als Antwort auf na-und vom 01.05.2012, 13:07:53
Die Schlesischen Weber

Heinrich Heine

Im düstern Auge keine Träne
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch -
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt -
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen
Der den letzten Groschen von uns erpreßt
Und uns wie Hunde erschiessen läßt -
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wir nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt -
Wir weben, wir weben!

Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht -
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch,
Wir weben, wir weben!





Eine gekürzte Parodie:

Die Dichter...

Am Morgen ich noch fürchterlich gähne,
Nun steh ich im Bad und putz mir die Zähne -
Forum, wir dichten dir nun ein Lied,
Es dichtet dabei so manches Mitglied,
Wir dichten, wir dichten...

Ein Fluch alljenen die uns dabei stören,
Von Schmach und Schande sollen sie hören,
Wenn unsre Verse früh geknickt
Weil Prosa die anderen nur erquickt -
Wir dichten, wir dichten...

Die Tasten klappern, der Stuhl der kracht,
Wir dichten emsig bei Tag und bei Nacht,
Dem Forum wir dichten ein buntes Gewand
Aus schönen Farben und wortgewandt -
Wir dichten, wir dichten...



na-und
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EIN MÄNNLICHER BRIEFMARK (Joachim Ringelnatz) - OHNE TITEL (Lilith) 26.10.2012
geschrieben von na-und
Ein männlicher Briefmark
von Joachim Ringelnatz

Ein männlicher Briefmark erlebte
Was Schönes, bevor er klebte.
Er war von einer Prinzessin beleckt.
Da war die Liebe in ihm erweckt.

Er wollte sie wiederküssen,
Da hat er verreisen müssen.
So liebte er sie vergebens.
Das ist die Tragik des Lebens!


ohne Titel

von Lilith

Der Stuttgarter Bürger erlebte
Was Schlimmes und er erbebte.
Minister und Schultes hatten entdeckt
Dass der Kopfbahnhof in der Vergangenheit steckt.

Der Bürger wollt’ diesen nicht missen,
doch hat er klein beigeben müssen.
So muß er sich nun bescheiden
Und diesen Umbau erleiden.

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