Fernsehen und Film 'Alphabet'

qilin
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'Alphabet'
geschrieben von qilin
Der Film von Erwin Wagenhofer ('We feed the world', 'Let's make money') ist sein bisher radikalster - er setzt sich darin mit dem Bildungsbegriff an sich auseinander und kritisiert, dass unsere 'Bildung' auf Performance und Konkurrenzdenken aufbaut - er hinterfragt aber die dahinter liegenden Denkstrukturen und das Wie des Lernens...
Premiere am 04.10. in Innsbruck, am 08.10. in Wien
qilin
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Re: 'Alphabet'
geschrieben von qilin
als Antwort auf qilin vom 28.09.2013, 17:23:48
Gestern habe ich den Film gesehen - und war einigermaßen enttäuscht. Waren die ersten beiden Filme Wagenhofers eingängig und nachvollziehbar, so ist dieser IMHO fast nur spekulativ - die Hauptaussage ist:

Alle Kinder sind hochbegabt; man braucht sie nur ihre ursprünglichen Begabungen frei entwickeln lassen - Schule hindert und beschränkt sie nur darin. Die Grundsätze der 'Erziehung' sollten Liebe und Zusammenarbeit sein, und nicht Angst und Wettbewerb.
Zweifellos ideal, nur - weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart machbar - und wohl auch nicht in absehbarer Zukunft. Angst und Wettbewerb waren und sind hochwirksame Werkzeuge der Evolution, und man kann sie nicht einfach nach Wunsch ersetzen. Suggestive 'Argumente' wie "Die erfolgreichen vielzelligen Organismen konnten sich nur entwickeln durch die Zusammenarbeit von Einzellern" sprechen da für sich...
Von allen Protagonisten hat mich eigentlich Pablo Pineda Ferrer am ehesten überzeugt, der erste Europäer mit Trisomie, der erfolgreich ein Hochschulstudium absolvierte (den kannte und schätzte ich schon von dem Film 'Me too - Wer will denn schon normal sein?'), aber - wer hätte ihm Schule und Uni ermöglicht, wenn da nicht viele erstklassige und gutwillige Lehrer gewesen wären? Hätten sich die alle von selbst gebildet, wenn das 'ideale Ziel' schon erreicht wäre http://www.my-smileys.de/smileys3/frage_2.gif[/img]

Damit will ich das herkömmliche Schulsystem keineswegs verteidigen, unter dem ich auch nicht zu wenig gelitten habe - von einer 'personalisierten liebevollen Erziehung' hätte ich ganz sicher erheblich profitiert - nur sehe ich keine reale Möglichkeit, diese in absehbarer Zeit praktisch so umzusetzen. Eine 'Abschaffung der Schule' in irgendeiner Form ist ganz sicher [i]kein
erfolgversprechendes Zukunftsmodell

() qilin
miriam
miriam
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Re: "we feed the world" von Erwin Wagenhuber...
geschrieben von miriam
als Antwort auf qilin vom 28.09.2013, 17:23:48
Danke qilin, dass du mich an den Film von Erwin Wagenhuber erinnerst - ich fand ihn toll.

Dabei fällt mir ein Dokumentarfilm ein, der thematisch etwas ähnlich gelagert ist - und der mich seinerzeit sehr beeindruckt hat:
Es geht um "Die Sammler und die Sammlerin" der französischen Filmemacherin Agnes Varda.

Sehr sachlich und nüchtern zeigt uns der Film wie die Lebensmittel in unserer Überflussgesellschaft gehandhabt bzw. entsorgt werden, wenn sie bestimmten vom Markt vorgegebenen Normen nicht entsprechen.
Keineswegs geht es dabei um Lebensmittel die den Anforderungen von Frische bzw. Hygiene allgemein nicht entsprechen, sondern zum Beispiel um die Größe oder um die Form von Kartoffeln.
Entsprechen diese nicht den Normen(?), werden ganze Lastwagen aus der frischen Ernte auf offenen Feldern gekippt, wo sie dann verrotten.

Gerade heute wurde in einer Sendung gezeigt, dass endlich manche Lebensmittelketten sich dagegen wehren - und diese Ware in ihrem Angebot führen - mit großem Publikumserfolg.

Miriam
qilin
qilin
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Re: 'Alphabet'
geschrieben von qilin
als Antwort auf qilin vom 14.10.2013, 13:47:26
Dadurch, dass ich am Tag darauf den Film 'Congress' gesehen habe, fiel mir dort eine - vielleicht etwas verquere - Parallele auf:
Im Film sagt am Ende ein Arzt, der sich entschieden hat, in der elenden Wirklichkeit zu leben: "Sie haben die Wahl." Ein wichtiger Satz. Wir müssen uns jeden Tag entscheiden, ob wir der Realität ins Gesicht schauen, oder ob wir uns aus ihr wegträumen wollen.
geschrieben von Ari Folman
- ist das 'Tun lassen, was seiner eigensten Natur entspricht', das 'einfach glücklich sein' bzw. das Streben danach, nicht auch eine Art von Droge, die die Realität überdecken kann?

() qilin

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