Forum Kunst und Literatur Fernsehen und Film Die neue Effi-Briest-Verfilmung

Fernsehen und Film Die neue Effi-Briest-Verfilmung

longtime
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Die neue Effi-Briest-Verfilmung
geschrieben von longtime
"Effi" neu, fraulich, weiblich, feministisch?
... ein unaufklärtes Mädchen, das ihren Verführer nach dem körperlichen Erlebnis des Orgamsus fagt:
"Ist das Liebe"
- Nein, erhält sie zur Antwort: "Freiheit"!

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Gesehen habe ich nur Ausschnitte in der "Kulturzeit" von 3sat.

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Meinen BLOG-Beitrag über Effi-Briest-Verfilmungen habe ich entsprechend ergänzt:

http://community.seniorentreff.de/autoren/wissen/eigene-Themen;art285,16509

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longtime
aurora
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Re: Die neue Effi-Briest-Verfilmung
geschrieben von aurora
als Antwort auf longtime vom 11.02.2009, 10:05:31
"Effi Briest" ist eine meiner Lieblingslektüren, emotional für mich sehr ansprechend und nachvollziehbar, was natürlich auch an dem exzellenten Schreibstil liegt. Ich habe es immer sehr bedauert, dass Effi so enden musste und bin jetzt richtig froh, dass es eine andere Lösung gibt. Den Film MUSS ich sehen!
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aurora
longtime
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Re: Die neue Effi-Briest-Verfilmung
geschrieben von longtime
als Antwort auf aurora vom 11.02.2009, 11:05:31
Ab heut läuft "Effi Briest" in einigen Kinos.

Da hab ich Besprechungen rausgesucht.

Im TIPP eine hundsmiserable von der BILD:

In ein paar Tagen kann ich von meinen Eindrücken berichten.

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longtime

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Drachenmutter
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Re: Die neue Effi-Briest-Verfilmung
geschrieben von Drachenmutter
als Antwort auf longtime vom 11.02.2009, 10:05:31
Ist das jetzt eine Bildungslücke, wenn ich zugebe, dass ich weder das Buch, noch die Erstverfilmung kenne und so gar nicht weiß, worum es in dem Buch geht? Zwar habe ich immer wieder diesen Titel gelesen und gehört, aber nie irgendwas zu der Geschichte. Muss ich mich jetzt schämen?

Ernsthafte Frage: Gehört das zu den Sachen, die man wissen muss?

Liebe Grüße,
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woelfin
chris
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Re: Die neue Effi-Briest-Verfilmung
geschrieben von chris
als Antwort auf longtime vom 11.02.2009, 10:05:31



hier ist der Link zum blog noch anklickbar.

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chris
longtime
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Re: Die neue Effi-Briest-Verfilmung
geschrieben von longtime
als Antwort auf Drachenmutter vom 12.02.2009, 17:48:10
Was muss man wissen? Und über was muss man sich eine Meinung bilden?

Das will ich eigentlich niemandem vorschreiben!

Wenn du herzhaft-ehrlich und neugierig fragst, bitte:


Ja, über die Prozesse (besonders liebevolle und/oder tödliche...) zwischen Mann und Frau etwa seit einem Jahrhundert (in einem rasanten Roman, der als Schullektüre Generationen gebildet und unterhalten hat...) müsste man & frau schon Bescheid wissen - wenn es e i n e (n) interessiert.

... und man noch fähig ist, andere Möglichkeiten für Frau und Mann zu realisieren (oder zumindest zu akzeptieren als soziale Konflikte und Einsichten in Norm und ihr Wandel).

Wer sich nicht für Ehe und Familie als Entscheidungskrise und für Romane als Spiegel der Gesellschaft und für Filme als Modelle zum Sich-Verständigen interessiert, kann ja so eindimensional & glücklich weiterleben.

... wie hier in den ST-Normalfällen - wo immer wieder im selben Stil gezankt und gemobbt wird, wie (oder wenn) es in der Ehe, Familie oder Nachbarschaft nicht mehr möglich oder nicht mehr auffällig genug ist.



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longtime

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Drachenmutter
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Re: Die neue Effi-Briest-Verfilmung
geschrieben von Drachenmutter
als Antwort auf longtime vom 12.02.2009, 18:11:58
Longtime, ich habe meine Frage ganz ernst gemeint, ohne bissigen Zwischenton.

Ich erinnere mich, dass ich als Kind von dem Roman Effi Briest hörte und mir erzählt wurde, das sei ein sehr trauriger Roman, bei dem man viel weinen müsse. Vielleicht war das der Auslöser dafür, dass ich das Buch später nie gelesen habe und mir auch den Film nie ansehen wollte. Traurige Bücher und Filme ziehen mich mental immer so runter.
Vermutlich entstand dadurch meine Wissenslücke. Vielleicht sollte ich nun meine Scheu vor diesem Buch doch einmal überwinden und es lesen.

Liebe Grüße,
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woelfin
cecile
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Re: Die neue Effi-Briest-Verfilmung
geschrieben von cecile
als Antwort auf longtime vom 12.02.2009, 17:39:34
Die von Schuldgefühlen überwältigte, depressiv dahinsiechende Effie Briest - jetzt plötzlich eine "befreite Frau", die frischfröhlich-mutig in ihr neues Leben schreitet: das ist wirklich eine überraschende Idee!
Arg gewöhnungsbedürftig, aber mutig, finde ich

Ich bin gespannt, wie der Film beim Publikum - und bei Longtime -ankommt.
Wer weiß, vielleicht raffe ich mich auch mal wieder zu einem Kinobesuch auf...


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cecile
pea
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Re: Die neue Effi-Briest-Verfilmung
geschrieben von pea
als Antwort auf cecile vom 12.02.2009, 23:42:03
Martenstein in der Zeit äußert sich eher kritisch...


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pea
longtime
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Re: Die neue Effi-Briest-Verfilmung
geschrieben von longtime
als Antwort auf pea vom 13.02.2009, 07:49:55
Ja - schon drei Männer, die ungeniert die angeblich schamlose Effi verurteilen.

Gestern auch Ulrich Greiner (einschließlich Martensteins Hilflosigkeit) in der ZEIT (s. TIPP), mit völlig unsinnigen, falschen Beobachtungen.

Alle Vor-Schreiber dort haben den Film (in einem Fall nur das Trailerchen...) noch nicht gesehen und tuten ins vorgehaltene Moral-Horn: D a s (also: sich sozial und sexuell befreien) darf doch eine Frau nicht, die sich von Mutter, Mann und Gesellschaft verkauft fühlt - und daran nicht erkrankt und nicht psychogen verreckt.

Ein herrlicher Film in den Gegenüberstellungen von äußerem Schmutz und innerer Wahrhaftigkeit (Straßenkot, vergammelte Häuser, Liebeslager auf Pferdedecke in einer Bruchbude) - Herrschaftlichkeit der Briestschen Hauses und moralisch, demütigendem Getue)

So war es immer, auch in wissenschaftlichen Analysen von manns-gelehrten Männern und seit 20 Jahren von drei Frauen zu "Effi Briest":

Sie verraten beschreibend ihre moralische Voreinstellung als Konvention und trampeln ungeniert darüber hinweg, was Fontane nicht nur in seiner verhüllenden Beschreibung der Vorgänge, sondern auch in seinen Briefen zu der "im Käfig der Angst" erzogenen Frau und Mutter geklärt hat.

Dass in der fünften Verfilmung zum ersten Mal eine Frau (mit den Figuren und Aussagen der im Roman und in den Briefen vorgestellten Männern und der Dienerin Roswitha Gellenhagen) die Konsequenzen gezogen, die Fontante 1895 nicht offen legen konnte; aber jedem Leser und allen Mitdenkern für die Zukunft von Mann und Frau in ihren Rollen ist hier Gelegenheit zu Schimpf und Schande (der eigenen...!) geboten.

Dass in der fünften Verfilmung zum ersten Mal eine Film-Frau (mit Hilfe der Figuren und Aussagen der im Roman und in den Briefen vorgestellten Männern und der Dienerin Roswitha Gellenhagen) die Konsequenzen gezogen, die Fontante 1895 nicht offen legen konnte; aber jedem Leser und allen Mitdenkern für die Zukunft von Mann und Frau in ihren Rollen mitgegeben, ja, geschenkt wurde als Möglichkeit: Liebe und Freiheit als Glück und Chance.

Deutsch-Mann und Deutschlehrerinnen hätten sich alle Kriege und besonders den Nazi-Rassismus sparen können, wäre "Effi Briest" als Denkmodell zur Erkenntnis genommen und nicht nur zum Abschreibemodell (mit den Noten für die Klassen- und Abiturarbeiten!) für weibliche Zwangsmoral als Gesellschaftspuppe, Bettdummchen und Mütterchen und beruflichen Rückhalt des erfolgreichen Mannes.

Nur eine Figur hat mich völlig überrascht; die Entwicklungsmöglichkeit ist aber richtig gesehen: Dr. Alonzo Gieshübler, der Apotheker, der ähnliche Demütigungen wie Effi verkraften muss (er ist verbuckelt, im Roman):
Er übernimmt die mutige Rolle mir verbaler, ja schimpfend-drohender Schützenhilfe für die Nachrichten und Bitten zu Effis Notlage, für die im Roman ihr Arzt mit-spielt.

Dass auf die berühmte - von Max Liebermann später grafisch so wirkungsvolle, prägende - Schaukelszene verzichtet wird ...

Wem fällt das auf?
Wer mag darüber nachdenken?

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longtime

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