Fernsehen und Film Er ist wieder da

dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Er ist wieder da
geschrieben von dutchweepee
Noch Keiner hat den Film gesehn und Alle sind dagegen. Das ist eine sehr merkwürdige Art der Kunstkritik. Dabei ist der Film komisch, teilweise sogar sehr und die Frage, ob man über Hitler lachen darf, stellt sich überhaupt nicht.

Der Film zeigt Hitler als selbstbewussten, charismatischen Mann, der komisch spricht, aber man ist ja tolerant. Buchautor Vermes dazu: „Natürlich ist es vielen Menschen lieber, wenn Hitler als Monster und Inkarnation des Bösen dargestellt wird. So kann man ihm die alleinige Schuld zuschieben.”

Man lacht eher über die Leute, denen dieser Hitler begegnet. Der Regisseur lässt Hitler in ungestellten, ungeplanten, dokumentarischen Aufnahmen auf die Bevölkerung los, so dass NPD-Kameraden, Fußballfans, Passanten und Stammtischbrüder sich ihm anvertrauen und ganz unverhohlen ihrem rechten Gedankengut Ausdruck verleihen, ihn drücken oder einfach ein Selfie gemeinsam mit Hitler haben wollen.

Ich habe mich dabei ertappt, dass man als „aufgeklärter“ Zuschauer in einigen Punkten mit diesem Hitler einer Meinung ist und dass er gar nicht so unrecht hat mit seiner Politik-, Medien- und Gesellschaftskritik. Dieser komische Film hält unserer ach so liberalen Gesellschaft den Spiegel vor die selbstgerechte Nase.

JuergenS
JuergenS
Mitglied

Re: Er ist wieder da
geschrieben von JuergenS
"Noch Keiner hat den Film gesehn und Alle sind dagegen"

nein, das kannst du nicht behaupten, gilt nicht für alle das gleiche, dutch.

Für mich gilt, wie weiter unten schon gepostet:

Ich habe Probleme mit allen H-Satiren, da mir das Original schon einen Schauer über den Rücken jagt. Es sieht fast so aus (auch Wiederholung), als hätte der H sogar vorgesorgt, dass heutzutage durch ihn noch Geld in Form aller möglichen kunstähnlichen Produkte verdient werden könnte, durch alles, was man in die Schublade Satire stecken kann.

So, behaupte nicht, dass alle dagegen sind gegen den Film.
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Er ist wieder da
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf JuergenS vom 09.10.2015, 13:18:32
@heigl
Das ist keine Hitler-Satire im eigentlichen Sinne. Lies bitte meine Kritik und schau Dir vielleicht auch den von mir eingestellten Trailer Nr.5 an.

Hitler ist in diesem Film nur selten komisch, aber die Menschen, die unverhofft und ungeplant mit ihm auf der Straße interagieren müssen, sind unfreiwillig, komisch, lächerlich bis erschreckend dumm.

Eigentlich ist das eine Deutschland-Satire.

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Re: Er ist wieder da
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf mane vom 09.10.2015, 11:36:55
Ich hab einfach eine andere Ansicht von Humor.
Für mich hat Humor was mit dem Herzen zu tun,
Satire was mit dem Verstand.
Clematis
geschrieben von mane


Hallo Clematis,

da Du auf meine Antwort auf Olga( vom 8.10. um 19.44 Uhr) geantwortet hast, wirst Du Dich auch auf das dort eingestellte Video beziehen, nehme ich an.



Ist Humor als Waffe ein guter Weg in der Auseinandersetzung mit Rechtsextremisten?
"Mit Aggressivität können sie super umgehen, da legen sie ne Schippe drauf - aber wenn man sie mit Humor versucht, zu stellen, da sind sie nahezu hilflos."
geschrieben von mane


Darf ich fragen, ob Du es Dir überhaupt angesehen hast?

Storch Heinar rückte dem Feind ab 2011 nicht nur modisch, sondern nun auch musikalisch zu Leibe. Mit Storch Heinars zackiger Marschmusik-Kapelle "Storchkraft" und einer nicht enden wollenden »Storchkraft statt NPD«-Tour.

Ende 2012 erhielt Storch Heinar im Deutschen Theater den Publikumspreis des "Deutschen Engagement Preises". 2013 wurden Heinar und Co. unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten zum Bundes-Engagement-Botschafters ernannt. Quelle
geschrieben von Storch Heinar


Mane


Nein, Mane, ich konnte das (und die anderen) Video nicht ansehen, jedesmal wenn ich es anklicke, geht an meinem PC nichts mehr. Ich hab nur EINE Möglichkeit, weiterzumachen, indem ich einen Neustart mache.

Es ist schade um meine kostbare Zeit.

Verbleiben wir so: ich will diesen Film nicht ansehen, auch wenn die obere intellektuelle Schicht dieses Forums über ihn lachen kann.

Ich hab im Zusammenhang mit diesem Menschen andere Bilder gespeichert, und dabei bleibts!

Clematis
mane
mane
Mitglied

Re: Er ist wieder da
geschrieben von mane
als Antwort auf Shenaya vom 09.10.2015, 12:20:30
Liebe Mane, meine Meinung zum obigen Video ist Folgende:
(Zum Film "Er ist wieder da" kann ich (noch) nichts sagen.):

Ohne intensivste, begleitende Öffentlichkeitsarbeit halte ich das gezeigte Satireprojekt nicht für geeignet, die breite Öffentlichkeit wirklich zu erreichen (wie u.a. auch im Video deutlich zu sehen und zu hören ist, wird der Storch trotz Adolfbärtchen oder bedruckten T-Shirts gemeinhin und vorrangig mit völlig anderer Assoziation wahrgenommen!). Ob das erstarkende braune Geschwader sich der gewünschten Lächerlichmachung bewusst wird, bezweifle ich.

Verständnis für Satire setzt ein gewisses Maß an Intelligenz voraus.
Ich erinnere mich an bitterste Satiresketche Gerhard Polts, die von nicht wenigen, einschlägigen Stammtischen schon vor geraumer Zeit mit einem leiser oder lauter gemurmelten "Genau des moan i aber aa!" kommentiert wurden. Der geplante, satirische Denkanstoß stieß völlig ins Leere.

Die sich tunlichst im Hintergrund haltenden Drahtzieher rechtspopulistischer Aktionen wissen sehr wohl, worum es geht in satirischen Projekten. Bevor sie jedoch selber in Erscheinung treten, wird der Pöbel mobilisiert, marschiert (wieder einmal) gröhlend und fahnenschwingend durch Deutschlands Straßen oder füllt ganze Facebookseiten mit rechtsnationalen Schmutzparolen. Ich denke, diese "Zielgruppe" versteht nur eine sehr deutlich kommunizierte Sprache.
LG - Shenaya


Liebe Shenaya,

ich freue mich über Deine ausgewogene Antwort.

Das Projekt, welches, wie Du ganz richtig schreibst, wird nicht die "Richtigen" zum Nachdenken bringen.
Aber, "Kleinvieh" macht auch Mist.
Das Satire-Projekt nimmt z.B. die Mode, die in rechtsradikalen Kreisen beliebt ist, auf die Schippe. Es hat sich eine Art "rechte Mode" entwickelt, die mit germanischen Runen, nationalen Symbolen arbeitet und mit Codes, die alle verstehen.
Diese wird auch über rechte Kreise hinaus verkauft und getragen. Rechts scheint für manche auch "schick" zu sein. Diese Menschen könnten u.a. erreicht und nachdenklich gemacht werden.

Die Erfahrung, dass die Aktion falsch verstanden werden kann, äußert auch Julian Barlen in dem Video und erklärt, worum es eigentlich geht:
Sie karikieren Neonazis und ihre Rituale. Aus deren Modemarke "Thor Steinar" wird die Figur "Storch Heinar", der einen Wehrmachtshelm trägt und nur ein "Ei" hat.

"Ziel der Parodie ist es, über Strategien von Rechtsextremen aufzuklären, die mittels Mode, Musik und unter Nutzung sozialer Netzwerke menschenfeindliche Ideologien verbreiten wollen."
Bei den Landtagswahlen 2014 in Sachsen sorgten sie mit dafür, dass die Rechtsextremen am Wiedereinzug in das Dresdner Landesparlament scheiterten. "Heiner" fungierte als "Spitzenkandidat gegen Neonazis - überall".
Quelle

Gruß Mane
Re: Er ist wieder da
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf dutchweepee vom 09.10.2015, 13:27:34
Hitler ist in diesem Film nur selten komisch, aber die Menschen, die unverhofft und ungeplant mit ihm auf der Straße interagieren müssen, sind unfreiwillig, komisch, lächerlich bis erschreckend dumm.


Du solltest, so wie ich es gezwungenermaßen seit meinem schweren Unfall tue, regelmäßig mit Bus und Straba fahren.
Dort erlebt man das - wie ich weiter oben schon schrieb - ganz ohne noch Eintritt dafür bezahlen zu müssen.
Ein Tipp, den man vielleicht auch mal an unsere Politiker weiter geben könnte, dann würden sie vielleicht mit anderen Antennen durch die Gegend laufen.

Und ich will noch einen Aspekt einbringen.

Es wird genug Menschen geben, die so schlicht in der Birne sind, dass sie eine Satire nicht einmal erkennen und sich u.U. bestätigt fühlen.

Ansonsten schließe ich mich auch hier Clematis an.

Meli

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mane
mane
Mitglied

Re: Er ist wieder da
geschrieben von mane
als Antwort auf dutchweepee vom 09.10.2015, 12:27:48

Der Film zeigt Hitler als selbstbewussten, charismatischen Mann, der komisch spricht, aber man ist ja tolerant. Buchautor Vermes dazu: „Natürlich ist es vielen Menschen lieber, wenn Hitler als Monster und Inkarnation des Bösen dargestellt wird. So kann man ihm die alleinige Schuld zuschieben.”

Man lacht eher über die Leute, denen dieser Hitler begegnet. Der Regisseur lässt Hitler in ungestellten, ungeplanten, dokumentarischen Aufnahmen auf die Bevölkerung los, so dass NPD-Kameraden, Fußballfans, Passanten und Stammtischbrüder sich ihm anvertrauen und ganz unverhohlen ihrem rechten Gedankengut Ausdruck verleihen, ihn drücken oder einfach ein Selfie gemeinsam mit Hitler haben wollen.

Ich habe mich dabei ertappt, dass man als „aufgeklärter“ Zuschauer in einigen Punkten mit diesem Hitler einer Meinung ist und dass er gar nicht so unrecht hat mit seiner Politik-, Medien- und Gesellschaftskritik. Dieser komische Film hält unserer ach so liberalen Gesellschaft den Spiegel vor die selbstgerechte Nase.


Hallo Dutch,

ich freue mich, dass Du den Film gesehen hast und direkt darüber berichtest.

Hier wird eine anderer Zugang auf die Person Adolf Hitler gezeigt. Meist wird er ja als verabscheuungswertes Monster gezeigt,(manchmal auch als "Kasper"). Du schreibst, dass es so leichter ist, ihm die alleinige Schuld zuzuschieben und ich sehe das auch so. Es bietet die Gelegenheit, sich von jedem Verdacht freizusprechen und Mitverantwortung für die unsäglichen Verbrechen von sich zu weisen.

In dem Film nähert man sich Hitler anders und zeigt ihn als einen Menschen, der nicht unsympathisch wirkt. (Darf man das? Einen Massenmörder als netten Menschen darzustellen - könnte so aussehen, als wollte man das Geschehen von damals verharmlosen.)
Aber, wie sonst kann es passieren, dass dieser Mensch so verehrt wurde? Da ihm so viele Menschen geholfen haben, kann er nicht so grauenehaft auf sie gewirkt haben.
Hitler konnte offensichtlich u.a. auch freundlich und klug wirken. D.h., wenn er nicht absolut böse war, sondern auch nette Seiten hatte, kann das mit dem "Monster" nicht stimmen.
Es wird deutlich, dass viel mehr Menschen freiwillig mitgemacht haben. Hitler brachte sie dazu, das Schreckliche zu tun. Dass diese Seite in fast allen Menschen steckt, die auch keine Monster sind, macht viel betroffener, als wenn man die Schuld auf ein Monster schieben kann.
Gruß Mane
schorsch
schorsch
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Re: Er ist wieder da
geschrieben von schorsch
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 09.10.2015, 14:05:01
Als ich den Film anklickte fror der Bildschirm ein. Mit dem Task Manager konnte ich ihn dann zum Laufen bringen.
dutchweepee
dutchweepee
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Re: Er ist wieder da
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf mane vom 09.10.2015, 17:38:49
@mane

Ich möchte nicht sagen, dass Hitler als "netter" Mensch dargestellt wird. Der Buchautor Vermes hat sich in den Menschen Adolf Hitler eingelesen und so dargestellt, wie er laut seiner eigenen und der beschreibenden Literatur war. Durchaus intelligent, selbstbewusst, charismatisch und stets bereit sich konsequent durchzusetzen.

Was mich fasziniert hat war, dass viele der heutigen Leute auf der Straße oder Sonstwo ihn nicht als Schauspieler, sondern als "Adolf Hitler" wahr- und angenommen haben. Es war selbstverständlich für Alle, dass er bei Autogrammen mit Adolf Hitler unterschrieb. Das ist ein gerüttelt Maß schräg, weil das ja gar nicht möglich ist. Aber vor allem vielen Jugendlichen kannst Du heute wohl jeden Schmarrn erzählen.
val
val
Mitglied

Re: Er ist wieder da
geschrieben von val
Es muss ungefähr 15 Jahre her sein, dass ich den Film "Der Untergang" sah (mit Bruno Ganz als Hitler) - da kam Hitler ebenfalls nicht unsymphatisch rüber, wenn meine Erinnerung mich nicht täuscht, aber selbstverständlich eben Auch nicht 'komisch'.

Dass man sich 'einmal anders' mit ihm auseinandersetzt, schockiert mich nicht.

Vielleicht ist das sogar um so beeindruckender.
Val

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