Fernsehen und Film Er ist wieder da

Eine bestimmte Klientel wird mit Sicherheit diesen Film nicht so verstehen, wie er vom Autor/Regisseur gedacht ist. Wer für dieses Gedankengut empfänglich ist, wird mit oder ohne diesen Film alles konsumieren, was er zu diesem Thema findet.

Ich halte genau die Frage, warum so viele Menschen auf diesen AH reinfallen konnten, für immens wichtig ist und ich habe selten wahrgenommen, dass sie thematisiert wird. Obwohl oder gerade weil er immer wieder als Bösewicht dargestellt wird, übersehen wir wohl nur allzu gerne seine offensichtlich auch durchaus vorhandene freundliche Seite, die er ja auch sehr geschickt einzusetzen vermochte. Und davor dürfen wir und insbesondere - meine ich- auch gerade die ältere Generation die noch die Kriegsjahre mitbekommen haben.

Ich selber bin ein Nachkriegskind. Ich bin zwar das Kind deutscher Eltern habe aber die ersten 13 Jahre nicht in Deutschland gelebt. Mein Vater hat den Großteil des Krieges in Kriegsgefangenschaft in Australien verbracht. Meine Mutter war während des Krieges hier und wurde bei Kriegsende für über 1 Jahr von den Amerikanern ins Gefängnis gesteckt und dort vergessen. Mehr weiß ich nicht. Und dieses Nichtwissen hat mir eine Menge an Grundvertrauen genommen.
Das was ich heute weiß, habe ich aus Büchern und von Menschen, die mir eigentlich fremd sind erfahren, aber auch aus eigener Erfahrung mit Rassismus, die ich als Kind und Jugendliche erlebt habe. ANch Deutschland kam ich ohne die Sprache sprechen zu können. Auch das war eine nicht gerade positive Erfahrung.

Wenn ich eben die Möglichkeit habe, werde ich mir diesen Film ansehen.

Ja und AH war nie weg. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich vor ca. 10 Jahren in einem Bekanntenkreis mal was Ähnliches gesagt habe. Ich habe ordentliche verbale Prügel bezogen. Heute zeigt sich, dass einige von diesen Bekannten sich einen starken Mann wünschen, der wieder Ordnung schafft. So etwas ist für mich auch heute denkbar und wir können und müssen sehr genau hinsehen. Auch heute machen wieder viele die Augen zu.

AH als Bösewicht zu bezeichnen und so etwas dürfe nie wieder passieren, ist mir zu wenig.

bukamary

Obwohl oder gerade weil er immer wieder als Bösewicht dargestellt wird, übersehen wir wohl nur allzu gerne seine offensichtlich auch durchaus vorhandene freundliche Seite, die er ja auch sehr geschickt einzusetzen vermochte.

Diese Seite wurde doch sehr gezielt eingesetzt. Ohne diese hätte er nicht so weit kommen können.
Heute würde man vielleicht sagen: Klappern gehört zum Geschäft.

Doch darf man dabei nicht vergessen, dass seine grauenhafte Zielsetzung schon früh nachzulesen war für jeden, der es lesen wollte.

Mein Kampf wurde 1925/1926 veröffentlicht.

Meli

Hallo Meli,
meine Äußerungen beziehen sich auf meine Erfahrungen in der nach H - Aera, auf das was ich aus Erzählungen,Begegnungen und Lesen erinnere.
Was vor dem und während des Krieges war und ob man das hätte erkennen ist für mich wieder ein anderes Thema.
Vielleicht habe ich mich auch unklar ausgedrückt und bin nicht fähig, das was ich meine rüber zu bringen.

bukamary

Mein Posting war nicht als Kritik an Deinen Worten gedacht.

Es waren einfach Überlegungen zu dem "wie konnte es passieren". Und so habe ich mich genau auf Dein Schreiben bezogen. Sorry!

Ich wünsch Dir einen schönen Abend.

Meli

Und es muss natürlich heißen: So habe ich mich nicht genau auf Dein Schreiben bezogen....

Meli

Das Buch und vielleicht auch der Film machen ja deutlich, dass
eine Person, ein Mensch namens Hitler in einem anderen Zeitgeist, zu einer anderen Zeit keine Macht haben könnte.
Dazu braucht es immer eine große Anzahl von Unterstützern.

Sein Gedankengut, transportiert in unsere Zeit - so empfand ich es damals in dem Buch - beschert ja ulkige Situationen.
Und ich spürte die beiden widerstreitenden Teile in mir.
Der eine Teil, dem es noch immer in der Seele wehtut, bei jedem Gedanken daran, was damals geschah.
Und der andere Teil, der sich freut über eine heutige Möglichkeit, so ein Buch überhaupt schreiben zu "dürfen".
Und ich sehe darin eine Chance, dieses gesamte Gedankengut zu entmachten.
Auch die Musikparodie von Carolin Kebekus und andere (jetzt suche ich das Wort - es geht schon los bei mir ) ...
tragen hoffentlich dazu bei, solchen rechten Gedanken das Gewicht zu nehmen.

Na, ja. Vielleicht schaue ich mir den Film doch einmal an.
Adoma,

Den Film: "Er ist wieder da"
werde ich mir nicht ansehen.
Ich habe das Buch gehört, allerdings nicht bis zu Ende.
Dabei hatte ich sehr unterschiedliche Gefühle.
Einfach nur lachen kann ich darüber nicht, dazu fühle ich mich mit meinen Ahnen zu nah an der Geschichte.
200 Jahre später vielleicht.
Adoma

Liebe Adoma,

eine lustige (?) Parodie gegen Rechts!
Die Deutschlandfahne verkehrt herum gehalten u.a. führt die Sängerin gekonnt rechte Demonstranten vor.

Für mich ist ein Lachen über Beängstigendes immer auch eines, welches im Halse steckenbleibt und zum Nachdenken anregt. Ich verstehe jedoch auch Dein Empfinden. Wir sehen uns jedes Jahr im Kölner E-Werk die Stunksitzung an. Die "Stunker" haben wenig Hemmung, den Menschen unangenehme Spiegel vorzuhalten. Da liegen Weinen und Lachen oft ganz dicht beieinander.

Zu Deinem obigen Beitrag: Wird durch Buch und Film nicht eher gezeigt, wieviel Macht "Hitler" immer noch in der Gesellschaft hat? In meinen Augen werden die "Unterstützer immer mehr.
Gruß Mane

Es muss ungefähr 15 Jahre her sein, dass ich den Film "Der Untergang" sah (mit Bruno Ganz als Hitler) - da kam Hitler ebenfalls nicht unsymphatisch rüber, wenn meine Erinnerung mich nicht täuscht, aber selbstverständlich eben Auch nicht 'komisch'.

Dass man sich 'einmal anders' mit ihm auseinandersetzt, schockiert mich nicht.

Vielleicht ist das sogar um so beeindruckender.
Val

Hallo Val,

Der großartige, kürzlich verstorbene Marshall B. Rosenberg unterzog seine Methode der "Gewaltfreien Kommunikation" einem ganz besonderen Test: Kann er als Amerikaner jüdischer Abstammung auch Mitgefühl für Hitler empfinden? Es war ihm möglich, denn er hatte die Fähigkeit, das Dunkle und Grausame an Hitlers Weltbild zu sehen und gleichzeitig eine zutiefst mitfühlende Haltung dem Menschen Hitler einzunehmen.
Vielleicht ist das "Phänomen Hitler" erst zu überwinden, wenn wir es "anders" angehen.
LG Mane

Vielleicht hängt es auch mit der Zeit zusammen, in der Hitler wirkte. Deutungen gibt es viele und wird es auch weiterhin geben.

Mal ehrlich: Wenn er tatsächlich heute wieder auftauchen würde, wie viele würden ihm wieder zujubeln!

Hallo Schorsch, (ich sehe gerade die Worte von Rehse, dazu passt meine Antwort auch)

die heutige Zeit ist nicht mit der Weimarer Republik vergleichbar. Die Vorgeschichte (Versailler Vertrag u.a.) war entscheidend für den Aufstieg des Nationalsozialismus.
Aber, wenn es Hitler damals nicht gegeben hätte, würde jemand wie er heute gute Chancen haben. Wir haben aus der Geschichte gelernt. Vielleicht in 100 Jahren, wenn die Erinnerungen an den Holocaust verblasst sind und die Welt vor einer Krise steht.
Mane