Fernsehen und Film Er ist wieder da

bukamary
bukamary
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Re: Er ist wieder da
geschrieben von bukamary
Ich habe keine Erinnerung an den Krieg (Nachkriegskind)
Ich habe keine Erinnerung an die Nachkriegszeit (bin nicht in DE aufgewachsen)
Ich erinnere aber das große Schweigen innerhalb aber auch außerhalb des Elternhauses - unerträglich und auch erdrückend.
Ich erinnere die vielen unbeantworteten Fragen.
Ich erinnere die vielen ausweichenden Antworten und die vielen falschen Beschuldigungen.
Ich erinnere ….
Diese Liste ließe sich für mich noch weiter fortsetzen.
Rassisten kannte ich ja schon von frühester Kindheit an. Noch während meines Studiums bin ich den ersten Nazis direkt begegnet. Und ich hatte beruflich immer wieder mit Ihnen zu tun. Auch heute noch im Rahmen verschiedener ehrenamtlicher Aktivitäten.
Zitat meli : „Denn es gibt zu viele, die nicht aus der Geschichte gelernt haben bzw. diese nicht einmal wirklich kennen.“
Auch das ist die Geschichte des großen Schweigens. Auch wenn man heute versucht hier einiges nachzuholen. Aber warum sind es nur ehemalige KZ – Häftlinge, die in die Schule gehen (in wie vielen Schulen sind sie nicht? Warum gehen nicht auch die Menschen in die Schulen, die heute vielleicht ein Einsehen haben, dass das Schweigen während und nach dem Krieg vielleicht der falsche Weg war. Die historische Aufarbeitung ist das eine, die emotionale Aufarbeitung ist aber noch für mein Verständnis hintendran.

Aber vielleicht habe ich durch meine etwas andere Sozialisation einen anderen Blick darauf. Vielleicht hätte mir aber auch ab und zu eine geschützte Zone wie Meli es formuliert hat, ganz gut getan.

bukamary
dutchweepee
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Re: Er ist wieder da
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 10.10.2015, 15:35:56
Er könnte Rachegelüste bei einigen Leuten hervorrufen und sie zu noch brutaleren Anschlägen verleiten, wenn ihr "Führer" vorgeführt wird.

Ich habe den Film gesehen - Hitler wird darin nicht "vorgeführt" oder lächerlich gemacht. Im Gegenteil. Es machen sich die Passanten und Kameraden und Fußballfans und sonstigen Deutschen lächerlich, die den "Führer" tatsächlich für bare Münze nehmen, umarmen, sowie Autogramme und Selfies wollen.

Bitte lies nochmals, was ich a.a.O. geschrieben habe. Diese Einschätzung (oben auf der Seite) habe ich unter dem unmittelbaren Eindruck des Films geschrieben und ich stehe natürlich immernoch dazu. Von diesem Film geht keinerlei Gefahr aus. Eine Gefahr geht von den Deutschen aus, die Heute noch Wertschätzung für Hitlers "Reich" aufbringen.
dutchweepee
dutchweepee
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Re: Er ist wieder da
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf bukamary vom 10.10.2015, 20:53:19
@bukamary
Dein Beitrag macht mich wirklich betroffen und traurig - ich würde Dich jetzt wirklich gerne drücken und streicheln. Dein Lebensweg ist außergewöhnlich. Vielleicht bist Du deshalb so kraftvoll.

Ich bin der letzte von drei Brüdern. Der Erste wurde 1942 geboren, der Nächste 1945 und ich 1962. Meine Brüder waren immer neidisch auf mich, weil ich als Nesthäkchen und in "Friedenszeiten" aufwuchs:

"Dir wurde immer Zucker in den Arsch geblasen! Puderzucker! Damit es nicht kratzt." ...haben sie gesagt. :))))

Dein Schicksal wurde mir erspart und es ist freut mich, dass aus Dir trotzallem ein kluger und interessanter Mensch geworden ist.

Was für Schicksale können wohl die Menschen erzählen, die gerade jetzt in höchster Not zu uns kommen?

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mane
mane
Mitglied

Re: Er ist wieder da
geschrieben von mane
als Antwort auf Adoma vom 10.10.2015, 15:23:25

Mannoooo Mane, schreib doch ruhig etwas locker weiter.
Wenn ich wirklich JEDES Wort auf die Goldwwage legen muss, bevor ich hier poste, dann werde ich mich ganz zurückhalten müssen.
Solche Threads dienen doch dem Gedankenaustausch, und nicht einer wissenschaftlichen Abhandlung.
Adoma


Liebe Adoma,
danke für Deine aufmunternden Worte. Die konnte ich gebrauchen.

Liebe Meli,
es ist alles in Ordnung - gestern war nicht "mein Tag".

Gruß Mane
Re: Er ist wieder da
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf dutchweepee vom 10.10.2015, 21:59:38
Ja Dutch,
sicher könntest Du recht haben.
Aber schau mal das Bild aus Facebook.
Gemeint ist das Kino in Meißen
Gruß, Funker

Re: off topic
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf mane vom 11.10.2015, 09:39:11
Mane,

alles in Ordnung.

Schönen Sonntag!

Meli

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schorsch
schorsch
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Re: Er ist wieder da
geschrieben von schorsch
als Antwort auf dutchweepee vom 11.10.2015, 01:52:46
...............
Was für Schicksale können wohl die Menschen erzählen, die gerade jetzt in höchster Not zu uns kommen?[/quote]

Als ich gestern eine Frau sich lauthals über die bösen Flüchtlinge empören hörte, die unser Land überschwemmen, sagte ich zu ihr: "Ich wünsche dir nichts Böses; nur dass du einmal eine Nacht lang das Schicksal einer Flüchtlingsfrau träumen musst, deren Mann und die anderen männlichen Verwandten von marodierenden Mördertrupps abgeschlachtet wurden und die nun mit ihren kleinen Kindern seit Monaten auf der Flucht ist; ohne Schutz und ohne Essen und Trinken!"
mane
mane
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Re: Er ist wieder da
geschrieben von mane
als Antwort auf bukamary vom 09.10.2015, 19:19:30

Ich selber bin ein Nachkriegskind. Ich bin zwar das Kind deutscher Eltern habe aber die ersten 13 Jahre nicht in Deutschland gelebt. Mein Vater hat den Großteil des Krieges in Kriegsgefangenschaft in Australien verbracht. Meine Mutter war während des Krieges hier und wurde bei Kriegsende für über 1 Jahr von den Amerikanern ins Gefängnis gesteckt und dort vergessen. Mehr weiß ich nicht. Und dieses Nichtwissen hat mir eine Menge an Grundvertrauen genommen.
bukamary


Ich habe keine Erinnerung an den Krieg (Nachkriegskind)
Ich habe keine Erinnerung an die Nachkriegszeit (bin nicht in DE aufgewachsen)
Ich erinnere aber das große Schweigen innerhalb aber auch außerhalb des Elternhauses - unerträglich und auch erdrückend.
Ich erinnere die vielen unbeantworteten Fragen.
Ich erinnere die vielen ausweichenden Antworten und die vielen falschen Beschuldigungen.


Liebe bukamary,

danke für Dein Vertrauen, hier über Deine Geschichte zu schreiben.

Ich versuche mal zu ergründen, warum ein großer Teil der Menschen (auch meine Eltern haben sich so verhalten), den Zweiten Weltkrieg miterlebt hatten, nicht über das Erlebte reden konnte.
Da waren zum einen Schuld- und Schamgefühle, je nachdem wie alt sie damals waren und inwieweit sie in die Geschehnisse selber involviert waren.

Viele von ihnen waren/sind durch den Krieg traumatisiert. Ob als Kinder oder Erwachsene, als unmittelbar Betroffene oder als Zeugen von Gewalt, als Opfer von Flucht und Vertreibung, in Todesangst versetzt durch Bomben, Hunger u.a. In der Nachkriegszeit war an Therapie nicht zu denken, die meisten machten es mit sich selber ab und vieles wurde verdrängt.
So kam es zum großen Schweigen. Manchmal war der Schmerz auch so groß, dass sie für den erlebten Schrecken keine Worte hatten - oder ihre Kinder schonen wollten.

Ich will damit nicht die Schuld vieler in der damaligen Generation relativieren. Meiner Meinung nach, ist es jedoch wichtig, zu verstehen, um an die Gründe ihres Schweigens zu kommen. Das hat, wie ich glaube, auch die Nachkommen (nicht alle) geprägt.
Wenn Eltern traumatische Erfahrungen und die damit verbundenen Ängste ihren Kindern verschweigen, dann geben sie diese, oft ungewollt/unbewusst, an diese weiter. Diese spürten, dass die Eltern etwas verheimlichen, spürten deren Ängste. Die Kinder lernten daraus auch, dass man Gefühle - insbesondere Ängste nicht zeigen darf.
Dabei ist das Mitteilen der eigenen Ängste oft ein erster Schritt, sie zu zu bewältigen.

Gruß Mane
dutchweepee
dutchweepee
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Re: Er ist wieder da
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.10.2015, 09:40:27
@funker

Dann wird der liebe Sandro wohl enttäuscht sein.

:)
schorsch
schorsch
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Re: Er ist wieder da
geschrieben von schorsch
Die schleichende Verbraunisierung hat sich gestern wieder mal an einer Volksabstimmung gezeigt: in Wien.

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