Fernsehen und Film Fernsehfilm in der ARD - passend für die Klientel der Senioren (Mittwoch 20.15 Uhr)

Gleich vorweg: mir gefiel dieser Film sehr, allerdings kostete er auch
Nerven, denn die Böswilligkeiten und zielgerichteten Gehässigkeiten der
jüngeren Schwester, nach meiner Schätzung Ende der sechzig, waren oft schlecht
auszuhalten. Wo es nur möglich war, kujonierte sie die Ältere, Achtzigjährige,
die vor Jahren der Mutter das Versprechen gegeben hatte, sich um "die Kleine"
zu kümmern. Durch einen Unfall war diese zur Rollstuhlfahrerin geworden.
Zu dem kamen noch die schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse, in denen sich die
Ältere befand.

Es entstehen zarte Liebesbande zu einem im katholischen Männerheim lebenden
und dort als Gärtner arbeitendem alten Mann, sehr vorsichtig und einfühlsam von Matthias Habicht gespielt und wir sehen eine erblühende Rosemarie Fendel.
Es kommt wie es kommen muß, auch die Jüngere verguckt sich in diesen "Gast",
wird von ihm abgewiesen, der Mann verschwindet wieder in seine alte Herberge ......
Der Schluß ist versöhnlich, es sieht dann doch noch so aus, als gäbe es einen Hoffnungsschimmer.

Cornelia Froboess' Mut zur Häßlichkeit hat mich beeindruckt, alle drei haben einen sehr sehenswerten Film geschaffen mit Margarethe von Trotta als Regisseurin.

Medea.

Schon erstaunlich, dass es doch DiskutantInnen gibt, die versuchen, diesen wunderbaren Film auf eine ca 1-minütige "Anmach-Szene" zu reduzieren, die (leider?) nicht zu sehen war.
Ich hatte viel Freude mit dem Film, mag aber sowieso Frau von Trotta seit Jahrzehnten, genauso wie die über 80-jährige Frau Fendel und natürlich Frau Froboess, die sich ja im Fernsehen sehr rar macht. Am Münchner Residenztheater ist sie seit vielen Jahren im Ensemble und begeistert immer wieder ihr Publikum.
Der ehemalige Callboy Habich war auch sehr gut gecastet.
Ich nehme an, es wird mehr und mehr solcher Filme geben, die nicht mehr das bisherige Bild alter Frauen =gute alte Oma zeigen, sondern eben auch solche, die auch im hohen Alter Bedürfnisse haben und diese zu artikulieren wissen. Diese Art Frauen haben ja - wie auch im Film - ein selbstimmtes und sicher nicht asexuelles Leben geführt. Warum sollen sie dies stoppen, nur weil sie in die Jahre kommen? Da ist es doch wirklich besser, dem letzten Lebensabschnitt noch so viel Positives wie möglich abzugewinnen. Olga

Olga:

Film auf eine ca 1-minütige "Anmach-Szene" zu reduzieren,

wieder mal nix kapiert!

diese Szene wurde ausdrücklich als Beispiel angegeben!

Lesen und denken können............

schrieb ich wohl schon

Info: Wer durch die Kommentare zum Fernsehfilm "Die Schwester" neugierig wurde (so wie ich), den Film aber bisher nicht sehen konnte, hat heute Abend um 20:15 Uhr nochmals die Gelegenheit dazu – allerdings nur auf ARD einsfestival.

Lalelu