Fernsehen und Film Gestern im Fernsehen: Titel, Thesen, Temperamente: Die Superreichen – Aufstieg und Herrschaft...

ttt ist eine der Fernsehsendungen im Ersten mit Niveau, die ich gerne anschaue. Gestern stand u. a. das Buch von Chrystia Freeland zur Diskussion.



In der Sendung vertrat Chrystia Freeland die These, dass inzwischen selbst in Kreisen der Superreichen das Nachdenken über das derzeitige Wirtschaftssystem eingesetzt hat, denn wir steuern auf einen postdemokratischen Zustand zu, in dem die Welt von wenigen Superreichen gelenkt wird, die sich dem Einfluss von Regierungen entziehen. Chrystia Freeland hat Zugang zu der Welt der Superreichen. Sie weist nach, wie unvorstellbar abgehoben diese Klasse ist, deren Mitglieder eben mal so 2,5 Millionen für eine Geburtstagsfeier ausgeben können, ohne dies im Portemonnaie zur Kenntnis nehmen zu müssen.

Nach Meinung von Frau Freeland bedarf das Wirtschaftssystem unbedingt der Korrektur, weil es sonst unweigerlich zu Unruhen kommen wird. Die Superreichen saugen nämlich Gewinn aus Billiglöhnen für die Masse, die sichtbar immer ärmer wird. in den USA zumindest kann eine Durchschnittsfamilie nicht mehr davon ausgehen, dass es ihren Kindern einmal besser gehen wird. Es ist wie hier bei uns in Deutschland, die Jungen sehen schweren Zeiten entgegen.

Zur Beschreibung der Sendung von ttt

" ... die Regeln der Marktwirtschaft wurden außer Kraft gesetzt. Verluste werden sozialisiert - die Gewinne privatisiert. "

eine frage wäre , ob tatsächlich die "regeln der marktwirtschaft" ausser kraft gesetzt
wurden oder ob der hanebüchenen "polarisierung" zwischen "arm und reich" , nicht eben diese
regeln zu grunde liegen .

darüber kann man nachdenken ... nichts desto trotz ist jeder ansatz , diesem irrsinn
zu begegnen , zu begrüssen .

mir gefiel besonders dieser satz , der den völligen realitätsverlust der abgehängten
mittelschichten beschreibt :

"Für den Rest reichen ein paar Markenklammotten als Symbol der Abgrenzung nach unten."

guter buchtipp ... karl .

sitting bull

Hallo,
seit fast sieben Jahren verzichte ich auf einen Fernsehapparat, konnte diese Sendung deshalb nicht sehen, doch das Thema ist allgegenwärtig.
Urlaubsregionen leiden unter dieser von allen, nicht nur demokratischen, geltenden geschriebenen oder ungeschriebenen Gesetzen abgehobenen Bevölkerungsschicht. Sie ist international, sie kommen aus allen Völkern. Spanien leidet zur Zeit sehr stark darunter.
Meine alte Finca stand zum Verkauf (bei Estellencs, Mallorca); es waren alles Russen, die sie haben wollten, einer überbot den anderen. Sie hatten eines aber gemeinsam: Sie hatten die geforderten 300.000 € in bar oben in der Hemdtasche und in den Hosentaschen die entsprechenden Reserven; traten auf wie Könige und hatten immer ein paar Brutalos in ihrer Begleitung.
Einem Freund von mir, dessen kleines Hotel auf Mallorca plötzlich von In-Gartenlokalen umgeben war, der sich über den Krach beschwerte, auch bei den Behörden, hatte folgendes Erlebnis.
Eines Morgen kam ein freundlich grinsender (offensichtlich osteuropäischer) Mann auf ihn zu, beschimpfte ihn wegen seiner Beschwerden und legte ihm (ebenfalls aus der Hemdtasche) eine hohe sechsstellige Summe auf den Tisch und kaufte das Hotel. Es steht bis heute leer, der Lärm geht weiter.
Kapitulation wird mit diesen immensen Miteln einfach erkauft. Meine Finca hat eine französische Firme als Erholung für ihre Manager gekauft. Sie haben alle die Taschen voller Geld, können sich die halbe Welt kaufen, doch was wollen sie? eine ruhige Finca, abseits vom Geschehen.
Ob sie da wohl ständig Party machen? Ich kann das Gelände nicht mehr betreten - Stacheldraht. Jetzt beschimpfen mich die Einwohner, die waren und bleiben arm.
Uwe der Kadosch

DAs ist schade, da ja die Gegend, wo Sie Ihre Finca hatten, besonders schön ist. ABer auch Sie waren zu verführen und konnten nicht "nein" sagen.
Ich bin auch öfters auf Mallorca. Freunde von mir haben in Sta Ponsa ein wunderschönes Haus, das die 'Familie schon in 3. Generation besitzt. Es wird ständig gewartet und renoviert (am Meer ist dies nötiger als im Norden Europas) - sie würden es nie verkaufen wollen, da hier auch eine grössere Familie abzustimmen hätte und nur die Mehrheit entscheidet (ist so testamentarisch festgelegt). Mich freut es,da ich dort - siehe oben - öfters Handwerker beaufsichtige und dafür im Gästetrakt ein kleines Appartment bewohnen darf; auch ein kleines Auto wird mir für meine Dienste, die nicht schweisstreibend sind, zur Verfügung gestellt. Olga

Durch ihre nicht schweisstreibende Beaufsichtigung von Span.Handwerkern bringen Sie das jetzige Wirtschaftssystem gehörig ins wanken.

Welches Wirtschaftssystem? Das mallorcinische? DArf ich als Rentnerin nach mehr als 40 Jahren ununterbrochener Maloche jetzt nicht meine Ernte einfahren, mein Leben geniessen und weiter brav meine Steuern (in Deutschland) bezahlen? Wie partizipieren Sie am Wirtschaftssystem - durch unkontrollierten Konsum? Olga