Fernsehen und Film Lore

mane
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Lore
geschrieben von mane
Heute Abend kommt, anlässlich des Gedenktages der Opfer des Nationalsozialismus, auf Arte um 20 Uhr das preisgekrönte Drama "Lore".
Lore, Tochter ranghoher Nazis, versucht in den letzten Kriegstagen, sich zusammen mit ihren Geschwistern zur Großmutter in den Norden durchzukämpfen. Unterwegs gerät ihr festgefügtes Weltbild völlig aus den Fugen.



Anschließend folgt "Stimme der Shoah", eine Dokumentation über den Holocaust und den Regisseur Claude Lanzmann, der in seinem Werk "Shoah" das Grauen der Naziverbrecher spürbar machte.

olga64
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Re: Lore
geschrieben von olga64
als Antwort auf mane vom 27.01.2016, 18:11:47
Claude Lanzmann war viele Jahre mit der Schriftstellerin Angelika Schrobsdorff verheiratet,deren Bücher ich alle verschlungen habe. Olga
mane
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Re: Lore
geschrieben von mane
als Antwort auf olga64 vom 28.01.2016, 15:21:10
Ich habe noch nichts von Angelika Schrobsdorff gelesen, werde es aber nachholen. Sie erscheint mir als bemerkenswerte Frau, die mit dem Alter illusionslos geworden ist.
Sie schreibt nicht mehr, weil sie überzeugt ist, dass man den Menschen nichts mehr sagen könne, was ihn zum Nachdenken bringen würde. Der Mensch sei unbelehrbar.

Den Film "Lore" habe ich gesehen, er hat mir sehr gut gefallen. Er zeigt das nahende und vollzogende Kriegsende aus der Sicht von vier Kindern. Sie stammen aus einem wohlhabenden Elternhaus, wo sie vom Grauen des Krieges nichts mitbekommen hatten. Als ihre Nazieltern verhaftet werden, fliehen die Kinder durch das zerstörte Deutschland.
Es sind Unschuldige mitten im Volk der Schuldigen.
Als die erschöpften Kinder endlich bei der Großmutter angekommen sind, verweigert sich Lore deren strengen Sitten.

Mane
val
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Re: Lore
geschrieben von val
als Antwort auf mane vom 29.01.2016, 14:38:20
Ja Mane, diese gerade 16-jährige, die ungefragt die Mutterrolle für ihre kleinen Geschwister (ein Säugling darunter) übernehmen musste, sie durch Feld und Wald schleifen, betteln und die letzte Habe verkaufen musste, sollte augenblicklich wieder das wohlerzogene junge Mädchen sein und die lamentablen Tischmanieren ihres kleinen Bruders verantworten..

Diese Szene hat mich sehr beeindruckt, wie überhaupt der Film.
LG Val
mane
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Re: Lore
geschrieben von mane
als Antwort auf val vom 29.01.2016, 15:17:42
Hallo Val,

dieser Szene folgte die Zerstörung der Porzellanfiguren der Großmutter, die weiterhin der Naziideologie nachhing. Auch die eigene, lange gehegte Figur gehörte dazu, welche mit den anderen zusammen vielleicht stellvertretend für die ehemals heile (verlogene) Welt standen, die jetzt in Scherben vor ihr lag.

Das Thema des Films war für mich in erster Linie die Verwandlung Lores - der Abschied von dem Gedanken an den ehemals verehrten Vater, den sie auf einem Foto erkennt, wo Naziverbrecher zu sehen waren - die Überwindung ihrer Vorurteile jüdischen Menschen gegenüber durch die Begegnung mit Thomas, der ihnen half und mehr.
Gruß Mane

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