Forum Kunst und Literatur Fernsehen und Film Tatort aus Wien: "Schock"

Fernsehen und Film Tatort aus Wien: "Schock"

rehse
rehse
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Re: Tatort aus Wien: "Schock"
geschrieben von rehse
als Antwort auf longtime vom 23.01.2017, 12:27:34
Interessiert schon, aber nicht für gut befunden. Viele Längen!
Aber was mich erstaunte war der Umstand, dass der Name "Robert Steinhäuser" genannt wurde, obwohl es ja noch lebende Verwandte von diesem gibt.
mane
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Re: Tatort aus Wien: "Schock"
geschrieben von mane
als Antwort auf longtime vom 23.01.2017, 12:27:34
Mir hat der gestrige Tatort sehr gut gefallen - ich fand ihn von Anfang bis Ende sehr spannend. Herausragend fand ich den jungen Hauptdarsteller Aaron Karl, in dessen Gesichtszügen ich sehr schnell seinen Vater Fritz Karl erkannte.

Es galt ein angekündigtes Verbrechen zu verhindern, welches als Zeichen für die Verlierer der Leistungsgesellschaft gesetzt werden sollte und zu einem trostlosen Ende führte.
Ein Film, der zum Nachdenken anregen kann.
Mane
Re: Tatort aus Wien: "Schock"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Natürlich respektiere ich die Meinungsfreiheit, wenn denn eine da ist. Mich irritieren Beiträge, die sich nicht auseinanderstzen wollen. Wenn der Tatort an sich doch überhaupt nicht interessiert, warum schreiben Sie dann darüber? Ich suchte heute gezielt nach Meinungen zu diesem Tatort, weil ich ihn aussergewöhnlich fand und hätte mich gerne darüber ausgetauscht. Stattdessen... naja

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ehemaligesMitglied41
ehemaligesMitglied41
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Re: Tatort aus Wien: "Schock"
geschrieben von ehemaligesMitglied41
als Antwort auf mane vom 23.01.2017, 19:36:19
Normalerweise geht es in den Tatortreihen darum, einen Mord aufzuklären.

In diesem Tatort ging es darum, Mord zu verhindern.

Dieser Tatort hat den Druck auf Studenten und zu ihren Versagensängsten, aber auch zu ihren trotz aller Qualen und bester Ausbildung immer schlechter werdenden Aussichten auf einen guten Job sehr deutlich wiedergegeben.

Es ist ein sehr aktuelles Thema, was nicht nur die Studenten betrifft.
Spannung und Wirkung gingen teilweise durch die vielen erzählerischen Dialoge und der Nebensächlichkeiten verloren.

Das Kompetenzgerangel hatte zu viel Spielraum, so dass das Grundanliegen des Filmes teilweise verloren ging.

Trotzdem wurde ein aktuelles gesellschaftskritisches Thema angegangen und es ich wichtig und notwendig, daraus Lehren zu ziehen.


David Frank ist ein heimlicher Held, der nach dem Selbstmord seiner Freundin sehr öffentlich die Ungerechtigkeiten der Gesellschaft anprangert. In der junge Menschen einem ungeheuren Leistungsdruck ausgesetzt sind. In der junge Menschen versuchen, alles richtig zu machen - und dennoch scheitern.
geschrieben von http://www.t-online.de/unterhaltung/tv/id_80101904/-tatort-kritik-aaron-karl-machte-schock-zum-tv-highlight.html


Die Tochter von Kommissar Eisner hat meines Erachtens die Begründung gesagt:

"Wir schlucken das Scheiß-Amphetamin, damit wir den Erwartungen der Leistungsgesellschaft entsprechen. Wir sind die Pflichterfüller-Generation."
geschrieben von http://www.t-online.de/unterhaltung/tv/id_80101904/-tatort-kritik-aaron-karl-machte-schock-zum-tv-highlight.html

Schock

Mir hat der Tatort sehr gut gefallen, insbesondere auch die Rolle Eisners als Vater.

Nachdenkenswert, da stimme ich dir zu mane.

ein_lächeln_
Re: Tatort aus Wien: "Schock"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaligesMitglied41 vom 24.01.2017, 03:18:45
Ja, ein_laecheln und mane, Ihr habt Recht, dieser Tatort sollte wirklich zum Nachdenken anregen. ein-laecheln, Du zitierst die Tochter, die die Situation der jungen Menschen so treffend widerspiegelt. Ich möchte es gerne ergänzen durch den Anfang ihres Ausbruchs, der mich erschüttert hat: Ihr habt Drogen genommen, um Spaß zu haben, "wir schlucken das Scheiß-Amphetamin, damit wir den Erwartungen der Leistungsgesellschaft entsprechen. Wir sind die Pflichterfüller-Generation."
mane
mane
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Re: Tatort aus Wien: "Schock"
geschrieben von mane
als Antwort auf ehemaligesMitglied41 vom 24.01.2017, 03:18:45

Dieser Tatort hat den Druck auf Studenten und zu ihren Versagensängsten, aber auch zu ihren trotz aller Qualen und bester Ausbildung immer schlechter werdenden Aussichten auf einen guten Job sehr deutlich wiedergegeben.

Es ist ein sehr aktuelles Thema, was nicht nur die Studenten betrifft.
Spannung und Wirkung gingen teilweise durch die vielen erzählerischen Dialoge und der Nebensächlichkeiten verloren.

Trotzdem wurde ein aktuelles gesellschaftskritisches Thema angegangen und es ich wichtig und notwendig, daraus Lehren zu ziehen.
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Nachdenkenswert, da stimme ich dir zu mane.

ein_lächeln_
geschrieben von ein_laecheln_fuer_dich


Hat es die sog. "Generation Y" wirklich so schwer oder denkt nur jede Generation, dass sie es schwerer hätte als die vorherige? Gehört es nicht auch zum "Spiel" zwischen den Generationen, aufzubegehren gegen die bornierten Eltern, das korrupte System u.a., das manche in dieser Zeit kaum zu ertragen glauben? Dagegen "muss" ein junger Mensch doch aufbegehren.

Was in meinen Augen stimmt, ist, dass der Druck auf die jungen Leute erhöht wird, weil es einfach zu viele sind, die einen höheren Abschluss anstreben. Dass Eltern, wie auch in dem Film gezeigt, ihren Kindern vermitteln, "dass es nicht darauf ankomme, was man ist, sondern was man kann" (aus dem Kopf heraus zitiert). Vielleicht wäre es sinnvoll, die "Hochschulreife" auf den Prüfstand zu stellen, wenn sich so viele Studierende überfordert fühlen. Nicht jeder ist geeignet. Dafür gibt es immer weniger brauchbare Handwerker. Wird das Gymnasium nicht immer mehr zu einer "Volks"-Schule?
Mane

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olga64
olga64
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Re: Tatort aus Wien: "Schock"
geschrieben von olga64
als Antwort auf mane vom 24.01.2017, 13:32:17
Als wir Ende der 60er Jahre studierten ,begehrten wir sehr auf, gegen unsere Nazi-Altvorderen, gegen die veralteten Strukturen an den Universitäten, gegen die verlogene Sexual-Moral mit Kuppelparagrafen usw. Daraus ist auch was geworden, zumindest in Teilbereichen ist unsere Gesellschaft liberaler geworden und hat sich verändert.
Heute ist dies anders: nicht nur die Elternhäuser, sondern auch die Studierenden selbst trimmen sich frühzeitig (geht ja meist schon im Kindergarten los) auf Höchstleistungen, weil sie wissen, je mehr sie sind, die Karriere machen wollen, desto weniger Chancen gibt es und da heisst es, früh dranzubleiben und optimale Abschlüsse zu machen.
Aber weder früher noch heute ist es so, dass jemand mit dem Tode bestraft wird, der hier nicht mitmacht. Auch die heutigen jungen Leute können sich für ein anderes Leben entscheiden und auch das war noch nie so einfach wie heute. Aufgrund des demographischen Faktors suchen insbesondere Firmen, die nicht in Metropolen ansässig sind, händeringend Nachwuchs; dort können die auch mittlerweile gut mitbestimmen, wenn es um die sog. Life-Balance geht, d.h. auch, wie man sich die Arbeit teilt, wenn Kinder kommen usw.
Aber früher wie heute ist es dann natürlich so: wer mehr zu bieten hat an guten Voraussetzungen, dem wird man auch mehr zugestehen (und dies nicht nur in Form von Geld).
Trotzdem finde ich, so ein ernstes Thema ist nichts für einen Tatort. Dort braucht es ja auch die Rahmenhandlung und das "ernste Thema" bekommt zu wenig Zeit und Tiefe, um es wirklich zu behandeln. Vielleicht findet sich ja mal wieder eine Talkshow, die dies besser erledigt. Olga
ehemaligesMitglied41
ehemaligesMitglied41
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Re: Tatort aus Wien: "Schock"
geschrieben von ehemaligesMitglied41
als Antwort auf olga64 vom 24.01.2017, 17:03:16
Es ist doch nicht nur die junge Generation, welche sich darüber beklagt, dass der Druck durch die Gesellschaft immer größer wird.

Es geht dem ganz normalen Bürger auch so.

Wenn man allein bedenkt, wie viele Informationen täglich auf uns herniederprasseln, das allein ist bedenklich.

Man kann sich nicht darauf verlassen, dass die Informationen wahrheitsgemäß sind.

Es geht bei den Medien in erster Linie ums Überleben.

Da ist jede Meldung recht, wenn sie spektakulär und dazu noch aus 1. Hand veröffentlicht werden kann.

Niemand kann das richtig verarbeiten, niemand kann behaupten, dass seine Zeitung und oder sein Nachrichtensender die Nachrichten mit absoluten Wahrheitsgehalt wiedergibt.

Wir verlassen uns auf unseren eigenen Instinkt und glauben, was da vermittelt wird (zumindest in einer hohen Prozentzahl).

Zurück zu den jungen Menschen.

Ich bin nicht der Meinung, dass es in diesem Tatort um veraltete Strukturen ging.

Die Anforderungen stehen nicht im Verhältnis der Möglich-und Fähigkeiten, das vermittelte Wissen zu verarbeiten.

Unser Bildungssystem krankt, jedes Bundesland hat ein eigenes Bildungssystem.

Es gibt keine einheitlichen Abschlüsse die es ermöglichen, dass alle mit den gleichen Voraussetzungen ihre Weiterbildung beginnen.

Ich finde es unmöglich, dass z.B. Abiturienten, die eine normale Berufsausbildung beginnen, das gleiche Prozedere in der Berufsschule durchmachen müssen, wie Abgänger mit 10 Klassenabschluss.

Die Unternehmen haben im Laufe der Jahre ihre Ausbildungsberufe nicht angepasst.

Sie nehmen sehr gerne Abiturienten für Ausbildungsberufe, obwohl dieser Abschluss nicht zwingend erforderlich ist.

Die jungen Menschen werden so automatisch gezwungen irgendwie das Abitur zu machen, damit sie eine Lehrstelle bekommen.

In der Berufsschule langweilen sie sich dann, weil sie unterfordert sind und für sie der Unterricht eine Wiederholung ist.

Sie lernen nichts dazu!

Der Kreislauf setzt sich fort, indem sich die jungen Leute dann für ein Studium bewerben, nur damit sie nicht als „normaler“ Facharbeiter ihr Dasein fristen.

Spätestens hier müssen sie erkennen, dass sie die Erwartungen und die Anforderungen nicht erfüllen können.

Scheitern sie, sind sie Versager und haben keinen Abschluss.

Es ist zu einfach, nur die Elternhäuser dafür verantwortlich zu machen.

Unser Bildungssystem ist nicht in der Lage, dass wirklich notwendige Wissen zu vermitteln.

Der immer schneller voranschreitende Fortschritt in Wirtschaft, Wissenschaft und Technik, kann in dem Tempo nicht vermittelt werden.

Hier, so bin ich der Meinung, muss mehr dafür getan werden, müssen die Schulen besser ausgestattet, die Lehrer ständig weitergebildet und die Lehrpläne einheitlich gestaltet werden.

Die frühzeitige Förderung mit Spezialunterricht, die Schaffung von mehr Ausbildungsberufen in Kombination Facharbeiter mit Abitur sowie die Möglichkeit, dass bildungsschwache Menschen einen Teilberuf erlernen können, dass muss das Ziel der Bildungspolitik sein.

Alle vernünftigen Eltern sind bestrebt, dass ihr Kind die beste Ausbildung erhält und da lastet natürlich ein gewisser Druck schon auf die Kinder.

Der Druck kann aber gemindert werden, wenn wir breitere Ausbildungs-und Abschlussmöglichkeiten entwickeln.

Wir kranken auch darunter, dass wir Menschen ausbilden, die noch nie einen Bezug zur Arbeit hatten. Die Theoretiker haben es schwer, sich im Arbeitsleben zurechtzufinden.

Es mag durchaus sein, dass ein großer Teil meine Gedanken für eine Spinnerei hält aber nur, weil er oder sie es nicht anders kennt.

Ich weiß auch, dass die Bildungspolitik der DDR nicht ganz einfach in der Marktwirtschaft angewandt werden kann, weil die Voraussetzungen dazu fehlen.

Hier muss ein Umdenken stattfinden und dann werden auch Wege gefunden werden.

ein_lächeln

mane
mane
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Re: Tatort aus Wien: "Schock"
geschrieben von mane
als Antwort auf olga64 vom 24.01.2017, 17:03:16
Bei den "wilden" Studentenzeiten der 68er kann ich nicht mitreden, ich machte nach der Mittleren Reife eine Ausbildung. Abitur und Studium kamen erst später. Ich habe also nur davon profitiert, was "Ihr" verändert und angestoßen habt.
Die heutigen Studenten sind weniger politisiert. Die Gesellschaft ist eine völlig andere und muss mit einer Informationsflut zurechtkommen, die es Ende der 60er noch nicht gab.

Früher gab es nicht die Angst vor Arbeitslosigkeit nach dem Studium. Das sorgte für ein sorgenfreieres Leben. Ein Studium bedeutete meist auch eine erfolgreiche Karriere. Mittlerweile gibt es immer mehr arbeitslose und stark unterbezahlte Akademiker.
Es kommt heute viel mehr darauf an, für welches Studium sich entschieden wird. Informatiker sind z.B. auf dem Arbeitsmarkt gefragt, während es wirtschaftswissenschaftliche und geisteswissenschaftliche Bereiche schwerer haben. Man muss sich heute mehr am Bedarf orientieren als früher, wo die Neigungen eine große Rolle spielten.
Mane
longtime
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Re: Tatort aus Wien: "Schock"
geschrieben von longtime
als Antwort auf mane vom 25.01.2017, 10:46:24
Danke für die engagierte Arbeit ...
Für mich war dieser Tatort einer der besten Versuche: Spannung (Unterhaltung), Einblick in polizeiliche Arbeit und Versuche in der Gesellschaft, der Lehre an der Uni und Einsichten ins Familienleben zu verbinden.
Die Familie des Symptomträgers, des Mordwilligen (an Mutter und Vater!), des Suzidanten - "hauste" in einer Prunkvilla, mit hochvermögenden Kunst- oder Kultgegegenständen; der Flügel, positioniert in einem Zimmmer, eine Grafik von M.C. Escher (mit paradoxen Momenten) im Aufgang, die zum Gesprääch von Bibi und Moritz führte: Signaturen der Erhabenheit von Luxus und Besitz versus Entfremdung ... - die Mutter war gedemütigt in der Rolle der Unterwürfigen, der gesprächsbereiten Vermittlerin und Verliererin im Familiendesaster zwischen Ober- und Unterhaupt. (Mich hat das an den Film "Club der toten Dichter" erinnert, wo die entscheidende Szene vor dem Suzid des Schülers Neil Perry zwischen patrirchalem Vater und hilfloser Mutter tragisch verhandelt wurde - und der Sohn scheitern musste.)

Im Wiener Tatort wurden die bildungspolitischen Szenen und die europaweit vorgefallenen Amok-Läufe als erweiterte Suizide eingefangen (und dürfen natürlich einen authentischen Namen wie St. nennen).

Die Träume oder Albträume einer Gesellschaft - zumeist erlebt von der nachfolgenden Generation - wurden hier im Film nicht wie zumeist im Theater (vgl. die Mordabsichten am Vater in Schillers "Räubern") - mit vielen realen Ausstattungsmerkmalen und mit IT-Momenten und drängend realisiert.

Es gab schon viele Unterschiede

"Tatort" Wien (in der ZEIT vor-gelesen):
Daraus: Drei "Tatort"-Sätze fürs richtige Leben:
"Eine Frage, mit der sich auf Stehpartys Panik erzeugen lässt: "Kann es sein, dass wir ein Drogenproblem haben?"

Ein Hinweis, mit dem man Mansplainern kommen kann: "Noch mal zum Mitschreiben, bitte."
> Mansplaining: 'Erklär mir mein Leben!' Der Begriff Mansplaining verbreitet sich. Dank ihm soll das Maskuline nicht nur automatisch der Normalfall sein. >Warum man dann das „man-“ für den Begriff wählte? Ich weiß nicht. Man hätte ihn von „homo“ ableiten können; müsstge aber Bildung voraussetzen.

"Ein Bewusstsein, mit dem man in Gehaltsverhandlungen gehen sollte: 'Tut mir leid, aber ich kann Ihnen nicht folgen.'"

In meinem Bewusstsein keine Nonsens-Sprüche, sondern markante Hinweise ... (einer Generation, die nicht mehr meiner und meiner Kinder entsprechen. Wer an seine Enkel denkt, könnte sich die Erinnerung an solche KunnstWerke aufbewahren; ich halte sie für klaasisch-modern. - Unabhängig von individueller Traum-Belastung.)

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