Forum Kunst und Literatur Fernsehen und Film ZDF 24. Januar 2022 - 20.15 Uhr "Die Wannsee-Konferenz"

Fernsehen und Film ZDF 24. Januar 2022 - 20.15 Uhr "Die Wannsee-Konferenz"

olga64
olga64
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ZDF 24. Januar 2022 - 20.15 Uhr "Die Wannsee-Konferenz"
geschrieben von olga64

Vor 80 Jahren setzten sich 15 Männer plus eine Sekretärin am Berliner Wannsee zu einer Konferenz zusammen, um ihren Plan, 11 Mio Juden zu töten, zu besprechen und ihm Strukturen zu geben, insbesondere in der Realisierung dieser gewaltigen, logistischen Herausforderung.
Der Film von Matti Geschonneck (dessen Vater in der DDR ein legendärer Schauspieler war und selbst als Kommunist drei KZ`s überlebte und auch die 'Versenkung des mit Häftlingen überfüllten Passagierschiffs Cap Arcona durch britische Jagdbomber 1945) zeigt diese hochkarätigen Nazis nicht als Monster, was sie vermutlich wirklich monströs macht.
Das Ziel war, möglichst alle Juden Europas zu töten, inkl. Neugeborener - der einzige Grund den man für diesen Tötungsplan hatte, war,dass es sich um Menschen jüdischen Glaubens handelte.
Wir diskutieren in einem anderen Thread die Nazi-Zeit mit Auswirkung auf uns noch lebende, ältere Menschen - deshalb empfehle ich zur Abrundung des Themas sich auch diesen Film anzusehen. Er wäre sicher auch für heutige Jugendliche sehenswert, die aber vermutlich mit Doku-Dramen aus längst vergangenen Zeiten ebensolche Probleme haben wie mit dem Fernsehen überhaupt. Olga

MarkusXP
MarkusXP
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RE: ZDF 24. Januar 2022 - 20.15 Uhr "Die Wannsee-Konferenz"
geschrieben von MarkusXP
als Antwort auf olga64 vom 20.01.2022, 16:22:50
 
Ich denke mal, wenn es sich bei der Thematik um etwas anderes gehandelt hätte, das es galt logistisch zu lösen, sagen wir einmal, die Steuerung eines Hochregallager ( last in - first out;  first in - first out, Meldebestand, kritischer Bestand u.ä. ) so hätte es von der Gesprächsführung her kaum einen nennenswerten Unterschied gegeben! Das "Problem" wurde fern jeder Empathie von Fachleuten technokratisch bearbeitet und diskutiert!

Wahrscheinlich haben die meisten von ihnen lediglich vom Schreibtisch aus gearbeitet!
MarkusXP
Michiko
Michiko
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RE: ZDF 24. Januar 2022 - 20.15 Uhr "Die Wannsee-Konferenz"
geschrieben von Michiko
Es ist eine luxuriöse Berliner Villa mit Blick auf den zugefrorenen Wannsee, deren Türen sich am 20. Januar 1942 öffnen - zu einer Konferenz, die in die Geschichtsbücher eingehen sollte. 15 Männer betreten an diesem kalten Tag kurz vor Mittag das Gäste- und Erholungsheim der SS am Großen Wannsee 58. Alle sind hochrangige Beamte des Nazi-Regimes - tätig in unterschiedlichen Reichsministerien, bei der Sicherheitspolizei oder in der Kanzlei der NSDAP.
Eingeladen hat sie der Chef der Sicherheitspolizei, SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich (1904-1942), zu einer "Besprechung mit anschließendem Frühstück". Es geht um eine todbringende Aufgabe, mit der Reichsmarschall Hermann Göring ihn schon im Sommer 1941 beauftragt hat: "die Endlösung der Judenfrage". Hinter der bürokratischen Formel verbirgt sich der Völkermord an Millionen Jüdinnen und Juden Europas, den die Nationalsozialisten bei der Wannsee-Konferenz genauer planen.
Das Protokoll führt während der 90-minütigen Konferenz sein Mitarbeiter Adolf Eichmann (1906 -1962). Er leitet in Heydrichs Reichssicherheitshauptamt ein Referat, das Jüdinnen und Juden enteignen und deportieren lässt. In insgesamt 30 Abschriften wird sein 15-seitiges Protokoll der Besprechung später an die Konferenzteilnehmer verschickt. "Geheime Reichssache!" steht rot umrandet auf der ersten Seite. Nur ein Exemplar ist bis heute überliefert und auf der Website der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz [ghwk.de] einsehbar.
Eichmanns Protokoll der Wannsee-Konferenz sehen Historikerinnen und Historiker als Schlüsseldokument für die Organisation des Holocausts. Was die Teilnehmer besprechen, gibt das Dokument wieder - in kalter Bürokratie-Sprache voller Euphemismen. Immer wieder ist von "Evakuierungen" die Rede, gemeint sind aber Deportationen in Konzentrationslager. Systematischen Massenmord stellt das Protokoll verzerrt und verniedlicht als vermeintlich biologischen Prozess dar, Passivsätze verschleiern die Täter und ihre Verantwortung. Der "verbleibende Restbestand" von Juden müsse im Sinne der "Endlösung" "entsprechend behandelt werden", schreibt Adolf Eichmann.
Was sich hinter solchen Formulierungen verbirgt, schildert Eichmann knapp 20 Jahre später, als er 1961 in Israel vor Gericht steht, so: "Ich weiß, dass die Herren beisammengesessen sind und da haben sie in sehr unverblümten Worten die Sache genannt - nicht so, wie ich es später im Protokoll schreiben musste. Es wurde von Töten und Eliminieren und Vernichten gesprochen."
 
Quelle:  Hier plante die NS-Elite den Tod von Millionen - rbb24
 

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olga64
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RE: ZDF 24. Januar 2022 - 20.15 Uhr "Die Wannsee-Konferenz"
geschrieben von olga64
als Antwort auf MarkusXP vom 20.01.2022, 16:42:28

Ich denke, ein so gigantischer Tötungsplan könnte nicht strategisch angegangen werden, wenn noch ein Funken Empathie in den Gesprächsteilnehmern vorhanden gewesen wäre.
Aber einen Teil dieser Gesprächsteilnehmer traf es später dann doch auch persönlich: Heydrich kam bei einem Attentat ums Leben; Freisler bei einem Bombenangriff; Eichmann wurde nach Israel entführt und hingerichtet. Einige entzogen sich der Nachkriegsjustiz durch Selbstmord usw. DAs alles fand dann ja nur wenige Jahre nach dieser "Konferenz" statt als die noch auf den Endsieg wetteten.
Ursprünglich hatten sie auch vor, diese Millionen Juden erst nach dem Endsieg umzubringen. Wenn dieser Plan verwirklicht worden wäre, hätte er vielen Juden das Leben gerettet und auch unsere lebenslange Schuld als Deutsche nicht so immens gemacht. Olga

olga64
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RE: ZDF 24. Januar 2022 - 20.15 Uhr "Die Wannsee-Konferenz"
geschrieben von olga64
als Antwort auf Michiko vom 20.01.2022, 16:53:17

Danke für Ihre grosse Mühe - ich erinnere mich daran, dass ich vor einigen Jahren diese Wannsee-Villa mal besichtigt habe. Olga

Michiko
Michiko
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RE: ZDF 24. Januar 2022 - 20.15 Uhr "Die Wannsee-Konferenz"
geschrieben von Michiko
als Antwort auf olga64 vom 20.01.2022, 18:35:00
Danke für Ihre grosse Mühe - ich erinnere mich daran, dass ich vor einigen Jahren diese Wannsee-Villa mal besichtigt habe. Olga
Das war keine Mühe, das war mir ein Bedürfnis und immer wieder kann man beim Lesen nicht fassen, dass es so etwas gegeben hat. Ich werde mir auch am 24. den Matti-Geschonneck-Film anschauen, danke für den Tipp!   Michiko

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Bias
Bias
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RE: ZDF 24. Januar 2022 - 20.15 Uhr "Die Wannsee-Konferenz"
geschrieben von Bias
als Antwort auf Michiko vom 20.01.2022, 16:53:17

Heute Früh habe ich Regiesseur Matti Geschonneck zugehört, als er erklärte, die Darsteller möglichst im Alter der Protagonisten seiner Doku ausgesucht zu haben und ihnen sagte; die Leute, welche wir darstellen, das sind Leute wie wir, denkt dran (einzig damits authentisch wirkt?).

Und ja, exakt so blicke ich auch auf vieles, was  aus dem "Dritten Reich" überliefert ist.
Da ist als Konferenzteilnehmer der Heini, von dem Briefe an seine Frau überliefert sind, die ihn als fürsorglichen Familienvater zeigen.
Da ist der Adolf, welcher als Buchhalter bemüht ist, seine Arbeit sorgsam zu verrichten. Fleißig, bestrebt sein Soll möglichst überzuerfüllen.
Da gibt es den agilen jungen Mann, Reinhard, der zielstrebig an seiner Karriere arbeitet. Im Staatsdienst Großes leisten und ganz groß werden will.
Und schließlich gibt es noch die Reihe anderer Uniformträger im Staatsdienst, die allesamt erfüllt vom Gedanken, Staat, Volk und der (guten, notwendigen) Sache zu dienen, gesittet ihre Konferenz abhalten.

Ja - und da gibt es heute uns, die wir voll Unverständnis auf das Grauen zurückblicken, welches Ergebnis der Arbeitsleistung all dieser Konferenzteilnehmer ist.
Unvorstellbar, was Geschonneck eingangs meint. Völlig unvorstellbar, dass das wir sein könnten?

Ach, ich weiß nicht.
Wenn ich sehe, höre und lese, wie beispielsweise aktuell öffentlich - auch hier im Forum - über all die Leute geredet wird, die sich "uneinsichtigerweise" Impfungen verweigern, auf die Straße gehn und demonstrieren.
Was ihnen entgegenschlägt, welche Phantasien  über sie und ihre Motive geäußert werden und welch üble  Worte ihnen gelten.
Teils hassvoll dahingeworfen Worte, gerade und ausgerechnet von jenen, die sonst meinen, es gelte Worte ihrer Waffennatur wegen zu wägen; kaum je ernsthaft gerügt --

Nicht vergleichbar?
Richtig, das ist es rückblickend auf die grauenvollen Geschehen damals tatsächlich nicht.
Doch alle Erfahrung zeigt: Leben ist nach vorne gerichtet, wird nach vorne gelebt.

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Ich weiß nicht, ob ich mir den Beitrag heute Abend ansehe. Schließlich ists nicht der erste dieser Art im Fernsehen und viele, sehr viele, sind mir geläufig.
Was ich weiß ist, dass ich mir wünsche, er würde bei  Zuschauern als Konsumenten in Zahl so ankommen, wie es Geschonneck wohl beabsichtigt.

Angelehnt an Michiko: Auch mir war es ein Bedürfnis dieses zu schreiben
 
Syka
Syka
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RE: ZDF 24. Januar 2022 - 20.15 Uhr "Die Wannsee-Konferenz"
geschrieben von Syka
als Antwort auf Bias vom 24.01.2022, 19:07:51

Ich werde mir den Film nicht ansehen. Ich weiß viel, aber nicht alles über das Dritte Reich und was ich weiß genügt mir. Machmal habe ich den Eindruck, diese Jahre werden als Stoff für Filme regelrecht ausgeschlachtet. Manches dokumentarisch aufbereitet, das habe ich über viele Jahre angesehen, aber vieles in Romanform verfilmt.

Es mag richtig sein, dass man der nächsten Generation diese Zeit eben als Film anschaulicher und begreifbarer machen kann. Aber ich muss es nicht wieder und wieder in allen Facetten geschildert bekommen. Ich fühle mich trotzdem genügend sensibilisiert, um Strömungen zu erkennen.

Lorena
Lorena
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RE: ZDF 24. Januar 2022 - 20.15 Uhr "Die Wannsee-Konferenz"
geschrieben von Lorena
als Antwort auf Bias vom 24.01.2022, 19:07:51

@Bias

ich stimme Dir zu, dies waren auch schon oft so meine Gedanken.
Bis auf eines von Dir eingebracht: die Coronaleugner und Impfgegner.
Das kann man nicht vergleichen....

Lorena 
olga64
olga64
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RE: ZDF 24. Januar 2022 - 20.15 Uhr "Die Wannsee-Konferenz"
geschrieben von olga64
als Antwort auf Syka vom 24.01.2022, 19:26:02

Man erlebt es leider immer wieder, dass es Diskutantinnen gibt ,die einen Film schon beurteilen, den sie gar nicht ansehen werden und der noch gar nicht ausgestrahlt wurde.
Es mag ja sein ,dass es jemand interessiert, ob sich jemand einen Film ansieht oder nicht - ich gehöre nicht zu der Gruppe und werde mir diesen Film heute Abend ansehen. Wegen des Themas, wegen der Schauspieler usw. Dann werde ich meine persönliche Meinung bilden - aber nicht früher. Olga


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