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Geisteswissenschaft / Philosophie Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich

lotte
lotte
Mitglied

Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich
geschrieben von lotte

Liebe ST- Gemeinde ... nun wage ich mich einmal mit einem Thema vor .... möget Ihr es gnädig aufnehmen ...

eilig zu sein --- immer schnell alles tun .... ohne Rast und ohne Ruh


Solch Vorzeigehandeln können wir immer wieder beobachten - an uns selbst, an anderen.


Einerseits ist dieses "Schnell- und- gründlich- Arbeiten" ( Arbeit ganz weit als zielgerichtetes Tun definiert) als bürgerliche "Tugend" vielen von uns noch "kinderstubenmäßig" mitgegeben worden -,
andrerseits - so geht es mir - macht es mich irgendwie sauer, immer auf Trab zu sein - so zu tun, als ob.

Mir ist folgender Text "in den Sinn gefallen" - als ich darüber nachdachte, ob das zielgerichtete Eilen wirklich immer Sinn macht.


Ei, ei - Eile

Es eilt die Ei
le dem Ziele zu...

Dort angekommen: in Ruh -
Fragt sie sich, wo sie sei ?

--
lotte
chris
chris
Mitglied

Re: Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich
geschrieben von chris
als Antwort auf lotte vom 08.02.2008, 10:41:32
Hallo Lotte,

sicher kennen wir das alle aus dem Berufsleben.

Kannst du nicht mal noch schnell dies oder jenes machen??

Nein,zu sagen, haben wir damals nicht gelernt oder auch
uns nicht getraut zu sagen.

Aber heute denke ich, schaffe ich das manchmal, aber leider
noch nicht immer.

Ich hab erst kürzlich bei einem Frauenfrühstück einen
Vortrag über das "Nein-Sagen" gehört und wir mussten alle der
Rednerin zustimmen. Auch das "Nein-Sagen" sollte man
lernen, nicht für Andere, sondern für sich selbst!

--
chris
lotte
lotte
Mitglied

Re: Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich
geschrieben von lotte
als Antwort auf chris vom 08.02.2008, 11:01:49


Nein,zu sagen, haben wir damals nicht gelernt oder auch
uns nicht getraut zu sagen.


Ich hab erst kürzlich bei einem Frauenfrühstück einen
Vortrag über das "Nein-Sagen" gehört und wir mussten alle der
Rednerin zustimmen. Auch das "Nein-Sagen" sollte man
lernen, nicht für Andere, sondern für sich selbst!

--
chris

Hallo, Chris ..

Ich glaube, Du hast einen wichtigen Grund genannt: das Neinsagen, wenn es uns "zu viel" wird, haben vor allem Frauen unserer Generation kaum gelernt.


Wir müssen lernen - sagst Du, - auch zu unseren Wünschen nein zu sagen, wenn wir merken, dass uns deren Erfüllung in eine Art innere Eile brächte.

Ich sehe das ein wenig differenzierter - glaube ich - .
Unsere Wünsche, Träume und so sind doch ein Teil von uns, der uns mit unserer persönlichen Zukunft verbindet..., oder ?

Deshalb glaube ich, dass wir uns die Zielvorstellungen, das wir "ereilen" wollen in Ruhe ansehen sollten und uns irgendwie die Frage stellen: Lohnt es sich - bringt es mich meinen Träumen ein wenig näher?




lotte

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yankee
yankee
Mitglied

Re: Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich
geschrieben von yankee
als Antwort auf lotte vom 08.02.2008, 10:41:32
Über dieses Thema habe ich erst im fortgeschrittenen Alter nachgedacht. Sicher durch bestimmte Erfahrungen im Leben, die mich haben anhalten lassen. Man könnte den Eindruck gewinnen, das Leben wäre ein Wettlauf, dessen Ziel eigentlich niemand genau kennt. Und wenn wir dann erschöpft und ausser Atem eine Pause einlegen, dann schauen wir zurück und fragen uns - wo will ich eigentlich hin ? Und warum in dem Tempo und warum habe ich mir rückblickend nicht hie und da mehr Zeit genommen für dies und jenes. Diese suggerierte Eile, welche wir entwickeln um irgendwelche Ziele zu erreichen, hängt vielleicht auch mit dem Umstand zusammen, daß wir Menschen uns bewusst darüber sind, daß unsere Schaffenszeit begrenzt ist. Unterbewusst beeilen wir uns daher, soviel wie möglich zu erfahren, zu erleben oder unser Selbstbewusstsein zu stärken, indem wir die Anzahl der erreichten Ziele als Vergrösserung unseres Lebenserfolges werten.
Dabei übersehen wir, daß es in der Natur der Sache liegt, umso schneller man sich bewegt, umso weniger nehmen wir wahr. So geht uns in Wirklichkeit sehr viel verloren, was dann ab einem bestimmten Zeitpunkt versucht wird, nachzuholen. Die sogenannte Midlife-Crisis ist für mich ein klares Indiz dafür.
Die alte Frage der Quantität und Qualität erhält dadurch eine neue Bedeutung.
Ich habe gelernt bzw. lernen müssen, daß es sich mehr lohnt, sich intensiver mit dem jetzt zu befassen und sich Zeit zu nehmen für das was man aufgrund der langsameren Gangart wahrnimmt. Für mich ist so weniger in Wirklichkeit mehr.
Das Nachjagen nach Erfolgen hat einen Preis. Es kostet unsere Lebenszeit und mindert unsere Lebensqualität erhöht unsere Fehlerrate und mindert somit die Effizienz. Zumindest ist daß das Ergebnis meiner eigenen Erfahrung.

--
yankee
omaria
omaria
Mitglied

Re: Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich
geschrieben von omaria
als Antwort auf yankee vom 08.02.2008, 11:51:14
Kennt ihr das Sprichwort:
EILE MIT WEILE...???

Und schon in der Bibel steht:
ALLES HAT SEINE BESTIMMTE ZEIT!
(Und man/frau sollte sie sich nehmen!!!)

Und dann gibt es doch noch die Geschichte vom Rabbi,
der sich über unsere "Eile" Gedanken macht...

Manchmal kommt man/frau im Schneckentempo weiter, als im Supersprint!

meint: omaria
angelottchen
angelottchen
Mitglied

Re: Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf omaria vom 08.02.2008, 12:32:59
....es ist schon merkwürdig, wie die Menschen sich von der Zeit kasteien lassen und je präziser sie die Uhrzeit bestimmen können, umso schneller rast ihnen die Zeit davon ...

Zeit ...
am schönsten sind für mich immer Fahrplanangaben wie "14:09" oder "17:38" ...

Ich hatte das grosse Glück, unter anderem auch eine längere Zeit im südlichen Afrika - vor allem in Zimbabwe - zu verweilen. Die wenigsten Menschen dort können die Uhrzeit ablesen und Zeit wird ganz anders definiert als in unseren Breitengraden ... man trifft sich kurz nach dem Höchststand der Sonne oder direkt nach Sonnenuntergang, der Arbeitstag ist beendet, wenn die Sonne untergeht und ein Marktstand schliesst, wenn er seine Waren verkauft hat. Busfahrpläne...der Tag wird angegeben und vielleicht noch , ob es vor oder nachmittags ist ..über unsere Fahrpläne kann man dort nur lachen ...

Ich habe lange genug auf der Überholspur gelebt und einen hohen Preis dafür bezahlt, bin zwischenzeitlich wie eine Irre durch meine Karriere geeilt und habe dabei mein Leben auf der Strecke gelassen und als ich dann brutal ausgebremst wurde, habe ich erst einmal die Brocken zusammengesucht ... an Menschen aus dem Berufsleben sind die geblieben, mit denen ich stets so umgegangen bin, als wären es meine besten Freunde ... all die, mit denen man auch mal eine Nacht durchgequatscht hat und wo es in Gesprächen um mehr ging als den morgigen Tag oder den Job ... Eile ist so unwichtig und man sollte sich von ihr nicht geisseln lassen, es sei denn, es geht wirklich um Leben und Tod ..

Man muss lernen, im hier, heute und jetzt zu leben - ohne der Vergangenheit oder der Zukunft zu viel Raum zu geben, das alleine bremst einen auf wunderbare Weise ab und statt zu eilen kann man wieder durchs Leben flanieren, ohne zu viel Müssiggang

++quote++

Achte gut auf diesen Tag,
Denn er ist das Leben -
Das Leben allen Lebens.
In seinem kurzen Ablauf
Liegt alle Wirklichkeit und Wahrheit des Daseins,
Die Wonne des Wachsens,
Die Größe der Tat,
Die Herrlichkeit der Kraft -

Denn das Gestern ist nichts als ein Traum
Und das Morgen nur eine Vision.
Das Heute jedoch - recht gelebt -
Macht jedes Gestern zu einem Traum voller Glück
Und jedes Morgen zu einer Vision voller Hoffnung.

Darum achte gut auf diesen Tag.

(aus dem Sanskrit)

--
angelottchen

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yankee
yankee
Mitglied

Re: Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich
geschrieben von yankee
als Antwort auf angelottchen vom 08.02.2008, 13:12:04
Ja Angelottchen,

das mit den Fahrplänen ist ein gutes Beispiel. Durch meinen langjährigen Aufenthalt in Südamerika, durfte ich den gesünderen Umgang mit Zeit auch kennen und schätzen lernen. Über Termindruck lächeln diese Völker uns tatsächlich nur verständnislos an.
Für mich ist einer der Hauptverursacher vieler Krankheiten der Stress bzw. die ständige Überproduktion von Stresshormonen. Ich hab mal irgendwo gelesen, daß die ständige Überproduktion von Stresshormonen die Reduzierung bestimmter Botenstoffe im Gehirn beeinträchtigen, welche zur Kontrolle der Zellteilungsprozesse benötigt werden. Leider kann ich mich nicht mehr an alle Einzelheiten dazu erinnern.
Diese ständige Eile und dieses Gefühl nach der Uhrzeit leben und handeln zu müssen, macht uns auf Dauer krank. Wir setzen uns selbst unter Druck und verlernen zu Unterscheiden, was wirklich pünktlich erledigt werden muss und was nicht. Gerade in Deutschland ist dieser Pünktlichkeitswahn besonders ausgeprägt. Gesund ist diese ganze Hetzerei jedenfalls nicht.

--
yankee
lotte
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Re: Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich
geschrieben von lotte
als Antwort auf yankee vom 08.02.2008, 14:35:51
Ich finde, dass wir - je älter wir werden - umso mehr den Ort, das Ziel unserer Eile anfragen müssen.
Mir geht es nicht so sehr wie Euch allen ( wenn ich Eure Postings durchlese - interpretiere ich sie so) um die " messbare "hormonell nachweisbare Eile" ( den Stress), sondern mehr um das innere Tempo, in dem wir uns Gewünschtem gegenüber nähern.

Ich denke, ich möchte nicht mehr so oft irgendwohin geeilt sein ( etwas mit allem mir zur Verfügung stehenden Mitteln erreicht haben), um dann zu bemerken, dass es mich kein bisschen weiter gebracht hat.
--
lotte
yankee
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Re: Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich
geschrieben von yankee
als Antwort auf lotte vom 08.02.2008, 15:38:37
Du beziehst dich nur auf meinen letzten Beitrag. Ich habe damit nur noch einen anderen Aspekt in dieses Thema eingebracht, den gesundheitlichen. Man kann dieses Thema natürlich aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln betrachten - psychologisch, philosophisch, physiologisch oder einfach nur aus der eigenen Wahrnehmung und Erfahrung heraus. Das Ergebnis ist in seiner Grundaussage aber immer dasselbe. Eile macht nur da Sinn, wo sie auch wirklich geboten ist. Dies zu erkennen ist der erste Schritt und das eigene Leben dieser Erkenntnis anzupassen dann der zweite Schritt. So stellt sich das zumindest für mich dar und ich habe gute Erfahrungen mit dieser veränderten Lebenseinstellung gemacht.
--
yankee
lotte
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Re: Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich
geschrieben von lotte
als Antwort auf yankee vom 08.02.2008, 15:54:29
Du beziehst dich nur auf meinen letzten Beitrag. Ich habe damit nur noch einen anderen Aspekt in dieses Thema eingebracht, den gesundheitlichen. Man kann dieses Thema natürlich aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln betrachten - psychologisch, philosophisch, physiologisch oder einfach nur aus der eigenen Wahrnehmung und Erfahrung heraus. Das Ergebnis ist in seiner Grundaussage aber immer dasselbe. Eile macht nur da Sinn, wo sie auch wirklich geboten ist. Dies zu erkennen ist der erste Schritt und das eigene Leben dieser Erkenntnis anzupassen dann der zweite Schritt. So stellt sich das zumindest für mich dar und ich habe gute Erfahrungen mit dieser veränderten Lebenseinstellung gemacht.
--
yankee



Zustimmung...

Ich wollte zunächst auch nur auf das, von Dir angesprochene Posting eingehen .... und: ganz Ähnliches sagen ...

auch mir geht es nach der "Entdeckung der Langsamkeit" ( Sten Nadolny) viel besser.

so, wie ich es versuchte, hier auf den Foto einzufangen:

--
lotte

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