Geisteswissenschaft / Philosophie Das Denken

Pat
Pat
Mitglied

RE: Das Denken
geschrieben von Pat
als Antwort auf qilin vom 04.06.2018, 18:16:59
 
Das hoffe ich auch - besonders wenn es um 'menschliche Belange' geht - ich habe da ein Beispiel
im Kopf, ein SF-Roman, den ich vor vielen Jahren mal gelesen habe - da ging es um einen Planeten,
wo die Forscher eine klaglos funktionierende Computerwelt vorfanden, aber keine Spur von den
Erbauern - erst nach längeren Recherchen wurden die fündig - KI hatte das 'menschliche Problem'
sozusagen 'endgelöst': "Was wollen Menschen vor allen anderen Dingen? Sie wollen lange, möglichst
ewig leben, und sie wollen glücklich sein. Das kann aber in der vorliegenden Konstellation nicht
funktionieren - also muss man diese ändern...
" Die lebenden Gehirne wurden vorsichtig entnommen,
in Nährlösung gelegt und mit Glückshormonen vollgepumpt - so lebten sie (fast) ewig und waren die
ganze Zeit unbeschreiblich glücklich... :P

Die Ergänzung menschlicher Gehirne durch Computer haben wir ja schon längst, viele Probleme
wären ohne die schon lange nicht mehr lösbar; sogar Hirn-Computer-Interfaces gibt es bereits -
direkte Hirn-Unterstützung wird schon angedacht - solange der Computer mich nur unterstützt,
habe ich ja auch nichts dagegen Lächeln

() qilin
Mir fällt bei dem Thema immer eine reale Geschichte ein. Wir konnten Anfang 1962, bei einem Schulausflug, eine Computeranlage besichtigen. Da stand ein ganzer Saal voller Kisten, dazwischen immer die Datenspeicher, die eigentlich wie zu groß geratene Tonbandgeräte aussahen. Nach der Besichtigung meinte ein Schulfreund: „ bevor die Dinger uns beherrschen, sollten wir uns unbedingt bemühen, dass wir die beherrschen“. Den Satz habe ich immer noch im Kopf, vielleicht hatte er ihn aus einem SciFi Roman, keine Ahnung,  aber seine Bedeutung hat dieser Satz bis heute nicht verloren.  SciFi haben wir damals natürlich auch gerne gelesen, von Perry Rhodan bis Stanislaw Lem. Später gab es ja auch immer wieder Digital-Horror SciFis wie HAL 9000, der hatte doch die Crew ausgelöscht, weil die ihn abschalten wollten. Die habe ich dann allerdings nicht mehr gelesen, oder im Kino angeschaut, was früher noch SciFi war, rückt doch heute immer näher in unsere reale Alltagswelt.  Lem hatte ja viele Entwicklungen schon vor 50 oder 60 Jahren vorhergesehen, egal ob Gen oder Nanotechnik, Internet, Suchmaschinen,usw.usw.  und wir leben heute schon mittendrin. Er hat sich später dann auch vielmehr mit den Unabwägbarkeiten dieser Entwicklungen befasst, und SciFi kam in die Tonne. Vielleicht klingt der folgende Satz von ihm etwas zu skeptisch:

„Die allgemeine Steigerung der technischen Leistung gehe paradoxerweise mit einem Verfall der Fantasie und Intelligenz der Menschen einher“

ich hatte mir den Satz damals vorsorglich notiert, damit er nicht in Vergessenheit gerät, aber die die Hoffnung noch nicht aufgegeben, ganz so schlimm kommt`s wohl doch nicht. Es ist ja leider ein hochkomplexes Thema, und der Mensch selber ist immer noch das komplexeste Problem dieser Welt, wer da letztlich gewinnt? sobald KI+Roboter uns Auswege aus dem menschlichen Dilemma zeigen können, naja, da würde ich mich freuen, aber wenn durch KI auch noch ein ganz neues Dilemma entsteht, oh weh, was dann?

Vermutlich werden wir ja nur noch Teile dieser Entwicklung miterleben, aber beobachten, darüber nachdenken, und ggf. den nachfolgenden Generationen ausreichend nachdenkliches zu hinterlassen, fände ich schon wünschenswert. Die Digitalisierung, KI, Robotik usw. zieht doch heute schon in praktisch alle Lebensbereiche ein, in der Wissenschaft, Politik, Produktion, Nachrichten, Kommerz, bei Geheimdiensten usw. gilt sie ja eigentlich als der Hoffnungsträger.  Ob sie diese Hoffnungen erfüllen kann???

Zum Abschluss mal ein Aspekt, der bei diesem Thema meist nur ganz am Rande Beachtung findet. Die Energie!! Ich hatte schon mal an anderer Stelle den grössten Internetknoten der Welt (D-CIX) erwähnt, die haben 19 Rechenzentren in Frankfurt verteilt, und sind der grösste Stromfresser der Stadt. Die verbrauchen sogar mehr Strom als der Frankfurter Flughafen, dort werden immerhin ca. 65 Millionen Fluggäste jährlich abgefertigt, und beschäftigt sind dort etwa 80 000 Menschen. Das sollte man dabei auch bedenken, und was die erforderlichen Rohstoffe angeht, keine Ahnung, aber ganz sicher auch ein stetig wachsendes Problem.

Entschuldigung für die späte Antwort, bin derzeit etwas neben der Spur, Todesfall
im engeren Freundeskreis.

Pat
Syrdal
Syrdal
Mitglied

RE: Das Denken
geschrieben von Syrdal
als Antwort auf qilin vom 18.04.2018, 20:36:05
Ein interessantes Thema... Ob es je wirklich „denkende“ Maschinen geben wird, wage ich in aller Bescheidenheit zu bezweifeln, aber es gibt heute längst Maschinen, die wesentlich schneller als der Mensch „kombinieren“ können, weil sie durch (technischen) Zugriff auf weit mehr Informationen, als es dem menschlichen Gehirn möglich ist, durch Ver- und Abgleich in ungemein hoher Geschwindigkeit eindeutig richtige Ergebnisse darzustellen vermögen. Dass es dabei duchaus zu (vermeintlich) erstaunlichen Ergebnissen kommen kann, ist nicht auszuschließen, ist letztlich aber nichts weiter als simple Mathematik. Und das betrifft auch den Bereich, den wir Emotion nennen. – Alles, aber wirklich alles muss vorerst jedoch durch ein denkendes Wesen (Mensch) ein-programmiert werden. Die Maschine hat lediglich das (programmierte) Vermögen, die irgendwann eingegebenen Daten in tausenfältiger Weise zu vergleichen, abzugleichen, anzunehmen oder zu verwerfen und somit letztlich durch die Ja-Nein-Entscheidung zu einem Ergebnis in Form von Algorithmen zu gelangen. (Deshalb auch die wilde Jagd verschiedenster „Nutzer“ nach persönlichen Daten.)
 
 
Was diese „Hochleistungs-Ver-und Abgleichmaschine“ (Computer mit sog. KI, die aber nur ein TI /technische Intelligenz ist) nie können wird, ist die Entscheidung, dass ihr der Mensch (solange es ihn noch gibt) die Energiezufuhr abschaltet. Und in diesem Moment ist, so „denke“ ich, Schluss mit KI, meint
Syrdal
 
(Es kann aber alles auch gaaaanz anders sein...)
arno
arno
Mitglied

RE: Das Denken
geschrieben von arno

Moin,

Denken ist Informationsverarbeitung und die Vorstufe des Wissens.

Denken ist existenzielle Tätigkeit, die unser Überleben sichert.

Die Gedanken sind frei. Deshalb sind Denkverbote und Dogmen größter Blödsinn!

Denkverbote, wie die blödsinnigen religiösen Dogmen und die blödsinnige religiöse Prägung, 

sichern immer nur das wirtschaftliche Überleben der Denkverboterlasser.

Denkverbote haben immer  die menschliche Entwicklung blockiert!

Über Denkverbote wird Macht auf Abhängige ausgeübt.


Denkverbote sind größter Anreiz, Verbote nicht einzuhalten.

Gruß arno


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Karl
Karl
Administrator

RE: Das Denken
geschrieben von Karl
als Antwort auf Syrdal vom 08.06.2018, 01:04:20

Syrdal
Ob es je wirklich „denkende“ Maschinen geben wird, wage ich in aller Bescheidenheit zu bezweifeln, aber es gibt heute längst Maschinen, die wesentlich schneller als der Mensch „kombinieren“ können, weil sie durch (technischen) Zugriff auf weit mehr Informationen, als es dem menschlichen Gehirn möglich ist, durch Ver- und Abgleich in ungemein hoher Geschwindigkeit eindeutig richtige Ergebnisse darzustellen vermögen.

Lieber Syrdal,

Du schreibst selbst "Es könnte ganz anders sein". Bei Deinem obigen Text stellt sich mir die Frage "Ist menschliches Denken etwas anderes? Wie ist menschliches Denken anders? Wie entscheiden wir uns zwischen Alternativen?"

Die heutige Neurowissenschaft geht davon aus, dass unser Denken Informationsverarbeitung ist und es gibt als ganz großen Megatrend eine Konvergenz zwischen Neurowissenschaften und Informationstechnologien. Biologischen Systemen nachempfundene, Informationen parallel verarbeitende neuronale Netze liegen den heute eingesetzen KI-Systemen immer mehr zugrunde und selbstlernende Algorithmen lassen maschinelles Lernen und menschliches Lernen sich immer ähnlicher werden, nur das maschinelle Lernen geht um Größenordnungen schneller.

Karl
Syrdal
Syrdal
Mitglied

RE: Das Denken
geschrieben von Syrdal
als Antwort auf Karl vom 11.06.2018, 09:19:02
Lieber Karl,

freilich ist das alles richtig, was Du zu meiner bescheidenen Einlassung auf das Thema „Denken“ geschrieben habe. Dennoch wird menschliches Lernen (Denken) – so meine ich – bei aller fast kongruenten Ähnlichkeit nie zu 100 % einer (technischen) Maschine gleichzusetzen sein, selbst wenn diese auf vielen Gebieten weit leistungsfähiger (schneller) ist, als das menschliche Gehirn. – Parallelen bleiben auch in der Unendlichkeit Parallelen, selbst wenn wir diese nicht mehr zu erkennen vermögen. Das ist nun mal ein unbestechliches Gesetz. Und so bleibt ein denkendes (lebendiges) Gehirn stets ein solches und wird nie zur technischen Maschine, auch dann nicht, wenn man in der Lage sein wird, ein Gehirn nachzubauen. (Klonen kann man es ja schon, aber auch da bleibt ein lebendiges Gehirn nichts anderes, als eben ein solches und ist keine Maschine.)
 
Über all dieses werden sich wohl einschlägige Spezialisten und Wissenschaftler noch lange den Kopf (das Gehirn) zerbrechen. Sollen sie mal machen! Nur ist zu hoffen, dass am Ende nicht ewas steht, das dann nicht mehr zu beherrschen ist. Das bleibt nun vorerst abzuwarten, meint
Syrdal
sarahkatja
sarahkatja
Mitglied

RE: Das Denken
geschrieben von sarahkatja
als Antwort auf Syrdal vom 11.06.2018, 12:56:02

Also entfernt sich der forschende, intelligente Mensch immer weiter
von der Masse. Was bleibt am Ende? Ein gehirnloses ,
unvermögendes Volk, das nicht mehr in der Lage, oder aus Faulheit nicht willens
ist, die eigene Möglichkeit zum Denken zu benutzen?
Wieviele Gedanken stoßen uns auf unserem Weg das nächthöhere Ziel zu erreichen,
in verschiedene Richtungen? Oft ungewollt und doch mit Erkenntnis?
Ich bin sicher, daß alles versucht wird, das Menschenmögliche auch zu errreichen.
Doch wird es irgendwann wieder ein Einsehen geben, daß nicht alles, was möglich ist,
auch zum Nutzen der Menschen und ihrer Entwicklung ist.
Zur Unterstützung sage ich „ja“ aber niemals zum vollkommenen Ersatz.
Zu was der menschliche Geist fähig ist erleben wir täglich.




 

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arno
arno
Mitglied

RE: Das Denken
geschrieben von arno
als Antwort auf sarahkatja vom 16.06.2018, 20:36:53

Moin, sarahkatja,

der forschende, intelligente Mensch lebt nicht auf einer isolierten Insel.
Die Folgegenerationen dieser Eliten kommen aus dem "hirnlosen
unvermögendem Volk".
Dieses "hirnlose unvermögende Volk" verfügt auch ohne Hochschulstudium
über eine Schwarmintelligenz, die sie vor den Machenschaften der Eliten schützt.

Die Ziele der Eliten sind nicht die Ziele des "hirnlosen unvermögenden Volkes".

Gedanken werden gelenkt.

Gruß arno
 


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